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so war die Milderung seines Verhaftes eine ganz natürliche Folge davon, nicht aber eine Wirkung bes Schreckens seiner Feinde, wie Comenius will, die das einmahl gesprochene Urtheil so wenig mils dern als schärfen konnten. Genug, Kotter ward eine Stunde lang an den Pranger gestellet, mit der Ueberschrift: „Das ist der falsche Prophet, ,,dessen Prophezeyungen nicht eingetroffen sind,,, and ward darauf bey Lebensstrafe aus allen fais serlichen Staaten verwiesen. Wer das obige ers wåget, wird dieses Urtheil sehr glimpflich finden, zumahl in den damahligen Zeiten, da die Pros testanten in den kaiserlichen Staaten nur leider zu viele Elöße gegeben hatten.

Kotter ging hierauf nach der Laufit, wo ihm einige von Adel das Gnadenbrot gaben. Er hatte zwar 1629 noch ein Paar prophetische Anwandelungen; allein, weil vermuthlich nies mand mehr darauf achtete, und selbst seinen Freunden aller Glaube an seine Prophezeyuns gen vergangen war, so ftellete er das Handwerk ein, und ledte viele Jahre lang in der Dunkelheit, bis er endlich -1647 starb. Wenn ich fage, daß selbst seine Freunde allen Glauben an seine Prophezeyungen verloren hatten, so neh me ich den Comenius aus, der, wie ich schon gesagt habe, fie bis an sein Ende für göttlich Hielt, und tausend, fromme Chicanen ersann, ihre Ehre zu retten. Vorzüglich lustig ist es, wie er die von Kottern bestimmten Jahre 1621, 1622, 1623 und 1624 in welchen die Wieder

Herstellung Friedrichs, die Befreyung Böhmens von dem Drucke des Hauses Desterreich, und die Bekehrung der Türken erfolgen sollte, zu erklä ren sucht. Er zählt die, darin befindlichen eins zelnen Zahlen so lange und auf so verschiedene Art zusammen, bis er eine Zahl herausbringt, die sich auf irgend etwas von Kottern halb angedew tetes ziehen läßt. So geben die vier 6, wenn fie neben einander geseßt werden, die Zahl 6.666; eine 6 weggeworfen, so bleibt die geheimnißvolle apokalyptische Zahl 666 übrig; eine 1 davor ges segt, denn auf dergleichen Wegnahmen und Zus fåße tommt es einem Schwärmer nicht an, gibt 1666; folglich ist 1666 das große Jahr des Herren, in welchem der Antichrist gestürzet, und der Papst ausgerottet werden soll. Und das schrieb der Fantast noch 1665. Man sehe sein Judicium de Praedictionibus Chrifto. Kotteri Hinter dessen Prophezeyungen.

Kotters Prophezeyungen sind mehrmahls gedruckt worden. Zuerst erschienen sie 1625 zu Pirna in Böhmischer Sprache nach Comenii Uebersehung. Deutsch kamen sie mit der Poniatowa Weissagungen unter dem Titel: Zwey Wunder Tractatlein, deren das erste begreiffet Englische Erscheinungen und Reden Chris stoph Kottern u. f. f. ohne Meldung des Ortes, 1632, in 4 heraus, worauf der bekannte Schwärs mer Benedict Bahnsen sie zu Amsterdam, 1664, in 8 wieder auflegen ließ. Comenius übersetzte fte auch in das Lateinische und gab sie nebst des

Drabicii und der Poniatowa Prophezeyungen vier Mahl heraus, und zwar am vollständigsten in seinem Luce e tenebris, Amsterdam, 1665, 4, von welchen Ausgaben ich schon in seinem Leben im ersten Theile dieses Werkes das nöthige ge= sagt habe.

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66. Christina Poniatowa,
eine Prophetinn.

a diese den Faden da aufhob, wo Kotter' ihn niederlegte, so schließt sie sich billig auch hier an ihn an. Ihre Geschichte ist in mehr als einer Rücksicht merkwürdig. Besonders fiehet man daraus, wie wenig Feinheit-bey gewissen herrschenden Vorurtheilen erfordert wird, dem plumpesten Betruge ein Ansehen zu vers schaffen. Leider ist Comenius in seinem Luce e tenebris auch hier die einzige Quelle, aus wels cher alle übrigen geschöpft haben, und da kann man denn leicht denken, daß er alles wird vers schönert, und zum Vortheil seiner Heldinn ges drehet haben. Indessen gucket der Betrug doch überall vor, und wir würden davon noch mehr überzeugt werden, wenn die Auffäße derjenigen Aerzte, welche die Nårrinn untersuchten und zum Theil in der Cur hatten, wären bekannt ger macht worden.

Christina Poniatowa von Duchnick war die | Tochter eines protestantischen Geistlichen in Böhr men, Julian Poniatow, oder nach PohlnischerSitte Poniatowsky, welcher ein geborner Kas tholik von Adel aus Pohlen war, auch eine Zeit lang in einem Kloster: Orden gelebt hatte, aber hernach zu den Protestanten übergetreten war, und weil er sich in Pohlen nicht sicher befand, nach Böhmen ging, wo man ihm eine Prediger stelle, vermuthlich zu Duchnick, anvertrauete. Als die evangelischen Geistlichen vermöge des Bes fehles von 1624 das Land råumen sollten, viele aber im Vertrauen auf Kotters Prophezeyungen im. Lande blieben, und sich bey ihren Glaubensgenossen verbargen, hielt sich Voniatow heimlich in Prag auf. Als aber auch 1627 der. Adel verbannet wurde, so nahm der Burggraf von Mähren, Carl von Zerotin, denselben als seis nen Bibliothekar zu sich, und da seine Frau bez reits verstorben war, so that er seine älteste Toch ter Christinam, welche 1610 geboren war, folgs lich damahls etwa 16 Jahr alt war, zu der Freyherrinn Engelburg von Zelfing, welche auf ihrem Schlosse Branna, nicht weit von dem Ursprunge der Elbe wohnte.

Christina tam im October 1627 zu dersels ben, allein schon im folgenden Monathe fingen sich ihre Erscheinungen und Offenbarungen an. Sie sollte den 12ten Nov. der Freyherrinn etwas Hohlen, und als sie dabey die Augen von unges får auf den Himmel warf, so glaubte sie etwas

Da

an demselben zu sehen, was einer großen Ruthe oder einem Besen glich, der von Mitternacht nach Mittag gerichtet war. Sie erschrack dars über, lief zurück und rief mehrere Personen hers bey, das Wunderzeichen mit anzusehen; allein, als diese kamen, war dasselbe schon verschwuns den. Acht Tage darauf, nåhmlich den 19ten Nov. ward sie gefährlich krank, da denn die Freys Herrinn einen Arzt aus Arnau, den Michael Li= bavius, einen Sohn des bekannten Chymikers, Andreas Libavius zu Halle, hohlen ließ. dessen Hülfe nicht sogleich anschlagen wollte, so schickte die Freyherrinn zu einer ihrer Freundins nen, der Esther von Wchysik, Baronesse von Sadov, und da man glaubte, daß die Kranke sterben würde, so ließ sie auch ihren Geistlichen, den Johann Stadius hohlen, der aber ein wes nig entfernet war, daher er erst einige Tage dars auf kommen konnte. Zum Unglücke war Fant tast Comenius in der Nähe, der denn darüber zukam, und der Sache sogleich die schöne Wens dung gab, welche sie wirklich bekam. Ihm zu Folge bekam die Kranke nach vorhergegangenen Schmerzen im Unterleibe von Zeit zu Zeit kurze Ohnmachten, in welchen sie entweder wie todt da lag, oder allerley Fantasien hatte. Den 22ften Nov. befand sie sich in einer solchen Ohnmacht in einem weitläufigen Gebäude, in wels chem ein schön gedeckter Lisch mit einem Palm; zweige lag. Ein weiß gekleideter Knabe nahm dens felben weg, und zeigte ihr dafür eine schöne gol

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