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Stube trat, fing es in ihrem Leibe wieder an zu schluckzen, es drehere die Angen in dem Kopfe herum und fing an Hack! Hack! zu schreven. Aber Seldte stimmete mit den Anwesenden das heroische Lied Luthers, eine feste Burg u. f. f. und darauf Ristens herzbewegliches Lied : 0 Ewigs, keit du Donnerwort u. f. f. an, welches dann den Teufel so verdroß, daß er auch anfing zu murren, und inwendig, ohne Bewegung der Zunge und der Lippen des Kindes, aus ihr zu res den: ich kanns nicht leiden! ich mags nicht hds ren!,, Da nun der Teufel auf diese Art bestätis get war, so ward das Mädchen noch denselben Tag wieder nach Wetschgershausen gebracht, und da man bey einem See vorbey mußte, in wels chen der Teufel das Kind zu stürzen drohete, fø ward den Führern befohlen, die sorgfältigste Aufs ficht auf dasselbe zu haben.

Indem nun der Stadtpfarrer Seldt mit seinen beyden Collegen zu Crailsheim alle Anstals ten zur Hauptjagd machte, war der Pfarrer Bauer zu Betschgershausen auch nicht müßig den Teufel durch kleine Neckereyen im Athem zu erhalten. Allein, er war ihm zu leicht; denn der Teufel gab nichts auf ihm, sondern fing viels mehr lauter leichtfertige Håndel an. Bald tlett terte das Kind wie ein Bock an die Wände und Fenster; bald fündigté es Leute an, die noch eine

halbe Meile davon waren, und wir he

bald drohete er, daß er die Fenster einstoßen wollte, so daß man sie nicht wieber sollte machen

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topnen. Wenn man dem Teufel mit dem Stadts pfarrer in Crailsheim drohete, so sagte er: „ich ,,will nicht hinein! ich will in einen See; ich ,,trau dem Pfarrer nicht; ich muß heraus!,,! Bald sprang es die Treppe so schnell hinauf, daß man es kaum erhalten konnte, und dann sagte das Mädchen, daß der Teufel sie habe zum Laden herunter, stürzen wollen. Bald biß sie sich in die Finger, bald lief. fte zur Wiege, stieß mit Fingern auf das kleinste Kind, seßte ihm auch wohl ein Messer auf das Herz, und was ein leichtfertiges Dorfmådchen, dem man einmahl die Idee von der Besißung in den Kopf gesetzt hatte, für Possen mehr machen konnte. um Den 12ten Nov. ward sie endlich völlig nach Crailsheim gebracht, und in das Hospital elnquartiret, und nun fing Stadtpfarrer Seldt mit seinen beyden Collegen Johann Fridrich Spengler, und M. George Caspar Zinck, das Possenspiel an. So bald sie ankam, ward sie in die Kirche geführet; allein sie wollte weder bethen, noch nieder knien, noch singen, und wenn fie schon das Geficht zum Altare kehrete, so merks te sie doch auf nichts, sondern gaffte herum, ges rade wie ein einfältiges Kind von dem Dorfe, wenn es zum ersten Mahle in eine Stadtkirche tommt, zu thun pflegt. Was aber die Gegens wart des Argen auf das unwidersprechlichste bes wies, war dieses, daß er die auf dem Chore vers steckten Leute entdeckte, ob man gleich die Kirche verschlossen und niemand hinein zu lassen befoh,

len hatte. Ein nur Halbfluger wurde to aleichs darauf gefallen' seyn, daß das Mädchen das bey dem Herumgaffen leicht selbst hätte gewahr wer den können; allein Se dr erkläret es so, daß der Teufel dadurch sein Gebeth zu stören, und ihn in der Andacht zu hindern gesucht. Allein et erreichte seine Absicht nicht; der Beschwdrer hats te schon ein halbes Dußend Gebethsformeln zum voraus entworfen, und bethete selbige, ohne sich von dem Schalke irre machen zu lassen, laur her, und seine beyden Collegen, die neben ihm knies ten, Sprachen sie leise nach.

So ging es nun alle Tage, des Vormittags in der Kirche, und des Nachmittags in dem Hori pitale; allein der Teufelsbanner konnte nichtsTM weiter aus dem Bösen bringen, als daß er murrs të und grunzetë. Als man aber dem Kinde den Nahmen Jesus wohl zwanzig bis dreyßig Mahl" in die Ohren schrie, da fing er an zu roben, daß man das Kind auf beyden Seiten hatten mußte, biß auch um sich, aber doch so behutsam," daß " er niemanden Schaden zufügte.

Den 16ten Nov. zielte das Mädchen vor dem Altare mit dem Finger auf den Stadtpfars rér, als wollte es ihn erstechen. Aber dieser rief mit heldenmüthiger Stimme aus:,,Srich hin!! „Stich her! With hin! With her!TM Tob nur fort und fpringe, ich freh hier und finge, in gar fichrer Ruh!,, um ihn noch mehr zu krån ten, wurde auf der Stelle ein halbes Dußend Lieder, als Eine feste Burg, Gott der Vater

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wohn uns bey, Troß dem alten Drachen, u. f. f. gesungen. Oft war das Mädchen ruhig und gelassen, und redete ganz vernünftig; aber so bald der Geistliche vom Bethen anfing, so fing fie an mit den Händen zu zittern, und der Teus fel rufte Hack! Hack! aus ihr,

Seldt hielt den Teufel, der das Mädchen, beseffen hatte, für einen Bauchredner, weil er mit grober Stimme aus ihr sprach, ohne daß man sie ihre Lippen bewegen sahe. Es ist bes kannt, daß es in åltern und neuern Zeiten Bauchs redner genug gegeben, und eben so bekannt ist, daß dazu nur ein geringer Kunstgriff ohne alle Beyhülfe des Teufels erfordert wird. Konnte sie wirklich so etwas, so ist glaublich, daß sie von ihren Weltern zu dieser Gaukeley abgerichtet wors den, daß folglich die ganze Sache halb Krantheit und halb vorseßlicher Betrug war. Aber fie muß ihre Rolle noch sehr ungeschickt gespielt haben, weil Seldt selbst versichert, daß der Teus fet sehr unvernehmlich aus ihr geretet habe, das her fie es immer selbst verdollmetschen müssen; ein Umstand, der wenigstens die Dummheit und Leichtgläubigkeit der drey Geistlichen ganz unvers zeihlich macht, wenn man auch den Gedanken, zu unterdrucken sucht, daß sie den Betrug wiss fentlich unterhalten haben. Das Mädchen oder ihr Mentor mochte endlich selbst merken, daß die Bauchsprache nicht lange Stich halten möchte, daher sie dieselbe aufgab, da denn der Teufel mit Annehmung der gröbsten Mannsa.

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stimme nunmehr vernehmlich aus ihrem Munde redete. Aber alles was er sagte, ist so dumm und einfältig, daß ein jedes achtjähriges Bauers mädchen es gewiß auch sagen kann. 3. B. wenn Pfarrer Seldt im Hospitale mit ihr bethete, so schrie fie: Leut drauß, Leut drauß; und wenn man nachsahe, so standen wirklich Leute an der Thür und horchten. Ließ man sie herein koms men, und eine oder die andere Person weinte vor mitleidiger Andacht, so rief der Teufel? die greint! Sehr merkwürdig ist es dem Pfare rer Seldt, daß wenn das Kind seine guten Stunden gehabt, und ganz ruhig geschienen, und man nach dessen Zustand gefragt, es sogleich' angefangen, mit den Händen zu zittern, Hack! Hack! zu schreyen, die Augen zu verdrehen, und erstarret da zu fißen; bis der Vater sie gerüttelt, da sie denn wieder zu sich selbst gekommen. Ein paar derbe Streiche mit einer Ruthe, würz den sie noch eher zu sich selbst gebracht haben.

Den 19ten Nov. wollte das Mädchen in der Kirche anfangen zu bethen; allein der Teufel litte es nicht lange, sondern plagte sie mit seinem Hack! Hack! Den Nachmittag kam der Vater mit ihr zu dem Geistlichen in das Haus, und da er eine Zeitlang in dem Vorsaale warten mußte, fing sie an zu grunzen, wie eine ganze Herde Saue, und als Seldt darauf hinaus ging, so troch sie auf allen vieren auf ihn zu, so daß der Bater sie auch zurück reissen mußte.

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