Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

59. Mich. Theodofius Seldt,

ein Teufelsbanner.

der vielmehr ein geißlicher Wurm - Doctor, denn, der Teufel, welchen er austrieb, war

weiter nichts als —— ein Spulwurm. Es ist mir von ihm weiter nichts bekannt, als daß er Stadtpfarrer und Decanus in Crailsheim, einer nicht unbedeutenden Stadt im Anspachischen war, und daselbst 1680 diese Farße aufs führte, und damit sie, zu seinër und seines Jahrhundertes Schande, nicht in Bergessenheit gerai then möchte sie durch ein Buch von 30 Bogen verewigte *). Da diese Geschichte unter der vielen dieser Art der auffallendste Beweis von dem wahnsinnigen Unfuge ist, welcher ehedem mit den so genannten Teufeleyen und Besißuns gen getrieben wurde, so will ich mir die Mühe nicht verdrießen lassen, sie aus ihm in das Kurze zusammen zu ziehert.

[ocr errors][ocr errors]

*) Daemon engaftrimythos, f Ventriloquus, ftatione fua dejectus, imo expulfus, ➡ d. i. der in einem achtjährigen Mägdlein, auf Schlant genart einschleichend, bald auf Hand und Fü Ben kriechend, bald auf ihrem Lelbe murmlens und wisplend, doch durch Gottes Finger auf fort und aufgetriebene Mord, und Marters teufel. Ulm, 16841

[ocr errors]

.

ཨིཏྟཾ

Das achtjährige Mädchen, welches die Hauptperson in diesem Possenspiele war, Agnes Catharina Schleicherinn, war die Tochter Jos hann George Schleichers, Echulmeisters in Wetschgershausen bey Crailsheim. „Nachdem ,,dieser,,, hebt Pfarrer Seldt seinen Spruch an, ,,turze Zeit nach einander ziemlichen Schaden in ,,feiner Haushaltung gelitten, so daß bald den ,,Kühen die Milch entzogen, bald die ihnen ge laffene Milch zum Buttern unbrauchbar gez macht, bald die Schweine ertödtet, bald alles Federvieh an-Hühnern verlähmet und erwürs get:,, so war es denn wohl augenscheinlich, daß der Gott sey bey uns! sich einmahl eine Lust machen wollte, den Schulmeister, als ein auss erwähltes Rüstzeug der Kirche in Mitschgershaur fen ju plagen. Der Beweis ward noch handz greifflicher als er sich endlich gar an die Tochter Dieses theuren Mannes machte. 10% on

*

Das Mädchen klagte einmahl des Morgens seiner Mutter, daß etwas über sie hin gerauscht wåre, als wenn es in sie hinein schliefen wollen, daher sie auch stark schlingen müssen. Man suchte es ihr anfänglich aus dem Sinne zu reden, und behauptete, daß es ihr geträumet habe; als lein es ereigneten sich gar bald solche Umstände, welche den ungläubigen Ueltern den Glauben in bie Hand gaben. Denn, (ich behalte hier des Pfarrers eigene Worte,) bekam das Mädchen den Schlackzen, welcher start auf einander ging; a. fing es in ihrem Bauche an, auf Art einer

113

Turteltauhe zu rockußen; 3. stieß das Kind mit ganzer Macht und starker Stimme das Wort Hack! Hack! Hack! Absahweise aus; dann 4. schluckzete es wieder 395. fing es an, mit den Augen zu blinzeln; 6. fiel es auf die Erder 7 biß es sich wund; 8. trieb es ihr den Bauch auf 9 tam es vom Bauche zum Herzen, wets ches so ausgespannt wurde, daß man fast alle Gebeine zählen konnte. ~ Dann lag es 10. wohl eine Viertelstunde wie todt, bis der Teufel mit einer grob angenommenen Stimme aus ihr zu reden anfing: laß mich gehen; wobey er denk auch wohl anfing, besondere Umstände zu entdes cken, und einmahl sagte: ich weiß wohl, wie ich in das Kind gekommen bin; die

hat

mich zu Nachts in einem Apfel hinein gebracht, welchen sie dem Kinde in das Maul geschoben, Da bin ich als ein kleines Bürmlein daran ge= hangen, nun aber bin ich größer geworden.

Es ist bey nahe unbegreifflich, wie groß die Macht eingewurzelter Vorurtheile zu gewissen Zeiten ist. Fast alle diese Zufälle waren so, daß fie von Warmern herrühren konnten, und der Erfolg zeigte, daß diese wirklich der Teufel was ren, der das Mädchen besessen hielt. Allein die Unwissenheit des Landvolkes, welche ohnehin jede ihr unbegreiffliche Wirkung für die Wirkung eines guten oder bösen Wesens hielt, rieth gleich auf Hererey, machte dadurch die Einbildungs kraft des Kindes rege, welches denn aus findis schem Muthwillen das Spiel erweiterte und vers

J

[ocr errors]

Ist

schönerte. Ist an der Geschichte mit dem Apfel etwas Wahres, so war derselbe vermuthlich wurmstichig; das Kind betam aus Versehen eis nen Wurm mit zu essen, und bildete sich nach= mahls ein, daß das der Teufel sey, der ihm in den Leib gezaubert worden. So groß die Un>

wissenheit auch auf dem Lande zu feyn pflegt fo mochten doch einige so vernünftig seyn, daß sie diese Zufälle für eine natürliche Krankheit hielten, und auf die Epilepsie riethen. Aber, anstatt eis nen vernünftigen Arzt zu Rathe zu ziehen, nahm man seine Zuflucht zu bekannten Hausmittelchen wider das böse Wesen, und da diese nicht helfen wollten, so machte man sehr weislich den Schluß, daß bey diesen Umständen die geistliche Quacksals berey das beste thun müßte. Der erste, der sein Heil an dem Teufel versuchte, war der Geistliche des Ortes, Johann Bauer, Senior des Kapituls zu Crailsheim, welcher seine ganze geistliche. Apotheke an dem Mädchen erschöpfte, aber da nichts anschlagen wollte, die Sache nach CrailsHeim meldete, da sich dann der Stadtpfarrer und Decanus Seldt sogleich willig finden ließ, das Abenteuer mit seinen beyden Collegen zu bes stehen.

Diefer, ging dabey nach allen Regeln der Kunst zu Werke, und um den Teufel, erst zu res cognosciren, so ließ er das Mädchen den 28sten Oct. 1680 zu sich in das Decanat Haus brins gen, wohin er auch die zwey übrigen Geistlichen des: Ortes: beschied. · Als das Mädchen in die

« ZurückWeiter »