ZEITSCHRIFT TA DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE. no.25-52 Nr. 25. Sonnabend, den 22. Juni 1901. Band XXXXV. 889 Von 890 Inhalt: Baukonstruktionen der Manhattan · Hochbahn in New York. Von Bücherschau: Bei der Redaktion eingegangene Bücher. UeberF. Müller v. d. Werra 865 sicht neu erschienener Bücher Die Weltausstellung in Paris 1900: Hebemaschinen. Zeitschriftenschau Kammerer (Fortsetzung). 874 Rundschau: Die Weltausstellung in Paris 1900: Natürliche Hülfs. Der Wettbewerb um den Entwurf einer Strassenbrücke über den quellen und Entwicklung der kanadischen Industrie (Schluss). Neckar bei Mannheim. Von C. Bernhard (Fortsetzung) Studien - Gesellschaft für elektrische Schnellbahnen. (hierzu Textblatt 9) 883 Kongress für gewerblichen Rechtsschutz. Klapp boot. Hamburger B..V. 886 Verschiedenes Lenne-B..v. 887 Patentbericht: Nr. 118197, 116528, 117499, 117498, 118914, Niederrueinischer B.-V, 887 118164, 118237, 117607, 116512, 116153, 117344, 116567, Tnüringer B..V.: Die Thütigkeit des Gasgewinde-Ausschusses 887 117389, 116442, 117365, 116634, 116187, 117319, 117362, Württembergischer B. V.: Die Feier zum Andenken Robert Mayers 116190, 116398, 117366, 116237, 116403, 116235, 116282, in Heilbronn 887 116163, 116309, 116169, 117443 Verein far Eisenbahnkunde 888 Zuschriften an die Redaktion: Die richtige Knickformel (hierzu Textblatt 9) 893 896 898 Baukonstruktionen der Manh:attan-Hochbabin in New York. Von Fritz Müller von der Werra, Bauingenieur in Berlin. Fig. 1. 125 Str sn Park Der wechselnden Flut und Ebbe vergleichbar ergiesst sich tan Railway Company zu bewältigen, welche nach Fig. 1 die tagein, tagaus frühmorgens der Strom der New Yorker Ge- Stadt in vier nahezu parallelen Strängen durchzieht. Von der schäftswelt in die untere Stadt, das Geschäftsviertel, um nach genannten Verkehrsziffer entfallen auf die Manhattan - Hochgethaner Arbeit am Spätnach bahn zwischen 175 und 180 mittage den in den nördliche Millionen beförderte Personen ren Stadtteilen belegenen im Jahr. Wohnstätten wieder zuzueilen. Die ersten Strecken der Dieser einseitige, aber darum Manhattan-Hochbahn entstandesto gewaltigere Verkehr wird den im Anfang der siebziger einmal durch die langgestreck Jahre, zu einer Zeit, als der te schmale Gestalt der Man Eisenbau noch in der Entwickhattan-Insel und der Bronx lung begriffen war, ErfahrunHalbinsel, auf denen die Stadt gen auf dem Gebiete des EisenNew York liegt, bedingt, an hochbahnbaues aber überderseits dadurch, dass das haupt noch nicht vorlagen. Wachstum der Stadt nur in Die Suburban Rapid Transiteiner Richtung, nach Norden Linie jedoch, die nördliche hin, erfolgen kann. Unter Fortsetzung der beiden östlidiesen eigenartigen Bedin. chen Stadtbahnlinien, s. Fig. 1, gungen hat sich von Jahr zu wurde Ende der achtziger Jahr zunehmend in New Jahre ausgeführt, wird heute York ein Massenverkehr ent noch weiter ausgebaut und wickelt, wie er heutzutage von lässt, was Gesamtanordnung keiner Stadt der Welt auch und Einzelheiten anlangt, die nur annähernd erreicht wird. Grundregeln erkennen, nach Die folgenden Zahlen mö denen der moderne amerikagen dies vergleichsweise ver nische Eisenkonstrukteur ar* anschaulichen und belegen. beitet. Nach dem Bericht der United Bei der folgenden BetrachStates Interstate Commerce tung der wichtigsten Bauwerke Commission wurden im Jahre der Manhattan-Hochbahn, de1898 innerhalb der Gren ren Entwurf und Ausführung zen der Vereinigten Staaten zumteil, wie gesagt, bis zu 501 066 681 Personen durch 30 Jahren zurückliegen, kann die Eisenbahnen befördert. Im es nicht überraschen, wenn Jahre 1899 wurden die Hoch hier und da Anordnungen anund Strassenbahnen von New getroffen werden, die heute in York von 528 228 437 zahlen konstruktiver Beziehung als den Personen benutzt, oder überlebt gelten und deren Bevon 5,4 vH mehr, als auf den schreibung kaum mehr als geEisenbahnen der gesamten schichtlicher Wert innezuwohUnion in einem Jahre beför Wiliamsburg nen scheint. Vergegenwärtigt dert wurden. man sich jedoch, dass manche Diesen ungeheuern Ver dieser Konstruktionen, die kebr sucht neben einem weit Nary.Yard trotz der ihnen anhaftenden verzweigten Netz von Strassen Mångel bis auf den heutigen bahnen die rd. 50 km lange Tag ihren Zweck erfüllt haben, Hochbahnanlage der Manhat Brooklyn ein wertvolles Anschauungs deutscher Ingenieure. 150*150*150*1507 New York ursprünglich nicht in der Verwaltung nur einer Gesellschaft vereinigt war. Es sollen nunmehr nach einander die Säulen, die Querträger und die Långsträger betrachtet und bei der Besprechung der Einzelheiten in besonderen Fällen auch ähnliche konstruktive Lösungen moderner nordamerikanischer Bauwerke zum Vergleiche herangezogen werden. Sehr ausgiebige Verwendung hat die sogenannte Phönixsäule gefunden. Sie besteht aus 6 Ringstücken von einer Wandstärke bis zu 30 mm, die durch 21 mm starke Heftniete zu dem in Fig. 2 abgebildeten Querschnitt von rd. 30 cm Dmr. vereinigt sind. Die Säulenfüsse werden durch schwere Gussstücke gebildet, in welche die Säulen hineingesteckt und, wie später noch näher beschrieben werden soll, eingekittet werden. i: d gegründet ist. Band 22. Juni 1901. Die Gussstücke stehen auf einem Mauerklotz, der auf Beton solen, zu erreichen, eine Ausbildung, die bei allen neue Vier Säulenanker greifen durch das Mauer- ren Verankerung erzielten starren Lagerung der Säulenwerk ganz hindurch und fassen 2 Steinplatten, wie der in fufspunkte festhält, wohingegen hierzulande vielfach die Säulenfüsse bei sonst vorhandener gestellartiger Stei figkeit der ganlässt. Nur ungefähr 26 vH aller Fig. 7. zen Konstruktion gelenkig gelagert Säulengründun werden. Bei der gen konnten auf Phönixsäule ist die dieser Strecke der angedeutete steife zahlreichen Rohre, Kopfverbindung Abzugkanäle und praktisch nicht dergleichen wegen durchführbar. als Normalpfeiler Ein missglückter ausgeführt werden. In Fig. 4 ist Versuch, Konsolen die isometrische an einer Phönix säule anzubrinAnsicht eines Pfeilers dargestellt, gen, ist in Fig. 5, der solcher ört einer Haltestellenlicher Hindernisse stütze im Batterywegen eine ganz Park, abgebildet. besonders sorgfäl In den höchsttige Durchbildung gelegenen Teilen erforderte. Der der Strecke, in der Säulenfuss ist von 9. Avenue und in einer gusseisernen der Nähe der 110. Schutzglocke um Strasse, ist aus je mantelt, deren zwei benachbarten Zwischenräume Säulenpaaren ein mit Stampfbeton Turmfachwerk geausgefüllt sind. schaffen, Fig. 6 Die Säulenköpfe und 7, dessen werden durch Rip Steifheit jedoch im pen tragende guss Hinblick auf die eiserne Kappen Anschlüsse in den gebildet, die mit Knotenpunkten der Säule und dem 89. und die Querunteren Querträ schnitte der Schrägerflansch ver gen mehr als schraubt sind. Die Notwendigkeit dieses Anschlusses ist fragwürdig erscheint. In der That sind die Erschütterungen, neben der Unmöglichkeit, den Anstrich der inneren Säulen- welche darüber rollende Züge hervorrufen, an diesen Stellen wandung zu erneuern, einer der wesentlichen Uebelstände der sehr erheblich. Phönixsäule. Für die Steifigkeit einer Hochbahnkonstruktion, Die Aufstellung der Säulen auf der 2. Avenue gestaldie infolge des meist sebr leb tete sich folgendermassen. Die Säule wurde zunächst haften Betriebes mehr ange mittels des in Fig. 8 abgebildeten zweispännistrengt wird als vielleicht ir gen Wagens in das Gussstück des Säulenfusses gegend ein anderes Bauwerk, ist stellt. Dabei waren sieben Mann thätig, die im die Ausbildung der Säulen Durchschnitt pro Tag 39 Säulen in Längen bis zu und der Querträger als star rd. 6 m oder 10 Säulen in Längen bis zu rd. 15 m rer Rahmen ausschlaggebend. aufzurichten vermochten. Die Starrheit ist aber nur Pferdegespann stellte sich hier billiger als Dampfkraft. Sodann wurdurch Vernieten des Querträ de vorläufig die Fuge zwischen Gusskörper und gers mit der bis zur vollen Säule mit Werg verstemmt, damit kein Wasser Trägerhöhe emporgeführten eindringen konnte. Auch wurden vorübergehend Säule, möglichst in Verbin eiserne Keile in die Fugen getrieben, um die Säule dung mit kräftigen Eckkon in ihrer Lage zu halten, bis sie nach Aufbringen der Quer- und Långsträger genau eingelotet und das Werg durch Eisenkitt ersetzt wurde. An die Aufstellung der Säulen schloss sich die Montage der Träger in der in Fig. 9 dargestellten Weise mittels eines Laufkranes. Die dazu benutzte Dampfmaschine leistete 15 PS, und ausser dem Maschinisten waren 12 Mann bei der Aufstellug thätig, die durchschnittlich 66 Träger oder rd. 203 t Eisen in einer Schicht von 10 Stunden montirten. Nach Aufstellung der Träger und Einbau des Windverbandes wurden ca die Säulen mit einem Bleilote oder einem Theodoliten unter Zuhülfenahme von Schraubenböcken gerichtet und abgespreizt, um schiesslich in die Fuss stücke eingekittet zu werden. Der Kitt bestand 7) 17-7-797 aus Eisendrehspänen, denen kurz dem Genordamerikanischen Hochbahnen angestrebt wird. Die Be brauch 4 ltr Wasser und 30 g Ammoniak zuobachtung sei hier eingeschaltet, dass der amerikanische gesetzt wurden. Der so gebildete steife Brei wurde in Konstrukteur in Fällen, in denen eine steife Säulenkopfver rd. 13 mm starken Lagen in die Fugen gestemmt, hatte bindung durchgeführt ist, mit Vorliebe auch an der durch nach 48 Stunden abgebunden und dann so hart, dass, wie Versuche zeigten, unter den Schlägen eines Fig. 8. vor war deutscher Ingenieure. eines Schmiedebammers das Gusseisen zertrümmert wurde, kommenden Fusskonstruktionen kann ich in Ermanglung ehe sich die Kittverbindung lockerte. Ein Zusatz von Schwe- zeichnerischer Unterlagen nur kurz erwähnen, dass die Säufel beschleunigte zwar das Abbinden, beeinflusste jedoch die len der früher entstandenen Bauten fast durchweg in hoben Festigkeit des Kittes nachteilig und wurde deshalb bald weg- Gussstücken stecken, ähnlich Fig. 17, die durch tief in den gelassen. Unterbau greifende Bolzen wirksam verankert sind. Die in Zwei [-Eisen, Fig. 13 abgebildedurch einfaches Fig. 9. te FusskonstrukGitterwerk ver tion gehört den einigt, oder zwei Säulen der Subur[-Eisen und zwei ban Rapid TranBleche, als kasten sit-Linie an. Die förmiger Quer Säule ist auf einen schnitt ausgebil gusseisernen Stuhl det, sind als Säule aufgeschraubt, der zahlreich vertre durch vier Steinten; vergl. Fig. 10, schrauben von 11 und 12. Das 32 mm Dmr. mit einem GranitquaGitterwerk besteht der von 1,2 1,2 m durchweg aus Grundfläche und kräftigen Flach 52 cm Höhe vereisen, die meistens ankert ist. Der innen auf den Stein ruht sodann Flanschen liegen, auf dem Betonfun dament. Der Säunahme der zur lenfuss ist auch hier von einer gusseisernen Schutzglocke umgeben. Dieser Säulenfuss kann mangels einer kräftigen Verankerung als eine befriedigende und ist, mit Aus Strecke der Suburban Rapid TransitLinie gehörigen Säulen, Fig. 12, mit zwei Nieten an jedem Ende angeschlossen. Von den bei die. sen beiden Säulengattungen vor Fig. 12. Band XXXXV. Nr. 25. 22. Juni 1901. Müller von der Werra: Baukonstruktionen der Manhattan-Hochbahn in New York. Die Säule besteht, beiläufig bemerkt, aus 4 Z-Eisen und einem Blech. Es soll hier auch noch der in Fig. 15 bis 18 abgebildeten Säulenfüsse der Brooklyner Hochbahn kurz Erwähnung geschehen. Die Säulen sind, wie ersichtlich, durchweg wirksam mit dem Unterbau verankert. Die Skizzen bedürfen keiner weiteren Erläuterung Die wichtigsten Säulenkopfverbindungen sollen anhand einer Reihe von Bildern, die ich zu dem Zweck aufgenommen habe, beschrieben werden. Fig. 19 stellt eine Säule dar, die sehr häufig dort verwendet ist, wo man die Bahnanlage für stadtauf- und stadtabwärts fahrende Züge entweder getrennt hat, wie die Gesamtansicht eines Teiles der Bowery, Fig. 20, zeigt, oder wo man die beiden Hälften nach Fig. 21 durch Streben versteift hat. Wie Fig. 19 zeigt, ist die Säule, die in einem gusseisernen Fusse steckt, oben aus einander gespreizt, um die Långsträger aufzunehmen. Diese Form des Säulenkopfes i kann, wie man beim Abschreiten der Strecke wahrnimmt, als eine glückliche Lösung nicht bezeichnet werden. An zahlreichen Stellen mussten nachträglich die oberen gekreuzten Gitterstäbe durch Bleche ersetzt werden, und auch sonst ist auf Schritt und Tritt Flickarbeit vorhanden. Ausserdem haben die C-Eisen oft in der Werkstatt beim Biegen versagt. Um die seitliche Steifheit der gesamten in Fig. 19 bis 21 abgebildeten Konstruktion ist es, wie nicht anders zu erwarten, Fig. 17. Fiz 18. |