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kleinen Speisenaufzug mit Handbetrieb. Die Antriebwelle W ist in der langen Bodenhülse des Kippgestelles G gelagert und stützt sich nur durch zwei weit aus einander stehende, unter dem Kippgestelle angebrachte Schneiden BB, deren gemeinschaftliche Achsenrichtung senkrecht zur Welle läuft, auf der festen Maschinengrundplatte ab. Seitenschwankungen sowie Ueberschreitungen des beabsichtigten Ausschlages werden durch Führung des prismatischen Hülsenkopfes in einem lagerartigen Gehäuse F mit aufgeschraubtem Deckel verhindert, welches mit der Maschinengrundplatte zusammengegossen ist. Die Kraftübertragung zwischen der Haspel- und Lastwelle wird durch Reibungsräder vermittelt, indem sich die Lastrolle L mit ihren konisch abgedrehten Rändern in die entsprechend keilförmig ausgedrehten Umfangsnuten des Trieblings T durch ihr Eigengewicht und die Belastung des endlosen Fahrstuhlseiles einpresst. Um diesen Anpressungsdruck stets selbstthätig und ungeschwächt zur Geltung zu bringen, sind die Lager der Lastrolle in prismatischen Führungen des Bockgestelles senkrecht frei beweglich angeordnet, so dass Abnutzungen und kleine Ungenauigkeiten der Formen unschädlich werden.

Der Antrieb des Aufzuges wird in der oben angedeuteten Weise möglich, sobald sich, infolge der Benutzung des Haspelseiles, das vordere Ende der Welle W neigt und hierdurch die Bremsscheibe von der Berührung mit dem über dieselbe fortgespannten Bremsbandbogen C befreit wird. Dies ist bei Vor- und Rücktrieb der Fall. Um die Last bequemer, als durch Haspeln, senken zu können, ist noch der besondere Hebel D durch einen lose auf die Welle aufgesetzten Zugarm J derart mit derselben in Verbindung gesetzt, dass man auch unabhängig von der Benutzung des Haspelseiles durch einen Zug am Hebelseile S das Niederkippen der Welle und die Lüftung der Bremse veranlassen kann.

Es dürfte hervorzuheben sein, dass sich der beabsichtigte Zweck ohne die störenden Einflüsse der Kippstellung der ganzen Maschine in mindestens gleich einfacher und zuverlässiger Weise bei fester Montirung aller Gerüstteile durch Benutzung der jetzt in Deutschland mehr und mehr verbreiteten Sperrradbremse erreichen lässt 1).

Beachtenswert bleibt der Antrieb der Lastrolle durch Reibräderübersetzung mit ununterbrochenem Eingriff und selbstthätig geregelter Anpressung durch den Lastzug. Eine derartige Anordnung des Antriebes aber in festem Maschinengestelle gelagert dürfte sich auch für kleinere und mittlere Aufzüge mit Riementrieb und Reibungsräderübersetzung, wie beispielsweise bei Stuhlwinden in Mühlen und Getreidespeichern, mehr empfehlen, als das jetzt übliche Ein- und Ausrücken der Reibungsräder für Betrieb und Stillstand durch Heben und Senken der Trommelwelle.

Es wäre dann, um den Betrieb mit einem einzigen offenen Riemen und fester und loser Scheibe zu ermöglichen, wiederum auf die Antriebwelle nur eine Sperrradbremse zu setzen und der Lastniedergang, welcher durch Lüften der Sperrradbremse

1) Z. 1882 S. 504.

deutscher Ingenieure.

eingeleitet wird, während sich der Riemen auf der losen Scheibe befindet, erwünschten Falles durch eine selbstthätige Centrifugalbremse zu regeln, kurz für diesen Teil der Anlage der von E. Becker eingeführte Fahrstuhlantrieb zu verwerten 1). Von diesem Standpunkt aus gelangt man zu einem wenig günstigen Urteil über die Anwendung des Atwood'schen Systemes für Aufzüge mit Riemenbetrieb.

Die Lastwelle ist hier (Fig. 10 und 11) in ähnlicher Weise wie bei den Handaufzügen auf Schneiden in eine Kippstellung gebracht. Der Antrieb erfolgt durch konische Zahnräder von einer Querwelle aus mittels eines Wendegetriebes

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rechts- oder linksläufig, dessen Ein- und Ausrückung von der Steuerungstrommel T aus durch die Schraube mit der Mutter M und den doppelarmigen Hebel H bewirkt wird, welcher die Kupplungsmuffe in den rechten oder linken Reibungskegel einpresst.

Hier tritt der Uebelstand auf, dass aufser der mangelhaften Stabilität des ganzen Maschinengestelles auch noch die zum Niederkippen der Welle während des Betriebes erforderliche Kraft durch den Zahndruck geliefert werden muss, um die Lastwelle der Wirkung der Bremse zu entziehen, und dass ferner durch die Kippbewegung der Welle sowohl der Schnittpunkt der Wellenrichtungen, wie das genaue Zusammenfallen der Kegelradspitzen verloren geht, so dass von einem regelrechten Zusammenarbeiten der Zahnräder keine Rede sein kann.

Die vorstehenden Erörterungen verschiedener neuerer Constructionen erwecken das für unsere heimische Industrie erfreuliche Bewusstsein, dass auch auf dem Sondergebiete der Hebezeuge, in welchem England lange Zeit die unbestrittene Führerschaft eingenommen hatte, die in dem letzten Jahrzehnt in Deutschland betriebene Pflege dieses Zweiges Erfolge zu verzeichnen hat, welche die frühere unbedingte Ueberlegenheit der englischen und amerikanischen Constructionen zurückdrängen. Einzelne der Constructionen zeigen, dass man sich zwar den neueren deutschen Ausführungen im Grundgedanken anschliefst, ohne aber bei dem Versuch, auf dieser Grundlage selbstständig weiter vorzugehen, glücklichere Lösungen der Aufgaben zu finden. Ad. Ernst.

1) Vergl. Ernst, Hebezeuge S. 265 u. Taf. X.

Sitzungsberichte der Bezirksvereine. Eingegangen 28. Juni 1885.

Breslauer Bezirksverein.

Versammlung vom 20. März 1885. Vorsitzender: Hr. Frief. Schriftführer: Hr. Floegel. Anwesend 20 Mitglieder, 3 Gäste.

Hr. Kleinstüber giebt eine Beschreibung der Typenschreibmaschine »Hammonia« von Guhl & Harbeck in Hamburg; die an einem vorgelegten Muster genommenen Proben erregen viel Interesse.

Hr. Joly spricht über

das Becker'sche Verfahren zum Kochen der Speisen im Wasserbade.

>>Das Kochen der Speisen hat den Zweck, dieselben mund- und magengerecht zu machen. Das Mundgerechtmachen ist Sache der Kochkunst, wogegen das Becker'sche Kochverfahren seine eigentliche Bedeutung im Magengerechtmachen der Speisen findet.

Becker hat durch vielfache Versuche festgestellt, dass zum Garkochen der Speisen die Zuführung einer bestimmten Menge von Wärmeeinheiten erforderlich ist, welche unter einer bestimmten Temperatur zugeführt werden muss und sich nach der Art der Speisen richtet. So z. B. bedarf das Fleisch unter Einhaltung einer niedrigen Maximaltemperatur einer geringeren Anzahl Wärmeeinheiten als Hülsenfrüchte, welche mindestens Siedehitze haben müssen, um gar zu werden.

19. September 1885.

Die Aufgabe eines zweckmässigen Kochverfahrens ist es nun, die in der Natur uns sich bietenden Speisen so zu bereiten, dass sie verdaulich werden, und dass die in ihnen enthaltenen Nährstoffe unserem Körper auch zugutekommen. Die bisherigen Kochverfahren erfüllen diese Aufgabe nur in unvollkommener Weise, indem die Zubereitung der sämmtlichen Speisen unter Einwirkung einer und derselben hohen Temperatur, nämlich der Siedehitze, geschieht, gleich viel ob Fleisch oder Hülsenfrüchte zubereitet werden sollen. Nun ist es aber bekannt, dass bei einer Temperatur von über 70o C. die Fleisch- und Bluteiweifsstoffe gerinnen, hart und schwer verdaulich werden, so dass dadurch dem Fleische die wertvollsten Nährstoffe entzogen werden. Beim Kochen der Fleischbrühe scheidet sich das Eiweifs, sobald die Suppe zu sieden anfängt, in Form von grünen Flocken aus, welche abgeschäumt und fortgeworfen werden, bis die Suppe klar ist. Eine solche Suppe ist kein Nährmittel mehr. Die hohe

Kochtemperatur ist aufserdem die Veranlassung, dass die der Verdauung förderlichen feinen Extractivstoffe der Speisen verflüchtigt werden, wovon sich ein jeder beim Betreten einer Küche durch den Geruch überzeugen kann.

Das Becker'sche Kochverfahren gestattet, jede Speise entsprechend ihrer Eigentümlichkeit mit einer bestimmten Kochtemperatur zu behandeln. Um dies zu ermöglichen, und um Speisen, welche verschiedener Temperaturen bedürfen, gleichzeitig kochen zu können, bedient sich Becker des Wasserbades, welches durch eintretenden Dampf erwärmt wird. Demnach besteht eine Kücheneinrichtung nach Becker's System im wesentlichen aus zwei getrennten Apparaten:

1) dem eigentlichen Kochapparat, in welchem die Speisen bereitet werden, und

2) dem Dampfentwickler, welcher den zum Kochen erforderlichen Dampf erzeugt.

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Der Kochapparat, s. Figur, ein aus Schmiedeisen gefertigter rechteckiger Behälter, ist durch Doppelwandungen mit Einlagen von schlechten Wärmeleitern so vollkommen wie möglich gegen Wärmeverluste nach aufsen hin geschützt und nach Bedarf durch Scheidewände in mehrere Kammern geteilt, deren jede in der Nähe des Bodens ein fein durchlöchertes Dampfzuführungsrohr b nebst Absperrventil c erhält. d ist der Dampfverteiler, an den sich das Hauptdampfrohr anschliefst. Die Kammern dienen zur Aufnahme des Wasserbades, welches durch den einströmenden Dampf erwärmt und zum Kochen gebracht werden kann. In das Wasserbad werden die mit Speisen gefüllten Kessel aus verzinntem Schmiedeisen oder Kupfer hineingesetzt, und zwar entweder lose, so dass sie wieder herausgenommen werden können, wie bei ee, oder fest mit der Herdplatte verbunden, wie bei o o. Jede Abteilung ist mit einem gleichfalls isolirten Deckel verschliefsbar, der mit einer ringsum laufenden schmalen Zarge m versehen ist, welche in ein auf der Herdplatte i befindliches niedriges Wasserbad von 2cm Höhe hineingreift, so dass hierdurch ein Wasserverschluss entsteht. Die Kochgefälse sind mit Deckeln geschlossen, deren überhängende Kanten bis unter die Oberfläche des Wassers reichen, so dass weder die aus den Speisen sich entwickelnden Dämpfe austreten noch die aus dem Wasserbade kommenden Dämpfe an die Speisen gelangen können.

Sind in der erwähnten Weise die Kessel mit den Speisen in das Wasserbad gesetzt, so wird der Deckel 7 geschlossen und Dampf in das Wasser geleitet. Sind mehrere Kammern vorhanden, so kann man in jeder eine andere Temperatur erzielen, und zwar immer diejenige, welche erfahrungsmässig zum Kochen der betreffenden Speise erforderlich ist.

Damit der Wasserbestand in der Kammer durch den hinzutretenden Dampf sich nicht erhöhe, sind die Ueberlauf

röhren a a angebracht. Die festen Kessel haben Abschlusshähne ƒƒ, während die beiden Wasserbäder durch die Hähne pp bezw. durch das Ventil k entleert werden können. rr sind zwei Säulen mit Rollen und Ketten zur Gewichtsausgleichung der Deckel l.

Sobald die gewünschte Temperatur erreicht ist, was man durch die an jeder Kammer befindlichen Winkelthermometer bestimmt, wird der Dampfzutritt abgesperrt und das Kochen ohne neue Wärmezufuhr geht weiter bis zu Ende.

wenn

Der zum Kochen erforderliche Dampf wird nicht schon ein Dampfkessel vorhanden in kleinen Dampfentwicklern erzeugt, deren Grösse 1/2 bis 49m Heizfläche abhängig ist von der beanspruchten Leistung des Koch apparates.

Die Vorteile der Becker'schen Einrichtung gegenüber den gewöhnlichen Kochherden bestehen darin, dass

1) alle Nährstoffe in den Speisen erhalten und aufgeschlossen werden,

2) eine bedeutende Ersparnis an Brennstoff erzielt wird, 3) die Bedienung eine möglichst einfache ist.

Ein Ueberkochen oder Anbrennen der Speisen ist ausgeschlossen, und gewinnen dieselben durch die gleichmässige Temperaturzuführung bedeutend an Geschmack; auch hat sich ergeben, dass eine weitaus gröfsere Ausbeutung der Rohmaterialien (bis 40 pCt.) erzielt wird. Nach den Kochversuchen beim 2. Garde-Ulanenregiment in Berlin betrug der Gewichtsverlust beim Kochen von Schweinefleisch nur 221/2pCt., während bei der gewöhnlichen Kochmethode das Fleisch 30 pCt. verlor; bei Rindfleisch stellte sich das Verhältnis auf 22 pCt. zu 31,7 pCt. In der Irrenanstalt Brieg verlor Schöpsenfleisch 20,66 pCt. im Becker'schen Apparate, während der Gewichtsverlust bei der Behandlung auf dem gewöhnlichen Kochherde 27,18 pCt. betrug.

Weitere Beobachtungen zeigten die merkwürdige Thatsache, dass Hülsenfrüchte u. a. durch das Kochen im Becker'schen Herd ein bedeutend gröfseres Volumen geben als durch das Kochen im offenen Kessel. Beim 2. Garde-Ulanenregimente fand man bei einem vergleichenden Versuche, dass eine vor dem Kochen gleiche Menge Kartoffeln nach dem Kochen im Becker'schen Herde 2091, im offenen Kessel 1421 ergab. Bohnen und Kartoffeln gemischt ergaben 2401 gegenüber 1651, so dass sich hier zugunsten des Becker'schen Verfahrens ein Gewinn von 75 herausstellte. Es erklärt sich dies dadurch, dass bei langsamem Eindringen der Wärme nach dem Innern zu die Stärke viel mehr aufgeschlossen wird, wodurch ein gröfseres Aufquellen entsteht. Dies scheint auf den ersten Blick gegen das Becker'sche Verfahren zu sprechen, da die Speisen im gleichen Volumen weniger Nährstoffe enthalten. Durch den besseren Aufschluss der Stärke wird aber die Speise viel verdaulicher und für den Körper besser ausgenutzt, so dass dadurch der scheinbare Nachteil mehr als aufgehoben wird.

Der Brennstoffverbrauch beim Becker'schen Herd ist gegenüber den gewöhnlichen Herden äufserst gering, und betrug derselbe z. B. beim I. Bataillon des Eisenbahnregiments zu Berlin täglich 27 bis 30kg, während man früher in derselben Zeit für dieselben Speisenmenge 85 bis 95kg Kohlen benötigte.

In der Irrenanstalt Brieg betrug die Brennstoffersparnis bei einem kleinen Becker'schen Herde 47 pCt.

Dieses günstige Resultat erklärt sich sowohl durch die vorzügliche Isolirung, welche die Temperatur des Wasserbades in 1 Stunde nur um 1o C. abnehmen lässt, als auch durch den Umstand, dass die beim gewöhnlichen Kochherde zum fortwährenden Sieden der Speisen aufgewendete latente Wärme, welche dem Kochprocesse nicht zugutekommt, beim Becker'schen fortfällt.

wann

Durch das ununterbrochene Warmbleiben des Herdes eignet sich dieser ganz besonders für Volks- oder Fabrikküchen; man kann ihm die Speisen entnehmen, man will, sie sind stets warm und haben vermöge der Aufbewahrung unter Luftabschluss immer einen frischen guten Geschmack. Um die aufgespeicherte Wärme während der Nacht auszunutzen, setzt man Fleisch schon des Abends ein, so dass dasselbe des anderen Tages zu jeder Stunde gar gekocht herausgenommen werden kann.

Die Vorteile des Becker'schen Verfahrens bezüglich der einfachen Bedienung, der Reinlichkeit, des Fernbleibens der oft so lästigen Wrasenbildung usw. sind überall, wo derselbe aufgestellt wurde, rühmend hervorgehoben worden.

Ausgeführt werden die Becker'schen Kochgeräte von der Firma Rietschel & Henneberg in Berlin, welche den ersten derartigen Herd im Jahre 1883 auf der Hygiene-Ausstellung zu Berlin in Betrieb hatte. Seitdem ist derselbe in den verschiedensten Gröfsen für 100 bis 1000 Personen von vielen Behörden und Instituten eingeführt und hat sich überall aufs beste bewährt.«

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deutscher Ingenieure.

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des Kesselsteines in einem cylindrischen Oberkessel, der gleichzeitig Dampfsammler ist, vor sich geht. b ist der Verbindungsstutzen mit dem Dampfkessel, während bei e das Speisewasser eintritt; der Umlauf des Wassers erfolgt in der Richtung der Pfeile und das gereinigte Wasser tritt bei e in den eigentlichen Dampfkessel.

Die Anordnung bei einem Rootkessel von 250qm Heizfläche, ausgeführt für die Firma Felten & Guilleaume in Köln, wird durch die Fig. 3 veranschaulicht. Hier ist auch wieder ein Oberkessel K vorhanden, der, ausserhalb der feuerberührten Fläche liegend, gleichzeitig Kesselsteinabscheider

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und Dampfsammler ist. Ein zweiter cylindrischer Kessel K1 K1 von geringeren Abmessungen, gleichfalls zur Abscheidung des Kesselsteines dienend, liegt unten und stellt die Verbindung mit dem Sieder des Kessels her.

Die Entfernung des Kesselsteines, der ungefähr zu 75 pCt. aus sandiger Masse, zu 15 pCt. aus porösem Stein und zu etwa 10 pCt. aus festerem Stein (welcher letztere sich hauptsächlich an den Wandungen in der Wasserlinie ansetzt) besteht, geschieht je nach dem Härtegrade des Speisewassers alle 2 bis 6 Monate durch Oeffnen der Cylinder, Herausnehmen und Reinigen der Siebeinlagen, welche Arbeit durch 2 Leute in wenigen Stunden auszuführen ist. Bei einem in der Stollwerck'schen Fabrik zu Köln mit der Einrichtung versehenen Rootkessel von 1609m Heizfläche, der täglich 16 bis 20cbm Wasser verdampfte, betrug das Gewicht der während fast zweier Jahre (101 Wochen) bei 6 maliger Reinigung aus den

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19. September 1885.

Kesseln entfernten Kesselsteinmasse 2227kg, so dass also durchschnittlich bei 17 wöchentlichem Betriebe 371kg Kesselstein entstanden; dabei wurden die Siederöhren des Kessels nach 4 jährigem Betriebe noch völlig ohne Kesselstein gefunden. Bis jetzt sind 19 Kessel der verschiedensten Systeme mit zusammen 23969m Heizfläche mit der beschriebenen Einrichtung versehen; 9 Kessel mit 850qm Heizfläche sind in Montage und 24 Kessel mit 2802qm Heizfläche in Ausführung, so dass in kurzem 52 Kessel mit 60489m Heizfläche durch den Stollwerck'schen Apparat gespeist werden; gewiss ein günstiges Zeichen für die Brauchbarkeit desselben!

Die Vorteile des Verfahrens bestehen in folgendem: 1. Verhinderung der Kesselsteinbildung im Dampfentwickler und daher Vermeidung des Durchbrennens und Glühendwerdens der Kesselplatten und Siederöhren. Vermeidung der durch die Kesselsteinbildung hervorgerufenen Betriebsstörungen.

2. Ersparnis an Kohlen wegen der stets kesselsteinfreien Oberfläche der feuerberührten Teile.

3. Wegfallen der zeitraubenden, kostspieligen und dem Kessel nachteiligen Arbeit der Kesselreinigung (Abklopfen des Kesselsteines). Entfernung des Kesselsteines aus dem Kesselsteinabscheider binnen kürzester Zeit, wodurch Betriebsstörungen vermieden werden.

4. Schnellere Dampfentwicklung durch Einführung des Wasserumlaufes bei allen Kesselsystemen. Verhinderung des Siedeverzuges und somit Verminderung der Explosionsgefahr durch den Umlauf des Wassers.

5. Fortfall der Ueberwachung des Verfahrens und der Betriebskosten für die Entfernung des Kesselsteines.<<

Hr. Wetzig legt der Versammlung eine neuere Schutzbrille vor, welche das Auge nach allen Seiten hin deckt und namentlich für die Gussputzer von Wert sein dürfte.

Hr. Kleinstüber berichtet hierauf über die dem Vereine zur Aeufserung zugegangenen Anträge des Frankfurter Bezirksvereines, betr. die Förderung des deutschen Technikerstandes.

Hr. Frief bringt die Anträge des Magdeburger Bezirksvereines, betr. die laufende Veröffentlichung reichsgerichtlicher Entscheidungen gewerblichen und industriellen Interesses in der Zeitschrift und die Bildung von technischen Schiedsgerichten im Rahmen der Bezirksvereine zur Besprechung; nach längerer Verhandlung wird dem ersteren der Magdeburger Anträge allgemein eine Bedeutung zugesprochen, zu dem 2. Antrage verhält sich die Versammlung ablehnend.

Versammlung vom 17. April 1885. Vorsitzender: Hr. Frief. Schriftführer: Hr. Floegel. Anwesend 20 Mitglieder. Infolge einer Anfrage des Hrn. Schneider macht Hr. Flögel einige Mitteilungen über die drei augenblicklich im Vordergrunde stehenden Hauptsysteme von Eisenbahnbremsen 1).

Auf die Frage, ob man für die neueren Bremsen bei den Eisenbahnen noch nicht versucht habe, die Elektricität nutzbar zu machen, erwidert Hr. Floegel, dass auf der Ausstellung 1878 zu Paris in der Achard'schen Bremse dieser Gedanke vertreten gewesen sei; ausser von Versuchen auf französischen Bahnen sei ihm jedoch über eine weitere Verwendung derartiger Bremsen in der Praxis nichts zu Ohren gekommen.

Hr. Leuthold berichtet hierauf über einen neuen Motor für den Kleingewerbebetrieb, den »Goepel-Reck'schen Simplex-Motor<«< (D. R.-P. No. 11990), welcher von 2 bis 6 N mit Eincylinder- und von da bis 12 N mit Zwillingsmaschine gebaut werde. Der Motor besteht aus dem gusseisernen Dampferzeuger mit schmiedeisernen, nach Art der Field'schen eingesetzten Röhren, der Feuerung und der Dampfmaschine mit Speisepumpe. 2)

Der Simplex-Motor von 6 Ñ hat z. B. bei 6 Atm. Dampfspannung: 8,59m Heizfläche, 0,359m Rostfläche, 1201 Wasserinhalt, 741 Dampfinhalt, macht 140 Umdr. in 1 Min. bei 2× 125mm Cyl.-Dmr. und 200mm Hub.

Die ganze Höhe des 6 N-Motors beträgt etwa 2250mm bei 890mm Ofendmr. und 1900 × 1900mm Verbrauch an Grundfläche; das Gewicht 3750kg, der Koksverbrauch 1/2 bis 3/4hl, der Wasserverbrauch 2501 für 1 N in 10 Stunden, der Preis etwa 3700 M.3)

Den Motor bauen z. Zt. Klotz, Günther & Kops in Merseburg, C. Hoppe in Berlin.

Einer Einladung des Mitgliedes Hrn. Wachtel folgend, unternahm der Verein am 15. Mai einen Ausflug zur Besichtigung der Breslauer Filiale der Actien-Gesellschaft H. F. Eckert - Berlin.

Des eingetretenen ungünstigen Wetters wegen musste leider die Vorführung der Dampfpfluglocomotive, System Savage, unterbleiben;

1) Z. 1883 S. 95; 1884 S. 848, 962; 1885 S. 438.

2) Eine neuere Construction D. R.-P. 31373 s. Z. 1885 S. 543. 3) Ein derartiger Motor im Betriebe wurde von den Mitgliedern des hiesigen Bezirksvereines bei dem am 10. Juni veranstalteten Ausflug auf den Breslauer Maschinenmarkt besichtigt und erregte allgemeines Interesse.

Hr. Wachtel, der Leiter des hiesigen Werkes, sprach über den Lilienthal'schen Motor 1) und dessen Vorzüge für den Kleinbetrieb. Ein derartiger Motor von 2 N, welcher zum Betriebe der Werkstatt genannter Filiale dient, wurde sowohl in Thätigkeit, als auch nach dem Kaltstellen in seiner inneren Einrichtung vorgeführt; zur Erläuterung wurde aufser dem bereits in diesem Blatt a. a. O. Gesagten folgendes mitgeteilt:

»>In das unter der Maschine zur Speisung des Dampferzeugers angebrachte Condens wassergefäls müssen als Ersatz für Verdunstwasser in der Woche zweimal je 91 Wasser zugegeben werden; also beträgt dieser Verlust in 1 Stunde 0,31. Zur Kühlung des abgehenden Dampfes werden bei voller Ausnutzung stündlich etwa 6001 Wasser gebraucht. Da der vorhandene Brunnen nicht soviel Wasser zu liefern imstande ist, und da man das fehlende Wasser nicht aus der städtischen Leitung entnehmen wollte, weil dieses zu teuer, so wurden im Freien Behälter gegraben, in welchen das warme abgehende Kühlwasser abgekühlt wird. Die Herstellungskosten der Behälter betrugen etwa 180 M als einmalige Ausgabe, wohingegen der Bezug des Kühlwassers aus der Stadtleitung täglich mindestens auf 60 Pfg. zu rechnen wäre.

Die Kühlwasserpumpe ist sowohl mit dem Brunnen als mit den genannten Behältern durch einen Rohrstrang mit Dreiwegehahn verbunden; 5 Stunden am Tage wird das Wasser für die Kühlung des Condensators aus dem Brunnen entnommen, den übrigen Teil liefern die Sammelbassins.

Es wird, wo Wassermangel und Abhilfe deshalb schwer ist, geraten sein, statt der Wassercondensation einen Luftcondensator zu benutzen.

Im Winter wird bei H. F. Eckert der abgehende Dampf, ehe er in den Condensator tritt, auch zur Heizung der Werkstatt verwendet, für welchen Zweck er ein Heizröhrennetz durchstreicht. Der Dampfentwickler wird mit Koks aus der städtischen Gasanstalt gefeuert, und werden täglich bei 10stündiger Arbeitszeit etwa 45kg verbraucht.

1hl dieses Koks kostet frei Fabrikhof 65 Pfg., und da 1hl 35kg wiegt, so kostet die tägliche Heizung etwa 83 Pfg. Der Motor dient zum Betriebe von 2 Support-Drehbänken (210 bezw. 350mm hoch, 1500 bezw. 3000mm lang), 1 Coulissenhobelmaschine, 2 Bohrmaschinen für Löcher bis 30 und 18mm, 1 Schmiedeventilator, 1 Schleifstein von 1m Dmr. und 1 Kühl

wasserpumpe.

Zur Bestimmung der Nutzleistung diene folgende Rechnung: Der Motor einschl. Rohrleitung kostet M 2400, davon für Abschreibung, Zinsen und Reparatur 15 pCt. M 360 oder bei 300 Arbeitstagen für 1 Tag M 1,200. Für Koks in 1 Tag von 10 Stunden » 0,835. Für Oel und Putzmaterial in 1 Tag » 0,100. Für Bedienung können wir täglich nur 2 Stunden rechnen, weil der Wärter als Schlosser beschäftigt ist und die Maschine mit nebenher bedient; dafür » 0,500. Summe M 2,635. Demnach stellt sich 1 N für 1 Tag bei 10stündiger Arbeitszeit auf 1,32 M.

Es ist bei dieser Berechnung noch zu berücksichtigen, dass, um dem Dampferzeuger den Zug nicht zu schmälern, in den Schmiedfeuer-Rauchfang ein besonderes Blechrohr eingesetzt wurde, welches 100 M kostete, welches unter die Beschaffungskosten eingerechnet ist.

Im Anschlusse hieran wird es interessant sein, einige ähnliche Berechnungen, welche kürzlich Glaser's Annalen 2) als Auszug aus dem Hannoverschen Gewerbeblatte No. 9 vom 25. April d. J. brachten, zu wiederholen; dieses schreibt:

Nach den Versuchen mit dem Dynamometer, welche Prof. Hartig in Dresden mit dem Lilienthal'schen Motor angestellt hat, waren die Resultate hinsichtlich des Brennmaterialverbrauches sehr günstig. Das Princip dieses Dampfentwicklers ist nicht neu, sondern schon in den 30er Jahren von dem Schotten Ruthven und dem Amerikaner Perkins in Anwendung gebracht, namentlich für Heizzwecke. Die Eigentümlichkeit der Anordnung und die ganze Zusammenstellung von Kessel und Maschine scheint Grund zur Erteilung des Patentes No. 16103 gegeben zu haben. In der Provinz Hannover sind in letzter Zeit zwei Lilienthal'sche Motoren (bei Franz Heuser & Co., Stadt Hannover, Giesserei und

1) Z. 1885 S. 30.

2) Glaser's Annalen vom 15. Mai 1885 No. 190 S. 195 und vom 1. Sept. 1883 No. 149 S. 95.

Metallwarenfabrik, und in Celle bei Georg Westphal, Inhaber eines mechanischen Institutes) in Betrieb gekommen.

Hr. Mechaniker Westphal schreibt: Eine 2 N-Maschine verbraucht in meiner Werkstatt 1 Ctnr. Koks in 10 Arbeitsstunden; 200 Ctnr. Koks kosten auf dem Hofe dort 200 M. Die ganze Anlage kostet 2300 M. Getrieben werden durch den Motor 11 Drehbänke, 2 Fräsen, 1 Kreissäge mit 8" Dmr. für Holz. Berechnung:

1) Abschreibung und Zinsen der 2300 M zu 12 pCt. giebt im Jahr 276 M oder, 1 Jahr zu 300 Tagen zu 10 Arbeits27600 stunden gerechnet, für Stunde und N

2) Koks für 1 Stunde und N 3) Wartung und Oel

4,6 Pfg.

6000

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deutscher Ingenieure.

Diese Ermittelungen stimmen auffällig mit denen für grofse Maschinen von Prof. Grove1) angestellten überein. Zu erwähnen wäre noch, dass bei der im Besitze des Hrn. Heuser befindlichen Maschine beide Schlangenröhren des Dampfentwicklers 44,0m Länge bei 15 mm lichter Weite und 8,361 Inhalt haben.

Ein Wasserstand bildet sich bei dem Lilienthal'schen Motor, wie sich der Erfinder bei den Versuchen mit einem Glasprobekessel überzeugt hat, nicht. In den unteren Spiralgängen schreitet das stetig eingepumpte Speisewasser vor, bis es sich auf die der Spannung entsprechende Temperatur erwärmt hat; dann beginnt die Bildung von Dampfblasen, und es erzeugt sich ein schaumartiges Gemisch von Wasser und Dampf, welches immer schneller und schneller das Dampferzeugungsrohr durchströmt und schliesslich das Aussehen des reinen Dampfstromes erhält.«

Am 10. Juni c. a. veranstaltete, wie alljährlich, der Verein einen gemeinsamen Besuch des Breslauer Maschinenmarktes. Ausser der bereits erwähnten Besichtigung des Simplex - Motors wurde eine eingehendere Aufmerksamkeit dem Otto'schen Gasmotor (Vertreter ist das diesseitige Mitglied Hr. E. Glaser), der Ausstellung von Werkzeug-Rohstahl, fertigen Werkzeugen usw. der Firma Körner & Schulte, den Ausstellungen des Vereinsmitgliedes H. Meinecke sen., des Hru. Schnackenburg u. a. gewidmet, und war wieder viel des neuen, Interesse erregenden zu verzeichnen.

+

Abends fand eine gesellige Vereinigung der Mitglieder im Garten des >>Dominikaner« statt.

1) W. 1876 S. 269 und Z. 1885 S. 31.

Patentbericht.

Kl. 10. No. 32197. Zuführung der Braunkohlen bei

Feuerluft-Rundöfen. L. Göderitz, Deuben. Auf der umlaufenden senkrechten Ofenwelle, auf welcher auch die Rührarmharken d angebracht sind, ist eine gusseiserne Scheibe a befestigt. Ueber dieser sind in gleichmässigen Abständen Abstrichmesser b und zwischen diesen ein verstellbarer Fülltrichter c angeordnet. Die Messer b sind von ungleicher Länge und so befestigt, dass jedes einen gleichen Anteil von der der Scheibe durch c zugeführten Braunkohle zurückhält und allmählich über den Rand der Scheibe a hinweg auf den ersten Ofenteller schiebt, von welchem dieselbe durch die üblichen Rührarmharken weiter befördert wird.

Kl. 13. No. 32168. Doppelventil für Wasserstandsköpfe. P. Suckow & Co., Breslau. An Stelle des gebräuchlichen Hahnes soll in jedem Wasserstandskopf ein zwischen zwei Sitzen bewegliches, kugelförmiges Schraubventil b

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Durchstofsen durch i wird durch die Bohrung h des Ventilkörpers ermöglicht.

Kl. 14. No. 32149. Compound - Dampfmaschine mit verschiebbaren Kurbellagern. Halle'sche Dampfpumpenund Maschinenfabrik, Wolff & Meinel, Halle a/S. Behufs Erzielung grofser Umlaufszahlen ist unter jedem der beiden neben einander stehenden Cylinder eine querliegende Kurbelwelle d und zwischen beiden eine festgelagerte Welle angeordnet, welche letztere durch Reibräder km mit grofser Ueber

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setzung von jenen angetrieben wird und zur weiteren Arbeitsübertragung dient. Um den nötigen Druck zwischen den Reibrädern hervorzubringen, ruhen die Lager der Kurbelwellen, zu je zweien durch ein kräftiges Gussstück mit einander verbunden, in Gleitbahnen oder (bei grofsen Maschinen) in schwingenden Armen und werden durch belastete Hebel gegen die mittlere Welle hin gepresst.

Kl. 35. No. 31851. Neuerung an Winden. W. Clarke, Gateshead on Tyne, England. Um bei Schiffs- u. a. Winden sowie bei Ketten- und Seilablaufrollen auftretende Stöfse elastisch zu machen, ist das festgehaltene Ende des Bremsbandes p nicht starr, sondern durch eine Feders mit dem Gestelle verbunden, so dass es in der Drehrichtung der Bremsscheibe o nachgeben kann.

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