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so wirke man diesem entgegen, und entferne das erstere. Man hebe die gesunkene Productionskraft bei Kindern durch Ammen- und Muttermilch, durch stärkende Mittel. Man trachte, alle ursächlichen Momente zu entfernen. Ist Säure oder Mekonium in den ersten Wegen, so dient zur Entfernung dieser eine Mischung von einem halben Quintchen Magnes, mit einer Unze Syrup. cichor. c. rheo bei Kindern. Findet bei Erwachsenen Anhäufung verdorbener Stoffe iu Darmkanal Statt, so dient zu deren Entleerung die Jalappa mit Mercur. dulc. Im ersten Entstehen der Entzündung dient oft dieses Mittel nicht um abzuführen, sondern um die schwächere krankhafte Thätigkeit durch eine stärkere im Darmkanale erregte Irritation zu beseitigen. Ist die Entzündung syphilitischen Ursprungs, so dienen Merkurialien. Der Aufenthalt in einer reinen Luft ist besonders die Heilung fördernd.

Bei der örtlichen Behandlung betrachte man als erste Aufgabe, die Gewalt der Entzündung zu berchen. Wir wissen, dafs es nur einé Entzündung giebt, dafs dieser erhöhte Lebensthätigkeit zu Grunde liegt, dafs einzelne Systeme oder Organe den sthenischen Procefs selbst in geschwächten Körpern äussern können. In Vollziehung dieser Heilregel richte man sich nach der Heftigkeit der Entzündung. Beim gewaltsamen Auftreten derselben sind die Blutigel indicirt; die Heftigkeit der Entzündung, nicht die Schwäche oder Stärke der Constitution dient hier zum Maasstab. Bei gelindem Grade der Entzündung sind die Blutigel entbehrlich. Boer's Verfahren ist im Anfange der Entzündung trefflich, Schmidts Augenwasser ist hier zum fleifsigen Bähen und Auswaschen des Auges au dem Platze. Nicht selten erfolgt auf diese Weise durch Depotenzirung des Capillarsystems das schnelle Zurücklaufen und Zertheilen des Entzündungsprocesses.

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Hat die Entzündung sich vollkommen entfaltet, dann dürfen die direct Contraction setzenden Mittel, z. B. der Baté'sche Liquor, nicht angewendet werden, indem dadurch Stockungen und Trübungen herbeigeführt würden. Die Narcotica, indem sie die gesteigerte Receptivität herunterziehen, sind hier angezeigt. Das Opium wird täglich 1-2mal mittelst eines feinen Miniaturpinsels als thebaische Tinktur in das Auge gestrichen, und, um den zwischen dem Augapfel und den Augenliedern stockenden Eiter, dieses qualitativ abnorme Product der Schleimhaut, zu entfernen, wird zum Auswaschen des Auges ein lauwarmes, aus einem Decoct. capit. papav. oder Infus. hb. digital. bereitetes, mit dem Extr.

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aquos.

opii verbundenes Augenwasser angewendet. Fängt endlich der Schleim an, weifs und dünne zu werden, schreitet also die Entzündung zurück, so bediene man sich des Baté'schen Liquors oder, der Schmidt'schen Mischung. Zeigt sich aber eine besondere Neigung der Bindehaut zu Wucherungen, so dient in diesem Stadium eine Queck-, silbersalbe mit Bolus und ein mit Sublimat bereitetes Augenwasser.

Es wurde oben bemerkt, dafs beim Oeffnen der Augenlieder oder beim Schreien der Kinder wegen sarcomatöser Verbildung der Conjunctiva das Augenlied sich umstülpt und ein Ectropium sich bildet. Wenn dieses in 24 Stunden nicht von selbst sich hebt, was bisweilen im Schlafe der Kinder geschieht, indem die herausgetretene, Conjunctiva sich zurückzieht, und der ungeworfene Tarsus wieder in seine Stellung tritt, so trachte man, nach dem von Schmidt empfohlenen Verfahren, die Einrichtung zu bewirken. Man befeuchte die Spitze des Daumens und Zeigefingers beider Hände mit einem milden Fette, fasse mit den Fingern der einen und andern Hand

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den umgeworfenen Knorpel am innern und äussern Augenwinkel, ziehe ihn langsam in die Höhe, und dann rasch nach abwärts, wenn das obere, nach unten und dann nach aufwärts, wenn das untere Augenlied leidet. Durch diese Bewegungen tritt der Augenliedwulst nach innen und die Umstülpung ist aufgehoben. Gelingt die Einrichtung nicht, so müssen die Finger der Mitte des Augenliedes mehr genähert werden, und beide Daumen, welche auf die hervorgetretene Conjunctiva zu liegen kommen, müssen eine einwärts streifende Bewegung machen. Hat das Ectropium schon mehrere Tage bestanden, und gelingt die Einrichtung nicht, so suche man die Wucherungen der Bindehaut zu beschränken. Man streiche eine Merkurialsalbe ein, bis die Geschwulst durch den Rückgang der Afterorganisation kleiner ist. Mifsglücken dann noch die Umstülpungsversuche, so schreite man zur Operation des Ectropium.

Die Conjunctivitis gonorrhoica tritt immer mit ophthalmoblennorrhoischen Erscheinungen auf; unterscheidet sich dadurch, dann durch den raschen Verlauf, vorzüglich aber durch die grosse Neigung, Exulceration der Hornhaut zu setzen 1) von der beschriebenen Entzündungsform.

Es entsteht heftiges Jucken und schmerzhaftes Brennen im Auge und an den Augenliedrändern. Darauf schwillt sehr bald mehr die. Bindehaut der Sclerotica, als jene der Augenlieder an 2). Sie röthet sich beträchtlich, die Geschwulst ist fest und gleichmässig. Von der Conjunctivitis blennorrhoica unterscheidet sich diese

1) Benedict commentatio ophthalmiatrica de sanatione Blennorrhaeae oculi syphiliticae. p. 6.

2) Walther, Abhandlungen aus dem Gebiete der praktischen Medicin etc. 1. B. S. 455.

Entzündungsform, dafs hier die Ophthalmoconjunctiva, dort die Augenlieder mehr geschwollen sind, und dafs dort die Geschwulst der Conjunctiva weniger gleichmässig, mehr parthieenweise, und violet ist. Auch charakterisirt sie sich durch ihren viel raschern Verlauf, da sie. in 12 bis 24 Stunden eine beträchtliche Höhe zu erreichen vermag. Der spannende Schmerz im Auge ist sehr grofs, die Bewegungen des Bulbus und der Augenlieder sind erschwert. Die Lichtscheue, der Schmerz und alle Entzündungsphänomene nehmen mit jedem Augenblicke zu; die Conjunctiva wirft sich gleich einem Walle rings um die Hornhaut auf, Von der Chaemosis unterscheidet sich diese Entzündungsform durch die geringere Röthe und Härte der angeschwollenen Conjunctiva), und durch den in grosser Quantität stattfindenden Schleimflufs, welcher anfänglich weifsgelb, nachher gelbgrünlich von Farbe, und dem beim Tripper ausfliessenden, eiterför-migen Schleim ähnlich ist. Der Schleim quillt aus allen Puncten der Conjunctiva häufig hervor. Tritt nicht thätige und zweckmässige Hülfe so schwillt die Hornhaut an, blättert sich auf, sie ulcerirt an einzelnen Stellen; dadurch wird die vordere Augenkammer geöffnet und ein Vorfall der Iris, oft ein Staphyloma racemosum gebildet. Die in das Innere des Auges sich verbreitende Entzündung kann Bersten und Colliquation des Augapfels hervorbringen. Beim heftigen Grade der Entzündung hängt das obere Augenlied gleich einem Fleischklumpen über das untere, nnd birgt den Augapfel; auch das untere stülpt sich manchmal mit seinem Knorpel nach auswärts. Ein Fieber mit dem Character der Synocha gesellt sich bald dem örtlichen Leiden bei;

ein,

1) Beer im a. W. 1. B. S. 544.

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es spricht sich durch den vollen harten Puls, Durst, Schlaflosigkeit, brennende Hitze etc. aus. Oft bleiben nach dieser Entzündung Flecken und Narben der Hornhaut zurück. Gewöhnlich befällt diese Entzündung nur ein Auge, doch immer nimmt in der Folge das andere Auge grössern oder geringern Antheil an dem Leiden des protopathisch afficirten Auges.

Diese Entzündung entsteht, wenn bei Tripperkranken die Schleimsecretion der Harnröhre, entweder durch örtliche Erkältung, durch adstringirende Einspritzungen, durch körperliche oder Gemüthsbewegungen, durch balsamische Mittel etc. plötzlich unterdrückt wird, und eine besondere individuelle Uebereinstimmung zwischen der Schleimhaut der Harnröhre und jener des Augapfels besteht. Es weicht dann die specifike Irritation von der Harnröhre und begiebt sich in die durch organisch vitale Verhältnisse mit ihrer Schleimhaut verwandte Conjunctiva, oder sie steigert sich in der Harnröhre, daselbst den heftigsten Entzündungsgrad setzend, und verbreitet sich, auch an Extensibilität gewinnend, auf grössere schleimhäutige Flächen, der Conjunctiva sich mittheilend. Im erstern Falle sind die Erscheinungen des Trippers vermindert und haben beinahe nachgelassen, im letztern Falle ist nur die Secretion, als Folge des höchsten Entzündungsgrades, in der Harnröhre aufgehoben, während die den Tripper begleitenden Erscheinungen, nämlich das Harnbrennen, die schmerzhaften Erectionen etc. noch fortbestehen. Beer 1) bemerkte diese Entzündung immer nur bei robusten vollsaftigen Männern, nnd jedes Mal wenige Stunden nach der Hemmung des Tripperflusses aus der Harnröhre. Auch soll nach ihm der durch dies

1) I. a. W. 1. B. S. 543.

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