Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]
[ocr errors]

.

Die Einwirkung des unvorsichtig auf das kindliche, zart gebaute Auge zugelassenen Lichtes, dessen es bis jetzt entbehrte, wurde von berühmten Männern als vorzügliche Ursache mit Unrecht, wie Jüngken 1) hinlänglich dargethan, aufgestellt. Das Auge, zu kuglicht gestaltet, bricht die Lichtstrahlen zu sehr, als dafs sie die Retina mit der Spitze des Lichtkegels zu berühren vermögend wären, zudem schläft noch das Simmenleben, das erst allmählig durch die äussern Eindrücke geweckt wird. Auch würde, wenn diese Ursache bestünde nicht die Blepharoconjunctiva, sondern der Augapfel selbst afficirt werden 2). Doch sind wir nicht geneigt, einem zu grellen Lichte alle Schädlichkeit hier absprechen zu wollen. Wenn die Mütter an einem syphilischen oder auch gutartigen weissen Flusse leiden, so kann beim Durchgange des Kopfes durch die Vagina der scharfe dort abgesonderte Schleim auf das Auge einwirkend diese Entzündung hervorrufen. Besonders ist der Luftkreis, der oft in seinen eigenen Bestandtheilen sündiget oder mit fremden Stoffen geschwängert ist, in welchem das Individuum lebt, zu berücksichtigen. In Gebär und Findelhäusern scheint die Decomposition der Atmosphäre durch das Zusammenleben vieler Menschen, durch die Zumischung der se- und excernirten Stoffe der Wöchnerinnen und Kinder hervorgebracht, die Entzündung endemisch zu setzen 3).

F

2

[ocr errors]

1) Nunquam lux clara ophthalmiae neonatorum causa est occasionalis. Berolini.

2) Metsch de blepharophthalmia blennorrhoica recens torum. p. 52. Beroliui.

na

3) Ich halte dieses Uebel nicht für contagios, obgleich der

in diesen Fällen ausfliessende Schleim eine solche Schärfe
gewinnt, dafs, wie Jäger's Versuche, den Pannus zu
heilen, beweisen, leichte blennorrhoische Entzündungen
durch das Einbringen desselben in das Auge hervorge
bracht werden.

[ocr errors][ocr errors]

Bei Erwachsenen entsteht sie vorzüglich durch die Einwirkung eines zersetzten Luftkreises gewöhnlich aus einer einfachen Blepharoconjunctivitis, wenn sich die Kranken in Ställen, Kloaken, engen dumpfigen Wohnungen etc. aufhalten. Man irrt sehr, wenn man glaubt, dafs diese Entzündungsform nur, wenn sie durch syphilitisches Contagium gesetzt ist, den ophthalmoblennorrhoischen Charakter annehme.ra bauslar

[ocr errors]

Die Behandlungsweise dieser Krankheit wird so verschieden angegeben, dafs gewisse Mittel von guten Aerzten empfohlen, von andern als schädlich verworfen werden. Gerade sich entgegenstehende Methoden werden aufgestellt. Es scheint dieses daher zu rühren, dafs die Behandlung nach den verschiedenen Zeiträumen der ver— daufenden Entzündung und nach der individuellen Stimmung des Patienten und des Auges insbesonders differirt auch vermag jede der aufgestellten Methoden gelungene Heilung für sich anzuführen, da öfters diese Entzündung leicht verlauft und die Naturthätigkeit stark genug ist nicht nur die Krankheit, sondern auch die Eingriffe einer unpassenden Behandlung zu besiegen.

[ocr errors]

Eine Behandlungsart, die häufig noch Statt findet, besteht in Anwendung erweichender Mittel zum Auswaschen und Fomentiren des Auges, nach einigen in Form der Cataplasmen ). Dieses Verfahren findet nicht ungestraft Statt; durch den erhöhten Wärmegrad wird die Sensibilität

1) Die Milch empfehlen Frank (Epitome de curandis ho~ minum morbis, p. 2. p. 69), Carus (Lehrbuch der Gynäkologie, 2. B. S. 621), Bernstein (praktisches Handbuch der Geburtshüife, S. 153). Kortum (Handbuch der Augenkrankheiten) empfiehlt die Cataplasmen, Demours (i. a. W. S. 198), das Auswaschen mit dem Infus. Sambuc.; andere rathen hier ein Decoct. Alth., Maly, Verbasc., Chamomill, etc.

1

mehr und mehr gesteigert, mithin die Differenzirung des Capillarsystems vermehrt, die Stockungen im Lymph- und Venensystem nehmen mehr überhand, der Zusammenhang der Theile unter sich wird vermindert, und die Auflockerung derselben gesteigert. Die Erfahrung zeigt, dafs auf die Anwendung erweichender Mittel die Röthe und Geschwulst sich vermehren, der Schleimflufs häufiger wird, die Erschlaffung des obern Augen¬ liedes so zunimmt, dafs dasselbe einen halben Zoll über das untere herabhängt, dafs durch diesen verkehrten Heilplan die Krankheit in die Länge gezogen wird.

Eine dieser Behandlungsweise gerade entgegengesetzte beruht auf Anwendung adstringirender Mittel, welche von einigen 1) durch alle Stadien des Uebels, von andern blos nach verlaufener Irritation und gegen das Ende der Krankheit angewendet werden.

Es wird dem unbefangenen Beobachter nicht entgehen, dafs dieses Verfahren einseitig und nicht den wechselnden Zuständen der Entzündung entsprechend ist. Wenn es auch zweckmäfsig ist,

1) Ware rühmt das Bate'sche camphorirte Vitriolwasser. unter allen Umständen in jedem Stadium und in jedem Grade der Krankheit als das zuverlässigste Mittel. Die Vorschrift ist: Rec.: Vitriol. roman., Bol. armen. àã unc. iv. Camphor. unc.j. Eine Unze dieses Gemisches wird mit einem Pfunde siedenden Wassers übergossen, colirt, und beim Gebrauche ein Quintchen des Liquors mit zwei Unzen Wasser vermischt. Es wird auch auf folgende Weise verschrieben: Rec: Cupr. sulphuric. Bol. armen, aǎ gr.viij. Camphor. gr.ij. m. et infund. aq. bullient. unc.viij. Dieser Liquor soll bei Zunahme des Uebels verstärkt werden. Er wird zum Ausspritzen des Auges benutzt, auch werden Compressen, hiermit befeuchtet, auf das Auge gelegt. Richter (Anfangsgründe der Wundarz. S.562.) Schmidt (ophthalmologische Bibliothek 3. B. 2.St. p. 130.) theilen diese Ansicht. Schmidt glaubt, weniger adstringireude Metallsalze, nemlich das Bleiex

[ocr errors]

die überwiegende Arteriellität, das differenzirte Capillargefäfs durch solche Mittel zu depotenziren, welche die Expansion hindern, so darf dieses doch nicht mehr geschehen bei gebildeter Exsudation, indem dadurch die Tendenz der Entzündung zur sarkomatösen Verbildung gesteigert würde, und Stockungen und Trübungen in der Hornhaut gesetzt würden.

Was die allgemeine Behandlung betrifft, so waltet hier verschiedene Ansicht ob. Beer) scheint das Uebel als symptomatisch zu beachten, und verlangt die Behandlung mit flüchtigen und anhaltend stärkenden Mitteln Schaffer 2) und andere würdige Männer bestehen besonders auf der Reinigung der Digestionsorgane und suchen die zweckentsprechenden Ableitungen zu bewirken durch Brech- und Abführungsmittel, Klystiere, Vesicantien etc. Man verliere bei der Behandlung niemals aus dem Gesichte, dafs örtliche und allgemeine Behandlung sich die Hände bieten müssen. Man erforsche das ursächliche Verhalten der Entzündung. Ist die Entzündung Folge eines constitutionellen Leidens oder eines Giftes,

[ocr errors]

tract und der Zinkvitriol in den ersten zwei Stadien dem Bate'schen Liquor vorziehen zu müssen. Seine Vorschrift ist Rec.: Aq. destill, unc.x. Vitr. Zinc scr.j Extract. Saturn. dr.ß. Spirit. vin. camph. dr.ij. Damit wird das Auge ausgewaschen und dann getrocknet. Vermindert sich der Schleimflufs und die Röthe der Conjunc tiva, dann wird der Bate'sche Liquor angewendet. Spricht sich in der Bindehaut die Neigung zur luxurirenden Afterorganisation aus, dann wird eine Merkurialsalbe augewendet. Beer läfst in allen Stadien des Ucbels Compressen mit kaltem Wasser benetzt, auf das Auge legen. In den meisten Fällen, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, war der Erfolg günstig.

1) J. a. W. 1. B. S. 321.

2) Von der Eiterung der Augendeckeldrüse, in der Sammlung auserl. Abhand., B. 14. St. 1. S. 78.

so wirke man diesem entgegen, und entferne das erstere. Man hebe die gesunkene Productionskraft bei Kindern durch Ammen- und Muttermilch, durch stärkende Mittel. Man trachte, alle ursächlichen Momente zu entfernen. Ist Säure oder Mekonium in den ersten Wegen, so dient zur Entfernung dieser eine Mischung von einem halben Quintchen Magnes. mit einer Unze Syrup. cichor. c. rheo bei Kindern. Findet bei Erwachsenen Anhäufung verdorbener Stoffe iu Darmkanal Statt, so dient zu deren Entleerung die Jalappa mit Mercur. dulc. Im ersten Entstehen der Entzündung dient oft dieses Mittel nicht um abzuführen, sondern um die schwächere krankhafte Thätigkeit durch eine stärkere im Darmkanale erregte Irritation zu beseitigen. Ist die Entzündung syphilitischen Ursprungs, so dienen Merkurialien. Der Aufenthalt in einer reinen Luft ist besonders die Heilung fördernd.

Bei der örtlichen Behandlung betrachte man als erste Aufgabe, die Gewalt der Entzündung zu berchen. Wir wissen, dafs es nur eine Entzündung giebt, dafs dieser erhöhte Lebensthätigkeit zu Grunde liegt, dafs einzelne Systeme oder Organe den sthenischen Procefs selbst in geschwächten Körpern äussern können. In Vollziehung dieser Heilregel richte man sich nach der Heftigkeit der Entzündung. Beim gewaltsamen Auftreten derselben sind die Blutigel indicirt; die Heftigkeit der Entzündung, nicht die Schwäche oder Stärke der Constitution dient hier zum Maasstab. Bei gelindem Grade der Entzündung sind die Blutigel entbehrlich. Boer's Verfahren ist im Anfange der Entzündung trefflich, Schmidts Augenwasser ist hier zum fleifsigen Bähen und Auswaschen des Auges au dem Platze. Nicht selten erfolgt auf diese Weise durch Depotenzirang des Capillarsystems das schnelle Zurücklaufen und Zertheilen des Entzündungsprocesses.

« ZurückWeiter »