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allein als unlöslich zu betrachten ist. Wenn die Kohlensäure durch die Pflanzenvegetation verbraucht wird, ist kein kohlensaurer Kalk im Wasser gelöst; ebenso scheidet er sich ab, wenn durch die Siedehize die überschüssige Kohlensäure ausgetrieben wird. Der schwefelsaure Kalk (Gyps) scheidet sich erst ab, wenn das Wasser, welches ihn gelöst enthält, verdunstet; wenngleich auch schon bei der Erhizung einer gesättigten Gypslösung eine Abscheidung eintritt (da heißes Wasser weniger von diesem Salze auflöst, als kaltes), so ist die Abscheidung doch eine ganz gleichmäßige, je nachdem das Lösungsmittel verdampft. Der Gyps ist jedoch in schwacher Kochsalzlauge viel löslicher als in reinem Wasser und scheidet sich daher aus solchem in weit größerer Menge ab. In gesättigter Kochsalzlauge ist der Gyps weniger löslich, weshalb in den Siedpfannen der Salinen der Pfannenstein sich mehr aus armen, wie aus reichhaltigen Solen abscheidet. Namentlich ist bei Schiffsdampfkesseln der Gyps der Hauptbestandtheil des Kefsel= steines, während lezterer frei von kohlensaurem Kalk ist, hingegen stets durch einen Gehalt an Magnesia sich auszeichnet. S. 136 der Zeitschrift befindet sich hierfür eine Erklärung, welche ziemlich unwahrscheinlich ist, während folgender Vorgang viel natürlicher erscheint. Da das Seewasser ebenfalls kohlensauren Kalk enthält, während der daraus entstehende Kesselstein frei davon ist, so dürfte der Gehalt an Magnesta wohl von einer Umsetzung des kohlensauren Kalks und des im Wasser gelösten Chlormagnesiums herrühren, da die entstehende kohlensaure Magnesia bei Gegenwart von heißem Wasser ihre Kohlensäure verlieren kann. Jedenfalls find die aus Seewasser gebildeten Kesselsteine die schlimmsten, sowie überhaupt auch diejenigen Wässer, welche kohlensäuren und schwefelsauren Kalk nebeneinander enthalten, viel und festen Kessel= stein absehen.

Es sind gegen die Beseitigung der Kesselsteinbildung unzählige Mittel, theils mit, theils ohne Erfolg, in Vorschlag und Anwen= dung gebracht worden, welche ihre Wirkung auf verschiedene Weise ausüben. Der Zweck ist erreicht worden:

1) durch Entfernung der Steinbildner aus dem Wasser, ehe ste in den Kessel gelangen;

2) durch chemische Umsetzung der unlöslichen Verbindungen in lösliche resp. pulverförmige Körper, welche keinen Stein bilden; 3) durch physikalische Umänderung der Art, daß sich nur pulverförmige Stoffe bilden oder daß der Kesselstein sich leicht loslöst.

Daß diese Mittel nicht bei jedem Wasser und bei jeder Kesselconstruction gleich gut wirken können, geht aus dem verschiedenen Verhalten des kohlensäuren und des schwefelsäuren Kalks hervor, weshalb eine Prüfung der einschlägigen Verhältnisse vor der Anwendung eines Mittels geboten bleibt. ad 1) ist das sicherste, aber kostspieligste Mittel, die Anwendung des destillirten Wassers. Eine theilweise Benuzung desselben ist oft in Anwendung gebracht worden, jedoch hat in einem früher viel besprochenen Falle die Anwendung des Condensationswassers, nach den bisherigen Untersuchungen in Folge von dessen Fettgehalt, ein Durchbrennen der Kesselwände herbeigeführt und soll die hierbei gebildete Kalkfeife die Venezung des Kesselbleches verhindert haben, so daß hierbei Vorsicht anzuempfehlen ist. Die Entfernung des kohlensauren. Kalks aus dem Wasser ist mit Erfolg durch verschiedene Constructionen erreicht worden, welche alle den Zweck haben, das Speisewasser vor dem Eintritt in den Kessel durch andauernde vielseitige Berührung mit den heißen Wasserdämpfen auf tellerartigen Terrassen 2c. von der Kohlensäure zu befreien und den gelösten kohlensauren Kalk dadurch zur Abscheidung zu bringen. Mit geringer Aussicht auf Erfolg ist die Abscheidung des doppelt kohlensauren Kalks durch Zusah von Aezkalk oder Kalkwasser vorgeschlagen worden. Der Gehalt des Wassers an Kohlensäure

ist so verschieden, und der Zusah muß so genau abgepast werden, daß diese Ausfällung der Kohlensäure wol nicht zur Anwendung kommen wird. Der schwefelsaure Kalk ist als solcher aus dem Wasser nicht zu entfernen, indessen ist seine Unschädlichkeit durch die unter Nr. 2 zu rechnenden Mittel herbeizuführen.

Zu diesem Zweck ist in den lezten zehn Jahren das Chlorbarium angewendet worden, das den Gyps in das leicht lösliche Chlorcalcium und den unlöslichen schwefelsauren Baryt zersetzt, welcher in geeigneten Absaßgefäßen zurückgehalten wird. Die Anwendung dieses vorzüglichen und, wenn in genügender Menge zu= gesezt, vollständig wirksamen Mittels scheitert gewöhnlich an dem Kostenpunkte, da in der Regel pro 100 Cbkfß. Wasser 20 Pfd. Chlorbarium (pro Cubikmeter 3,3 Kilogrm.) erforderlich sind, also die Kosten pro Pferdestärke und Stunde ca. 2 Pfennige betragen, bei schlechterem Wasser noch mehr. Hingegen ist ein geringer Gypsgehalt durch dies Mittel unschädlich zu machen, und kann dann ein Klärungsgefäß auch umgangen werden, weil der gebildete schwefelsaure Kalk im Kessel keinen Stein, sondern nur Schlamm bildet.

Eine ähnliche Wirkung auf Gyps übt das kohlensaure Natron (Soda) aus; der hierdurch gebildete kohlensaure Kalk sezt sich ebenfalls nur in Schlammform ab, ganz verschieden von dem aus kohlensaurem Wasser sich abscheidenden kohlensäuren Kalk, das schwefelsaure Natron bleibt in Lösung, und der gebildete kohlensäure Kalk kann dann zeitweise in Pulverform durch Abblasen entfernt werden. Ein Zusag von Soda zerlegt auch den doppelt kohlensauren Kalk des Wassers in der Art, daß der niederfallende kohlenjaure Kalk nicht Stein, sondern nur Pulver bildet. Da außerdem die Soda das billigste, zugänglichste chemische Mittel ist, so ist ihre Anwendung, welche schwefelsäuren und kohlensäuren Kalk gleich wirksam an der Steinbildung verhindert, am meisten zu empfehlen. Es ist freilich Bedingung, daß stets ein Ueberschuß von Soda vorhanden ist (die Bräunung des gelben Curcumapapieres durch das Kesselwasser ist Beweis für den Ueberschuß von Soda in demselben) und daß der Schlamm oft und rechtzeitig entfernt werde. Gegen den kohlensauren Kalk sind noch einige andere Zersezungsmittel, welche auch recht wirksam sind, in Anwendung gebracht worden; sie sind aber nur brauchbar, wenn schwefelsaurer Kalk im Wasser fehlt. Es sind dies Chlorverbindungen, welche sich in lösliches Chlorcalcium umsehen. Das schlechteste hiervon ist die Salzsäure, da die Menge des Zusages ganz genau abgepaßt dem kohlensäuren Kalfgehalt entsprechen muß, weil ein Ueberschuß das Metall des Kessels angreift. Dieselbe hat ebenso wenig eine Anwendung zu erwarten, wie der oben erwähnte Acgkalk*). Hingegen sind andere neutrale Chlorverbindungen, als Salmiak, Eisenchlorür, Manganchlorür, mit Vortheil benugt worden. Das erstere ist für die Praris freilich zu theuer und muß außer Betracht bleiben, während die anderen beiden Eisenoryðul und Manganorydul abscheiden, welche nur Schlamm und keinen Stein bilden. Doch ist hierbei ebenfalls die Abwesenheit von schwefelsaurem Kalk oder wenigstens dessen Unschädlichmachen erforderlich, indem sonst die schlammigen Dryde sich mit dem Gypsstein ebenso fest absehen, wie aus dem Seewasser die Magnesia, welche auch aus einer Chlorverbindung, dem Chlormagnesium, sich gebildet hat.

Als einfaches Mittel ergiebt sich demnach ein im Ueberschuß angewendeter Zusaz von Soda, wobei jedoch als Haupterfor= derniß ein öfteres Abblasen des Schlammes zu empfehlen ist. Daß dieses Abblaserohr sich an einer Stelle des Kessels befinden muß, welche nicht vom Feuer bespült wird und durch verhältnißmäßige Ruhe des Wassers die Ablagerung des Schlammes gestattet, be= darf keiner Erwähnung.

*) Vergl. jedoch Bd. X, S. 602 d. 3.

D. Red. (8.) .

Der bereits erwähnte Umstand, daß der kohlensaure Kalk sich aus einer Sodalösung in Schlammform, aus kohlensaurem Wasser in Krusten abseßt, die ferner von dem Vortragenden beobachtete Thatsache, daß ein gypshaltendes Wasser in dem einen mit Siederohr verschenen Kessel Stein, in einem anderen danebenliegenden Kessel mit Feuerrohr nur Schlamm abgesezt hat, Fälle, welche sich oft in der Praxis wiederholen, giebt der Vermuthung Raum, daß bei der Kesselsteinbildung noch andere, bisher nicht erforschte Vorgänge eine einflußreiche Rolle spielen. Es verdient dies um so mehr Beachtung, als die unter 3) anzuführenden Mittel zur Beseitigung des Kesselsteines derartige physikalische Veränderungen bezwecken.

Das an verschiedenen Orten mit Erfolg angewendete Bestreichen der inneren Kesselwände mit einer theer- oder fetthaltigen Schicht bezweckt ein Loslösen, Abspringen der gebildeten Kesselsteinschicht kurz nach ihrer Bildung, so daß die Bildung dicker Krusten nicht möglich ist. In diesen Fällen, wobei große Mengen Fett zur Anwendung kommen, sollen die Nachtheile nicht beob= achtet worden sein, welche der geringe Fettgehalt des Condensa= tionswassers verursacht hat. Hierher gehört ferner die Wirksamkeit des Baker'schen Anti-Incrustators, welche angeblich galvanischen Einflüssen zugeschrieben wird und über dessen Erfolge ebenso wenig wie über dessen Wirkungsweise bestimmte Erfahrungen vorliegen. Jedenfalls ist die Möglichkeit, statt der Bildung von Stein die von Schlamm künstlich hervorzurufen, nicht zu bestreiten, da dies in vielen Fällen geglückt ist. Wie anders wäre sonst die fast unsinnig erscheinende Zuführung großer Massen von Kartoffeln, Sägemehl, Walfererde und ähnlicher Stoffe zu erklären, die durch die große Oberfläche, welche sie darbieten, die Ablagerung der Kalksalze an anderer Stelle als an der Kesselwand bezwecken und wenn auch unvollkommen, doch einigermaßen bewirkt haben! Besser dient zur Erreichung dieses Zweckes das in den Field'schen Röhren zur Anwendung gebrachte Princip, an der vom Feuer berührten Stelle des Kessels eine so schnelle Circulation des Wassers hervorzurufen, daß daselbst eine Ablagerung von Stein nicht mög= lich ist. Für liegende Kessel sind in gleicher Absicht in geringem Abstand von der Kesselwand Bleche eingelegt worden, unter denen das durch das Feuer erwärmte Wasser zum schnellen Aufsteigen genöthigt wird, während auf denselben an den ruhigen Stellen sich der Schlamm ablagert. Diese Lösung der Kesselsteinfrage auf mechanischem Wege dürfte die größte Aussicht und den allgemeinsten Erfolg haben. (Vergl. Bd. XIII, S. 423 und 237 d. Bds.)

In der darauf folgenden Discussion stellte es sich heraus, daß die Kessel mit Field'schen Röhren nicht immer die Kesselsteinbildung verhüten, während leztere nach der Ansicht Anderer nur unrichtigen Dimensionen in der Weite der Rohre zuzuschreiben sei. In Bezug auf das Berliner Wasser wurde bemerkt, daß dasselbe in der Nähe der Spree sehr rein sei und nur geringe Mengen kohlensauren Kalk enthalte, während in den nördlichen Stadttheilen ein Gehalt von Gyps theilweise beobachtet wird.

Sizung vom 18. März 1870. - Vorsigender: Hr. Behold. Protokollführer: Hr. Opiß. Anwesend 15 Mitglieder.

Es wurden zunächst einige eingesandte auswärtige Sigungsprotokolle verlesen und discutirt, sodann eine Commission ernannt, um über die Ausstellung eines Gutachtens über den Extincteur zu berichten, um welches Hr. Loeb den Bezirksverein ersucht hatte. Hierauf fand die Wahl des Delegirten für Berlin zu der demnächst stattfindenden Versammlung Statt, und wurde ein Comité ernannt, um der Delegirtenversammlung ein Festmahl zu veranstalten. Hr. Endenthum besprach zum Schluß die unter dem Namen Zorèseisen bekannt gewordenen Trägerprofile, und aus den vergleichenden Versuchs-, Gewichts- und Preistabellen, welche er mittheilte, erhellte ein sehr günstiges Verhalten derselben

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Es wurden zwar die Vortheile dieser Maschine allgemein anerkannt, selbst dem häufig getadelten complicirten Steuerungsmechanismus und den meist unzureichenden Schwungrädern wurde kein großes Gewicht beigelegt, doch sprach man sich im Allgemeinen für die Ueberlegenheit der neueren gut construirten und verein= fachten Woolf'schen Maschinen aus. Hr. Behrend gab eine Beschreibung einer solchen von Kley in Bonn ausgeführten Woolf'schen Wasserhaltungsmaschine, welche sich außerdem durch eine einfache eigenthümliche Ventilsteuerung auszeichnet. Am einen Ende des zweiarmigen Balanciers hängt das Schachtgestänge, am anderen äußersten Ende das Contregewicht. Zwischen leyterem. und dem Drehpunkt sind die beiden Cylinder aufgestellt, von denen der große, dessen Volumen gleich dem Dreifachen des kleinen Cylinders, lediglich zum Heben des überschüfftgen Contregewichtes dient. Auch der neuerdings ungemein vereinfachten Wöhlert'schen Maschine mit liegenden Cylindern wurde Erwähnung gethan.

Hr. Dr. Meyer berichtete noch über die Leroy'sche Composition zur Umkleidung heißer Röhren, und über den Benzolgehalt des Leuchtgases. Es sei vorgeschlagen, das für die Anilinfabrication wichtige Benzol aus dem Leuchtgase zu gewinnen; das leztere verliere jedoch dabei seine Leuchtkraft und die ganze Idee somit ihre rationelle Begründung.

Sigung vom 6. Mai 1870. Vorsitzender: Hr. Pezold. Protokollführer: Hr. v. Gizycki. Anwesend 15 Mitglieder und 2 Gäste.

Hr. C. Schneider sprach über von Schichau zu Elbing ausgeführte

Kunstrammen mit Locomobilenbetrieb,

welche beim Hafenbau zu Neufahrwasser verwendet wurden und Pfähle von 30 Fuß (9TM,42) Länge bei 16 bis 18 Zoll (420 bis 470mm) Stärke zu rammen hatten. Die Verhältnisse waren des geringen vorhandenen Raumes wegen besonders schwierig. Parallel mit der Spundreihe liegt das Schienengeleise, auf welchem zwei Wagen laufen, von denen der eine die Locomobile, der andere die Ramme trägt. Das Heben des Värs geschicht durch eine con= tinuirlich sich bewegende endlose Gliederkette aus Flacheisen, welche durch eine Höhlung im Bär selbst hindurchgeht, die Verbindung des Väres mit der Kette durch einen Riegel, welcher durch das Doppelglied der Kette geschoben wird. Der Riegel selbst wird bewegt durch einen zweiarmigen Hebel, von dessen einem Ende eine Zugleine zum Arbeiter hinabgeht, welcher das Einrücken zu besorgen hat, und dessen anderes Ende mittelst Anschlagens an einen an den Ruthen befindlichen verstellbaren Knaggen zum selbstthätigen Auslösen des Värs in jeder beliebigen Höhe dient, und anfangs durch Gewicht, später durch eine Feder das nothwendige Uebergewicht erhielt. Das Verschieben des Wagens um die Pfahl= breite, sowie das Aufwinden der Pfähle besorgte wie üblich die Dampfmaschine. Um die Bildung des elastischen Pfahlbartes zu verhindern, wurden die Pfähle oben ein wenig angeschrägt und entsprechend conische Auffagringe aufgesezt, welche der Bär erst selbst festzutreiben hatte. Doch traten zuweilen Ausbauchungen der Pfähle unterhalb der Ringe ein, welche natürlich ein Nach

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Sizung vom 27. April 1870 in Kattowig. Vorsigender: Hr. E. Nack. Protokollführer: Hr. Schrödter. An= wesend 21 Mitglieder.

Der Vorsitzende referirte zunächst über die am 10. April d. J. stattgehabte Commissionsstzung zur Aufstellung von Grundprincipien eines Unterstüßungsvereines deutscher Techniker; diese Resolutionen, welche im Protokoll der Sizung vom 13. März d. J. (S. 413) bereits abgedruckt sind, sollen in der nächsten Versammlung zur Discussion kommen, da den meisten Mitgliedern diesmal die Sache noch zu neu war.

Danach sprach Hr. v. Krensky gelegentlich einer dahin gestellten Frage über die Haltbarkeit von Förderdrahtseilen. Eine directe Beantwortung der Frage, welche Fabrik die halt= barsten Seile liefere, sei, ohne über diesen oder jenen Fabricanten den Stab zu brechen, nicht zu geben; ob ein Seil im trockenen oder nassen Schachte arbeite, ob die Förderlast eine verhältnißmäßig große oder geringe sei, ob das Seil aus vielen dünnen oder nur wenigen stärkeren Drähten zusammengesezt, von welchen Dimensionen Seiltrommel und Seilscheiben, und ob das Seil einer mehrfachen Reibung auf Rollen ausgesezt sei ze. 2c., dies alles seien Dinge, welche bei Beurtheilung des Seilfabricates streng zu berücksichtigen seien. Um das eine Fabricat gegen das andere richtig beurtheilen zu können, müsse von jedem der beiden. Seile, vorausgesezt, daß beide von gleichen Dimensionen, gleichsam eine vollständige Biographie aufnotirt und mit der anderen verglichen werden.

Ueber die in Aussicht genommene Einigung über eine einheitliche Scala der Walzencaliber nach Metermaß mit den rheinischen und westphälischen Werken berichtete Hr. Wehowsky, daß diese vorläufig gescheitert, da jene Werke bereits mit ihren Scalen fertig und in die Oeffentlichkeit getreten seien. Zu der auf heute angemeldeten

Excursion nach Abendsterngrube bei Rosdzin

war von der Betriebsinspection der oberschlesischen Eisenbahn in Kattowig die unentgeltliche Stellung eines Ertrazuges nach Abend= sterngrube durch Hrn. Bau-Inspector Urban in zuvorkommendster Weise bewilligt worden. Der Zug, aus Locomotive, Tender und einem Salonwagen bestehend, gelangte gegen 4 Uhr Nachmittags auf dem Kohlengeleise dicht vor der Grube an, von wo aus Hr. v. Krensky, Repräsentant der Grube, die Führung der Gesellschaft übernahm.

Es möge hier in Kürze eine Beschreibung der Abendsterngrube erfolgen, die in all ihren Theilen durchweg rationell angelegt ist, und bei welcher die Resultate der neuesten Erfahrungen. bis in jedes Detail Verwendung gefunden haben. Die Grube ist sowol über, wie unter Tage beinahe fertig vorgerichtet und soll auf zwei Flöße bauen, von welchen das obere 24 Lachter (4TM,71) mächtig in 594 Lachter (124TM,5) Teufe, das untere 4 Lachter (8TM,4) mächtig in 75 Lachter (157) Teufe erreicht ist. Die Anlage ist von C. Hoppe in Berlin projectirt, und sind von ihm auch alle Maschinen und maschinellen Vorrichtungen bis auf die kleinsten Details construirt und ausgeführt; dem Schachte, Förder- und Wasserhaltungsschacht gleichzeitig, ist daher der Name Hoppe= schacht" verliehen worden. Des sehr ungünstigen Terrains wegen, nämlich 10 Lachter 20 Zoll (21,7) gleich unter der Erdoberfläche schwimmendes Gebirge oder sogenannte Kurzawka, war man ge= zwungen, sämmtliche Gebäudemauern mittelst sehr umfangreicher Spundwände und Piséstampfung zu fundamentiren, während der Schacht selbst 12 Lachter (25") tief bis auf festen Sandstein ausgemauert ist.

Die Anlage enthält vorläufig:

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Eine ca. 600 Pferde starke direct wirkende Wasserhaltungsmaschine von 96 Zoll (2,51) Cylinderdurchmesser und 10 Fuß (3,14) Hub, welche im Stande sein soll, aus 75 Lachtern (157TM) pro Minute 300 bffß. (9,4 Cbkmtr.) Wasser zu Tage zu heben. Die Maschine kann mit und ohne Condensation arbeiten, und zwar wird diese bewirkt durch zwei in einer nebenbefindlichen Maschinenstube aufgestellte Evacuations- Dampfmaschinen, welche mit je einer doppeltwirkenden Luftpumpe und einer doppeltwirkenden Wasserpumpe arbeiten. Die Wasserhaltungsmaschine betreibt einen Rittingerdrucksaß von 28 Zoll (730mm) Plungerdurchmesser und 286 Fuß (89,8) Höhe, und sind diesem an den beiden unten angebrachten Krumsen einerseits noch ein zweiter Drucksaß von 28 Zoll (730) Plunger und 114 Fuß (35,8) Höhe, andererseits ein in Sentbäumen beweglicher Saugesatz von 281 Zoll (737TMTM) Kolben und 100 Fuß (31TM,4) Höhe angehängt.

Die Drucksazrohre, welche also gleicherzeit das Gestänge bilden, sind aus durchschnittlich Zoll (20mm) starken Blechen zusammengenietet, und die einzelnen Rohre, je 32 Fuß (10) lang, mit je 16 Stück 2 zölligen (50) Schrauben mit einander verbunden; diese Rohrverbindung geschieht durch Flanschen, welche schwach conisch ausgedreht, sich um das ebenfalls conisch abge= drehte Rohrende auflegen; durch das Anziehen der Flanschenschrauben wird nun bewirkt, daß sich die lose umgelegten Flanschen um so fester um das Rohrende anpressen.

Das Freilegen der Sagventile, Glockenventile mit Ledermanschetten, behufs Liderung geschicht dadurch, daß durch die Maschine selbst der Saß mit dem Pumpenstiefel aufgezogen wird, nachdem vorher die Flanschenschrauben zwischen Untersag und Pumpenstiefel gelöst wurden; das Saugeventil ist sodann frei und zugänglich, ohne daß es von der Stelle gehoben zu werden braucht. Aehnlich geschieht die Freilegung des Druckventils, welches in dem hohlen Plunger sizt, und durch zwei verticale Schienen hängend am Gestänge selbst befestigt wird; löst man den Plunger vom Gestänge ab und zieht lezteres auf, so wird das Druckventil hierdurch gleichzeitig bis über den Plunger hinaus mit aufgezogen, und hängt frei. Eine Liderung oder Auswechselung der Ventile kann durch diese Construction sehr rasch bewerkstelligt werden, ohne daß die Arbeiter im Schachte mit Heben oder Senken schwerer Lasten zu kämpfen haben. Das Saugeventil des Saugesages muß dagegen, da kein Ventilkasten vorhanden ist, durch den ganzen Sah mittelst der Dampfwinde hinaufgezogen werden, um es auszuwechseln oder zu lidern; Kolben, sowie Saugeventil find ebenfalls als Glockenventile mit Ledermanschetten con=

struirt. Der Saugesag hängt in eisernen Senkschienen, welche gleichzeitig die Leitbäume abgeben, und es erfolgt das Heben und Senken des ganzen Sazes durch die Wasserhaltungsmaschine selbst, indem nach jedem hierzu nöthigen Hub der Saz auf den schmiedeeisernen Hauptträgern des Rittingersages abgefangen wird.

Die Zwillingsfördermaschine von 224 Zoll (588mm) Kolbendurchmesser und 36 Zoll (940) Hub besigt zwei conische mit eingedrehten Nuthen versehene Seilkörbe von 9 Fuß (2,82) resp. 13 Fuß 24 Zoll (4,11) Durchmesser. Die Maschine ist sehr interessant durch die sinnreich angebrachte Selbstarretirungsvorrichtung, wenn die Förderschale über die Hängebank gelangt; die Maschine hält ein, sowie die Schale einige Fuß über die Hängebank steigt, und fördert sodann langsam bis auf diese ohne Zuthun des Wärters zurück. Beim folgenden Gange hat der Wärter nichts weiter zu thun, als den Steuerhebel umzuwerfen und die Drosselklappe wieder zu öffnen, welche sich die Maschine bei jedesmaligem Ende eines Zuges selbst schließt. Die Förder= schalen, für je zwei hintereinander stehende Förderwagen construirt, gehen in eisernen Leitungen aus TSchienen und sind mit einer Fangevorrichtung, der sogenannten Fallbremse, versehen; dieselbe besteht im Princip darin, daß mit Aufhören des Seilzuges an der Schalenaufhängung starke Federn zur Geltung kommen, welche stählerne Backen an die Stege der Leitschienen seitlich anpressen, wodurch die Schale anfänglich noch 20 bis 25 Fuß (6,28 bis 7,85) rutschen, dann aber durch Reibung der Backen hängen bleiben wird. Der Constructeur hat sich verpflichtet, die so im Schachte eingehängte Schale, mit ihrer Marimalbelastung versehen, an ein auf der Seiltrommel nur lose aufgewickeltes Seil anzuhängen und die Schale dann in den Schacht hinein zu fördern, derart, daß also das Seil von der Trommel ablaufen und in den Schacht der Schale nachfallen muß; für diesen Fall, gewiß der ungünstigste, welcher jemals eintreten kann, soll die Bremsvorrichtung ihre Schuldigkeit thun. Diese Probe soll in kürzester Zeit vorgenommen werden.

Zum Betriebe des Rätterwerkes, welches die Kohle in vier Korngrößen separirt, ist in der Maschinenstube ferner eine stehende Dampfmaschine aufgestellt von 18 Zoll (470) Kolbendurchmesser und 24 3oll (630) Hub; dieselbe betreibt aber außerdem noch einige Werkstattmaschinen und einen Aufzug, welcher eine unmittelbare Communication zwischen den vier Etagen der ganzen Tageanlage vermittelt.

Die Geleise der Rechten Oderufereisenbahn führen unmittelbar bis zur Grube, und befindet sich die Sohle der Aschenrösche der Kesselfeuerung 10 Fuß 9 3oll (3,37) unter der Schienenoberkante; 8 Fuß (2,67) über derselben ist die Kohlenverladebühne, gleichzeitig die Sohle des Rätterwerkes, und weitere 20 Fuß (6,28) über dieser die Hängebank. Diese vier Etagen sind durch den vorerwähnten Aufzug verbunden und dient derselbe hauptsächlich dazu, die Asche aus der Rösche hinaufzuziehen, um ste über eine Laufbühne auf die Halde zu werfen.

Ein Dampfhaspel mit 94 Zoll (248) oscillirenden Cylindern und 20 Zoll (520) Hub dient zum Fördern der Gebirge beim Abteufen des Schachtes; die während des Abteufens zufließenden Wasser werden durch einen kleinen Rittinger'schen Pumpensat gelöst, dessen Cylinder 20 Zoll (520) Durchmesser und der Plunger der Pumpe 16 Zoll (420TMTM) Durchmesser hat; die schmiedeeisernen geschweißten Steigerohre haben 7 Zoll (185TMTM) lichten Durchmesser.

Ueber der Hängebank, neben den Seilscheiben, befindet sich die Dampfschachtwinde für 250 Ctr. Tragfähigkeit. Eine Luftcompresstonsmaschine zum Betriebe von Gesteinsbohrmaschinen, Schräm- und Schligmaschinen soll erst später aufgestellt werden.

Das Kesselhaus, in welchem vorläufig 12 Dampfkessel,

für 4 Atmosphären Ueberdruck construirt, aus einem Ober- und zwei Unterkesseln bestehend und 700 Odrtfß. (70 Odrtmtr.) feuerberührte Fläche bietend, liegt mit seiner Sohle in der Höhe der Schienenoberkante; in gleicher Höhe mit der Rätterwerksohle führt eine Schienenlaufbahn für Grubenwagen bis direct über die Feuerung der Dampfkessel, so daß die gerätterte Staubkohle, ohne umgeladen zu werden, über die Kessel gefahren wird, um dort in die Fülltrichter der Treppenrostfeuerung umgekippt zu werden; die Arbeit des Kesselwärters beschränkt sich somit fast nur auf das Reinhalten der Treppenroste, in Folge dessen ein Wärter sämmt= liche 12 Kessel bewarten kann. Die Kesselspeisung geschieht durch drei doppeltwirkende Dampfspeisepumpen liegender Construction ohne rotirende Bewegung, von welchen jede wiederum aus zwei einzelnen nebeneinander liegenden Maschinen besteht; die Dampfumsteuerung erfolgt dadurch, daß die eine Maschine den Dampfschieber der anderen bewegt, dadurch also beide von einander abhängig, fich gegenseitig umsteuern. Die Pumpen arbeiten, ob langsam oder rasch, vollkommen geräuschlos, und ihre Leistung beträgt bei nur mäßiger Kolbengeschwindigkeit 8 bis 9 Cbffß. (0,25 bis 0,28 Cbkmtr.) pro Minute; Sauge- und Druckventil, als fleine Glockenventile construirt, sind durch das Lösen einer einzigen Schraube freigelegt; das ganze Pumpengehäuse, Cylinder, Ventilbüchsen, Kolben 2c. find von Messing, und stellt sich der Preis für eine derartige Doppelpumpe auf 700 Thlr.

Die Abendsterngrube, so wie sie jezt vorgerichtet ist, berechtigt vollkommen zu der Hoffnung, daß ihr Betrieb ein glatter und ungestörter sein wird. Allerdings ist es nicht allen Gruben, wie ihr, vorbehalten, ihre ganze Tiefbauanlage durchführen und be= endigen zu können, ohne durch einen gleichzeitigen Betrieb der Grube gestört und beim Bau vielfach behindert zu sein.

Die Gesellschaft fand sich schließlich im Zechenhause zusammen, wo bei einem heiteren Trunke der freundlichen Führung und der zuvorkommenden Bereitwilligkeit des Hrn. v. Krensky, sowie dem genialen Meister, nach dessen Name der Hoppeschacht" ge= tauft ist, und schließlich der Verwaltung der oberschlesischen Eisen= bahn für die bereitwillige Stellung des Ertrazuges herzlichst ge= dankt und in mehrfachem Glückauf" gedacht wurde.

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Pfalz - Saarbrücker Bezirksverein. (Fortsetzung von Seite 283.)

Versammlung vom 3. April 1870 in Saarbrücken. Vorfigender: Hr. Dr. Bothe. Protokollführer: Hr. D. Krüger. Anwesend 25 Mitglieder und 3 Gäste.

Der Vorsitzende berichtete über den Stand der Commissionsberathung in Betreff des Entwurfes eines Kesselregulative. Danach lagen der Commission vier Entwürfe eines Regulative vor und zwar der des pommerschen, des oberschlesischen Bezirksvereines, des Bezirksvereines an der Lenne und des Hrn. Kayser zu Breslau. Der Entwurf des pommerschen Bezirksvereines wurde der Berathung zu Grunde gelegt, und handelte es sich nicht um den Wortlaut desselben, sondern lediglich um die aufgestellten Principienfragen. Redner verlas die einzelnen Paragraphen dieses Entwurfes und erörterte die von der Commission zu denselben ausgesprochenen Ansichten.

Bei §. 1 war die Commission nicht für Angabe der Stärke und Gattung des Materials, der Art und Menge der Manometer; über Beibringung von Nivellementsplänen waren die Ansichten. getheilt, jedoch wurde diese bei Anlage von Wasserbehältern, Cisternen 2. für überflüssig erachtet. Die Versammlung nahm diesen Paragraphen mit den von der Commission beliebten Kürzungen an, ebenso §. 2 ohne Discussion.

Hinsichtlich des §. 3 sprach die Commission nach lebhafter

Debatte die Ansicht aus, daß es für die freie Entwickelung der Industrie zweckmäßig sei, die Anlage von Dampfkesseln überall zu gestatten; insbesondere betrachtete dieselbe die in einzelnen der erwähnten Regulative enthaltene Einschränkung: Innerhalb solcher Räume, in denen sich außer dem zur Bedienung nothwendigen Personal Menschen aufzuhalten pflegen, dürfen Dampfkessel von mehr als 50 Odrtfß. (5 Odrtmtr.) feuerberührter Fläche nur in dem Falle in beliebiger Construction aufgestellt werden, wenn diese Räume sich in einzelnstehenden Gebäuden befinden 2c., für unzweckmäßig, ausführend, daß bei kleineren Dampfkesseln die Gefahr einer Explosion wol nicht geringer sei, als bei größeren. Es wurde auch dieser Paragraph in der Commisstonsfassung einstimmig angenommen.

§. 4 wurde auf Antrag der HHrn. Dingler und Kamp gestrichen, welche hervorhoben, daß die in demselben empfohlenen Schuzwände bei Explosionen die Gefahr nicht abzuwenden vermögen, §. 5 ohne Discusston von der Versammlung abgelehnt.

Bei §. 6 wurde von der Commission hervorgehoben, daß die in demselben enthaltene Bestimmung auf stehende Kessel keine An= wendung finden könne, da bei diesen der höchste Punkt der Feuerzüge über dem Niveau des Wassers im Kessel liege. Hr. Flamm schlug vor, den Paragraphen fallen zu lassen, da es wünschenswerth sei, Jedem die Verantwortlichkeit zu überlassen und keine Specialbestimmungen in das Regulativ aufzunehmen, welcher Vorschlag Zustimmung fand.

§. 7 bestimmte Hrn. Rerroth zu dem Antrage, den Passus: ohne die benachbarten Grundbesizer erheblich zu belästigen, zu streichen. Er führte aus, daß sich die Nachbarn so wie so eine erhebliche Belästigung nicht gefallen lassen und klagbar werden würden. Der Antrag wurde angenommen und der bezügliche Passus nebst den Bestimmungen ad 1 und 2 gestrichen.

§. 8 rief eine lebhafte Discussion hervor, in welcher die Versammlung sich nach dem Vorgang des Hrn. Rerroth dahin aussprach, daß es zweckmäßig sei, zwei zuverlässige Vorrichtungen zur Erkennung des Wasserstandes anzubringen; auch erkannte sie für zweckmäßig, eine derselben mit einer in die Augen fallenden Marke zu versehen, welche den festgesezten niedrigsten Wasserstand an= giebt. Hinsichtlich des lezten Punktes wurde jedoch die Ansicht des Hrn. Flamm: daß es dem Constructeur überlassen bleiben müsse, den niedrigsten Wasserstand und dem entsprechend die Marke zu bestimmen, adoptirt. Hr. Dingler hielt es für zweckmäßig, die Verbindungen dieser Vorrichtungen mit dem Kessel, wenn solche erforderlich sind, nicht durch die Feuerzüge des Kessels gehen zu lassen, indem er hervorhob, daß Verbindungsrohre sich immer seitlich anbringen und in dem Falle, wo sie durch die Feuerzüge geführt sind, sich nur schwer dicht halten lassen. Wenngleich die HHrn. Kamp und Flamm diesen Ausführungen hinsichtlich der Unzweckmäßigkeit beistimmten, so waren ste doch der Ansicht, keine

Beschränkungen, selbst wenn ste zweckmäßig sind, auferlegen zu dürfen; führe man die Verbindungen durch die Feuerzüge, so habe man unzuverlässige Wasserstandsmesser. Die Versammlung erkannte diese Ausführung als richtig an und acceptirte den Paragraphen mit der hiernach erforderlichen Aenderung und Kürzung.

§. 9 wurde ohne Discussion angenommen.

Zu §. 10 beantragte Hr. Flamm hinzuzufügen: Die Sicherheitsventile müssen zweckmäßig construirt sein, so daß sie ihren Zweck erfüllen. Mit diesem Zusas wurde der Paragraph und ebenso §. 11 angenommen.

Bei §. 12 wurde auf Antrag des Hrn. Kamp der Passus: lettere, sofern sie nicht von Kesselmauern umschlossen oder vom Feuer berührt werden, gestrichen, während gegen §. 13 und 14 ein Einwand nicht erhoben wurde.

Nach Verlesung des §. 15 erhob sich eine lebhafte Discussion hinsichtlich der Festigkeitsprobe, welcher jeder Dampfkessel zu unterwerfen ist. Hr. Flamm betonte, daß man durch die Druckprobe nur constatiren wolle, ob der Kessel dicht und fest genietet sei; wollte man die Kessel auf 2 n Atmosphären prüfen, wenn n die höchste für den Kessel zulässige Spannung bedeutet, so würde dieser Druck bei hohen Spannungen zu groß ausfallen und den Kesseln dauernd schädlich werden. Es sei zweckmäßig, für diesen Druck eine absteigende Scala anzuordnen. Damit war die Versammlung einverstanden und stimmte im Allgemeinen für die Annahme von n+Vn Atmosphären als Größe der Spannung, auf welche die Kessel geprüft werden sollen.

Schließlich werden die §. 15 bis 19 des Entwurfes ohne weitere Debatte acceptirt.

Hr. Dr. Bothe nahm die auf ihn gefallene Wahl zum Delegirten für die Berliner Versammlung an und sprach dann zum nächsten Punkt der Tagesordnung übergehend über die erplosiven Stoffe der Neuzeit.

Er besprach die Untersuchungen über das Schießpulver von Bunsen und Tschischkoff, die verschiedenen Sprengpulver mit Zusag von Kaliumchlorat und Bariumnitrat, die Darstellung der Trinitrocellulose nach Lenk und Abel, der Safety-gun-cotton aus der Fabrik von Prentice, des Schulze'schen Pulvers, des Zuckerpulvers von Augendre, und endlich die Pikratpulver von Designolles und Norbin. Weiterhin behandelte Redner ausführlich das Trinitroglycerin und die damit hergestellten Präparate, wie das sogenannte methylisirte Sprengöl, das Dynamit, das Dualin und den Lithofracteur. Zulezt endlich stellte er das Nitroglycerin nach Kopp's Methode in der Versammlung selbst dar, damit den Beweis der Vorzüglichkeit und Ausführbarkeit der bezüglichen Vorschläge Kopp's führend. Der Vortrag wurde durch Vorlegung aller einzelnen Stoffe und Präparate und den Nachweis ihrer sogenannten brisanten Wirkungen unterstüßt.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47.

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