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an die Reihe, außer, wenn sie zum Nachschlagen gebraucht wurs den. Dahin gehörten Homer, Xenophon, Platon, Demosthenes, Aeschines, Jsokrates, Herodot, Thuzidydes, Polybius, Diodor von Sizilien und Plutarch; auf sie folgten Virgil, Horaz, Cicero, Sale lust, Cåsar, Livius, Tacitus, Seneca's philosophische Schriften, - Lus krez, Quintilian; endlich Corneille, Racine (deffen Athalie der Kde nig über alle französische Dichtungen segfe1)), Molliere, Bossuet, Massillon, Flechier, Saurin, Fénélon's Telemach, d'Aguesseau, Montesquieu, Mably, Bayle; dazu die besten französischen Ges schichtschreiber: Hénault, Pfeffel sur l'Empire und einige anderes auch Voltaire's Werke kamen nach und nach dazu. Freilich konnte Friedrich die alten Klassiker nur in französischen Überseßungen les sen; da diese nun zum Theil sehr dürftig waren; so machte er selbst ein Verzeichniss von denjenigen Alten, welche er durch Formey, Merian, Toussaint, Thiébault, de Castillon und Bitaubé, im Deckerschen Verlage zu Berlin, neu übersetzen lassen wollte: nas mentlich Diodor von Sizilien, Seneca's moralische Abhandlungen und Briefe, Plutarch, Cicero's philosophische Schriften. Aber, der Kostenanschlag war zu bedeutend, darum blieb das Werk liegen; denn auch in solchen Genüssen mied der König jedes Übermaß in den Ausgaben.

Neben der Bibliothek gewährte die Bildergallerie in SansSouci dem Könige immer einen großen Genuff, und er unters hielt sich gern über die Kunst mit den beiden Aufsehern derselben, dem Inspektor Österreich, einem geborenen Hamburger, den er 1757 in Dresden kennen lernte und in seine Dienste zog, und mit dem zweiten Inspektor Brandenburg, der das Bauliche zu befors gen hatte.

In der Gallerie, wie auf den Spazirgången von Sans - Souci

1) d'Alembert schreibt von Sans-Souci, den 25. Jun 1763 an Madame du Deffand in Paris von Friedrich: „Quand je lui ai parlé de la gloire, qu'il s'est acquise, il m'a dit avec la plus grande simplicité, qu'il y avoit furieusement à rabattre de cette gloire; que le hazard y étoit presque pour tout, et qu'il aimerait bien mieux avoir fait Athalie, que toute cette guerre; Athalie est en effet l'ouvrage qu'il aime et qu'il relit le plus.". Oeuvres posthumes de d'Alembert. Paris 1799. T. 1. p. 197.

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Pflichten und Freuden des Berufes, im Genusse, der Wissenschaften und der geistigen Unterhaltung, glücklich sein. Darum hielt er sich auch fünf ganz gleiche Büchersammlungen; in Potsdam, in Sans, Souci,in Berlin, in Charlottenburg und in Breslau. Er durfte also nur die Stelle merken, bei der er stehen geblieben war, um auf Reisen im Lesen fortfahren zu können. Späterhin wurde auch eine Bibliothek im Neuen- Palais aufgestellt, ja auch noch eine Bibliothèque portative für die Reisen angeschafft. In diesen Bibliothes ten herrschte die genaueste Ordnung und von jeder waren sorgfäls tige Verzeichnisse vorhanden. Alle Bücher waren in rothen Maroquin gebunden, mit goldenem Schnitte.. Auf: dem Deckel stand ein Buchstab, der die Bibliothek anzeigte: die Bücher des potsdamer Schlosses, hatten ein P; die von Sans Souci waren mit einem V. gezeichnet, weil dieser Ort erst Vigne, Weinberg, hieß; die Bücher vom Neuen - Palais dagegen, welches eigentlich der König SansSouci nannte, trugen, wie Dantal sagt, ein S. Jedes Buch hatte feinen festbestimmten Plaßz selbst diejenigen Bücher, welche nicht in Reih und Glied standen, sondern auf den Tischen und Fensters bretten lagen. Die rheinsberger Bibliothek wurde 1747 durch Darget nach Potsdam gebracht. Manche Bücher, welche der Kdnig für sich angeschafft, hat er zur großen Bibliothek in Bers lin gegeben; aus derselben ist spåterhin Einiges an das Kadettens torps abgegeben worden, z. B. „Geschichte des Polybius mit Auss legungen des Ritters v. Folard, überseht von Ant. Leop. v. Ölsnig, Lieuten, beim Infant. Reg. v. Haack, in 4. sehr schön in roth Maroquin mit goldenem Schnitt gebunden; in dessen zweiten Band (Berlin 1755) Seite 223 der König bei einer Stelle, wo Folard eine Nachlässigkeit in seiner Darstellung, welche zu verbessern er zu fråge; fei, ganz naiv selbst eingesteht, eigenhändig an den Rand-mit deutschen Buchstaben: „erz - hemlich geschrieben hat.

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Friedrich hatte, von den Zeiten in Rheinsberg her, alle Bůcher in zwei Klassen getheilt: in solche, die er gründlich kennen, und in solche, an denen er sich nur unterhalten wollte. Diese wurden bloß durchlaufen oder einmal gelesen; er einmal gelesen; oder in den Schmerzen des Körpers als leichte Speise genutzt; jene wurden immer wieder genoffen ssen und das ganze Leben hindurch zu Rathe gezogen: sie kamen beständig, eines nach dem andern, wie sie aufgestellt waren,

an die Reihe, außer, wenn sie zum Nachschlagen gebraucht wurs den. Dahin gehörten Homer, Xenophon, Platon, Demosthenes Aeschines, Jsokrates, Herodot, Thuzidydes, Polybius, Diodor vons Sizilien und Plutarch; auf sie folgten Virgil, Horaz, Cicero, Sale lust, Cåsar, Livius, Tacitus, Seneca's, philosophische Schriften, -Lus krez, Quintilian; endlich Corneille, Racine (deffen Athalie der Kd nig über alle französische Dichtungen fegte ')), Molliere, Bossuet, Massillon, Flechier, Saurin, Fénélon's Telemach, d'Aguesseau,1 Montesquieu, Mably, Bayle; dazu die besten französischen Gesi schichtschreiber: Hénault, Pfeffel sur l'Empire und einige anderes auch Voltaire's Werke kamen nach und nach dazu. Freilich konnte Friedrich die alten Klassiker nur in französischen Übersetzungen les sen; da diese nun zum Theil sehr dürftig waren; so machte er selbst ein Verzeichniss von denjenigen Alten, welche er durch Formey, Merian, Toussaint, Thiébault, de Castillon und Bitaubé, im Deckerschen Verlage zu Berlin, neu übersetzen lassen wollte: nas mentlich Diodor von Sizilien, Seneca's moralische Abhandlungen und Briefe, Plutarch, Cicero's philosophische Schriften. Aber, der Kostenanschlag war zu bedeutend, darum blieb das Werk liegen;" denn auch in solchen Genüssen mied der König jedes Übermaß in den Ausgaben.

Neben der Bibliothek gewährte die Bildergallerie in Sans Souci dem Könige immer einen großen Genuss, und er unters hielt sich gern über die Kunst mit den beiden Aufsehern derselben, dem Inspektor Österreich, einem geborenen Hamburger, den er 1757 in Dresden kennen lernte und in seine Dienste zog, und mit dem zweiten Inspektor Brandenburg, der das Bauliche zu before gen hatte.

In der Gallerie, wie auf den Spazirgången von Sans-Souci

1) d'Alembert schreibt von Sans-Souci, den 25. Jun 1763 an Madame du Deffand in Paris von Friedrich:,,Quand je lui ai parlé de la gloire, qu'il s'est acquise, il m'a dit avec la plus grande simplicité, qu'il y avoit furieusement à rabattre de cette gloire; que le hazard y étoit presque pour tout, et qu'il aimerait bien mieux avoir: fait Athalie, que toute cette guerre; Athalie est en effet l'ouvrage qu'il aime et qu'il relit le plus.". Oeuvres posthumes de d'Alembert. Paris 1799. T. 1. p. 197.

waren die englischen Windspiele beständige Begleiter. Wie weiland Hadrian, mit welchem Friedrich auch anderweitig ist verglichen worden, nach seinem Lebensbeschreiber Älius Spartianus, Pferde und Hunde so sehr liebte, daß er ihnen Gråber machen ließ; so hatte auch unser König für Pferde und für Hunde eine ganz auss nehmende Vorliebe, Drei oder vier Hunde waren beständig um ihn; der eine war Liebling, welchem die andern zur Gesellschaft dienten. Er lag immer an der Seite seines Herrn auf einem bes sonderen Stuhle, im Winter mit Kissen bedeckt und schlief des Nachts in dem Bette des Königs; die andern mussten des Abends das Zimmer verlassen; sie kamen am Morgen beim Wecken wieder. Wie auf den Spazirgången zu Fuße; so folgten sie ihrem Herrn auch zu Tische. Natürlich wurde für ihre Pflege und Gesundheit sehr gesorgt. Groß war der Schmerz des Königs bei dem Vers luste dieser treuen Wesen, welche auf den Terrassen von Sans - Souci in Sargen begraben wurden und Leichensteine mit ihres Namens Aufschrift bekamen. Schon bei der Anlage von Sans Souci hatte Friedrich für sich selbst auf der obersten Terrasse neben dem Lusts schlosse eine Ruheståtte') von Klinkern wölben lassen, über welche 1749 die liegende Marmorflora mit einem Genius vom Bildhauer Adam gesezt wurde. Neben dieser Ruhestätte, welche der König auch in seinem letzten Willen für sich bestimmt, wurden die Liebs lingswindspiele Alcmene, Thisbe, Diane, Phyllis, Thisbe, Alcmene, Biche, Diane, Pax, Superbe, Amourette begraben; Superbe führt auf ihrem Grabsteine auch den Namen Hasenfuß.

Der Lieblingshund und dessen Gesellschafter hatten zu ihrer Bedienung einen von den sogenannten königlichen kleinen Lakaien, der sie fütterte und, an schönen Tagen im Garten, bei schlechter Witterung in einem großen Sale spaziren führte. Zu ihrem Uns terhalte bekamen sie verschiedenerlei Braten, Kuchen, Buttersemmel, Milch und Wasser, soviel sie genießen mochten. Wer das Unglück hatte, einen Hund zu treten, kam selten ungescholten davon.

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1) Nach Rumpfs Berlin und Potsdam. 1803. 2. Theil. S.96, soll der König einmal beim Spazirengehen, als die Gruft angelegt wurde, zu d'Argens gesagt haben: „, Quand je serai là, je serai sanssouci."

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* Diesen Hunden waren, unglaubliche Unarten» gestattet ; sie_las, gen nach Gefallen, auf den kostbarsten › Kandpees' und Stühlens Zu ihrem Zeitvertreibe fanden sie in den Zimmern lederne Bälle zum Spielen. Wenn sie zur Karnevalszeitsin:einer sechsspännigen Kutsche nach: Berlin fuhren; so saß der Lakai allemal auf dem Rücksiße, während die Windspiele den Vordersitz einnahmen; auch sagtzman, der Bediente habe sie nicht anders als mit Sie angeredet, Biche, sein Sie doch artig !, Alcmene, bellen Sie doch nicht so!"?).

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Auf dem potsdamer Schloffe und auf dem Jägerhofe bei: Potsdam befand sich noch eine Pflanzschule von 40 bis 50 und, mehr Windspielen, welche von zwei Jägern versorgt wurden, dereni einer die Heilung der kranken Thiere verstehen musste. Auf jeden Hund wurden monatlich 2 Thaler Futtergeld gerechnet.

Verwandte und andere Besißer schöner Hunde pflegten dem Könige seltene Hunde zu schenken ?);; sowie dieser von den Jungen, die, den Abgang zu erseßen, nicht nöthig waren, als ein besonderes Gnadenzeichen, verschenkte.

Daß die Lieblingshunde ihren Herrn auch im Felde begleite ten, wissen wir schon. Biche, und noch mehr Alcmene hatten die Gunst des Königs vor allen; mit jener verbarg sich Friedrich vor den Panduren unter einer Brücke3); diese starb in Sans Souci, als er eben in Schlesien war. Es wurde ihm gemeldet und er befahl, ihren todten Körper im Sarge in seine Bibliothek zu stellen. Nach feiner Rückkehr betrachtete er sie lange mit stiller Wehmuth und ließ sie dann beisetzen. Den 8. Dez. 1760 fand Marquis d'Argens den König in Leipzig eines Abends auf dem platten Boden sißen, vor ihm eine Schüssel mit Frikassee, aus welcher die Hunde ihre Malzeit hielten. Friedrich hatte ein kleines Stöckchen in der Hand, mit welchem er Ordnung hielt und dem Lieblinge die besten Bissen hinschob. Als Dantal einst dem Könige aus Bayle's Dictionnaire folgenden Artikel der Note G von Rorarius vorlas:

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1) Nicolai Anekdoten, Heft 2. S, 214,

2). Algarotti an den König den 13. Def. 1751.

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3). Anekdoten und Karakterzüge. Berlin bei Unger' 1788 Vorbericht S. V.

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