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nonist geworden war, und einen beträchtlichen Handel nach Norden führte. Dieser, dem Kuhls mann als ein Adept war empfohlen worden, hatte schon nach Gröningen an ihn geschrieben, und ihn zu sich nach Lübeck eingeladen. Der Schwärmer ließ sich das nicht zwey Mal sagen, kam, da er in Hamburg so kalt aufgenommen ward, nach Lus beck, ward von Wernern unterhalten und laborirte auf dessen Kosten. Allein dieser war kluger und behutsamer, als Kuhlmann es wünschte, sahe ihm fleissig auf die Finger, trauete ihm nicht weiter, als er sahe, und hielt daher mit den Vorschüssen als ein kluger Mann sehr an sich; das heißt in der Sprache der Theosophie, er hing noch zu sehr an bem Jrdischen, meinte es mit dem Heile seiner Seele noch nicht ernstlich, und hatte noch zu vick von dem falschen Sterngeiste an sich *). Sein Mistrauen vermehrte sich, als dem Goldmacher bald nach seiner Ankunft eine gewisse Magdalena von Lindaw mit ihren erwachsenen Kindern nachs kam, welche Kuhlmann sogleich zu sich nahm, und sie bald darauf gar als seine Frau hielt, wos durch denn sein Aufwand natürlich vermehret wers den mußte.

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Diese Person war aus Holstein gebürtig, war aber in Amsterdam verheirathet gewesen, und hatte von ihrem verstorbenen Manne weiter nichts, als

*) Kuhlmann in dem Schreiben an Joh. Bathurst in dem 4 ten Lutetier Schreiben, wo er seine Schicksale in Lübeck sehr weitläufig, aber auch sehr verworren erzählt.

zwey mannbare Tochter und einen funfzehnjährigen Sohn, denn übrigens war sie so arm als eine Ki“; chenmaus, wenigstens eben so arm als Kuhlmannt. Sie hatte den Fantasten bey seinem kurzen Aufents halte in Amsterdam gesehen, und sogleich einen Ans' schlag gemacht, sich ihm auf die eine oder die andere Art aufzubringen. Sie kam ihm nach Lübeck nacha gereiset und wuste, als eine verschmigte Frau, ihn durch vorgegebene Träume und Offenbarungen so zu überlisten, daß er sie erst als Haushälterin zu sich nahm, und sie bald darauf am Michaelis: Feste 1675 gar zu seiner Frau machte, denn ordentlich copulirt ward er mit ihr nicht. Da sie eine betagte Mittwe, er aber ein junger Mensch von 24 Jah ren war, so kann man ihm leicht glauben, daß er diesen Schritt sehr ungern gethan, und auch nachmals Thränen darüber vérgoffen; allein die Schwårs merey, deren Larve sie geschickt anzunehmen wußte, söhnte ihn in kurzem mit ihren Runzeln aus, und ir lebte so langë zufrieden mit ihr, als sie nur selbst wollte *). Denn da sie und ihre Tochter immer *) Wiewohl ich anfänglich nicht groß zu Herzen nahm, was sie von der vorgesagten Ehe vorbrachte s.weil dazu weder mein Sinn, Ursache, Stand oder Gleichheit; so griff mir doch gewaltsam ins Herk die große innere Harmonie derjenigen, derer inneres Ohr in das Paradies verzücket, die englis s.sche Harmonie ohn Unterlaß, wo si ging oder stand, anhdrete, wie mein inneres Auge nach seis ner Art das Englische Wesen anblickte. Noch mehr bestürzete mich, als ich von einer fremden unbekannten Weibesperson vernehmen mußte, wi ..si mich fast von meiner ersten Kindheit an bey sich im inneren gehabt, in gestalt eines Knabens, ver simmer fortwuchs; was ir geboten, um Tag and

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nicht so himmlisch gesinnet werden wollten, daß sie des Essens und Trinkens håtten entbehren können, so sehr er sie auch zum Fasten und Beten ermahnte, so setzte es manchen derben Straus, besonders wenn der Herr Gemahl und Vater ein wenig gar zu dumme Streiche machte; aber das tråge theosos phische Vieh hörte, immer in sich gekehrt, `alle Vorwürfe mit tauben Ohren an.

Der Auftritt mit seiner neuen Hausehre mochte nun Wernern noch weniger gefallen, zumahl da immer auch kein Gold erfolgen wollte, daher er sich immer mehr von dem Betrüger zurück, zog, ihm

Nacht im Gebet vor ihr Kind anzuhalten; wi fi '„von Amfterdam an vor meine Verson_gezwungen und gedrungen worden zu seufzen, zu flehen und zu ..beten, nachdem si mich gesprochen, und waren solcher ungemeinen Dinge noch vil un gemeineres.

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Aus diesem Grunde traf solches Verhängniß Gottes mich auf sogar ungewöhnliche Weise, daß „der vollkommenfte Schmuck des Eheftandes auf die sauberfte Weise mir angehenket würde, und sein Beispiel einer göttlichen uneigenen Ehe der Welt vorhanden wäre. Denn ich war vor und von Gott, nicht vor oder von Menschen anvers »,trauet, einer betagten Witwen, deren erstgebohrs ,,nes Kind, wenn es lebte, fast im mein Alter ,wåre, und mußte in meiner blühenden Jugend, »in den allerfreießten Jahren, ein Vater heissen zweier mannbarer Tochter nnd seines 15 jährigen Sohnes, das wider die Natur, meine Beschaf fenheit und allen auswendigen Stand lif. Thränen schoffen mir aus den Augen, als sich „das erste Gerüchte des Ehestandes, (Ehe, Wehe) einstellten, und würden mir noch häufiger die Thränen aus den Augen schieffen, nach solchen unerwarteten Fällen, wenn nicht der göttliche Schluß so klar seinen Schluß in meinen Schluß ..mir öffnete; wie er im Anfang auch mich sonders „lich bestärker u. f. f. Lutetier Schreiben S. 31/ 42. f.

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aber das Wochentliche, welches er ihm, wie es scheis net, vom Anfange an bewilliget hatte, fortseßte. Da Kuhlmann damit bey seiner vergrößerten Haushaltung nicht auskommen konnte, und Wers ner für ein Mehreres taube Ohren hatte, so beschloß jener endlich, das undankbare Lübeck zu verlassen, und auf Gerathewdhl nach England zu gehen, wo die damahls überal herrschende Schwärmerey ihm eine reichere Aernte versprach. Als Werner dies sen Entschluß erfuhr, ward ihm doch ein wenig warm um das Herz, vielleicht weil er dem Thoren doch noch einige Geheimnisse in der Alchymię zutraus ete, die nun, nebst seinen vorgeschossenen Sums men, für ihn auf immer verlohren seyn sollten, Er suchte ihn daher zu bereden da zu bleiben, und ließ sich dabey die Worte entfallen, daß er lieber so gleich tausend Ducaten verliehren, als den Kuhlmann aus Lübeck lassen wollte." Der Schall von den tausend Ducaten wirkte so mächtig auf ihn, daß er plößlich da zu bleiben beschloß, und, da er diese Summe schon im Geiste besaß, sogleich ein großes geräumiges Haus miethete, mit den Seinis gen auf einem großen Fuße zu leben anfing, und noch einen andern Abenteurer, einen Ost Friesen, den er schon in Jena hatte kennen lernen, zu sich in das Haus nahm. Durch diese Tollheit muste Werner nothwendig noch mistrauischer werden, und da er sich zu den in der Angst versprochenen sausend Ducaten nicht verstehen wollte, so gerieth der Fantast gar bald in das größte Gedränge, Zwar nahm er seine Zuflucht zu dem Schmelztiegel

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theils sich selbst zu helfen, theils seinen Gönner treuherzig zu machen; allein Gott hielt das Ges heimniß noch vor ihm verborgen *), das Bedürfs niß ward immer dringender, und Werner war nicht so leicht treuherzig zu machen, Er wandte sich daher an einen wohlhabenden Bekannten in Lüneburg, der auch den Goldglauben haben mochte, und den er kurz vorher schon um 80 Rthl. geschneus get hatte, und verlangte von ihm tausend Ducas ten, weil die Rechnung einmahl auf diese Summe gemacht war, welche er ihm in 2 Jahren zehnfach, folglich mit 10000 Ducaten wieder erstatten wollte, weil ihm in seinem Gemüthe die Versicherung ges schehen sey, daß ehe diese Summe verzehret wors ben, seine Hülfe aus der Tinetur da seyn würde. Allein so gern er auch diesen Mann dieser großen

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Die Tincturen des Metallischen Reiches spiegels ten fich heftig vor mir, deren Besitzung mir vers sheiffen von innen und außen; doch wuste ich nicht die so vielfache Zerbrechungen und Verzögeruns gen, welche Gott der Herr allezeit unter dem Vors hange feines ftillen Rathes verbirget. I mehr ich in Gelaffenheit Gottes Zeit auszuwarten gefonnen, i mehr sprach der Teufel durch fremder Vernunftschein: Schleuß das Centrum im Steineauf, das ist, den eingedruckten allgemeinen Geist, sund mache dir und uns Gold und Brod! Iß die Speise der Eigenheit aus den dir versprochenen Tincturen! Greif an das Werk, was wiltu vom nneigenen Nichts dich und uns aufhalten? -- Das Particular was unter den Hånden war, bei metz ner Ankunft dem bewußten von Gott verlihen, ,,ware genug gewesen zur ersten Grundlegung, und ..håtte fein Capital vor Capital überflüffig gegeben,

fo nur in etlichen Handgriffen die Augen waren ,,aufgethan, weil es aus der alten Philosophen ,,vier Elementen ist gegangen," u. f. f. & utetiers Schreiben, S. 44, 46.

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