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Man arbeitet daher, wie bekannt, nur von beiden Endpunkten aus, und zwar treibt man zuerst, wie immer bei größeren Anlagen dieser Art, einen fleinen Tunnel, deffen Dimensionen öfters gewechselt wurden; auf französischer Seite, wo Referent die Arbeiten besucht hat, und wo man gegenwärtig in sehr hartem Gesteine sich befindet, ist man jezt zu geringeren Dimensionen, als soustwo, heruntergegangen, und zwar zu 2m,80 Breite bei 2,50 Höhe. Der kleine Tunnel wird dann zu den oben angegebenen Dimensionen erweitert; er ist den Erweiterungsarbeiten gewöhnlich um 200 bis 300m Der erweiterte Raum wird ausgemauert.

voran.

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anthracitführenden Glimmerschiefer 2000m

Unter diesen Gesteinen war namentlich der Quarzit wegen. seiner Härte zu befürchten; aber schon im kalkhaltigen Schiefer konnte man, wie lange Erfahrung nachgewiesen hat, nur 8m im Monate von jeder Seite, also 16m im Ganzen vorankommen, wenn man mit gewöhnlicher Handarbeit den Tunnel anlegen wollte. Bei solchem Vorangehen hätte man für die Ausführung der 12,220m 60 bis 70 Jahre nöthig gehabt.

Es war also wohl an ein Anlegen des Tunnels auf gewöhnlichem Wege und mit gewöhnlichen Mitteln kaum zu denken. Jedermann weiß, daß man dazu übergegangen ist, Maschinen anzuwenden, welche durch comprimirte Luft in Bewegung gesezt werden. Damit arbeitet man in dem kleinen Tunnel, und das Erweitern geschieht dann auf gewöhnliche Art durch Handarbeit.

Die Anlagen zum Comprimiren der Luft befinden sich auf der französischen Seite zu Fourneaux, einem Ort, der eigentlich erst durch die dortigen Tunnelarbeiten geschaffen, jezt sich ganz ansehnlich präsentirt und sogar ein Gasthaus hat, in welchem man recht gut übernachtet. Dieser Ort liegt ca. 105m unter dem entsprechenden Ausgangspunkte des Tunnels; die Eisenbahn wird dort vorbeiführen und durch eine Schwenkung, an dem etwas bekannteren Orte Modane vorbei, dem Tunnel zuführen. Der Tunnel wird, nebenbei bemerkt, zu diesem Behufe eine Rectification erleiden müssen, welche beim Beginnen der Arbeiten wohl vorhergesehen war, von der man aber vorerst abstrahirte, um die gerade Linie beizubehalten.

Auf italienischer Seite befinden sich die Anlagen der comprimirten Luft zu Bardonnèche, welches sich ebenso ansehulich präsentiren soll, als Fourneaux. Obgleich Referent nicht dort gewesen ist, so muß er doch damit beginnen, von den dort augelegten Compressionsapparaten zu sprechen.

Zu Bardonnèche verfügt man über ein nicht sehr bedeutendes Quantum Waffer, ungefähr 1 Cbfmtr. pro Secunde, welches durch einen Sturzbach geliefert wird; was an Quantum fehlt, wird durch die Fallhöhe erseßt. Man kam also auf die Idee, hier hydraulische Widder zum Comprimiren der Luft anzulegen. Die Idee war von den Herren, welche sie nachher hier in's Leben riefen, für die Appenninenbahn zwischen

Alexandria und Genua studirt worden, wo man unter Benuzung eines starken Wasserfalles die Eisenbahnzüge auf einer Steigung von 35mm pro Meter vermittelst comprimirter Luft hatte bewegen wollen. Sie kam nicht an der Apenninenbahn, wohl aber in Bardonnèche unter gleichen Verhältnissen zur Ausführung.

In Fourneaux waren die Verhältnisse etwas anders. Hier besaß man eine große Wassermenge; der Gebirgsfluß l'Arc, ein Seitenfluß der Isère, liefert pro Secunde wenigstens 8 Cbkmtr. Wasser; doch das Gefälle ist nur 5,60. Diese Umstände eigneten sich weniger zur Anlage eines hydraulischen Widders; da man aber, anfangs wenigstens, außerordentlich viel Kraft im Ueberschusse hatte, so zog man es doch vor, vom günstigen Nugeffecte zu abstrahiren und den schon erprobten Apparat anzuwenden. So hat man denn dort Pumpen angelegt, welche Wasser heben, dessen Fall alsdann im hydraulischen Widder die bewegende Kraft zur Compression der Luft bildet.

Das Princip der hydraulischen Widder ist bekannt, und die in dem Alpentunnel angewendete Construction ist schon oft beschrieben worden. Man denke sich einen Heber mit aufrecht gerichteten Schenkeln, diese verbunden unter einander durch eine horizontale Leitung; man gebe dem Ganzen, um die Idee festzustellen, einen gleichförmigen Durchmesser von 62 Centimeter Der kleinere Schenkel des Hebers hat 5m Höhe, der größere 26". Der kleine sei voll Luft und oben durch ein Ventil abgeschlossen, auf welchem ein Druck entsprechend einer Wassersäule von 50m lastet. Der große Schenkel sei auf seine ganze Höhe mit Wasser gefüllt; es sei in seinem unteren Theile ein Schieber angebracht, welchen man vermittelst einer äußeren Kraft bewegen kann. Man entferne den Schieber; die Wassermasse der Säule sezt sich in Bewegung gegen den kleinen mit Luft gefüllten Schenkel; sie erlangt eine gewisse Geschwindigkeit, welche der Druckhöhe entspricht, unter der sie sich bewegt; sie stößt auf die Luft im kleinen Schenkel, treibt sie vor sich her und überwindet die auf dem Ventile ruhende Last, obgleich solche viel größer als die Druckhöhe der bewegten Säule; der kleine Schenkel füllt sich mit Wasser; die Luft tritt aus in einen unter der Druckhöhe von 50m Wasser stehenden Behälter. Dies dauert nur einen Augenblick. Das Wasser hat durch den Stoß seine lebendige Kraft verloren; der Druck der 50m Wasser erlangt das Uebergewicht über den Gegendruck von 26m; das Ventil schließt sich. Nun schließt man auch den Schieber und öffnet ein am horizontalen Verbindungsstücke beider Schenkel angebrachtes Ventil, wodurch das Wasser aus dem kleinen Schenkel in's Freie ausfließt, während gleichzeitig am oberen Theile dieses Schenkels unter dem Drucke der äußeren Luft sich Saugeventile öffnen und den kleinen Schenkel mit Luft füllen. Der Apparat ist nun zu einem neuen Spiele bereit. Auf diese Art wird vermittelst Wasser, von einem Behälter kommend, der auf 26m Höhe steht, Luft comprimirt, welche der äußeren Atmosphäre plus einer Wassersäule von ca. 50m Höhe das Gleichgewicht hält, mit anderen Worten, Luft zu 6 Atmosphären wirklichem Drucke, also zu 5 Atmosphären Ueberdruck comprimirt.

In Fourneaux befinden sich zehn hydraulische Widder; eine gleiche Zahl soll sich in Bardonnèche befinden. Ein Widder macht 3 Stöße pro Minute, höchstens 4.

Die ganze Rohrleitung jedes Widders hat, wie schon angedeutet, 0TM,62 inneren Durchmesser. Das Wafferzulaß- und das Wasserablaßventil find hohle Cylinder, welche, wenn sie gesenkt werden, Oeffnungen in der umgebenden Röhrenwand dem Wasser zugänglich machen (sogenannte Glockenventile); beide werden von einer sehr kräftigen, durch comprimirten Wind bewegten, einer Dampfmaschine ganz ähnlichen Maschine vermittelst Däumlinge gehoben und gesenkt. Die Windansaugeventile sind wie bei gewöhnlichen Gebläsemaschinen angefertigt, während das Luftausströmungsventil in einer horizontal liegenden Metallplatte mit conischem Size besteht. Diese Ventile zum Zulassen und Ausströmen der Luft öffnen sich durch das Spiel des Widders ohne Zwischenkunft der Maschine.

Der Apparat ist so regulirt, daß beim Stoße des Widders nicht allein alle Luft des kleinen Schenkels ausströmt, sondern auch noch etwas Wasser mit übergeht; man sichert sich auf diese Art gegen die Möglichkeit eines schädlichen Raumes, ohne daß das mitgeriffene Waffer irgend welchen Nachtheil mit sich brächte.

Die Luft (begleitet von dem kleinen Quantum Wasser, welches mit übergeht) gelangt in einen Kessel, construirt wie ein Dampffeffel; doch hat dieser Dampfkessel ein eigenthümliches, der Dertlichkeit angemessenes Sicherheitsventil. Dieses besteht nämlich in einer 50m hohen Wassersäule, welche an ihrem obersten Punkte mit einem durch einen Sturzbach gespeisten Behälter communicirt. Es constituirt dies übrigens nicht sowohl ein Sicherheitsventil, als vielmehr ein Mittel, um den Druck gleichmäßig zu erhalten. Liefern die Widder weniger Luft, so steigt das Wasser im Kessel, und vice versa; zu jeder Zeit aber behält die Luft den Druck, entsprechend der darauf ruhenden Wassersäule.

Man hat für jeden Widder einen solchen Kessel, also im Ganzen auf jeder Anlage 10 Kessel. Das Volumen eines Kessels beträgt 17 Cbfmtr. Es ist kaum nöthig beizufügen, daß jeder Keffel mit den nöthigen Apparaten versehen ist, um darin den Stand des Wassers resp. der Luft beobachten zu fönnen.

Der hydraulische Widder ist ein nicht complicirter Apparat; er soll auch am Alpentunnel recht guten Nußeffect gegeben haben. Man hatte aber den großen Nachtheil häufiger Brüche und der sich daraus ergebenden Arbeitsunterbrechungen. So oft nämlich ein Ventil nicht gehörig spielte (etwa in Folge eines vom Wasser mitgerissenen festen Körpers), so entstand ein gewaltiger Stoß, welcher die Leitung sprengte. Dies hat denn dazu gebracht, auf andere Apparate zu finnen.

Unter gewöhnlichen Umständen, wenn man Luft zu einer Pressung bringen will, wie man sie bei den Eisenhohöfen 2c. nöthig hat, wendet man Gebläse an. Bei diesen Defen bedarf man aber höchstens einer Preffung von Atmosphäre Ueberdruck; kann man die Gebläsemaschinen auch für Luft von 5 und 6 Atmosphären Ueberdruck anwenden? Die Frage ist am Alpentunnel glänzend gelöst. Man hat dort mit bestem Erfolge Gebläse für Hochdruck aufgestellt und die dabei befürchteten Schwierigkeiten durch ein sehr einfaches Mittel überwunden: man verhütet das Entweichen der Luft am Kolben, die Nachtheile des schädlichen Raumes, das Heißwerden von Kolben und Cylinder dadurch, daß man den Kolben nicht

direct auf die Luft wirken läßt, sondern eine Schicht Waffer dazwischen bringt.

Man denke sich ein Wafferrad, daran einen Krummzapfen, welcher durch Vermittelung einer Pleuelstange einem Kolben eine horizontale Bewegung giebt. Der Kolben gleitet in einem horizontalen Cylinder, an dessen beiden Enden Säulen von demselben Durchmesser, wie der Cylinder selbst, in die Höhe gehen, etwa auf 3TM Höhe; in der freien Entfernung zwischen beiden Säulen hat der Kolben sich zu bewegen. Den horizontalen Cylinder denke man sich auf beiden Seiten geschlossen, so daß nur an einem Ende sich eine Oeffnung befinde für den Durchgang der Kolbenstange. Der Kolben stehe am äußersten Ende seines Laufes rechts; die daranstoßende Säule ist voll mit Wasser; auf der anderen Seite des Kolbens füllt das Wasser den liegenden Cylinder, steigt aber kaum in der Säule links in die Höhe; der übrige Theil dieser Säule ist mit atmosphärischer Luft angefüllt. Der Kolben sezt sich in Bewegung; das Waffer der Säule rechts folgt ihm nach, und atmosphärische Luft tritt durch Saugeventile in den freiwerdenden Raum, während gleichzeitig auf der anderen Seite die atmosphärische Luft comprimirt wird und durch ein Abflußventil entweicht. Entsprechendes geschieht denn auch bei der Rückkehr des Kolbens.

Man hat in Fourneaux nebeneinander liegend sechs solcher Apparate, die im Wesentlichen alle übereinstimmen. Jedes Wasserrad (auch deren hat man sechs) hat eine Kraft von 85 Pfrdft. Der Kurbelzapfen ist verstellbar; er steht aber immer auf einer Entfernung von 0,75 vom Mittelpunkte, so daß also der Kolbenlauf 1,50 beträgt; die Pumpencylinder und die zugehörigen Säulen haben 0TM,62 im Durchmesser. Jedes Rad macht 6 Umdrehungen pro Minute; in Fourneaux sind deren zwei, höchstens drei gleichzeitig im Gange; fie liefern dabei das genügende Quantum Luft für den Betrieb, wie er jezt geführt wird.

Sezt man die theoretische Kraft eines Rades gleich 100, so soll der Nußeffect des Rades 80 pCt. und der des Gebläses 45 pCt., also mehr als die Hälfte des Nußeffectes des Wasserrades betragen.

An den Gebläsecylindern ist der Kolben aus Metall; die Lufteinsaugeventile befinden sich am oberen Theile der Säulen in Ansägen, welche an den Säulen angegossen sind; an jeder Säule befinden sich vier Saugeventile aus Leder, garnirt mit Eisen, wie gewöhnliche Saugeventile. Das Luftausströmungsventil ist flach, gerade wie bei den hydraulischen Widdern. Auch hier läßt man etwas Wasser mit der Luft übergehen, um sicher den schädlichen Raum zu vermeiden. Es muß aus den Saugeventilen, so oft sie sich öffnen, etwas Wasser ausströmen; anderenfalls fehlt es daran in dem Apparate, und man muß alsdann etwas Wasser im Augenblicke des Ansaugens nachfließen lassen.

An einigen Apparaten hat man noch besondere Cylinder angebracht, in welche die gepreßte Luft bei ihrem Ausströmen aus den Pumpen sich begiebt, um dort das mitgerissene Wasser abzuseßen; an anderen läßt man das Wasser mit der Luft in die Windfessel strömen.

Als Windkessel dienen die der hydraulischen Widder. Man hat also deren zehn, von 17 Cbfmtr. Juhalt jeder, für

die sechs Apparate (oder vielmehr für die zwei bis drei im Betriebe befindlichen Apparate).

Das Windzuführungsrohr hat 0TM,20 im Durchmesser. Die Temperatur, welche die Luft bei ihrer Compression erreicht, soll nie über 25° C. gehen. Im Augenblicke, als Referent die Arbeiten (im November) besuchte, war die Leitung in der Nähe der Pumpen durchaus nicht warm.

Die beschriebene Einrichtung ist die von Fourneaux. Aehnliches soll in Bardonnèche bestehen; doch liegen dort die Räder und sonstigen Apparate übereinander, während sie in Fourneaux nebeneinander aufgestellt werden konnten.

Das Rohr, welches die Luft von den Windkesseln fortführt, ist aus Gußeisen, hat denselben Durchmesser wie das Zuführungsrohr, also 0,20; es hat in Bardonnèche ungefähr 800TM zu laufen, ehe es an den Tunnel kommt. In Fourneaux ist die horizontale Entfernung von den Windbehältern bis zum Tunnel nicht bedeutend; das Rohr muß aber 105m ansteigen, um an den Tunnel zu kommen. In diesen freiliegenden Theilen ist das Rohr starkem Temperaturwechsel ausgesezt und deshalb mit Compensationsvorrichtungen versehen.

Das Rohr liegt im Tunnel längs der einen Wand, wird aber, sobald es in denjenigen Theil gelangt, wo Sprengarbeiten vorgenommen werden, um gegen Beschädigung geschüßt zu sein, entweder in den Canal, von welchem oben die Rede war, eingelassen, oder auch auf dem Boden hingeführt und dort mir etwas Schutt zugedeckt. Es gelangt bis nahezu vor Ort des kleinen Tunnels, und dort werden Schläuche daran befestigt, welche die Luft den Bohrmaschinen 2c. zuführen. Auch an anderen Punkten, und zwar überall, wo zum Erweitern des Tunnels geschossen wird, werden Schläuche an das Hauptrohr angeschraubt, um den Arbeitern gute Luft zuzuführen und um den Raum nach dem Schießen von schlechter Luft zu reinigen. Die Schläuche bestehen aus Gummiröhren, welche man mit Leinwandröhren umgeben hat, damit sie nicht von der gepreßten Luft zu sehr erweitert resp. gesprengt werden.

Der Druckverlust, welchen die Luft zwischen den Windbehältern und dem jezigen Endpunkte der Tunnelarbeiten auf der Seite von Fourneaux erleidet, soll 0,3 Atmosphären betragen: in Bezug auf die Höhe des Druckes und die Länge der Leitung ist dies außerordentlich wenig.

Referent behält sich vor, die Bohrmaschinen des MontCenis-Tunnels zu beschreiben; er beschränkt sich für dieses Mal darauf, einige allgemeine darauf bezügliche Angaben zu machen.

Man ist gegenwärtig mit dem kleinen Tunnel auf französischer Seite bis zu 2400m vom Ausgangspunkte angelangt; man arbeitet dort im Quarzit, einem weißen glimmerreichen, sehr harten Quarze; der kleine Tunnel, wie oben gesagt, hat hier 2,80 auf 2,50. In die entsprechende Oberfläche bohrt man ver Ort ca. 60 Löcher. Man arbeitet mit zehn auf einem und demselben Gestelle angebrachten Bohrmaschinen. Die Bohrer bestehen ganz aus Gußstahl. Der Gußstahl kommt aus England; man verbraucht davon in Fourneaux pro Jahr 20,000 Kilogrm., vorzüglich in Rundstangen von 29 bis 30mm Durchmesser; man habe auch Krupp'schen Gußstahl versucht und sei damit gut zurecht gekommen.

Es find fortwährend ca. 40 Arbeiter an den zehn Ma

schinen beschäftigt, und solche sind nicht leicht unterzubringen. In der That, von der Breite des kleinen Tunnels, die 2,80 beträgt, nimmt das Gestell 2TM,10 weg, und es bleiben also auf beiden Seiten zwischen dem Gestelle und den Seitenwänden des Tunnels nur 0,35. Die Leute stehen in diesem kleinen Raume, zwischen den zehn Bohrern, innerhalb des Gestelles zwischen den Maschinen, über den Maschinen; wo man hinsieht, sieht man einen Kopf.

Die Verwendung der Leute geschieht, wie folgt: zum Oeffnen der Hähne

a) für die zu je dreien auf jeder Seite des Gestelles
liegenden 3 Bohrmaschinen, je 2 Leute, macht 4,

b) für die im Innern des Gestelles liegenden
4 Bohrmaschinen

zum Schmieren

3,

4,

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Man verwendet absichtlich einige Leute mehr als nöthig, um sachkundige Arbeiter heranzubilden.

Die Tiefe der Löcher war nicht immer dieselbe. In weicherem Gesteine ging man bis zu 1TM,00 Tiefe; im Quarzit bringt man sie nur zu 0,60 Tiefe.

Die Löcher stehen meistens horizontal; nur die oberen find etwas nach oben, die unteren etwas nach unten geneigt.

Der Durchmesser der mit Pulver zu beseßenden Löcher oder vielmehr die Breite der Bohrer ist 2 bis 3 Entmtr. Außerdem bohrt man ein oder mehrere Löcher von 9 bis 12 Entmtr. Durchmesser, denen man ebenfalls die ganze Tiefe der anderen giebt, welche aber nicht dazu bestimmt sind, mit Pulver besezt zu werden. Sie dienen nur dazu, eine Linie des geringsten Widerstandes zu bilden und der späteren Wirkung des Pulvers eine Richtung zu geben.

Die Anordnung der Löcher scheint nicht immer dieselbe gewesen zu sein. Eine Disposition ist z. B., wie folgt:

Man bohrt die Löcher in mehreren horizontalen Reihen, nehmen wir z. B. an in sechs Reihen; in einer der mittleren Reihen bringt man mehrere große Löcher an; man besezt alsdann die anderen Löcher derselben Reihe mit Pulver und ebenso die Löcher der darüberliegenden Reihe; das zwischen den beiden Reihen liegende Stück wird weggesprengt. Man beseßt nun die nächste Reihe, und die folgende Explosion findet durch die bestehende Seffnung ihren Wirkungsweg, und so weiter bis der ganze Querschnitt fort ist.

Oder man bohrt die Löcher in concentrischen Kreisen, nehmen wir z. B. an in drei solchen Kreisen; in diesem Falle bringt man ein nicht zu beseßendes Loch von größerem Durchmesser in der Mitte der Kreise an, und sprengt gegen die Mitte hin, in concentrischen Kreisen vorangehend.

Das Bohren geschieht unter Zusprißen von Wasser, das mit die Bohrer sich nicht zu schnell erhigen und enthärten. Zu diesem Behufe hat man auf einem besonderen Gestelle Pumpen, welche durch comprimirte Luft getrieben, Wasser wo

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möglich aus einem eigens dazu gemachten Brunnen ansaugen; da, wo dies nicht angeht, wird auf einem besonderen Wagen Waffer nachgefahren.

Man sprigt jedenfalls Wasser beim Bohren der größeren Löcher ein.

Das Gewicht einer Maschine beträgt 200 bis 300 Kilogrm. Für je eine Maschine im Gange bedarf man deren fünf im Ganzen. Sie unterscheiden sich von anderen Gesteinsbohrmaschinen vorzüglich dadurch, daß jede zwei Luftcylinder hat, von denen der eine dem Bohrer die drehende, der andere die geradlinige (stoßende) Bewegung giebt. Jede Maschine macht 150 Schläge pro Minute; im Ganzen hat man also für die 10 Maschinen 1500 Schläge pro Minute.

Die Bohrarbeit dauert im Durchschnitte 8 Stunden; doch wird diese mittlere jezt im Quarzite bedeutend überschritten. Wenn die nöthige Anzahl Löcher gebohrt ist, also etwa 60 bei dem jezigen Querschnitte des kleinen Tunnels, so ziehen die Arbeiter der Bohrmaschine sich zurück; auch die Maschine und der ganze dazu gehörige Wagenpark, mit Pumpe, Wasserbehälter und Wechselstücken werden fortgenommen; andere Arbeiter kommen, beseßen die Löcher und schießen; dies dauert 3 Stunden; sie machen einer dritten Brigade Plaß, welche in 2 Stunden das Geschossene wegnimmt.

Man hat also im Durchschnitte ungefähr 2 Operationen pro 24 Stunden. Man arbeitet Tag und Nacht, Sonntags wie Werktags.

Das Resultat ist folgendes:

Im Kalkschiefer, auf der italienischen Seite, rückt man pro Tag etwas mehr als 2m vor; im vorigen Jahre machte man 750m, dieses Jahr hofft man 800m zu machen.

Auf der französischen Seite kam man im Anthracitschiefer manchmal zu 3TM; doch mag dieses nur da gewesen sein, wo man theilweise Anthracit vor sich hatte (der Anthracit foll manchmal recht mächtig vorkommen, aber ohne Anhalten im Streichen). Im Durchschnitte rückte man im festen Anthracitschiefer 1TM,20 bis 2,00 voran.

Im Quarzite, in welchem man jezt arbeitet, macht man im Durchschnitte nicht mehr als 0,60; man wird in diesem Jahre nicht über 200m fommen.

Es ist dieses immerhin noch mehr als die 8", welche man mit Handarbeit im Kalkschiefer pro Monat machen konnte.

Beizufügen ist noch, daß vor Ort der kleine Tunnel mit Gas beleuchtet ist. Die Gasfabrik befindet sich unten im Dorfe Fourneaux, und man benußt das Gas, um auch den Tunnel an mehreren anderen Stellen zu beleuchten. Doch wird noch viel mehr mit Del als mit Gas beleuchtet, und wer den Tunnel befährt, muß eine Lampe mitnehmen, welche auch nicht immer ausreicht, um hell zu machen. Es haben nebenbei bemerkt diese Lampen eine andere Einrichtung als unsere Grubenlampen: sie hängen an langen Stängelchen, so daß man sie in der Hand trägt, sie aber den Fuß beleuchten. Es ist dies für den speciellen Zweck sehr zusagend.

Wenn man am Ende des kleinen Tunnels vor Ort neben dem Maschinengestelle steht, in dem kleinen Raume von 0,35 Weite, so hört man — Nichts; die 1500 Schläge der Bohrer, die unzähligen Ausströmungen der gepreßten Luft, welche in den Maschinchen gearbeitet hat, das Ausströmen des Wassers berauben vollständig des Gehörsinnes; die Meister

müssen sich mit den Arbeitern durch Zeichen verständigen. Man befindet sich aber ganz behaglich in diesem Raume; man freuet sich des regen Lebens, der schönen Beleuchtung, der guten Luft, welche allen Adern der Maschine entströmt, und des schönen Wasserstrahles, welcher die Frische noch vermehrt. Wenn man sich von da zurückzieht, so findet man zunächst den Wagen mit den Pumpen, den Wagen mit dem Wasserbehälter, einen oder mehrere Wagen für Wechselmaschinchen; dann trifft man nochmals dieselbe Reihe von Gegenständen an, zum etwaigen Auswechseln, und so nahe vor Ort gebracht, damit die losgesprengten Stücke bei der Erweiterungsarbeit sie nicht erreichen können. Man bemerkt dann, daß auf der Sohle des kleinen Tunnels eine ganze Reihe von Schienen liegen; die zwei mittleren bilden ein Geleise von 0,80 für das Maschinengestell; auf jeder Seite dient ein kleines Geleise von 0TM,35 für das Wegbringen des Schuttes und das Beifahren von einzelnen Maschinchen; die inneren Schienen dieser beiden äußeren Geleise bilden selbst wieder zusammen eine Bahn von 1TM,50 Breite, entsprechend dem großen Geleise des Tunnels und der zukünftigen Eisenbahn.

Nach einigen Hundert Metern verläßt man den kleinen Tunnel; man befindet sich nun in dem Raume, in welchem für Erweiterung des Tunnels gearbeitet wird. Dieser Theil ist wohl der einzige unangenehme des Tunnels, obgleich es im fleinen Tunnel, unmittelbar nachdem geschoffen ist, auch recht düster aussehen mag. In dem Erweiterungstheile ist die Luft schlecht, obgleich man hier allerseits gepreßte Luft ausströmen läßt. Das Geräusch, viel weniger stark als vor Ort, wird hier unangenehmer, weil deutlicher; doch mag dieser Eindruck ein individueller sein. Man ist froh, diese Stelle zu verlassen; man gelangt zu dem Theile, in welchem gemauert wird. Zahlreiche Karren, von sechs Pferden gezogen (man denke an die starke Steigung des Tunnels), fahren hier die Baumaterialien zu. Auch diesen Theil überschreitet man und gelangt in den fertigen Theil des Tunnels. Die Temperatur im Tunnel beträgt 20 bis 22o C.; außen ist die Luft unter dem Gefrierpunkte (Mitte November). Es ist sehr gut, daß man in einem im Tunnel angebrachten Hüttchen einen zurückgelassenen Rock mit Paletot vorfindet, um sich gegen die Folgen des plöglichen Temperaturwechsels zu sichern.

Die Namen der Ingenieure, welchen die Welt das coloffale Werk des Alpentunnels verdanken wird, sind allbekannt; und doch wird es schwer, sie nicht nochmals zu nennen:

Hr. Grandis hat mit den HHrn. Borelli und Copello zusammen die vorbereitenden geometrischen Arbeiten vorgenommen; die HHrn. Borelli und Copello leiten jegt die Ausführung der Arbeiten in Bardonnèche und Fourneaux.

Dem Hrn. Sommeiller ist das Hauptverdienst aller maschinellen Erfindungen und Einrichtungen zuzuschreiben. Er mag dabei manche Förderung seiner Ideeen in den Werken in Seraing gefunden haben, wo er alle Maschinen und Vorrichtungen combinirt hat und ausführen ließ.

Hr. Grattoni hat wesentlich zu Allem im Einzelnen und zu dem Gesammten beigetragen.

Die beiden leztgenannten Herren, beide Mitglieder der italienischen Kammer, bilden, seitdem Hr. Grandis in Folge Unwohlseins sich mehr zurückgezogen hat, die technische Direction des Alpentunnels. Sie betreiben die Arbeiten für den

Staat, ohne Gehalt und ohne Bezahlung bis zur Vollendung der Arbeit.

Die Arbeiten am Alpentunnel wurden auf der Seite von Bardonnèche im Jahre 1857, auf französischer Seite im folgenden Jahre angefangen. Sie wurden zuerst auf gewöhnliche Art betrieben, und die Maschinen wurden erst Anfangs 1861 in Bardonnèche, Anfangs 1863 in Fourneaux aufgestellt, nachdent hier 921m und dort 724m durch Handarbeit vollendet waren. Im November 1866 hatte der kleine Tunnel auf der italienischen Seite eine Länge von 3800m und auf der französischen Seite eine Länge von 2400m erreicht; man war somit in der Hälfte angelangt. Bis Ende 1866 wird man auf beiden Seiten zusammen 6300m ausgeführt haben, wovon 4655 mit Hülfe der Maschinen*). Man hat auf der einen Seite 6, auf der anderen Seite 4, also im Durchschnitte 5 Jahre zur Herstellung dieser 4655 verwendet, und die Leistung pro Maschinenarbeitsjahr für beide Seiten zusammen beträgt somit 931m.

Diese mittlere Leistung ist aber für die Zukunft nicht maßgebend; bei gleichem Gebirge würde man jezt pro Jahr mehr als Anfangs machen, da man seitdem besser mit den Maschinen umzugehen gelernt hat, diese auch vervollkommnet worden sind; und insofern könnte man denn eine Beschleunigung der Arbeiten erwarten. Andererseits nehmen aber auch mit der Länge der vollendeten Strecken die Schwierigkeiten zu, und es giebt Leute, welche sich fragen, ob man überhaupt die zweite Hälfte des Tunnels fertig bringen werde. Sie machen gegen das Gelingen der Arbeit mehrfache Zweifel geltend.

So sprechen sie von der Möglichkeit eindringender Wasser: es ist aber fein See auf dem zu durchbohrenden Berge, und von inneren Seeen weiß man in den Alpen Nichts; auch würde daraus nur vorübergehende Störung erwachsen. Man befürchtet ferner Einstürze: solche sind wohl im Anthracitschiefer vorgekommen, sie hatten aber keine traurigen, keine nachtheiligen Folgen, und werden jezt, im festen Gebirge, nicht mehr vorkommen. Zwei andere Einwände freilich sind wichtiger und geben allerdings zu einigen Bedenken Veranlassung.

In dem Theile des Tunnels, in welchem die Erweiterung vor sich geht, herrscht ein sehr unangenehmer Pulverdampf; er zieht schlecht ab und wird wohl später, wenn der Tunnel noch länger geworden ist, noch schlechter abziehen und kann alsdann die Arbeit behindern. Man bekämpft diesen Uebelstand durch die einströmende gepreßte Luft, wie dies oben gezeigt worden ist. Ferner hat man jezt eben in Fourneaux 4 Windbehälter aufgestellt, von je 150 Cbfmtr. Inhalt, und eine zweite Röhrenleitung von ungefähr 15 Entmtr. Durchmesser vom Thale aus bis in denjenigen Theil des Tunnels geführt, in welchem die Erweiterungsarbeiten geschehen. Da man für die jeßigen Leistungen der gepreßten Luft nur zwei, höchstens drei der vorhandenen sechs Wasserräder verwendet, so wird man in Zukunft die anderen Räder und zugehörigen Pumpen benugén, um ein weiteres Quantum gepreßter Luft in diesem Behälter anzusammeln, und wird solche zeitweise, besonders nach dem Sprengen, der besagten Stelle des Tunnels zuführen.

Man hatte eine andere Vorrichtung getroffen, darin be

*) Vergl. die genaueren Angaben der Tabelle auf S. 303 und 304.

stehend, daß man in dem fertigen Theile des Tunnels ein oberes Stück durch Bretterverschlag auf die ganze Länge abgetrennt und daffelbe am Anfangspunkte des Tunnels mit einem Schornsteine von 35m Höhe in Verbindung gesegt hatte. Der Schornstein hat aber jezt dadurch seine Wirkung verloren, daß das Ende des fertigen Theiles des Tunnels, der, wie gesagt, steigend angelegt ist, jezt über dem Gipfel des Schornsteines liegt. Man wird nun den abgetrennten Raum mit sogenannten Glockengebläsen in Verbindung bringen, welche die schlechte Luft wegfaugen sollen, und zum Betriebe dieser Gebläse wird man einen Sturzbach benußen.

Es fehlt also nicht an Hülfsmitteln, und wenn die jezt bestehenden in den lezten Theilen nicht ausreichen sollten, so wird man noch neue schaffen, welche höchstens die Kosten vers mehren, die Ausführung selbst aber nicht zweifelhaft machen fönnen.

Ein zweiter wichtiger Einwand ist folgender: Nach mehrfachen in verschiedenen Weltgegenden gemachten Beobachtungen ist, wie bekannt, in einer Tiefe von ca. 29m unter der Erdoberfläche die Temperatur des Bodens jahraus jahrein ziem= lich constant; sie entspricht ungefähr der mittleren Jahrestemperatur der Oberfläche; von da ab nimmt sie etwa für je 33m weiterer Tiefe um 1° C. zu. Nun wird in der Mitte seiner Länge der Tunnel sich ca. 1600m unter der Oberfläche befinden, und man würde also, entsprechend dem Gesagten, an diesem Punkte wenigstens 50° C. haben, und wenn auch das Arbeiten auf sehr kurze Zeit in einer solchen Temperatur nicht unmöglich ist, so wäre doch eine Arbeit wie die des Alpentunnels dabei kaum ausführbar. Glücklicherweise paßt die Rechnung nicht auf den vorliegenden Fall. Die Temperatur würde allerdings zu 50° C. steigen, wenn man die Mitte des Tunnels durch einen Schacht hätte erreichen wollen. Bei dem Tunnel aber wirkt auf die Temperatur des Mittelpunktes die Temperatur der benachbarten Punkte, ja die aller anderen Punkte des Tunnels. Außerdem wird die frische Luft in großer Masse zugeführt, und diese Frage kommt somit zum Theile wieder auf die soeben behandelte zurück. Man wird eben mehr und mehr frische Luft eintreiben müssen, und die Mittel dazu fehlen vorerst nicht, werden auch in der Zukunft nicht *fehlen.

Gegenwärtig hat man als höchste Temperatur im Tunnel auf französischer Seite 20 bis 22o C., auf italienischer Seite 25° C. Wie schon gesagt, so find bis jezt von den 12,220m, welche der Tunnel haben soll, 6300 vollendet; man hat also noch ca. 6000m auszuführen. Man macht gegenwärtig pro Jahr auf der einen Seite 200TM, auf der anderen 800TM, also zusammen 1000TM. Bei gleichem Vorangange würde man zur Vollendung des Tunnels noch 6 Jahre nöthig haben.

Man beschäftigt auf jeder Seite des Tunnels ca. 2000 Arbeiter; es sind jeder Zeit ca. 500 im Tunnel; man hat 3 Posten von 8 Stunden für alle Arbeiter, mit Ausnahme derjenigen, welche im kleinen Tunnel vor Ort beschäftigt find und, wie oben gesagt, sich je nach dem Stande der Arbeit ablösen.

Die Ausgaben find pro Monat ungefähr 450,000 Fres. (alle Kosten, auch die der Direction in Turin einbegriffen).

Man rechnet, daß die Totalausgabe für den ganzen Tunnel pro Meter 6000 Fres., also für die Totallänge 72 Mill, Frcs.

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