Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

Das

Der schwache Schimmer von Verstande, der in ihm
etwa noch übrig seyn mochte, dadurch völlig ausge
Löschet. Es ist der Mühe werth, die Stellen her
zusehen, welche dieses Wunder wirken konnten.
Im Drabicius sind es die 594 und 608 Offenbas
rung, welche so lauten: Qui legit intelligat! cum
numerabitur quinque finem accipient filii con-
tumaciae, confpecto me poteftatem habere in
coelos, terram mare
Abundantia be-
nedictionis te (Drabicium) parata, expectat
Wratislavia, ac fi oculis videas tuis. Felgen
hauers Stelle aber lautet so: Quantus error fit
pacis fpes illud nobis duplicatus quinarius demon-
ftrabit, cum venerit poft paucos Dies.
waren nun die deutlichsten Weissagungen von ihm
selbst, denn ein Kopf, der so schwach war, daß
Die von bunten Papier: Tapeten zurückgebrochenen
Sonnenstralen ihn mit Entzückungen und Lichtges
burten verwirren konnten, war noch weniger im
Stande den schwachen Aehnlichkeiten zü widerstehen,
welche die Wörter quinque und quinarius mit seis
nem Vornahmen Quirinus hatten, zumahl da in
der mittelsten Prophezeihung seine Vaterstadt aus;
drücklich genannt ward. Genug, er zog alles das
auf sich, besonders Felgenhauers duplicatum qui-
narium, theils weil er Quirinus hieß, theils aber
auch, weil es 1674 gerade fünf Jahre waren,
seitdem er die erste Offenbarung gehabt hatte, wor:
auf auch der Titel seines Prodromus quinquennii
mirabilis anspielte. So bald er diese große Ent:
deckung gemacht hatte, daß Babel und der Antis

[ocr errors]
[ocr errors]

christ von ihm gestürzet werden sollten, so schrieb er den 24sten Apr. 1674 an seinen Freund Rothe, rief das Hallelujah über sich aus, und schrie schon zum poraus Triumpf über seine neuen Eroberuns gen *). Roth bestärkte ihn anfänglich darin, und weissagte, daß Kuhlmann in der fünften Monars chie oder dem tausendjährigen Reiche einer von den 21 Propheten, und das vornehmste Werkzeug zur Ausrottung der gottlosen Könige seyn würde, Allein das gute Vernehmen zwischen den beiden Fanz tasten war von keiner langen Dauer, indem jeder den andern in dem Aberwiße zu übertreffen suchte, und jeder befürchtete, der andere möchte in dem tausendjährigen Reiche eine größere Rolle spielen als er, und so wurden Cåsar und Pompejus sehr bald Feinde **),

Den Anfang seines neuen Amtes in dem taus sendjährigen Reiche machte er mit seinem begeisters. ten Böhme, welchen er noch 1674 zu Leiden hers aus gab, und darin theils Böhmens Verdienste anpreiset, und zugleich Johann Rothen, der das mals noch sein Freund war, erhebet, theils die

* Curruet Antichriftus proprio fuo judicio, & Babylon excidium fuum properabit cum admiratione populorum. Hallelujah! Quem Cæfares armis potentibus non debellavere, juvenis inermis debellabit in virtute Iefu Chrifti prælians. Halleluiah! Stant Mercatores Antichrifti horrore procul trementes, deflent interitum fuum infperatum ab infperato timore futurorum. Halleluja. Epift. Theofoph. Leidenfes auf der lehten Seite.

**) Harenberg im Museo Brem, Th. 2. S. 664.

150 Weisjagungen aus Böhmens Schriften wies derhohlet, und mit unter tapfer auf die lutherische Kirche schmähet. Zuleßt wirft er 1000 theosopht sche Fragen aus zehn Kapiteln des ersten Buches Mosis auf, und drohet noch tausend_Millionen neuer theosophischer Fragen nachfolgen zu lassen, welche die Schrift: Doctoren ihm erst beantworten müsten, ehe sie Böhmen, Rothen, und ihn beurs theilen wollten. „Diese tausend Fragen, sagt er »selbst, erwuchsen mir unter den Hånden, und sind ni ausgesucht, weil ich alles hingeschriebene nicht zweimal bedenke, geschweige denn zweimahl „schreibe, sondern ertemporal dem Papier einvers „leibe, und also dem darauf wartenden Drucker

[ocr errors]

übersende," Es ist der Mühe werth, ein Paar dieser Fragen mitzutheilen; z. B. was ist die Unes wigkeit, welche der Ewigkeit anfänglichen Anfang, und unendliches Ende beschleußt? War die Ewigs keit vor Gott oder Gott vor der Ewigkeit, oder zugleich mit Gott? Kam das Böse aus dem Gus ten, oder das Gute aus dem Bösen? Was waren die heil. Engel ehe sie waren? Was ist der Grund im Ungründe, oder der Ungrund im Grunde? Was ist das Wesen im Unwesen? Bekam Adam eine lebendige Seele, so muß es ja auch todte Sees len geben? Was ist die Lateiner Sprache, welche der Gelehrten Sprache worden? Is sie nicht die Babelsche Verwirrungssprache, eine Ursache der Christen Abgötterey, eine Verderbung aller Wissen: schaften, dadurch keiner mehr des andern Sprache vernommen? Ja ist der Lateiner Sprache nicht

der große Antichrift, nach Offenb. 13, 28, bessert Nahmen 666 is? Worauf er diese Zahl durch Auss rechnung der Griechischen Buchstaben in dem Borte ARTEIVOS findet. Hier könnte man

"

wohl sagen: ein Narr kann in einer Stunde mehr: fragen, als zehn Kluge in einem Jahre beantwors ten können. Wenn man indessen das System der. Theosophie und des Pantheismus nur ein wenig inne hat, so sind diese Fragen leicht zu beantworten; ob ich gleich nicht dafür stehen mag, daß die Ants worten mehr gesunden Menschenverstand enthalten werden, als die Fragen. Er hatte das Buch an D. Heinrich Müller in Rostock gerichtet, und in mehrern Kapiteln die Uebereinstimmyng desselben,. besonders in seiner Epistolischen Schlußkette und, in den Erquickstunden, mit Jacob Böhmen zu zeigen gesucht. Müller hatte in der That einen ftarten Hang zur Mystick, wie besonders aus seis nem himmlischen Liebeskuß zur Gnüge erhellet;; allein dieser Fantast war ihm doch zu grob, daher er Bedenken trug, sich mit ihm einzulassen. Aber, eben so wenig war er auch zu bewegen, daß er wider ihn geschrieben, oder nur die ihm aufgebür. dete Uebereinstimmung mit Jacob Böhmen abges lehnet oder geläugnet hätte, so sehr auch seine Freunde. deshalb in ihn drangen. Doch er starb bereits das. Jahr darauf 1675. Kuhlmann wollte zu dieser Schrift noch 2 Theile heraus geben; allein es ist nichts wefter erschienen, und da er bald darauf mit Rothen zerfiel, den er hier so sehr erhoben hatte, so soll er die noch übrigen Exemplare selbst unters drückt haben.

Da der bekannte Jesuit, Athanafius Kircher, mit seinen sonderbaren Meinungen um diese Zeit vieles Aufsehen machte, so hielt Kuhlmann es für vortheilhaft, sich an denselben anzuschliefsen, und sich durch den Nahmen eines so berühmten Mannes einiges Ansehen zu verschaffen, Er schrieb daher von Leiden aus an ihn, lobte dessen Artem combi natoriam feu artem magnam fciendi gar sehr, seßte aber hinzu, wie er bedauere, daß Kircher mehr auf das äußere, als auf das inuere, mehr auf die Schaale als den Kern gesehen, daher er, Kuhlmann, diese große Kunst auf eine ausführlis chere und bessere Art auszuführen gesonnen sey, zu welchem Ende er ihm auch seinen Prodromum' quinquennii mirabilis mitschickte, und dabey sehr deutlich merken ließ, daß er seine Weisheit von einer unmittelbaren Erleuchtung und Eingebung Gottes habe. Kircher antwortete ihm sehr höf lich, und entschuldigte sich wegen des ihm gemächs ten Vorwurfes damit, daß er blos nach menschlis cher Einsicht, und aus natürlichen Erkenntnißquels len, nicht aber aus göttlicher Offenbarung schreibe, dergleichen er heut zu Tage nicht annehmen könne; daher er nicht zweifele, Kuhlmann werde bey seis nem großen viel umfassenden Genie etwas besseres leisten können *). Dieser nahm das scheinbare

*) Quod porro de arte combinatoria, cæterisque paradoxis meis, tuin in polygraphia, tum in mufurgia, jam publice luci traditis, meliori modo fieri' potuiffe contendis, nil moror, cum Scientiæ tuæ tam fublimis & Deodans prorfus incapacem inep tuinque me effe humili mentis obfequio fatear,

« ZurückWeiter »