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LXXXI,

La Mettrie war bekanntlich eigentlich ein Arzt von Profession, hatte viel Wiß und gute Laus aber seine Lebensart war nicht sehr ordents lich. Er machte an der Tafel des Königs den Poffenreißer. Der König schraubte ihn oft, zus weilen nicht auf ganz feine Art, um ihn schwas Ben zu machen, damit es etwas zu lachen gabe; da sagte er gemeiniglich viel Drölligtes, und er laubte sich denn auch oft vieles, was ein ans derer nie würde gewagt haben, und es ging ihm durch. Ich will ein Paar Beyspiele auführen.

Zu Ende einer Abendtafel, als der König besonders aufgeräumt war, schraubte Er la Mets trie auf mancherley Art, und dieser ant wortete allerley was dem Könige vielleicht wehts ger gefiel als Er sichs merken ließ. Das Ges spräch ward zwischen beiden immer lebhafter. La Mettrie hatte etwas von Königen, Staat und Politik fallen lassen; der König ergriff ihn dabey und rief aus:,,Hort la Mettrie, Ihr „feld ein Arzt, und ein gewaltig gelehrter Mann ,,dazu, aber bleibt weg von der Politik, das ist ,,,,nicht eure Sache, (elle n'eft pas de votre ,,reffort,) bleibt bey dem was eure Sache ist. —

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„Seht!" - sagte Er halblaut und neigte sich vertraulich zu la Mettrie, ,,Wir haben jeht ,,eben von so vielen feinen Ragouts und schd„nen Fricasseen gegessen. Ihr wißt ja, als ein „erfahrner Arzt, was aus allen den Ragouts ,,in wenigen Stunden wird.. Nun sagt uns eins ,,mal wie sich, das alles, so sehr verwandeln kann, ,,und welchen Theil jedes Ragout an der Masse ,,haben wird? Nun sagt hurtig her, Doktor!"

La Mettrie, mit angenommener ernsthafter Miene, antwortete schnell: „,Parbleu Sire! c'eft bien ,,auffi une affaire de politique, je foutiens donc ,qu'elle eft du reffort de V. M.“

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,,Comment" rief der König, vous étes un fou, · une affaire de politique? c'eft une affaire de ** ,,je foutiens qu'elle eft de vôtre reffort, et que ,,vous devés nous l'expliquer, parlés donc,“

,,Gut, fagte la mettrie, weil Ew. Maj. es befehlen; so sage ich denn, unsere ganze Mas schine ist ein Staat, wohlgeordnet oder übel,,geordnet, nachdem es kommt. Zuerst, der Ma „gen ist der König,“

Der König unterbrach ihn: Da seht nun „einmal den Narren an! warum soll der Ma.. „gen König seyn ? “

Ich bitte um Verzeihung,

,,qu'on lui donne tout

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c'est parce

und weil er als ein guter König das wenigste für sich braucht, ,,sondern das meiste weiter ausspendet, und ,,wenn er nun dieß gebdrig thut, und sonst ist ,,wie er seyn soll; so befindet sich der ganze ,,Staat vortreflich. Die Arme und Füße sind ,,der Militårstand, die vertheidigen den Staat, „indem sie entweder auf die Feinde schlagen oder ,,sich zurückziehen. Im Gehirne sihen die Ger „lehrten und die Philosophen.', c'eft la cer

,,velle qui penfe, comme V. M. le fait, mais ,,la cervelle n'ofe penfer qu'autant que Sa très ,,gracieuse Majesté l' eftomac le lui permet ,,tra; ċar fi cette Majéfté fe trouve mal, adieu ,,la penfée! Im Gekrdse sihen die Handwerker ,,und die Manufakturisten, da wird der Nah ,,rungssaft bereitet, woyon alle Glieder les

„ben.,,

,,Nun, unterbrach ihn der König, und die Dårme? Kommt doch zur Sache, Doktor; was ist jene masse?"

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Das ist der Schatz des Königs," sagte la Mettrie, und suchte seinen Blick so ernsthaft zu machen, als möglich.

,,Nun

,,Nun!" rief der König aus sieht man da „nicht den fou fieffé? Sagt doch, Doktor, ob „ein Sinn in eurem Geschwäße ist?“

"O ja!" rief la mettrie, und ein sehr rich ,,tiger Sinn!,,Der Schaß ist der Ueberschuß „dessen, wovon sich alle Bürger des Staats ge,,nähret haben. Ist die Verdauung nicht gut geschehen, cirkuliren die Säfte nicht so wie sie „sollen;. so wird kein Theil gehörig ernähret; ,,alsdenn kommt entweder nicht genug in den Schat, c'est parceque l'état eft conftipé; oder ,,es kommt zuviel zu demselben, was die „arbeitende Klasse im Gekröse eigentlich hätte ,,haben sollen, c'eft qu'alors l'état a une diarrhée ,,colliquative. Endlich der Schaß wird anges ,,wendet, um die fruchttragenden Felder zu düns ,,gen, damit eine wohlthätige Erndte entstehen ,,möge, von welcher der Magen und sein ganzer ,,Staat weiter leben könne." D'Argens erzählte mir dieß, und sehte hinzu:,,C'était un fou »,qui quelquefois parlait bien.“

LXXXII.

Der König trank einmal den Egerschen Brunnen, und hatte während der Zeit alle Morgen, Voltaire, Maupertuis, Argens, Al

garotti

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garetti und la mettrie zur Gesellschaft beym Brunnentrinken. Es war verschiedene Tage lanz sehr regnigtes Wetter, so daß sie sich in den Zimmern aufhalten mußten. So oft der König die Wirkung des Brunnens merkte, so meigte er sich gegen seine Gesellschafter, welche auf diesen Wink in ein Vorzimmer traten, and der König ging denn ins Kabinet. Einmal hats te la Mettrie etwas mit vieler Lebhaftigkeit zu erzählen angefangen. Der König verspürte den Anfang der Wirkung des Brunnens, er pers neigte sich, die andern traten zurück, aber la Mettrie, voll von seiner Erzählung, folgte viels mehr dem Könige, der nach dem Kabinette ging. Er verfolgte den König noch mit Erzähя len, ohne weiter an etwas zu denken, da ders selbe schon die Thür des Kabinets aufmachte, und sagte:,,Eft ce que vous étes fou? rétirés ,,vous done!"-,,Ah Sire!,, rief la Mettrie: ,,Ch-r devant le Medicin, c'eft dire la Meffe ,,devant le Prêtre!" d'Argens,

LXXXIII.

Einige Jahre vor dem siebenjährigen Kriege, bemerkte der König bey einer Specialrevie in Preußen einen Fahnenjunker, welcher ihm

alter

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