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Kurprinz den Revers de restituendo.'), mit der Verpflich tung, sich mit keinem Menschen darüber zu bereden.

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Als nun Friedrich 3. zur Regirung kam und der Kaiserhof den schwiebusischen Kreis zurückbegehrte; so theilte sich_der_Kurfürst dem Minister von Danckelman mit, welcher über die Anges legenheit mit dem kaiserlichen Gesandten verhandelte. Darauf bes richteten die kurfürstlichen Minister über den Satisfakzionstraktat in der Art: daß die schlesischen Ansprüche ihre volle Richtigkeit haben, und daß die Minister dem Kurfürsten pflichtmäßig angeras then, mit dem Kaiser in keinen Bund zu treten, ohne Genugthuung für die vier schlesischen Herzogthümer zu erhalten. Da erklärte denn der Kurfürst, welcher eben vor Bonn stand, laut Reskripts vom 19. Sept. 1689 2): „daß er hinter das Licht geführet worden und gånzlich entschlossen sei, den ausgestellten Schein in keine Wege zu halten, es koste auch, was es wolle: weil seine Ehre, Pflicht und Gewissen dabei interessiret wåren, und er nicht wolle angesehen sein, als gebe er so liederlich Land und Leute hin, oder als wollte er die Stücke, die sein Herr Vater zur Chur gebracht, ohne Noth und Ursach wieder dissipiren ")."

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Jeht kamen von Wien Drohungen mit Waffengewalt; so daß der eigene Geheimerath anfragte, „Ob Er extrema erwarten wolle?“ Da endlich entschloss der Kurfürft sich zur Rückgabe des schwiebufischen Kreises, welche auch 1695 den 10. Januar erfolgte *); übers ließ aber, wie oben erwähnt, seinen Nachfolgern: ihr Recht zu seis ner Zeit geltend zu machen.

Da der schwiebusische Kreis an Österreich zurückgegeben, auch die liechtensteinische Forderung nicht geleistet worden war; so vers blieben alle brandenburgische Ansprüche auf die schlesischen Fürstens

1) S. (v. Olenschlager) Geschichte des Interregni nach Absterben Kaiser Karls 6. Frft. 1742. 4. Thl. 1. S. 281; auf den folgenden Seiten findet man des gr. Kurf. Verzichtleißtung auf die schles. Fürstenth. 2) S. Beantwortung der sogen. aktenm. u. rechtlichen Gegeninformazion. Anno 1741. Fol. S. 14 des Anhanges.

3) Nach dem Geraischen Vertrage, vom 11. Jul 1603, hat kein regirender Herr in dem Chur- und fürfilichen Hause Brandenburg die Macht, etwas zu veräußern.

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4) Olenschlager a. a. D. S. 286.

thümer in ihrer Kraft. Auch hatte Ferdinand 1. die liegħißischen Lande auf den, nun erloschenen Mannsstamm allein erworben und Brandenburg führte beståndig das jägerndorfsche Wappen, so wie in seinem Titel die Anspruchsformel: wie auch in Schlesien, zu Crossen und Jägerndorf Herzog," während es Schwiebus aus Titel und Wappen wegließ.

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Wenn man über diese wichtige Streitsache das Rechtsge gründete Eigenthum," sammt den österreichischen Gegenschriften und den preußischen Antworten genugsam erwogen und für Fries drich entscheidend gefunden: so wird man doch auch gern betrach ten, wie viel zu dem ganzen Unternehmen auf Schlesien des Kd nigs Eigenthümlichkeit und die Zeitumstände beitrugen. Und darüber hört man ihn am besten selbst. Aus dem Hauptquartier Herrndorf schreibt er den 23. Dez. 1740 an Voltaire: Das sind meine Beschäftigungen, welche ich gern einem Andern überlassen möchte, wenn dieses Fantom, genannt Ruhm, mir nicht zu oft erschiene. In Wahrheit, das ist eine große Thorheit, von welcher man sich sehr schwer losmacht, wenn man einmal davon besessen ist." An Jordan, den 3. März 1741:,,Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaften, Begierde nach Ruhm, selbst, um Dir nichts zu verhelen, die Neugierde, und endlich ein geheimer Ins stinkt haben mich der sanften Ruhe, die ich genoff, entrissen, und das Vergnügen, meinen Namen in den Zeitungen und künftig auch in der Geschichte zu sehen, hat mich verführt." In der Ges schichte meiner Zeit" aber heißt es: Friedrich I., als er Preus ßen zum Königreiche erhob, hatte einen Keim des Ehrtriebes in seine Nachkommenschaft gelegt, der früher oder spåter Früchte tras gen musste. Die preußische Monarchie, die er seinen Nachfolgern hinterlassen hatte, war, wenn ich mich so ausdrucken darf, eine Art von Zwitter, der mehr nach dem Kurfürstenthume, als nach dem Königreiche schlug. Es war rühmlich, dies Wesen zu entscheiden, und dieses Gefühl war unstreitig eines von denen, welche den Kdnig in den großen Unternehmungen bestärkten, wozu so viele Bes weggründe ihn einluden.“

Durfte Friedrich zuversichtlich bauen auf die Kraft seines Geis stes, sowie auf den Schaß und das Heer seines Vaters, indem er, seiner Königskrone die allgemeine Achtung zu behaupten, das

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Schwert ergriff; so sicherte ihm auch die Schwäche des Hauses Habsburg einen glücklichen Erfolg feines Strebens zu. Denn, Marie Theresiens Lage war nicht neidenswerth. Sie hatte zwar ihren Gemal durch eine sogenannte,,Affoziazionsakte?)" zum Mitregenten angenommen; aber dieser Fürst war merkwürdiger durch eine schöne Leibesgestalt, durch milde und einnehmende Sitten, als durch hervorragende Geisteskräfte. Er hatte durchaus keinen Ans theil an der Leitung des Stats. Der Minister von Bartenstein, welcher zu Karls 6. Zeiten unumschrånkten Einfluss genossen, half die Zügel der Herrschaft führen: aber jetzt wie sonst, mit wenigem Glücke. Hunderttausend Gulden machten den ganzen Statsschat, das Heer, mit Ausnahme dessen in Italien und in den Niederlanden, zählte noch nicht 30,000 Mann; Friedrich hatte es am Rhein verachten lernen; nun hatte es der Türkenkrieg entmuthigt. In Wien war Mangel an Lebensmitteln; Baiern drohete Krieg; die entfernten eigenen Landschaften Aufstand; Ungarns Freiheitssinn. håtte an den Türken Ermunterung gefunden; aber, die junge Könis ginn hatte Geist und Festigkeit: sie verzagte nicht. Marquis von Botta, von ihr auf Kundschaft ausgesandt, kam nach Berlin. Er war über Schlesien gegangen und erzählte dem Könige von den durch die Überschwemmung verderbten Wegen. Friedrich ließ sich gar nicht merken, daß er die Absicht des Gesandten verstehe und fagte bloß: Das Schlimmste, was Reisenden auf solchen Stras Ben begegnen könne, sei, Schmuß davon zu tragen. “Und als der Marquis gelegentlich äußerte:,,Es ist wahr, Sire, Ihre Trups pen sind schön; aber unsere haben vor dem Schuffs geständen:" so bekam er zur Antwort, Sie finden meine Truppen schön, bald sollen sie bekennen, daß sie auch gut sind 2). “

Im November kam der Marquis de Beauveau) mit Ludwigs des 15. Glückwünschen nach Berlin. Er wusste nicht, ob die Bewegungen der preußischen Truppen gegen Frankreich oder

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3) de B. hatte nur Eine Hand, sowie der Oberst v. Camas, welchen Friedrich den französischen Hof zu begrüßen nach Paris gesandt hatte, nur Einen Arm hatte.

gegen Österreich gerichtet seien. Auch war die allgemeine Ansicht der Höfe, Friedrich werde gleich nach dem Tode des bejahrten Kurs fürsten von der Pfalz'), Jülich und Berg in Besit nehmen; eine Vermuthung, welche dadurch gehegt wurde, daß der König die nach jenen Låndern führenden Wege ausbessern ließ und den Truppen Marfchordres in jener Richtung ertheilte, die bald nachher zurückgenommen wurden. Zu Beauveau sagte er bei der Abreise nach Schlesien: „Je vais, je crois, jouer votre jeu; si les as me viennent, nous partagerons *),,*

Den 19. Dezember traf der preußische Major von Winterfeldt mit des Königs Glückwünschen für die neue Regirung in Petersburg ein. Marquis von Botta war schon vor ihm angekommen, um die Vortheile seines Hofes daselbst wahrzunehmen;

wie es in der Geschichte meiner Zeit" heißt dieses Mal siegte der pommersche gesunde Menschenverstand,“ Winterfeldt brachte den 27. Dez. ein Vertheidigungsbündniss mit Russland zu Stande '); was freilich seinem Stiefschwiegervater, dem damals allmächtigen russischen, Prinzipalminister Grafen, Münnich schon im März des folgenden Jahres den Fall zuzog *).

Erst als das preußische Heer in Schlesien einzuziehen bereit war, sandte der König seinen Oberhofmarschall Grafen Gotter, wel

1) Karl Philipp, geb. 1661, starb in Manheim den 31. Dezember 1742 ohne männliche Leibeserben.

2) S. Voltaire Siècle de Louis XV. chap. 6.

3) Wend T. 1. p. 529. Dieses Bündnis, preuß. Seite von dem Gesandten Baron v. Mardefeld unterzeichnet, war gegen jeglichen Angreifer, mit Ausnahme von Persern und Türken gerichtet, mit 8000 Mann Fußvolk und mit 4000 Reitern für den angegriffenen Theil.

4) S. Ebauche pour donner une idée de la forme du Gouvernement de l'Empire de Russie. Kopenhague 1774, wo S. 143 zu lesen ist, wie der Feldmarschall Munn ich in Folge des mit PreuBen abgeschlossenen Bündnisses verabschiedet wurde. In v. Manstein's Nachrichten von Russland. Lpz. N. A. 1803. S. 377 wird erzält, daß Friedrich Münnichs Gemalinn einen Diamantring von 6000 Rubel Werth und dem Sohne des Feldmarschalls 15,000 Rthl. bar nebst dem mittelmärkischen Amte Biegen geschenkt; welches Fr. W. I. 1713 dem Fürsten Menzikof verliehen. S. Friedrich im Leben seines Vaters.

cher schon am Kaiserhofe Gesandter gewesen, nach Wien, mit sehr gemessenen, eigenhåndig den 15. Nov. niedergeschriebenen Auftrågen '): er forderte ganz Schlesien; aber er verhieß dafür seine Freundschaft, seine Kurstimme für den Großherzog von Toskana, auch reiche Geldhülfe und kräftigen Waffenbeistand gegen alle übrige ansprechende Mächte. Die Antwort war wegwerfend und ließ den Grafen Gotter merken: wie auffallend es erscheine, daß sein Herr, dessen Amt es gewesen wåre, als Erzkåmmerer des Reichs, dem verstorbenen Kaiser das Waschbecken zu reichen, nun der Tochter desselben Gesetze vorschreibe. Indeff gewann Friedrich, durch eine streng befolgte Kundmachung, Berlin vom 1. Dezember 2), viele Schlesier; der König versicherte darin ausdrücklich, daß sein Heer nicht in feindlicher Absicht komme,,, sondern alle Einwohner vielmehr bei allen und jeden ihren wohlhergebrachten Recht und Gerechtigkeiten, Freiheiten und Privilegien in publicis et privatis, in ecclesiasticis et politicis, welcher Religion, Stans des oder Würden dieselben sein könnten oder mögen, Seiner königlichen Protekzion und mächtigen Schußes sich, wie sie es nur im mer wünschen und verlangen können, zu erfreuen haben sollen, wie Er denn auch bei Seinen Truppen solche gute Disziplin und Mannszucht halten zu lassen gesonnen, daß niemand durch dieselbi gen molestiret und beunruhiget, noch weniger aber in dem Besitz des Seinigen gestdret werden solle."

Schlesien war schlecht bewacht; nur Glogau, Brieg und Neiße konnten, als feste Plåte, sich halten: alle drei wurden von den Preußen berennt 3). Friedrich selbst ging auf die Hauptstadt

1) zu finden bei Olenschlager a. a. D. S. 134.

2) Gesammeltes Krieges- und Friedens-Archiv. Bd. 1. Stück 1. Anno 1741 s. 1. S. 8. Übrigens findet man Alles, was Schlesien betrifft, vom Einrücken der ersten Preußen bis auf die Erblandeshuldigung d. 7. Nov. 1741 und die darauf erfolgten Veränderungen in der Landesverwal= tung, ganz genau beisammen in Kundmann's Heimsuchungen Gottes in Zorn und Gnade über das Herzogthum Schlesien, in Münzen. Lpz. 1742, 656 S. 4. Das hiehergehörige fångt 438 an. 3) In der unthätigen Campagne 1734 hatten sich viele Offiziere dem Trunke ergeben. Der König that dem Unwesen Einhalt, indem er im Januar 1741 dem Belagerungskorps des Fürsten Leopold vor Glogau

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