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und sieht an diesem Tage erfahrungsmäßig stark und deutlich alle Odleuchte. Hierauf haben aber innere und äußere Umstände unzähliger Art den größten Einfluß.

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§. 1656. Kurzsichtigkeit oder Fernsichtigkeit im Tageslichte ist ohne wesentlichen Einfluß auf Odsichtigkeit in der Finsterniß. Frl. Sophie Bauer (83. 110) ist ziemlich stark kurzsichtig; ich fand, daß ihre Sehweite für Odlicht ungefähr 8 Zoll betrug, was mit der Brennweite ihrer Augengläser nahezu übereinstimmte. Bei ihrem Vater, Hrn. Superintendent Pauer (19. 111), fand ich dieß fast ebenso. Die Frau Baronin von Tessedik (""), die von etwas kleiner Statur ist, sah mich, wenn sie vor mir stand, am ganzen Leibe leuchten, aber nur als Rumpf ohne Kopf. Sie leidet an Kurzsichtigkeit. Ihr Auge trug nicht bis zu meinem Kopfe, das davon ausgehende Odlicht lag also schon außerhalb ihrer Sehweite; sie sah demgemäß wohl die Leuchte meines ihrem Auge näheren Leibes bis an den Hals, den Kopf aber sah sie nicht mehr. Sobald ich mich aber neigte, und mein Kopf ihr dadurch näher kam, so sah sie ihn vollständig, ich setzte den Kopf wieder auf. Der umgekehrte Fall trug sich mit Hrn. Dr. Natterer (77) zu. Er sah mein ganzes Gesicht, nicht aber meine Schultern, nicht meine Magengrube. Er ist größer als ich. Ich bat ihn, sich um einen halben Kopf zu neigen. Alsbald fah er meine Schultern und meine Magengrube leuchten. Er war mit seinen Augen zu hoch über ihnen, sie fielen außerhalb seiner Schweite; innerhalb dieselbe aber, so wie er sich ihnen durch Neigung näherte. Hr. Hochstetter (27.52) und Hr. Dr. Goldberg (35) besaßen bei gutem Gesichte ungefähr 23 Zoll Schweite. - Frl. Zinkel (63, 310), Agmannsdorfer, Frau Kowats, Frau Cecilie Bauer (5), Hr. Rabe (36), Frl. Beyer, Reichel, Martha Leopolder, Friedrich Weidlich und viele andere weitsichtige Sensitive sahen die Odleuchten in der ganzen Dunkelkammer auf jede Entfernung.

§. 1657. Wenn eine Odlichterscheinung groß an Umfang, aber schwach an Intensität ist, so wird sie in der Nähe kaum oder gar nicht gesehen; dann muß man die Sensitiven in einige Ferne stellen, wo sie erst die Helle gewahr werden. Hr. Leopolder (161) und Dr. Fröhlich (29) sahen die Pole eines neunblätterigen Magnets nicht leuchten, als ich sie unmittelbar davor brachte; wie ich sie aber einen Schritt weit davon zurückzog, wurden sie die massige Lichtströmung aufwärts erst gewahr. - Hr. Prälat Freiherr von Schindler (9) konnte den neunblätterigen Magnet nur dann deutlich mit aufsteigender hoher Leuchte gewahr werden, wenn ich sein Auge auf Abstand von 3 Fuß davon brachte. Näher oder ferner gerückt vermochte er nur undeutlich oder gar nichts zu erkennen. Hr. Alois Zinkel (182) mußte unter denselben Umständen einen guten Schritt vom Neunblätterigen entfernt werden, wenn er seine Lichtausströmungen am deutlichsten sehen sollte. Frl. Zinfel (63) stand nahe vor einer Luftpumpenglocke, die ich durch Wasserverdunstung

leuchtend gemacht hatte. Sie sah die Leuchte entstehen und nach einiger Zeit langsam wieder verschwinden. Als sie sich dann auf die Entfernung von einigen Schritten wegbegeben hatte, sah sie von weitem die Glocke wieder leuchten. Sie ging nun wieder hin, aber in der Nähe sah sie wieder nichts von der Glocke. So oft sie sich davon entfernte, sah sie wieder das feine und schwache allgemeine Leuchten derselben. Die Kurzsichtigen sahen daher häufig die odischen Nebellichter nicht, weil sie sie dem Auge zu nahe bringen, aber desto besser die Odgluth, so z. B. Hr. Superintendent Pauer (49); die Fernsichtigen dagegen sehen öfters die Odgluth nicht, aber desto besser den leuchtenden Oddunst, der die Körper umgibt, so z. B. Hr. Fernelendt (36). - Hr. Gustav Anschütz (2) mußte alle schwachen odischen Emanationen wenigstens auf Armlänge von sich entfernt halten, um sie am besten sehen zu können; näher gebracht wurden sie ihm undeutlich. - Frl. Zinkel (493 609 616) jah die Odleuchten, besonders Flammen von Krystallen am deutlichsten auf genau 18 Zolle Abstand, besonders wo es sich um Farbenerkennung handelte.

§. 1658. Der Anblick und die Beobachtung im Odlichte ist mit einiger Anstrengung verbunden, wenigstens klagten mir dieß schon manche Sensitive. Besonders ist dieß der Fall bei solchen, die nur in schwächerem Maße edsichtig sind, am meisten dann, wenn die Gegenstände mit einiger Deutlichkeit erkannt werden sollen. Man kann sich dieß denken wie das Echauen in der Dunkelheit, wie das Lesen im Dämmerlichte. Jedermann fühlt sich dabei in den Augen angestrengt. Da nun das Odlicht ein sehr schwaches Licht ist, so kann seine genaue Betrachtung nicht anders als mit einiger Anstrengung verknüpft seyn. Hr. Professor Huß (*), Hr. Kotschy (“), Hr. Delhez, Dr. Nied und Dr. Löw klagten mir dieß lebhaft. Hr. Dr. Machold (*) fand es so unangenehm, daß er länger als eine Viertelstunde bei den Lichtversuchen nicht zu halten war. Frl. Zinkel (474), die oftmals fünf bis sechs Stunden bei mir in der Dunkelkammer aushielt, machte diese Bemerkung nur dann, wenn es sich um das genauere Erkennen von Farben, namentlich bei Blumen, handelte. Kein einziges von so vielen Frauenzimmern, mit denen ich im Finstern oft lange Zeit arbeitete, führte jemals jene Klage, die ich von Männern so oft vernahm.

§. 1659. Die Frl. Nowotny versicherte gleich bei den ersten Odlichterscheinungen, die ich bei ihr zu Stande brachte, daß der Eindruck davon. in den Augen ungleich länger haften bleibe als der von gewöhnlichem reflectirtem Tageslichte. Dasselbe sprach später Frl. Maix (7) aus. Frl. Azmannsdorfer (351) behielt stundenlange das Lichtbild der Magnetpole in den Augen, nicht aus Erinnerung, sondern aus Fortwirkung auf ihr Sehorgan. Bei einer andern Gelegenheit schilderte sie (363) dieß im Finstern. als besonders hinderlich gegen den schnellen Fortgang von vielerlei Beobachtungen. Denn da das Bild von dem, was sie so eben gesehen, nicht se

schnell wieder aus den Augen verschwinde, wie das, was man am Tageslichte gesehen, so trage es sich auf einen neuempfangenen Gegenstand über und vermenge das verlassene Bild mit dem neu vorgesetzten. Dieß mache die Beobachtungen bisweilen unsicher. Den Nachglanz schilderte sie öfters so stark vor den Augen schwebend, daß man bei der Feinheit des Odlichtes im schnellen Wechsel der Gegenstände öfters nicht sicher wisse, ob man ein neues Licht oder den Wiederschein des vorangegangenen vor Augen habe. Diese Angaben wiederholte später Frl. Zinkel (366) bei verschiedenen Gelegenheiten. Auch Hr. Director Nabe (46) warnte mich, Lichtversuche nicht zu schnell aufeinander folgen zu lassen, weil nach seiner Beobachtung die Eindrücke der Empfangenen viel langsamer aus den Augen wieder entschwinden, als die Tageslichteindrücke. Friedrich Weidlich (37) beklagte sich öfters im Finstern, daß er die Gegenstände doppelt sehe. Bei näherer Prüfung fand ich, daß dieß nichts anderes war, als das Zusammentreffen des zuletzt geschauten und des neuerschauten Lichtbildes, die sich übereinander und ineinander legten und so wie verdoppelt erschienen. Frl. Azmannsdorfer (415) verlangte öfters langsamern Gang und Pausen bei den Untersuchungen im Finstern, weil das Odlicht sie blende, d. h. weil die Lichteindrücke im Auge hafteten und Neues wegen der Restwirkungen des Alten nicht deutlich erkannt, nicht klar gesehen. werden konnte.

Die Ursache hievon liegt augenscheinlich in der etwas langsamen Bewegung des Odes, wo das Auge der empfangenen theilweisen Ladung nicht sehr schnell sich entledigen kann. Die große und mit Anstrengung verbundene Aufmerksamkeit, welche darauf zu heften die Sensitiven durch die Fragenden genöthigt werden und die längere Zeit, die sie auf die Betrachtung verwenden, mögen das ihrige zu der Firirung im Auge beitragen. Jedenfalls muß auf diese Beobachtung bei Leitung der Experimente Rücksicht genommen werden.

§. 1660. Eine eigene Erscheinung im Sehvermögen der Sensitiven sind die vielen Remittenzen und Intermittenzen, die bei seinem Gebrauche vorkommen. Mitten in der Wahrnehmung von Odlicht geschieht es, daß die Beobachter plötzlich die erhellten Gegenstände, die sie so eben deutlich sahen, nur noch unklar erkennen, oder daß sie ihnen gar aus den Augen entschwinden und daß sie sie nicht mehr sehen. Sie klagen dann, daß es plößlich um sie her wieder ganz Nacht geworden sey und daß sie durchaus nichts mehr wahrzunehmen vermögen. Die erste Beobachtung machte ich hievon (August 1845) bei Frl. Aymannsdorfer (153). Mitten im besten Zuge der Arbeit mit ihr in der Dunkelkammer stockten plößlich ihre Antworten; sie die so eben noch die Lichterscheinungen an den in ihren Händen befindlichen Krystallen und Magneten vortrefflich gesehen hatte, sah plötzlich nichts mehr und war mit sich selbst in dieselbe Nacht zurückversunken, in der ich mich befand. Erschrocken hierüber fragte ich sie um Umstände und Ursachen, aber ehe sie mit

deren Schilderung zu Stande gekommen, nach Verfluß von einer bis zwei Minuten kam ihr das Gesicht zurück und sie sah bald alles wieder, was sie umgab, so klar wie zuvor. Nach etlichen Minuten kam es wieder so, der ganze Verlauf wiederholte sich einige Male. Es war nichts anderes, als Fluctuationen in der Fähigkeit, Odlicht zu sehen, die wie Fluth und Ebbe hin- und herschwankten, Intermittenzen in den sensitiven Zuständen. (Wir werden später der Ursache hievon näher kommen, hier will ich nur die Thatsachen aufstellen, die ich beobachtet habe.) Diese Erscheinungen wiederholten sich in der Folge bei Frl. Apmannsdorfer (208. 281 862) noch sehr oft. Sie waren nicht immer von gleicher Stärke, sondern hatten ihre Abstufungen und bildeten zum Theil nur Remittenzen. Im Anfange, wo die Sensitiven noch nicht sehr lange in der Finsterniß verweilt hatten und das Sehen noch wenig ausgebildet war, waren die Intermittenzen vollständig, namentlich bei Hrn. Alois Zinkel (140), Alexander Baumann (12), Ritter von Neuwall (10), Prof. von Berger (15), Dr. Tillich (46), Hrn. Klein (175), Hrn. Gustav Anschüß (130, 131), Dr. Goldberg (33), Kotschy ('), Dr Nied (119), Dr. Köller (129), Medicinalrath Eccard (2o), Ritter von Siemianovski (54), Graf Karl von Coronini (34 b), Hrn. Rabel (53), Baron von Oberländer (19), Prof. Endlicher (35), Fichtner (90 1), Tirka (14.23), Rabe (29), Pauer (33), Freiherr von Schindler (59), Weidlich (36), Frau Baronin von Tessedik (50), Frl. Kynast (32), Frl. Pauer (65), Josephine Geraldini (95), Frau von Vivenot (3o), Frau Heintl (32), Auguste von Littrow (67), Sophie von Offenheim (9), Gabriele von Neuwall ("); sie sahen beim Eintritt der Intermittenzen nichts mehr, es ward ihnen vollständig finster vor den Augen. Bei minder Sensitiven wurden sie nie anders und blieben, wenn die Beobachter auch lange im Finstern verweilten, immer vollständig dunkel, 3. B. bei Hrn. Prof. Huß (32), der sehr oft von ganz finstern Intermittenzen unterbrochen wurde, bei Dr. Friedrich (23), Dr. Fröhlich (9), Stephan Kollar (37) u. a. Bei mittel und höher Sensitiven nahmen diese Störungen in dem Maße ab, als sie länger in der Finsterniß verweilten, so bei der Frau Baronin Maria von Augustin (4), welche im Anfange sehr viel von Unterbrechungen betroffen wurde, nach einer Stunde ließen sie schon um vieles nach, traten seltener ein, wurden fürzer und nach Verfluß wieder einiger Zeit hörten sie ganz auf; ferner bei Frau Josephine Fenzl (4.67), wo sie anfangs häufig und vollständig waren, beim Verweilen im Finstern aber allmählig ganz aufhörten, bei Hrn. Hochstetter (27), Dr. Löw (78), Enter (96) u. a. Endlich gingen sie nach einigen Stunden der Geduld in der Dunkelkammer in bloße Remissionen über, bei denen nicht mehr Finsterniß vor die sensitiven Augen trat, sondern nur noch ein Nachlassen in der Helle und Klarheit der Lichterscheinungen, ein Wogen von bald mehr bald weniger Lichtwahrnehmung; dieß wurde oft gegen das Ende der Arbeiten beobachtet von Hrn. Hochstetter (27), Stephan Kollar (37), Kotschy ("), Gustav Anschütz (8),

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Dr. Nied (119), Prof. Endlicher (35), Frl. Geraldini (95), Agmannsdorfer (200), Poppe (31). Ein sehr vollständiges Beispiel von allem dem gab der Tischler Klaiber (15. 26), bei welchem während einer vierstündigen Arbeit in der Dunkelkammer ein beständiger Wechsel von Sehen, Hellsehen, Dunkelsehen und gar nicht Sehen statt hatte, letzteres oftmals so, daß vollkommene Finsterniß über ihn kam, die man geradezu sensitive Blindheit nennen könnte. Diese Zustände wechselten ohne Unterlaß bei ihm, häufig in Paufen von wenigen Minuten. Bei Frl. Zinkel (558) kam es oftmals vor, daß sie die Odflammen an ihren Fingern einen bis drei Zolle lange ganz rein und klar sah. Mit einemmale wurde diese trübe und rauchartig; aber nach kurzer Weile, nach einer Minute kehrte die Klarheit zurück, der Rauch wurde in ihren Augen wieder rein flammenartig. Dieß war eine Remittenz. Nicht die Menstruationszeiten waren hievon ausgenommen, auch sie erzeugten sehr ausgesprochene Intermittenzen und Remittenzen. Selbst bei dem merkwürdigen Sensitiven, dem blinden Tischler Bollmann (89) (§. 326) blieben sie nicht aus. Der gestaltlose Lichtschein, der ihm durch seine zu Grunde gerichtete Linse nah bis zur Netzhaut drang, ward in denselben Intervallen und mit denselben Umständen von Odlichterscheinungen helle, dunkel und wieder helle, wie bei Sensitiven von gesunden Augen. Ueberraschend endlich fand ich die Intermittenzen bei Frl. Beyer (90) im somnambulen Zustande; sie klagte oftmals, daß sie einen Gegenstand, den sie eben ganz klar vor sich gesehen, plöglich nicht mehr sehe und er ihr in Nacht versinke, bald darauf aber eben so schnell wieder erscheine und sie ihn wieder eben so klar erschaue. Dieß waren offenbar Intermittenzen während der Andauer des Somnambulismus.

Ueberall also und unter allen Umständen finden bei den Sensitiven, wenn sie im Finstern Odlicht schauen, Remittenzen und Intermittenzen in Beschauen ihrer Gegenstände statt, und wer bei Versuchen dieser Art darauf stößt, darf dieß nicht als eine zufällige Störung betrachten, sondern muß es als den Eintritt der Regel nehmen, die nicht ausbleibt. Wie ich bei physikalischen Arbeiten ihren störenden Einflüssen vorbeugte, werde ich weiter unten zeigen.

§. 1661. Eine bemerkenswerthe Erscheinung sind die Täuschungen. über die Entfernung der leuchtenden Gegenstände, denen die Sensitiven, besonders die Neulinge in der Dunkelkammer, öfters unterliegen. Einzelne Leuchten scheinen ihnen näher oder entfernter zu seyn, als sie es wirklich sind. Frl. Beyer (455) und Tischler Klaiber (21) sahen geriebenen Draht in fingerdicker Leuchte vor sich. Ungeachtet er aber in Brusthöhe vor ihnen sich befand, so meinten sie dennoch beständig, sie sehen ihn auf dem Zimmerboden liegend, und behaupteten dieß so lange, bis ich sie durch Betastung vom Gegentheil überführte. Die Ursache liegt in der überaus schwachen Leuchte

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