Indessen weid' in leichter Luft und pflege dir Unter den Tieren steht das Ross in erster Linie, Öd. Col. 699, 1062, Öd. tyr. 466, Antig. 477, El. 25, nur vereinzelt sind Vergleiche von wilden Tieren wie vom Drachen Antig. 126, Trach. 770. Seiner zart besaiteten Seele entspricht besonders das Reich der luftigen, leichtbeschwingten Vögel. »Ich erbebe vor Furcht wie das Auge des flatternden Täubchens«, sagt der Chor. Ai. 139; alberne Männer tosen laut wie Vögel im Schwarm aus Furcht vor dem gewaltigen Geier v. 167; Gram und klagendes Sehnen erinnern an Philomele 58), und die Elternliebe der jungen Brut soll den Menschen zur Nachahmung dienen El. 1058, vergl. Antig. 424. Der Wunsch der Beflügelung 59), der uns zuerst bei Alkman begegnete, kehrt bei Sophokles in bedeutsamer Weiterbildung wieder. Schon bei Homer wünscht Helena II. VI, 345: O hätte doch am Tage meiner Geburt Ungestüm ein Orkan mich entrafft auf ein ödes Gebirg' hin Oder hinab in die Woge des weitaufrauschenden Meeres, Dass mich die Woge verschläng', eh' solche Thaten geschehen! Und bei Äschylos ruft in ähnlicher Stimmung der Danaidenchor Hik. 780: wohin entfliehen? Ein schwarzer Rauch möcht' ich fliehn Zeus Wolken nah von hinnen ziehn, Lautlos verschwinden, Möcht' ein leiser, leichter Staub Emporgeweht flügellos verfliegen! μέλας γενοίμαν καπνὸς νέφεσι γειτονῶν Διός | τὸ πᾶν δ' ἄφαντος ἀμ πνοαίς διψὰς ὡς κόνις άτερθε | πτερύγων ὀροίμαν. Mit solcher Verzweiflung paart sich zunächst auch das Verlangen, ein Vogel oder mit den Vögeln und mit dem Wehen des Windes in die Weite zu fliegen, bei Sophokles. So im Philoktet 1092: O dass hoch empor Vögel mit sausendem Schwung in die Lüfte mich entrafften! Nicht mehr ertrag' ich's! εἰθ' αιθέρος ἄνω | πτωκάδες ὀξυτόνου διὰ πνεύματος | ἕλωσι μ'. οὐ γὰρ ἴσχω. Trach. 953: Wenn eilende Lüfte doch Mit hellem Hauch von diesem Herd mich in weite Doch auch andere Stimmungen als verzweiflungsvolle Sorge und Angst bilden das Motiv zu solchen Wünschen. Im Öd. Col. wünscht der Chor, dem Siege der Attiker über die Entführer der Ödipus Töchter zuschauen zu können, und ruft v. 1081: Könnt' ich sturmwindgleich, ein schnell fliegend Täubchen, εἴν' ἀελλαία ταχύῤῥωστος πελειὰς | αιθερίας νεφέλας Nicht deutlich ist der Zusammenhang im fr. 423 (aus) dem Önomaos, Schol. zu Aristoph. av. 1337): »Ich möcht ein hochhinschwebender Adler werden, damit ich mich höbe über des unfruchtbaren, blaurauschenden Meeres Wogen« γενοίμαν απετός ὑψιπέτας | ὡς ἂν ποταθείην ὑπὲρ ἀτρυγέτου γλαυκᾶς ἐπ ̓ οἶδμα λίμνας. Das γενοίμαν wird formelhaft in diesen Wendungen; so kehrt es in anderer Bedeutung wieder in dem schönen, ein inniges Heimatsgefühl atmenden Liede Ai. 1217: O könnt ich hin, wo waldig des Berges Haupt, Unter Sunions hohem Fels, Heilige Stadt Athens, dir Grüsse zu senden! x. t. λ. Doch vor allem ist auch bei Sophokles das Meer in seinen wechselnden Erscheinungen ein Abbild menschlichen Gegnern beugen will v. 669; am einsamen Strande sinnt er auf Selbstmord, dem Helios trägt er die Trauerkunde für den greisen Vater auf und nimmt Abschied von der lichten Welt v. 859: O Licht, o Heimaterde, dich geweihtes Land von Salamis, O meines Vaterherdes Sitz, dich Burg Athenes, ο φέγγος. Ο γῆς ἱρὸν οἰκείας πέδον Σαλαμῖνος . . . . Auch im Öd. tyr, wird die Natur als mitempfindende Zeugin menschlichen Leidens betrachtet, wie in den rührenden Worten des Ödipus v. 1398: Ihr dreigespaltnen Pfade, du verborgnes Thal, Du Wald, ihr engen Schluchten dort am Scheideweg, Im Ö3. Col, wird die dustere Melancholie, welche in der ganzen Tragödie waltet, gesteigert und gemildert zugleich durch die Schilderungen der Herrlichkeit des Landes: Wo im holden Lenze Von dem Klagelied der Nachtigallen Schattige Gründe widerhallen; Wo der dunkelfarbige Ephea rankt. Jeder Strauch von tausend Fruchten schwankt: Wo von Himme stau befeuchtet Aus der Wesen immer frischem Grata Wo der Chor der Musen laut erschallet, Und wo Kypris oft vorüber wallet u. s. w. v. 16 u. v. 668. Harmonisch stimmt die freudige Begrüssung des Morgenlichtes zu dem frohen Siegesgefühl, das samt der Aussicht auf Frieden der junge Tag gebracht, in der Antig. v. 100; denn der Feind, der »wie ein Aar kreischend auf das Land sich stürzte oder wie ein Untier die Stadt blutlechzend umgähnte«, ist besiegt: ἀκιὶς ἀελίου, τὸ κάλλιστον ἑπταπύλῳ φανὲν | Θήβᾳ τῶν προτέρων φάος, | ἐφάνθης ποτ', ὦ χρυσέας αμέρας βλέφαρον κ. τ. λ. Berühmt ist das Stasimon v. 332: Vieles Gewaltige, lebt, doch nichts nichts ist gewaltiger, als der Mensch ! Äschylos wusste nichts an Grausenhaftem in der Natur dem Trotz und der wilden Leidenschaft des Menschen gegenüberzustellen, hier haben wir den Gedanken der Erhabenheit des Menschengeistes über die Natur, einen Hymnus auf die Thatkraft und die gewandte Klugheit des Menschen, der da das Meer bezwang, über die Flut hinwandelnd und den ringsumtosten Pfad, und die Erde, den Pflug durch ihre Rinde ziehend jahraus jahrein, sowie die Tiere des Waldes, die wimmelnde Brut des Meeres, die mit netzgeflochtenen Garnen fängt der vielbegabte Mensch! Von besonderer Zartheit sind wieder die Abschiedsworte der Antigone, die zum letzten Mal den Glanz der Sonne sieht v. 806; sie gedenkt der Niobe, um die gleich des Epheus schlingendem Grün sich der sprossende Fels rankt, während rastlos der Regen an ihr zehrt, der Schnee unter den thränenden Brau'n ewig den Busen ihr badet: Also bettet der Tod zur Ruh' auch mich . . O Stadt, und du Brunnquell Dirka's, Lusthain du der wagenberühmten Thebe! Wie unbeweint von Freunden, kraft welches Spruchs Die wärmsten Beziehungen zur Natur finden wir im Philoktet. Sie hat ihm in, seinem Leiden ein fühlendes. Gegnern beugen will v. 669; am einsamen Strande sinnt er auf Selbstmord, dem Helios trägt er die Trauerkunde für den greisen Vater auf und nimmt Abschied von der lichten Welt v. 859: O Licht, o Heimaterde, dich geweihtes Land von Salamis, O meines Vaterherdes Sitz, dich Burg Athenes, ὦ φέγγος, ὦ γῆς ἱρὸν οἰκείας πέδον Σαλαμῖνος 3 χαίρετ ̓ ὦ τροφῆς ἐμοί. Auch im Öd. tyr. wird die Natur als mitempfindende Zeugin menschlichen Leidens betrachtet, wie in den rührenden Worten des Ödipus v. 1398: Ihr dreigespaltnen Pfade, du verborgnes Thal, Du Wald, ihr engen Schluchten dort am Scheideweg, Im Öd. Col. wird die düstere Melancholie, welche in der ganzen Tragödie waltet, gesteigert und gemildert zugleich durch die Schilderungen der Herrlichkeit des Landes: Wo im holden Lenze Von dem Klagelied der Nachtigallen Schatt'ge Gründe widerhallen; Wo der dunkelfarb'ge Epheu rankt, Jeder Strauch von tausend Früchten schwankt; Wo von Himmelstau befeuchtet Aus der Wiesen immer frischem Grün |