Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

vergl. 7, 112, oder vom Anblick des sternbesäeten Nachthimmels heisst es: und herzlich freut sich der Hirte JI. VIII, 559. Immer spricht sich nur schlichtes, reines Wohlgefallen an den Naturerscheinungen ohne jegliche Affektation aus; und nicht lässt sich leugnen, dass der nützliche Garten, das Land, das zur reichen Ansiedlung dienen kann, den Menschen, welche die Üppigkeit des Bodens zu nützen verstehen (vergl. Od. 9, 116), das Interesse des Dichters besonders fesselt. Aber Homer ist »reine, nicht rohe Natur«, es ist nicht bloss ein nüchterner Nützlichkeitsstandpunkt, den seine Naturschilderungen bezeichnen, sondern auch ein warmes, herzliches Gefühl für die Reize der Natur; ein frischer Hauch unverfälschter Naturanschauung durchweht besonders seine Gleichnisse. Nichts ist charakteristischer für diese naive, epische Epoche des Naturgefühls, als das Gleichnis. Mensch und Natur erscheinen als nah verwandte Sphären, aber im Gegensatz zur Bild und Sache verschmelzenden Metapher tritt objektiv das landschaftliche Bild in ganzer Ausführlichkeit plastisch abgerundet der Handlung des Menschen gegenüber und >> steht als ein kleines Ganzes in der Erzählung wie diese im Epos«, sei es nun um der Phantasie des Lesers Ruhe zu gönnen oder das Interesse durch Veranschaulichung des Erzählten zu steigern.

[ocr errors]

Das ganze wechselreiche Naturleben, seien es nun elementare Gewalten, Himmelserscheinungen oder sei es die Tier- und Pflanzenwelt, entrollt sich in den Gleichnissen. Ruhig und furchtlos stehen dem Feinde die Danaer gegenüber, dem Gewölk gleich, welches Kronion

Stellt in ruhiger Luft auf hochgescheitelten Bergen, Unbewegt, weil schlummert des Boreas Macht und der andern

Vollandrängenden Winde, die bald die schattigen Wolken Mit lautbrausendem Hauch fortwehn in zerstreuter Verwirrung

V, 522, vgl. IV, 275. Orkan V 368, 864, XIV, 398, Blitz XIII, 242, Schnee und Hagel XI, 305, Meteor IV, 75 dienen zu Vergleichen, doch besonders das Meer, bald wie es vom Frühwind

in seiner Öde (arouɣeros), seiner Tiefe und Weite (novβενθής, μεγακήτης, ἀπείρων), sowie auch in seinen Farbenschattierungen kennzeichnen, ξεροειδής, πορφύρεος, γλαυκός, οἶνοψ, πολιός, μαμάρεος, ἰοειδής. Gladstone, Geiger und Magnus haben den Alten den Farbensinn absprechen wollen; die neuere Forschung auf diesem Gebiete 31) hat gezeigt, dass die Unbestimmtheit des Ausdrucks in Farbenschilderungen bei Völkern einer noch nicht hoch entwickelten Kultur nur auf den Mangel der Sprache und der Kenntnis der Farbstoffe zurückzuführen ist. Jedenfalls bezeugen jene Homerischen Beiwörter dämmerig, trüblich rot, spiegelglatt, weinfarben, veilchenfarben das Bestreben, die Färbung des Meeres in seiner wechselnden Mannigfaltigkeit, die sich dem empfänglichen Auge einprägte, wiederzugeben. Die Schilderungen von Ort und Zeit sind selten und kurz, sie sind nur Rahmen, nur Hintergrund; ausgeführtere finden sich nur in der Odyssee: Von der Grotte der Kalypso 5, 55 ft., der elysischen Flur 4, 564, dem Phäakenlande 5, 279, dem lieblichen Pappelhain der Athene auf Scheria 6, 291, den Gärten des Alkinoos 7, 112, dem stillen Eilande, das nahe der Kyklopeninsel liegt 9, 116, dem Parnass 19, 431. Das Subjektive, die Reflexion über den Eindruck der Landschaft dringt nirgend hindurch und gerade in dieser harmlosen Natürlichkeit, in dieser vollkommenen Einheit von Denken und Fühlen beruht ja der Zauber der Homerischen Dichtungen, der uns umstrickt und uns anheimelt, wie die Erinnerung an die eigene Kindheit, da wir auch noch »natürlich empfanden«. Das Naive gleicht dem krystallklaren Quell, dessen Wellen bis auf den Grund die hellen Strahlen der Sonne widerspiegeln; die Reflexion über die Empfindung d. i. ja die Sentimentalität des modernen Menschen trübt das Glück des Geniessens wie ein hinabgeschleuderter Stein die friedlich stille Wasserfläche in Wallung versetzt und unruhig schwankende Ringe verursacht. Der moderne Mensch achtet auf jedes Gekräusel seines Empfindens den Eindruck einer schönen Landschaft schildert Homer ganz objektiv mit den Worten Dort mit Bewunderung stand der thätige Argostöter (5, 75),

---

vergl. 7, 112, oder vom Anblick des sternbesäeten Nachthimmels heisst es: und herzlich freut sich der Hirte JI. VIII, 559. Immer spricht sich nur schlichtes, reines Wohlgefallen an den Naturerscheinungen ohne jegliche Affektation aus; und nicht lässt sich leugnen, dass der nützliche Garten, das Land, das zur reichen Ansiedlung dienen kann, den Menschen, welche die Üppigkeit des Bodens zu nützen verstehen (vergl. Od. 9, 116), das Interesse des Dichters besonders fesselt. Aber Homer ist reine, nicht rohe Natur«, es ist nicht bloss ein nüchterner Nützlichkeitsstandpunkt, den seine Naturschilderungen bezeichnen, sondern auch ein warmes, herzliches Gefühl für die Reize der Natur; ein frischer Hauch unverfälschter Naturanschauung durchweht besonders seine Gleichnisse. Nichts ist charakteristischer für diese naive, epische Epoche des Naturgefühls, als das Gleichnis. Mensch und Natur erscheinen als nah verwandte Sphären, aber im Gegensatz zur Bild und Sache verschmelzenden Metapher - tritt objektiv das landschaftliche Bild in ganzer Ausführlichkeit plastisch abgerundet der Handlung des Menschen gegenüber und > steht als ein kleines Ganzes in der Erzählung wie diese im Epos«, sei es nun um der Phantasie des Lesers Ruhe zu gönnen oder das Interesse durch Veranschaulichung des Erzählten zu steigern.

[ocr errors]

Das ganze wechselreiche Naturleben, seien Cs nun elementare Gewalten, Himmelserscheinungen oder sei es die Tier- und Pflanzenwelt, entrollt sich in den Gleichnissen. Ruhig und furchtlos stehen dem Feinde die Danaer gegenüber, dem Gewölk gleich, welches Kronion

Stellt' in ruhiger Luft auf hochgescheitelten Bergen, Unbewegt, weil schlummert des Boreas Macht und der andern

Vollandrängenden Winde, die bald die schattigen Wolken Mit lautbrausendem Hauch fortwehn in zerstreuter Verwirrung

V, 522, vgl. IV, 275. Orkan V 368, 864, XIV, 398, Blitz XIII, 242, Schnee und Hagel XI, 305, Meteor IV, 75 dienen zu Vergleichen, doch besonders das Meer, bald wie es vom Frühwind

in seiner Öde (arouɣeros), seiner Tiefe und Weite (ovβενθής, μεγακήτης, ἀπείρων), sowie auch in seinen Farbenschatticrungen kennzeichnen, ήεροειδής, πορφύρεος, γλαυκός, οἶνοψ, πολιός, μαμάρεος, ιοειδής. Gladstone, Geiger und Magnus haben den Alten den Farbensinn absprechen wollen; die neuere Forschung auf diesem Gebiete 31) hat gezeigt, dass die Unbestimmtheit des Ausdrucks in Farbenschilderungen bei Völkern einer noch nicht hoch entwickelten Kultur nur auf den Mangel der Sprache und der Kenntnis der Farbstoffe zurückzuführen ist. Jedenfalls bezeugen jene Homerischen Beiwörter dämmerig, trüblich rot, spiegelglatt, weinfarben, veilchenfarben das Bestreben, die Färbung des Meeres in seiner wechselnden Mannigfaltigkeit, die sich dem empfänglichen Auge einprägte, wiederzugeben. Die Schilderungen von Ort und Zeit sind selten und kurz, sie sind nur Rahmen, nur Hintergrund; ausgeführtere finden sich nur in der Odyssee: Von der Grotte der Kalypso 5, 55 ft., der elysischen Flur 4, 564, dem Phäakenlande 5, 279, dem lieblichen Pappelhain der Athene auf Scheria 6, 291, den Gärten des Alkinoos 7, 112, dem stillen Eilande, das nahe der Kyklopeninsel liegt 9, 116, dem Parnass 19, 431. Das Subjektive, die Reflexion über den Eindruck der Landschaft dringt nirgend hindurch- und gerade in dieser harmlosen Natürlichkeit, in dieser vollkommenen Einheit von Denken und Fühlen beruht ja der Zauber der Homerischen Dichtungen, der uns umstrickt und uns anheimelt, wie die Erinnerung an die eigene Kindheit, da wir auch noch »natürlich empfanden«. Das Naive gleicht dem krystallklaren Quell, dessen Wellen bis auf den Grund die hellen Strahlen der Sonne widerspiegeln; die Reflexion über die Empfindung d. i. ja die Sentimentalität des modernen Menschen trübt das Glück des Geniessens wie ein hinabgeschleuderter Stein die friedlich stille Wasserfläche in Wallung versetzt und unruhig schwankende Ringe verursacht. Der moderne Mensch achtet auf jedes Gekräuse! seines Empfindens den Eindruck einer schönen Landschaft schildert Homer ganz objektiv mit den Worten --Dort mit Bewunderung stand der thätige Argostöter (5, 75),

-

vergl. 7, 112, oder vom Anblick des sternbesäeten Nachthimmels heisst es: und herzlich freut sich der Hirte JI. VIII, 559. Immer spricht sich nur schlichtes, reines Wohlgefallen an den Naturerscheinungen ohne jegliche Affektation aus; und nicht lässt sich leugnen, dass der nützliche Garten, das Land, das zur reichen Ansiedlung dienen kann, den Menschen, welche die Üppigkeit des Bodens zu nützen verstehen (vergl. Od. 9, 116), das Interesse des Dichters besonders fesselt. Aber Homer ist reine, nicht rohe Natur, es ist nicht bloss ein nüchterner Nützlichkeitsstandpunkt, den seine Naturschilderungen bezeichnen, sondern auch ein warmes, herzliches Gefühl für die Reize der Natur; ein frischer Hauch unverfälschter Naturanschauung durchweht besonders seine Gleichnisse. Nichts ist charakteristischer für diese naive, epische Epoche des Naturgefühls, als das Gleichnis. Mensch und Natur erscheinen als nah verwandte Sphären, aber im Gegensatz zur Bild und Sache verschmelzenden Metapher tritt objektiv das landschaftliche Bild in ganzer Ausführlichkeit plastisch abgerundet der Handlung des Menschen gegenüber und >>steht als ein kleines Ganzes in der Erzählung wie diese im Epos«, sei es nun um der Phantasie des Lesers Ruhe zu gönnen oder das Interesse durch Veranschaulichung des Erzählten zu steigern.

-

Das ganze wechselreiche Naturleben, seien es nun elementare Gewalten, Himmelserscheinungen oder sei es die Tier- und Pflanzenwelt, entrollt sich in den Gleichnissen. Ruhig und furchtlos stehen dem Feinde die Danaer gegenüber, dem Gewölk gleich, welches Kronion

Stellt' in ruhiger Luft auf hochgescheitelten Bergen,
Unbewegt, weil schlummert des Boreas Macht und der
andern

Vollandrängenden Winde, die bald die schattigen Wolken
Mit lautbrausendem Hauch fortwehn in zerstreuter Ver-

wirrung

V, 522, vgl. IV, 275. Orkan V 368, 864, XIV, 398, Blitz XIII, 242, Schnee und Hagel XI, 305, Meteor IV, 75 dienen zu Vergleichen, doch besonders das Meer, bald wie es vom Frühwind

« ZurückWeiter »