1.6. Dezember 1905. Luftpumpenmaschine von Worthington. Die Luftpumpenmaschinen der Worthington-Pumpen-Co. ähneln im großen und ganzen den Ausführungen der beiden andern Fabriken; der Unterschied besteht zumeist nur in der Steuerung, die hier auch vom Pumpenbalanzier betätigt wird; s. Fig. 84 bis 90. Ein kleiner Hebel auf dem Drehmittel des Balanziers bewegt durch eine Triebstange einen Doppelhebel, der in dem wagerecht vor den Dampfzylindern angebrachten Schieberkasten gelagert ist. Fig. 87 und 88. Der Doppelhebel schlägt bei seiner Hinund Herbewegung an zwei Stellringe an, die auf der wagerechten Steuerstange für die Rundschiebersektoren am linken und rechten Ende des Schieberkastens verstellbar befestigt sind. In dem Schieberkasten arbeitet wagerecht ein Rundschieber, der an jeder Zylinderseite außen den Steuertriebkolben trägt. Auf diesen Triebkolben wirkt der Dampf ein, der von den Schiebersektoren aus dem Dampfraum oben eingelassen wird, und drückt den Schieber nach der andern Seite. Zugleich hat der Schiebersektor der andern Seite zwei kleine Kanäle geöffnet, die den Dampf auf der betreffenden Seite des Steuertriebkolbens in den Abdampfraum entweichen lassen. Die Dampfverteilung für jeden Dampfzylinder wird durch den nach der Mitte zu liegenden Teil des Rundschiebers besorgt; der eine Schieberring dient für die Deckelseite, der andre für die Bodenseite des Dampfzylinders. Fig. 86 zeigt deutlich links innere Einströmung für den Hochdruckzylinder, rechts äußere Einströmung für den Niederdruckzylinder. Die Lage der Dampfkanäle am Zylinder ist aus den verschiedenen Figuren zu ersehen. Während bei den Blake- und Weir-Pumpen die Kolbenstangen meist mit Keilen im Kreuzkopf befestigt sind, ist die Dampfkolbenstange der Worthington-Pumpe mit einem Flansch an den Kreuzkopf geschraubt; die Pumpenkolbenstange ist in den Kreuzkopf eingesteckt und mit 2 Schrauben befestigt. Die Pumpen haben Fuß-, Kolben- und Kopfventile, die bei den abgebildeten Formen aus einer oder zwei Platten aus gewalztem Messingblech bestehen. Die Pumpenkolben sind mit einer durch den Deckel nachstellbaren Packung oder 16. Dezember 1905. eine Doppelpumpe treibt, wie sie bei Schiffsmaschinen fast stets verwendet wird, so werden die Regelventile ganz geöffnet, das Hülfsregelventil oben so viel, wie nötig ist, um die Reibung der Gestängeteile am Anfang jedes Hubes zu überwinden. Die Pumpe läuft infolge dieser Anordnung sowohl bei schneller als auch bei langsamer Gangart, ohne zu Fig. 92 und 93. Steuerung der Luftpumpe von Watson. PSi 338 1920 6500 6970 Art werden ausgeführt nach G. Berling (Goliathpumpe, gebaut von Schwade & Co., Erfurt), Weir (Patent Nr. 22 708), Edwards, Worthington; ferner ist die Anlage des Turbinendampfers »Manxman« zu nennen. Getrennte Kaltluft- und Warmwasserpumpe Die Trennung in Luft- und Wasserförderung ist zuerst bei Landmaschinen eingeführt worden, und die Weißschen Kondensationsanlagen) haben große Verbreitung gefunden, weil sie bessere Leistungen ergaben als bei gemeinsamer Luft- und Wasserförderung mit einer Pumpe. In einem Vortrage von Berling (s. Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft von 1904; vergl. auch Z. 1904 S. 253) sind theoretisch die Vorteile der getrennten Förderung dargelegt. Es sind zwei Wege möglich, die Aufgabe zu lösen: entweder werden Luft und Wasser jedes für sich in einer besondern Pumpe gefördert, oder eine Pumpe erledigt die ganze Arbeit. Besonders dort, wo wenig Platz an Bord ist, wird man versuchen, die Arbeit von einer Pumpe ausführen zu lassen. Die in Fig. 94 dargestellte Konstruktion von Berling scheint mir auch deshalb glücklich Fig. 94. Kaltluft- und Warmwasserpumpe von G. Berling. : Wasser stoßen. Die Pumpen sollen nur 0,8 vH der Dampfmenge für die Hauptmaschinen beanspruchen. Der Turbinendampfer »Virginian« der Allan-Linie ist mit diesen Luftpumpen ausgerüstet, und sie werden auch in den neuen großen Dampfern der Peninsular and Oriental Line »Delhi« »Devannah« und »Dongola«, die am Clyde in Auftrag gegeben sind, eingebaut werden. Den fünf bisher beschriebenen Bauarten ist es gemeinsam, daß das Kondensat und die Luft von selbständigen Luftpumpenmaschinen aus den Kondensatoren gesogen werden. Neuerdings werden diese Vorgänge getrennt; Anlagen dieser gewählt zu sein, weil dabei versucht ist, die schädlichen Räume des Luftpumpenzylinders möglichst klein zu machen. In dem Wasserzylinder ist dies nicht so wesentlich, da der schädliche Raum vom Wasser ausgefüllt wird. Der Wasserkolben arbeitet beim Niedergang, der Luftkolben beim Aufgang. Die Dampfsteuerung kann durch Einstellen der Kompressionsventile so geregelt werden, daß der oben am Luftkolben angebrachte Gummipuffer in oberster Hubstellung stets sanft gegen den Deckel gedrückt wird; auch das nach abwärts gerichtete Gewicht der Kolben und des Gestänges tritt einer schädlichen Stoßwirkung entgegen. Beim Abwärtshube dient als Puffer erstens das Wasser, das vom Wasserkolben zu verdrängen ist, zweitens die Luft, die vom Luftkolben, nach 1) s. Z. 1888 S. 9 u. f. deutscher Ingenieure. mm PSi cbm m/min cbm mm Sehr Ueberschreiten der Luftlöcher, im Luftzylinder zusammengedrückt wird. Die durch die Anordnung sich ergebende Pufferwirkung erlaubt, einen Pumpenbalanzier fortzulassen, wodurch die Aufstellung erheblich vereinfacht wird. beachtenswert ist, daß die Pumpe bei den Versuchen bei Schwade & Co. in Erfurt anstandslos 50 bis 70 Uml./min gemacht hat, ohne zu stoßen. Deshalb können ihr kleine Abmessungen gegeben werden, wodurch an Platz gespart wird. Das erreichbare Vakuum ergibt sich aus der Temperatur des Kondensats. Eine Berlingsche Goliathpumpe mit einfachwirkendem Luftpumpenkolben ist auf der Kaiserlichen Werft in Kiel im Versuchsraum für Hülfsmaschinen seit über Jahresfrist in Betrieb. Sie arbeitet, wie Hr. Berling mir mitgeteilt hat, nachdem einige Schwierigkeiten überwunden sind, unter allen Betriebsverhältnissen bei hohen Umlaufzahlen ruhig. Das erzeugte Vakuum beträgt 95 vH. Luftpumpenanlage von G. & J. Weir. Fig. 95 zeigt die Anordnung der Anlage. Luft und Wasser werden getrennt aus dem Kondensator abgesogen. Als ich hörte, daß die Firma Weir die Anordnung ihrer Luftpumpen zu verbessern begonnen habe, wandte ich mich sofort an sie, um Konstruktions- und Betriebsangaben zu erhalten. Die Firma bedauerte, mir nicht dienen zu können, weil die Versuche noch nicht abgeschlossen seien; die bisher erhaltenen Ergebnisse seien aber sehr zufriedenstellend, insbesondre sei das gute Vakuum von Einfluß auf die Kondensationsanlagen von Dampfturbinen. Des weiteren wurde mir die Mitteilung, daß keine grundlegende Aenderung der unabhängigen Luftpumpen vorgenommen sei, nur einige Einzelheiten seien nach gemachten Erfahrungen geändert 16. Dezember 1905. 8,04 7,34 9,96 627 642,6 637,5 6616 7251 6587 0,00165 0,00191 0,00127 0,00666 0,00612 0,0083 20,0083 Luftpumpenanlage der Worthington-Pumpen-Co. Ueber den Einbau solcher Anlagen an Bord habe ich keine Einzelheiten erhalten können. Bei Landanlagen für Dampfturbinen, Fig. 96, treibt eine Dynamo mittels Riemens eine Trockenluft- und Warmwasserpumpe, die ZentrifugalKühlwasserpumpe dagegen unmittelbar. Um die bereits an der kühlsten Stelle des Oberflächenkondensators abgesaugte Luft noch kräftiger abzukühlen, saugt die Trockenluftpumpe die Luft durch Kühlröhren, die von dem nach dem Kondensator gedrückten Kühlwasser umflossen werden. Läßt man den Riementrieb fortfallen und die Luft-, Umlauf- und Kondensatpumpen von getrennten Motoren, sei es durch Dampf oder elektrischen Strom, betreiben, so hat man eine für den Bordbetrieb brauchbare Anlage. Ist bei der Berlingschen Goliathpumpe der Vorteil in dem geringeren Platzbedarf zu suchen, so bietet die Anordnung von Worthington größere Betriebsicherheit, da jede 6637 5851 5590 0,00334 0,00307 0.00292 0,0074 0,0066 0,00613 Fig. 96. Luftpumpenanlage der Worthington-Pumpen-Co. A Hauptkondensator B Zentrifugalkühlpumpe C Dynamo Abdampf von der Turbine D Luftkühler E Trockenluftpumpe F Warmwasserpumpe Pumpe für die ihr zukommende vorteilhafte Zahl der Umläufo gebaut werden kann. Kondensationsanlage des Turbinendampfers. Eine eigentümliche Kondensationsanlage zeigt der 1904 bei Vickers Sons & Maxim in Barrow-in-Furness gebaute Turbinendampfer »Manxman«, Fig. 97. Bei den Probefahrten |