G 1mm=0,25kg

9. September 1905.

Ergebnisse in der Zahlentafel 4 aufgezeichnet sind. Das Endergebnis war, daß durchweg die verdünnten Stege bei Verwendung der I-Eisen als Bauträger sich noch als genügend knicksicher (fünffache Sicherheit) erwiesen. Auch bezüglich der im Stege auftretenden Scherspannungen ergab sich durch rechnerische Untersuchungen, daß die I-Eisen bei Verwendung als Bauträger keine zu hohen Beanspruchungen in den verdünnten Stegen zu erleiden haben.

Soweit die Erwägungen in konstruktiver Hinsicht.

Was nun die Walzbarkeit der Profile anlangt, so muß angenommen werden daß in bezug auf Verdünnung des Steges und Erbreiterung der Dicke der Flansche zunächst in dem Vorschlag (Zahlentafel 3), soweit heute walztechnisch noch praktisch möglich, vorangegangen ist, und daß zunächst weiter nicht gegangen werden kann. Ein Teil des Vorteiles der günstigeren Ausnutzung des Eisens wird sicher bei den Profilen der Zahlentafel 3 gegenüber denen der Zahlentafel 1 aufgehoben durch höhere Selbstkosten der Walzwerke. Diese höheren Selbstkosten entstehen:

a) durch einmalige Ausgaben, bedingt durch vorzeitige Erneuerung eines Teiles des vorhandenen Walzenparkes. Es wird angenommen, daß die Profile bis 380 einschließlich sich bei allen Werken auf den vorhandenen Walzen eindrehen lassen, jedoch sind diese in ihrem Durchmessser zu verringern. Von 380 mm aufwärts sind alle vorhandenen Walzen zu verwerfen und dafür neue zu beschaffen;

b) durch dauernde Ausgaben,

indem

Wy 1mm =5cm3:

Flanschbreite Stegdicke Flanschdicke

=20,64

डত

2666

500-185

14.5.27

1) Erkennen die Werke an, daß die amerikanischen Profile in bezug auf Ausnutzung des Eisens günstiger konstruiert sind als die jetzigen deutschen Normalprofile?

2) Erkennen die Werke allgemein als richtig an, daß eine Umarbeitung der deutschen Normalprofile in dieser Hinsicht schon auf dem inländischen Markt einer größeren Verwendungsfähigkeit für Eisen überhaupt förderlich sein würde?

3) Erkennen die Werke an, daß der Wettbewerb auf dem ausländischen Markt der deutschen Eisenindustrie die Verpflichtung auferlegt, das denkbar Beste auf diesem Gebiete zu leisten? 4) Halten die Werke aus diesen Gründen es für ihre Pflicht, die Profile zu ändern?

5) Wenn die Frage 4 bejaht wird, so handelt es sich darum, zu entscheiden, ob die hier vorgesehene neue Profil

reihe den Werken als das Beste erscheint, was nach Lage der Sache gemacht werden kann, oder ob und welche andern Vorschläge dieselben zu machen haben, und mit welchen Begründungen?

6) Halten die Werke es mit ihren Interessen vereinbar, wenn am 1. Juli 1905 frühestens die siebente Auflage des Profilbuches der Oeffentlichkeit übergeben wird, und daß bis etwa 1. Juli 1906 sämtliche Profile vom Stahlwerksverband erhältlich sind?

Sämtliche Fragen wurden in einer Versammlung der technischen Walzwerksvertreter, welche am 17. September 1904 in Düsseldorf stattfand, bejaht, wenngleich bei dieser Gelegenheit auch die großen Bedenken, die hinsichtlich der Abänderung der Normalprofile, insbesondre wegen der Schwierig

t

m

Zahlen

9. September 1905.

größte zulässige Stegbelastung bei fünffacher Sicherheit

P. 5

t

34

desgl.

Last, bei welcher das Knicken erfolgte

m

t

t

27,2

28,0 29,2 42,7 44,0 56,140,9 24,5 20,0 28,8 43,4 41,0 21,0 28,4 28,2 43,4 42,9 54,5 44,6 26,0 21,0 29,1 44,1 20,0

0,050 0,049 0,450 0,079 0,004

43,5

0,070 0,071 0,510 0,073 0,004

keiten des Ueberganges, bestehen, zum Ausdruck gebracht wurden.

Nachdem dieses Ergebnis erzielt war, hat die Kommission dasselbe dem Stahlwerksverband unterbreitet, damit er die Vorlage auch in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung prüfe und Stellung dazu nehme. Die Vorschläge haben in einer Sitzung des Stahlwerksverbandes, welche am 27. September 1904 stattgefunden hat, der Beratung dieses Verbandes unterstanden, der Verband hat sich dabei grundsätzlich für die Aufnahme der neuen I-Trägerprofile ausgesprochen und sich gleichzeitig bereit erklärt, wegen der Einführung der neuen Normalprofile mit der Normalprofilbuch-Kommission in Verhandlung zu treten.

27,6 29,0 42,9 43,8 54,9 47,5 26,0 23,0 29,4 44,0 46,4 25,0 27,2 27,5 42,2 41,5 53,5 37,1 28,0 26,0 28,4 40,9

42,0

0,065 0,060 0,630 0,052 0,002

25,0

Bemerkungen: Eine Streckung der Proben erfolgte erst ungefähr nach dem Erreichen des ersten Drittels der Bruchbelastung (Spalte 45). Diese Streckung verschwand nach dem Ausspannen des Probestabes, solange dieselbe unter 0,5 bis 0,75 mm betrug, und zwar bei 0,5 mm ganz, während bei 0,75 mm noch etwa 0,25 mm verblieben. Nachdem die Stäbe über 1 mm gestreckt waren, war die Elastizitätsgrenze erreicht.

deutscher Ingenieure.

Der Hauptversammlung ging am Sonnabend Abend ein Festessen in der Loge »Ferdinand zur Glückseligkeit« voran, zu dem die Magdeburger Großfirmen Fried. Krupp-Grusonwerk, Schäffer & Budenberg, R. Wolf, Maschinenfabrik Buckau, Otto Gruson & Co. und Eugen Polte die Mitglieder des Vorstandes und des Vorstandrats mit ihren Damen eingeladen hatten und an welchem auch die Spitzen der Behörden teilnahmen. Von letzteren sah man an der prächtig geschmückten Tafel: den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen Dr. v. Boetticher, den Regierungspräsidenten Dr. Baltz, den kommandierenden General v. Beneckendorff und Hindenburg, den Festungskommandanten Generalleutnant v. Gersdorf, den Oberbürgermeister Schneider und manche andre. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete Hr. Direktor Sorge vom Fried. Krupp-Grusonwerk mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser; weiter sprach Hr. Kommerzienrat Arnold von der Firma Schäffer & Budenberg auf Vorstand und Vorstandsrat des Vereines, Hr. Oberpräsident von Boetticher auf die deutsche Industrie, Hr. Oberbürgermeister Schneider auf den Verein deutscher Ingenieure, und Hr. v. Linde brachte zugleich mit seinem Dank für die letzte Rede ein Hoch auf die Stadt Magdeburg aus. Endlich gedachte noch Hr. Kommerzienrat Polte der Damen.

Am Sonntag Abend wurde die Hauptversammlung durch einen vom Magdeburger Bezirksverein dargebotenen Begrüßungsabend im Fürstenhof eingeleitet. Einem von Hrn. Prüsmann verfaßten Festspiele, bei dessen Darstellung sich vor allem Frau Zivilingenieur Voit auszeichnete, lag der folgende Gedanke zugrunde: Ein zum Ingenieurfest herbeigeeilter fremder Ingenieur überrascht die mit der Ausschmückung des Magdeburger Stadttores beschäftigte Maid von Magdeburg und preist in dem sich entspinnen den Zwiegespräch in poetischer Form die Umwandlung, die Magdeburg seit der letzten Ingenieurversammlung im Jahre 1882 infolge der Sprengung des Festungsgürtels erahren habe. Am Schlusse des Festspieles besteigt die Maid die Zinnen des Tores und verkörpert so das Magdeburger Stadtwappen, während die geöffneten Torflügel einen Willkommengruß erscheinen lassen. Als Erinnerung an die Hauptversammlung überreichte der Magdeburger Bezirksverein bei dieser Gelegenheit den Teilnehmern eine getreue Nachbildung der Magdeburger Halbkugeln Ottos von Guericke, die, umgekehrt zusammengeschraubt, als Trinkbecher zu benutzen sind.

Am Montag Vormittag trafen sich die Damen bei einem Gartenkonzert im Friedrich Wilhelms-Garten und besichtigten die nahegelegenen Grusonschen Gewächshäuser. Der Abend versammelte die Teilnehmer zu einem von der Stadt gegebenen Gartenfest im Herrenkrug, wo sie von Hrn. Oberbürgermeister Schneider mit einer vom Herzen kommenden und zum Herzen gehenden Ansprache begrüßt wurden. Schnell verlief den Gästen, die von der Stadt mit einem kalten Imbiß bewirtet wurden, bei Konzert und festlicher Gartenbeleuchtung die Zeit, und manchen wollte es zu früh bedünken, als um 10 Uhr abends aufgebrochen werden mußte. Bei der Heimfahrt flammten an den Elbufern Holzstöße empor, und die alten Gebäude der Stadt waren bengalisch beleuchtet.

Am Morgen des Dienstages besichtigten die Damen den Dom und fuhren dann durch die Stadt zum Schützenhause, wo sie ein Frühstück einnahmen. Die Herren benutzten den Nachmittag zu Fabrikbesichtigungen oder zu einem Ausfluge nach Helmstedt, und am Abend fanden sich sämtliche Teilnehmer in den städtischen Anlagen auf dem Roten Horn im Restaurant Salzquelle zu einem Gartenfest zusammen. Man erging sich zunächst in den weitausgedehnten Gartenanlagen, zwischen den von zahlreichen geschmückten Gondeln belebten Elbarmen. Um 8 Uhr wurde ein gemeinsames Abendessen in dem großen Gartensaal des Restaurants eingenommen. Die wieder Heraustretenden überraschte eine prächtige Gartenbe leuchtung mittels zahlloser Lampions; auch die Gondeln auf der Elbe hatten sich in gleicher Weise geschmückt, und auf dem gegenüberliegenden Sandheger wurde ein Feuerwerk abgebrannt, dessen Glanzpunkt die Beschießung eines Wikingerschiffes bildete. Spät erst kehrten die Teilnehmer mit Dampfern oder mit der Straßenbahn nach Magdeburg zurück.

Nachdem am folgenden Morgen die Damen einen Ausflug nach Bad Elmen unternommen hatten, fand am Nachmittag das Festmahl, an dem etwa 500 Personen teilnahmen, in dem mit frischen Blumen verschwenderisch geschmückten Saale des Fürstenhofes statt. Auf der Bühne erschien das bereits vom Begrüßungsabend her bekannte Bild des Magdeburger

Stadttores, von dessen Zinne wiederum Frau Voit als Maid von Magdeburg die Gäste willkommen hieß; ein um das Tor versammelter Kranz von jungen Damen stieg nach dieser Ansprache in den Saal nieder und schmückte die Teilnehmer und die Tafel mit Rosen. Als erster Redner brachte der Vorsitzende des Vereines, Hr. v. Linde, das Kaiserhoch mit folgenden Worten aus:

er an

>>Wenn unser Verein alljährlich Hauptversammlungen abhält, so gilt das natürlich zunächst seinen eigenen Angelegenheiten. Da aber von diesen gesagt werden darf, daß es die Angelegenheiten des ganzen Ingenieurstandes sind, so dehnt sich vor ihnen ein weites Feld. In unserm technischen Zeitalter geben die Werke des Ingenieurs nicht bloß den äußeren Erscheinungen des Lebens im Frieden und im Krieg ein besondres Gepräge, sondern die Wirkungen der, durch solche Werke gesteigerten, Produktion auf den gesamten Zustand der Bevölkerung berühren mehr oder weniger alle Kreise und Schichten der Nation. Die Kulturvölker sind durchzittert ja häufig erschüttert von dem Konflikte der aus früherem Gleichgewichte gestörten Kräfte und streben nach neuen ausgleichenden Gestaltungen. Wenn wir uns bewußt sind, daß die Aufgabe des Ingenieurs nicht erschöpft ist, wenn der Weiterentwicklung der technischen Mittel zur Steigerung der Produktion und zur Erhöhung der Wehrkraft arbeitet, sondern daß ihm auch obliegt, bei jener Neugestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse mitzuwirken, so sehen wir uns mitten in den Zusammenhang der großen Interessen des Landes gestellt. Als vor nahezu einem halben Jahrhundert eine kleine Schar geisteskräftiger junger Männer unsern Verein im nahen Harz begründete, schrieben sie mit flammenden Buchstaben den nationalen Gedanken auf ihre Fahne. »Die Zusammenfassung der geistigen Kräfte Deutschlands« war ihr Losungswort. Daran muß und wird unser Verein für immer festhalten. An die großen Angelegenheiten des Vaterlandes sollen unsre besondern Angelegenheiten sich angliedern, und willig wollen wir Gefolgschaft leisten denen, die mit reinem Willen, mit klarem Auge und hellem Mute Deutschlands Geschicke lenken. Allen voran sehen wir in solchem Sinne die erhabene Gestalt unsres Kaisers vorausschreiten, und so richten sich auf ihn unsre Blicke, nicht bloß um nach guter Sitte seiner als des Landesherrn zu gedenken, sondern mit freudig bewegtem Herzen und mit heißen Wünschen für ein gesegnetes langes Regiment. Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. Hurra!«

Hr. Bürgermeister Fischer wies dann auf die Bedeutung des Ingenieurstandes für die großen Städte und besonders für Magdeburg hin, das seine Entwicklung zum großen Teil dem Aufblühen seiner Industrie verdanke. Er sprach die Hoffnung aus, daß der Ingenieurverein bald wieder eine Hauptversammlung in Magdeburg abhalten werde, und brachte ein Hoch auf die deutschen Ingenieure aus. Ihm antwortend führte der stellvertretende Vorsitzende des Vereines, Hr. Taaks, aus, auch der Ingenieur habe alle Ursache, den Stadtverwaltungen dankbar zu sein; denn indem sie ihm Gelegenheit gäben, seine Wirksamkeit zu entfalten, förderten sie seinen Fortschritt. Magdeburg sei nach dieser Richtung hin besonders rührig gewesen und die Teilnehmer der Hauptversammlung hätten mit großem Interesse die Anlagen und Einrichtungen der Stadt und ihrer Industrie besichtigt. Außerordentlich angenehm berührt habe die Liebenswürdigkeit, mit der der Verein von der Stadt aufgenommen worden sei, und so würden die Ingenieure gern wieder nach Magdeburg kommen, wenn die Zeit dafür gekommen sein werde. Das Hoch des Redners galt der guten Zukunft der Stadt.

Hr. Kommerzienrat Arnold pries die guten Beziehungen zwischen den Behörden und der Industrie, und Hr. Direktor Sorge dankte den Spitzen der Stadtverwaltungen_und den Behörden sowie den übrigen Ehrengästen für die Teilnahme an der Tagung. Nachdem dann noch Hr. Hofrat Caro im Namen der beiden anwesenden Ehrenmitglieder des Vereines gedankt und des im nächsten Jahre bevorstehenden Jubiläumsfestes gedacht hatte, begann das von Hrn. Ingenieur Winkler, Magdeburg, gedichtete Festspiel »>Im Olymp bei festlichem Gelage«, das die Sonderinteressen der verschiedenen Stände in allegorischer Form zum Ausdruck brachte und eine Fülle humoristisch-satirischer Anspielungen enthielt, die großen Beifall und Heiterkeit hervorriefen. Das Hoch auf die Damen brachte schließlich Hr. Prüsmann in poetischer Form aus.

Den Abschluß der Hauptversammlung bildete am Donnerstag in üblicher Weise ein Ausflug, der in diesem Jahr auf Einladung des Sächsisch-Anhaltinischen Bezirksvereines nach

9. September 1905.

Der Verein deutscher Ingenieure hatte auf Anregung des Reichskommissars für die Weltausstellung in St. Louis beschlossen, unter finanzieller Beihülfe der deutschen Maschinenaussteller einen Vertreter zur Weltausstellung in St. Louis zu entsenden und eine ständige Geschäftstelle in der Maschinenhalle einzurichten, ähnlich wie dies früher in Chicago, Paris und Düsseldorf geschehen war. Dem Vorstande wurden hierfür vom V. d. I. 10000 M zur Verfügung gestellt. Nach Abschluß der Vorverhandlungen im März des vorigen Jahres wurde ich mit der Leitung der Geschäftstelle in St. Louis betraut und reiste am 9. April von Bremerhaven ab. Bei meiner Ankunft in St. Louis fand ich die Ausstellung in einem Zustande völliger Unfertigkeit, der sich in der Maschinenhalle, da die schweren Aufstellungsarbeiten mit unzulänglichen Hülfsmitteln ausgeführt werden mußten, bis in den August hineinzog. Ueber diese Verhältnisse ist in den Tageszeitungen und von mir in der Vereinszeitschrift1) hinlänglich berichtet worden, so daß es sich erübrigt, darauf näher einzugehen. Die Geschäftstelle in dem vom Reich zur Verfügung gestellten Pavillon in der Maschinenhalle konnte aus diesem Grunde erst Anfang Juli

also erst zwei Monate nach Eröffnung der Ausstellung bezogen werden. Bis dahin war mir vorübergehend im Pressezimmer des Deutschen Hauses vom Reichskommissar ein Schreibtisch zur Verfügung gestellt worden. Da der Besuch aus Deutschland während der ersten Monate der Ausstellung noch schwach war, wurde dieser Uebelstand von den Besuchern nicht allzu störend empfunden.

Es war ursprünglich beabsichtigt, die Geschäftstelle während der heißen Monate Juli und August zu schließen. Da jedoch der von der Redaktion der Zeitschrift für einen Uebersichtsbericht über die gesamte Ausstellung gewonnene Berichterstatter in letzter Stunde verhindert wurde, seine Arbeit zu leisten, übernahm ich diesen Bericht1); diese Arbeit sowie wichtige Verhandlungen in den Kreisen der Aussteller machten es mir unmöglich, vor dem 4. August den bewilligten Urlaub anzutreten. Während meiner Abwesenheit im Monat August war unser in der Ausstellung als Vertreter der Abner Doble Co. in San Francisco beschäftigtes Vereinsmitglied Hr. H. Homberger so freundlich, sich der Geschäftstelle und der während dieser Zeit ankommenden Besucher anzunehmen.

Am 1. September kehrte ich, nachdem ich den August zu einer Reise nach Chicago, Milwaukee und in den Kupferbezirk am Oberen See benutzt hatte, nach St. Louis zurück, da ich durch den Reichskommissar in die Maschinenabteilung des Preisgerichtes berufen war. Ich war dabei zunächst in der Gruppe für Werkzeugmaschinen als stellvertretender Vorsitzender tätig, gehörte alsdann dem Abteilungspreisgericht für Maschinenwesen an, in welchem ich das Amt eines dritten Vorsitzenden bekleidete, und wurde schließlich auf Veranlassung des Reichskommissars als einer der drei deutschen Vertreter in das oberste Preisgericht berufen.

Das Preisgericht in seinen verschiedenen Abteilungen. tagte in der Zeit vom 1. September bis 15. Oktober; zugleich traf natürlich auch die Hochflut der europäischen Besucher ein, so daß die Geschäftstelle außerordentlich stark beschäf

1) Z. 1904 S. 1281.

tigt war. Während dieser Zeit bin ich durch Hrn. Homberger und auch durch den als Vertreter der Firma Henschel & Sohn, Kassel, in St. Louis anwesenden Hrn. Regierungsbaumeister Fr. Gutbrod eifrig unterstützt worden. Ueber die Tätigkeit des Preisgerichtes ist in der Presse, auch in der deutschen, vielfach geklagt worden, und es hat allerdings den Anschein, daß in einzelnen Gruppen Ungenauigkeiten vorgekommen sind. Soweit ich die Arbeiten aus eigener Mitwirkung beurteilen kann

und das bezieht sich besonders auf die Gruppen des Maschinen-, Verkehrs- sowie des Berg- und Hüttenwesens muß ich betonen, daß seitens der Preisrichtergruppen außerordentlich gewissenhaft und mit großem Fleiß gearbeitet worden ist. Die Zerfahrenheit und Unzulänglichkeit der Ausstellungsleitung, die noch mehrere Tage nach dem Zusammentritt der Gruppenpreisgerichte den amtlichen Katalog der Aussteller nicht vorlegen konnte, läßt manchen untergelaufenen Irrtum erklärlich und entschuldbar erscheinen. Außerdem war die Unterstützung durch Hülfskräfte, die dem Preisgericht seitens der Ausstellungsleitung nach den Bestimmungen gewährt werden sollte, ganz unzureichend; dieser Umstand machte die Arbeiten außerordentlich zeitraubend und mühselig, was durch die stellenweise übertriebene Förmlichkeit der Amerikaner noch stark gesteigert wurde. Von den Arbeiten der Abteilung für Maschinenwesen, die sich in manchen Punkten von denen andrer Abteilungen unterschieden haben, sei noch erwähnt, daß in ihr mit wenigen Ausnahmen jedem Aussteller, auch wenn er in verschiedenen Gruppen ausgestellt hatte, nur eine Auszeichnung zuerkannt wurde; auch wurde der Wortlaut für das Diplom bestimmt und darin das mit dem Preise bedachte Erzeugnis ausdrücklich genannt. Bei den ähnlich wie bei der Pariser Ausstellung auch in St. Louis verteilten Auszeichnungen für Mitarbeiter wurde besonders darauf geachtet, daß diejenigen Personen damit bedacht wurden, die als die geistigen Urheber anzusehen sind, allem die Ingenieure und Konstrukteure.

vor

Die Tätigkeit im Preisgericht wird mir persönlich stets in angenehmster Erinnerung bleiben, da sie mir Gelegenheit gegeben hat, einen Kreis hervorragender Fachleute kennen zu lernen, die aufs eifrigste bemüht waren, ihrem Amt nach Kräften gerecht zu werden. Die Ausländer taten dies sogar unter finanziellen Opfern, da nur den amerikanischen Preisrichtern eine übrigens ebenfalls unzulängliche Entschädigung seitens der Ausstellung gezahlt wurde.

Die deutsche Maschinenindustrie hatte sich der Ausstellung gegenüber ablehnend verhalten, und das abschließende Urteil, das man jetzt über die Ausstellung und ihre Erfolge gewonnen hat, hat ihr in vollem Umfange recht gegeben; sie hätte in St. Louis kein ihrer Leistungen würdiges Feld des Wettkampfes gefunden, und die großen Kosten wären nutzlos aufgewendet worden. Die wenigen deutschen Aussteller in der Maschinenhalle zeigten Sondererzeugnisse, die gebührend beachtet wurden und bei der Preisverteilung guten Erfolg erzielt haben. In den übrigen Abteilungen war Deutschland zum Teil vorzüglich vertreten; die Erfolge des deutschen Kunstgewerbes, des Unterrichtswesens, der Ausstellungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten und der Städte sowie des Verkehrswesens sind hinlänglich bekannt. Sie sind wesentlich mit dadurch herbeigeführt worden, daß