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schieden werden. Dagegen im Genitiv und Dativ ist die starke Flexion deutlich. 1189, 2 hæhers muotes. 2, 2 niht schoners. 924, 4 waz küeners. Kl. 3574 niht bezzers. 960, 1 von bezzerm birsgewate. Kl. 797 von schonerme wibe.

Merkwürdig zeigt der Nominativ von deweder, ietweder schwache Form. 1876, 2. 2098, 1. 2425, 2: so ist also auch 183, 4 und 2276, 4 gegen die Handschriften zu lesen. Dagegen der Genit. ietwederes.

Sehr auffallend ist ein unflectierter Superlativ. 1773, 3 Sîfriden sluoc, sterkist aller recken, den Kriemhilde man. Lachmann zu (1671). hält sterkist für das schwach declinierte Neutrum, also eigentlich sterkiste. Es habe dieß beim masculinischen Genitiv keinen Anstoß gegeben. Ebenso Gramm. 4, 272. Es werden drei Beispiele beigebracht, die schwerlich hinreichen, um einen so auffallenden Sprachgebrauch zu erweisen. Das erste ist aus Otfrid 1, 22, 43 manno liobosta im Reim auf westa. Es beweist nichts, denn Otfrid setzt in der Reimsilbe Vocale und Consonanten ganz willkürlich, mit gänzlicher Verachtung der Grammatik; er hielt die deutsche Sprache für eine barbarische, die er nach Belieben misshandeln dürfe. So schreibt er z. B. 1, 5, 16 allero wibo | gotezeizosto, wo die jüngste Handschrift das grammatisch richtige zeizosta gegen den Reim setzt. Für die Grammatik dürfen die Reimsilben Otfrids nur mit der größten Vorsicht gebraucht werden.

Das zweite Beispiel ist aus Notkers Psalmen genommen. Bei Hattemer 115 mors peccatorum pessima, dero sundigen tod der ist todo wirsesta. Aber in andern Fällen setzt Notker das richtige Masculinum; bei Hattemer 3, 188 wihto wirsesto. 305 allero steino gruonesto. 339 tero goto chunnigosto. Und im Accusativ 318 orion der sirium sternon glatesten nah imo fuoret. Ebenso steht das richtige Femininum 188 kuotelosi, allero suhto wêlichosta; 334 allero himilfrowon zimigosta. 359 allero diernon chiuskesta; 360 maia, athlantis tohterôn scônista. Ebenso richtig setzt Notker das Neutrum 177 alles ubiles meista; 225 allero dingo unrehtesta; 225 allero dingo zaligosta; 398 idcirco dicamus genus generalissimum, allero generum erchenôsta, et speciem specialissimam, allero specierum erchenôsta, wo er für species im Deutschen ein Neutrum im Sinn hat. Danach kann es kaum zweifelhaft sein, daß das obige wirsesta einer der zahlreichen Schreibfehler der Handschrift der Psalmen ist; einer der auffallendsten dieser Fehler ist 74a unten wirdo ih statt wir dih.

Das dritte Beispiel aus dem Leben Jesu der Frau Ava ist ohne alles Gewicht; Hoffmann Fundgruben 1, 146, 11 do gaben si im ze leste aller ruoch beste; man schreibe besten, da Reime wie leste besten in diesem Denkmal ganz gewöhnlich sind.

Ein viertes, von Grimm und Lachmann nicht erwähntes Beispiel könnte man finden in dem Glossar Pa Diutisk. 223 Falarica, lancia magna quod est teli maximi, suuinspeoz, sper mihil daz ist scafteo maista; und dieselbe Stelle in gl. K. bei Hattemer 175 daz ist s. cesteo (also scefteo) meista. Allein hier ist wahrscheinlich scafteo nicht das Mascul. scaft, sondern ein Neutrum scafti, welches in gl. K. in der Fortsetzung der Stelle erscheint, daz ist luzicu mera thane scefti edho phil; andere Stellen sehe man bei Graff, insbesondere aus Jc schefti clizantiu als Nom. Plur. Übrigens zeigt in diesem Glossar der Superlativ öfters die Endung a statt o, vielleicht weil der Glossator zwar im Lateinischen das Masculinum schrieb, im Deutschen aber das Neutrum übersetzte; z. B. alle drei Exemplare Diut. 231, Hatt. 178 ferocissimus teorlihhosta, atrocissimus crimmista. Diut. 200 (Pa) u. Hatt. 166 pessimus wirsista, Pa 248 humilissimus aotmoatista, minimus minista. gl. K. 212 novissimus iunkista. 189 lucentissimus leohtosta, splendidissimus perahtista. Dagegen Pa 195 deterrimum fartunosto, wo aber Ra furtanosta, und gl. K. 164 firtanosta; und im Femin. Pa, 233 gratissima unerlihosto, Ra uuerdlihosto, aber gl. K. 179 uuerlihhosta. Das richtige o im Mascul. erscheint nicht selten, z. B. Diut. 175 celeberrimus tiurlihhosto, venerabilis aerwirdigosto; Hatt. 156. Es ist also in diesem Denkmal keine Genauigkeit.

Es ist also die angebliche Regel, daß der Superlativ des Adjectivs nach dem Genitiv des Masculinums im Neutrum stehe, ohne Begründung. Für unsere Stelle des Liedes müssen wir eine andere Erklärung suchen. Es ist nicht das Neutrum sterkiste, sondern das flexionslose Masculinum sterkist, das gerade so gebraucht wird, wie die flexionslosen Superlative beim Genitiv im Altsächsischen, sieh Gramm. 4, 502. Da dieser Gebrauch des flexionslosen Superlativs im Hochdeutschen unbekannt ist, so weist unsere Stelle, wie manch andere, auf ein niederdeutsches Original.

Es möge hier eine Abschweifung erlaubt sein. Es gilt für das Althochdeutsche die Regel Grámm. 4, 575: „Superlative finden sich nach vorausgehendem Genitiv Plur. gern in schwacher Form." Danach sollte man glauben, daß doch zuweilen der Superlativ nach

dem Genitiv, und außerdem überall, wo der Positiv, starke Form zeige. Dieß ist aber meines Wissens nicht der Fall. Schon im Gothischen liebt der Superlativ schwache Form; aber im Althochdeutschen ist die starke Form so selten, daß sie nur als Ausnahme gelten kann. Noch bei Notker habe ich vergeblich einen starken Superlativ gesucht; dagegen habe ich schwache Form gefunden, wo der Positiv starke zeigen würde, z. B. Hattemer 3, 225 danne wirdet allero dingo unrehtesta, daz nu rehtesta ist. 241a fone diu ist not, taz tiu wizentheit forderosta sî. 264b tu dinero muoter zeizesto bist. 268 wanda si wizzig unde heilig ist unde ungewartôsta ist ioh skônista. 278b daz fierda daz imo náhesta was. 308a also ouh tiu hizza starchesta ist in mitten dag. Ich will nicht alle Beispiele hersetzen; aber Erwähnung verdient noch 362a sîn êristporno, wo der Superlativ êrist sogar auf porno einzuwirken scheint. Auch vom Comparativ habe ich bei Notker keine starke Form gefunden; das bei Grimm 4, 519 angeführte Beispiel finde ich nicht.

Ebenso steht der Superlativ ohne Artikel nur schwach bei Kero. Hattemer 1, 30 hreinisto lib. dera horsamii starchistun waffan. 31 wirsiston scalcha. 94 in iunkistun steti. Ebenso in den Hymnen, bei Isidor und den Fragm. theot. z. B. 17, 11 fona himilo hohistin, was natürlich schwacher Singul. ist, obgleich im lateinischen e summis caelorum. Ich zweifle, ob man bei Tatian einen starken Superlativ finden wird.

Dagegen haben wirklich die Wolfenbüttler Stücke guatlichi in hohostem, gloria in excelsis (Maßm. 175), und Muspilli der satanaz altist. Ferner das Neuburger Gebet (Diut. 2, 382) an demo giustiemo (d. i. jungistemo) taga. Dieß Gebet ist jedoch schon aus jüngerer Zeit, wenn auch nicht aus dem zwölften Jahrh. wie Graff angibt. Otfrid hat ebenfalls iungistemo 5, 23, 140 und von eristera uuoralti 3, 20, 156. Die Gl. flor. bei Eccard 2, 986 unchustichistemo. Die Wiener Beichte Maßm. 140 mir sundegistera unde mir meintatigistero uber alla meintatigen. Dieß sind alle Beispiele des flectierten starken Superlativs, die ich aus älterer Zeit zur Hand habe; unflectierte finden sich öfter. Erst mit dem eilften Jahrh. erscheint auch der flectierte zahlreicher, z. B. in der Wiener Genesis; im Summar. Henrici u. s. w.

Ebenso werden die Ordinalzahlen in den ältesten Denkmälern schwach und ohne Artikel gebraucht. Die ältesten Übersetzungen des Symbolums haben in thritten dage, in drittin take, später an demo

dritten tage. Bei Maßm. S. 76 erscheint an demo drizigistemo iare.

Für das Althochdeutsche ist also schwache Form des Superlativs Regel, und starke nur seltene Ausnahme. Im Adverbium dagegen ist die unflectierte Form die Regel, auffallend auch mit Präpositionen az jungist, az êrist, ze meist, ze vorderôst u. s. 3, 106. 587.

w. Gr.

I, 2. NACH DEM BESTIMMTEN ARTIKEL schwache Form. Die Ausnahmen sind sehr selten.

37, 2 vil der varender diete CB, varenden DA. Man kann, wie ich im Wörterbuch vermuthete, varender als von diet regierten Genitiv betrachten, nach folc sceotantero im Hildebrand.

202, 3 die sturmkiene man BA (bei mir ein Druckfehler

küenen).

304, 3 diu vil schoniu meit C, diu minneklîche meit N. 2199, 1 der vil getriwer man C.

338, 2 die minneklîche erwerben C, die minnehlichen werben N.

496, 4 die wegemüede A.

797, 1 der êregernder (gernde N) man.

2276, 3 die êregernde man CB.

2334, 4 der (ein D) vuurrôter (rôte BA) wint.

549, 2 die junge künige guot, wo vielleicht nur der Strich über dem e erloschen ist. Ebenso ist 386, 3 die rehte wazzerstrâzen vielleicht ein Schreibfehler in C für rehten in allen andern.

2269, 3 dem einem (einen) man, wo aber einem besondern Nachdruck hat.

Dazu aus der Klage:

346 diu vil schedelichiu nôt.

440 diu stähelîniu bant CB, ebenso Wolfram Wh. 423, 21.

2069 die êregernde (den N) frouwen.

2350 der hochgeborner mêr.

3313 die êre tragende A (den die andern).

3368 diu lange werndiu (N wernde C) nôt.

Es ist die im Ganzen eine kleine Zahl von Ausnahmen; auf eine Regel lassen sie sich nicht bringen; doch scheint es, daß die zusammengesetzten Adjectiva besonders geneigt sind, die starke Form zu bewahren, wie êregernde. Nicht ganz sicher, weil bloß durch a bezeugt, ist 1493, 4 daz wœgist.

Eine beachtenswerthe Ausnahme machen öfters Adjectiva, denen nach dem Artikel noch ein Possessivum oder der Genitiv ir vor

hergeht.

1022, 3 der mîn vil lieber man CBJ.

1075, 2 der ir getriuwer lip.

1079, 4 der ir vil wünneklicher (B, liche C) lip.

1246, 4 daz ir vil græzlîchez (B, græzliche C) klagen.

1557, 3 daz ir vil langez scheiden.

2072, 4 daz sîn vil starkez ellen (C, die andern ohne Artikel).

Kl. 1488 der sîn vil hôchvertiger (a N, hôchvertliche C) sin.

2573 daz iuwer grôz ungehaben.

3591 daz sîn vil wênigez (B) kint.

Doch ist auch in diesem Fall die schwache Form die gewöhnliche. 66, 3 die ir vil lichten brünne.

2145, 4 diu ir vil græzlîchen sêr.
245, 4 daz sîn vil græzliche leit.
566, 1 die sine rîchen geste.
486, 4 die mîne hæhsten friunde.
755, 4 die unsern lieben friunde.
1445, 4 die unser besten friunde.
1714, 3 die iuwern schoenen tohter.
2427, 4 der minen edelen herren.

Es steht ferner die starke Form meistens, wenn ein Zahlwort zwischen dem Artikel und dem Adjectivum steht.

186, 4 die zwêne grimme starke (C grimmige B) man.

212, 3 die zwêne küene man, 1827, 1.

Aber 1472, 1 die zwêne jungen künige (wo jedoch B junge).
Kl. 4024, 4 die zwêne sumerlange tage.

Aber 3849 der drier edelen künige.

Die unflectierte Form ist durch den Reim in folgenden Bei

spielen gesichert:

734, 1 sprach der lobes rich, wofür N der künic rich.

1249, 1 diu trúric gemuot.

2153, 1 Gêrnôt der hochgemuot.

1946, 3 Hiltbrant der ellens rich.

Kl. 2364 Hildeburc diu schanden vrî.

Es ist also immer der Fall, den Gr. 4, 541 behandelt, bei vorausgehendem Eigennamen. Nur 734, 1 geht der Name nicht voraus; vielleicht hieß es ursprünglich sprach Gunther der lobes rich mit vier

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