Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

begrub. Sie geht noch um und man erkennt ihre Spur im thauigen Grase. Sie hat geweissagt, wenn die Weiber männliche, die Männer weibliche Kleider tragen würden und ein Reiter würde um ihr Grab reiten können, werde die Welt untergehen. Ihr Grab ist nun wirklich, obgleich man es nochmals übermauert, unter der Mauer immer wieder herausgerückt. Ihr Schloß soll zu Tonbrücken gestanden sein. Mündlich von Hrn. Oberbaurath Panzer. Einen Kornwagen, der mit sechs Pferden bespannt über die Kornfelder fährt und, ohne die Ähren zu berühren, doch wie auf dem Pflaster rasselt, kennt die niederländische Volkssage. Wolf niederl. Sagen N. 442.

[ocr errors]

Man hat auch die Zauberkuh Sibylia, deren sich nach der Reg. nar Lodbroks-Saga König Eystein bediente, um durch ihr Gebrüll die Feinde zu erschrecken, auf Sif beziehen wollen. Das scheint mir aber zu weit hergeholt und zu Sifs sanftem und passivem Wesen nicht passend. Eher ließe sich die in dem altniederländischen Gedicht von den Kindern von Limburg die Sibil, Gattin des alten Teres, auf die Sif zurückführen. Auch sie kommt in Noth, muß betteln und stickt die Geschichte ihrer Leiden in einen Teppich. Armuth und Magddienst bezeichnet oft im Märchen den Nothstand der organischen Göttin im Winter, so wie der bunte Teppich die neue Saat.

WOLFGANG MENZEL

HACBERTA.

In dem Werke des Bischof Olaus Magnus de gentibus septemtr. III. 14. heißt es, die Zauberin Hacberta, Tochter des Riesen Vagnost, habe sich in jede Gestalt und Größe verwandeln können. Bald sei sie himmelhoch, bald klein und niedrig, bald hart, bald fließend gewesen. Wasser habe sie können fest machen und Berge schmelzen; den Himmel habe sie niederziehen, die Erde erheben und Schiffe durch die Luft fliegen machen können. Die Götter habe sie stürzen, die Lichter des Himmels auslöschen und dagegen die Finsternisse der Tiefe erleuchten können.

Diese Wunderkräfte sind zu gewaltig und allumfassend, als daß sie nur einer gemeinen Zauberin zugeschrieben werden könnten.

Leider sind uns die Denkmäler der tiefern altdeutschen Speculation verloren gegangen. Doch können wir kaum umhin, in dem männlichen Hackelberend die Ergänzung der weiblichen Hacberta

und in beiden den nämlichen Doppelbegriff zu erkennen. Hackelberend ist, wie Grimm D. M. 875 erörtert hat, der Name Wodans als wilder Jäger. Hackel erklärt sich aus Heklamadr, d. h. Mantelmann, der Verhüllte. Hag hat immer den Begriff des Eingehegten und Verborgenen. Berend aber weist auf Berchthold und Ruprecht hin, gleichfalls Beinamen Wodans.

Hacberta dürfte demnach so wenig eine gemeine Zauberin sein, wie Hackelberend ein gemeiner Jäger, sondern die höchste Göttin, wie Wodan der höchste Gott. Als die vornehmste altdeutsche Göttin ist aber Perchta oder Bertha längst bekannt.

Wie Wodan im Norden als Odin mit den staunenswürdigsten Wunderkräften ausgerüstet und als Urzauberer erscheint, so dürfte auch Bertha als eine Urzauberin angesehen worden sein, oder, weil das Hac im Namen Hacberta übereinstimmt, als die Urhexe. Vergl. über den Namen Hac Grimm d. Mythologie 992.

Ich kann sie daher auch nicht als ein vollständiges böses Wesen, sondern nur als die dunkle Seite derselben höchsten Göttin betrachten, deren Lichtseite so liebenswürdig erscheint. In dem Namen Berta ist die deutsche Göttin Perchta, die zärtliche aber auch strenge Hausmutter der Natur, von der uns so viele liebliche Sagen erhalten sind, nicht zu verkennen. In der Vorsilbe Hac scheint der Begriff des Hexenhaften oder des Unterweltlichen zu liegen. In der Ynglingasaga 13 heißt es von der Vanen-Göttin Freija, sie werde alle Asen überleben. Das entspricht der Überlegenheit, mit welcher Hacberta sich allen Göttern gegenüberstellt.

Auch Saxo Gr. 1, 9 kennt einen Riesen Vagnoft, dessen Tochter Hartgrepe gleichfalls eine mächtige Zauberin ist. Ist nicht an den Himmelswagen, das Gestirn des großen Bären zu denken, welcher in der Nähe des Polarsternes die allgemeine Umdrehung der Welt um sich selbst vorbildet? Auch Hackelberend als wilder Jäger weist auf die Jagd und Flucht der Zeit im Raum hin.

WOLFGANG MENZEL.

DER HELLE KRIEG.

Außer dem von Bartsch veröffentlichten Gedichte auf den Zauberer Virgilius (German. 4, 237) schreibt der Wiltener Codex ein längeres Gedicht von der helle krieg" dem sagenhaften Sänger

Klingsor zu. Da es in culturgeschichtlicher Beziehung nicht ohne Interesse ist, theile ich es vollständig mit.

Klingsor im swarzen don XXV lied und haist der helle krieg (Bl. 92).

1.

Wer pracht uns die krone für,

die ward gemacht von sechzig tausent engel kür,
die wolten got von himelreich verdringen?

Luciper, die kron was dein.

ir merket alle hie, die maister wellen sein,
und höret recht, was ich euch hie wil singen.

Sant Michel kam an hochfart dar, ain fürste vor in allen.
er schlueg Luciper sunder wank,

das im sein kron herab von seinem haubte sprank.
da muest er nider auf die erden fallen.

Den Luciper in himelreich

2.

het got gezieret also schon und wunnikleich,
das er sich selber nicht gar wol erkennet.

Wie in in seiner klarheit deucht,

das er mit seiner schon über alle engel leucht,

darumb er oberister got sich nennet.

Bl. 92b.

Wie in sein übermuet bezwang, dar umb er ward verstossen,

das got sand Michael erlaubt,

das er im schlueg die krone sein hin von dem haubt.

da muest er sich zu argem ding genossen.

3.

Ir hört, wie Luciper nun sprach,

do er verstossen was und er sich selb an sach:

wie han ich meinen liechten schein verloren?

Ich was ein engel also schon,

das ich erleucht durch aller himelreiche thron.

nun waiß ich laider wie ich sol geparen.

Des mueß ich ach und immer we über die hochfart schreien,

die mich so ser verleitet hat.

nun ach, wie sol mein immer ewig werden rat?

sol ich mich ewiger freuden gar entfreien?

1. 1. Ber. 7. hoffart.

2. 10. genossenn.

3. 1. Dir. 4. engl. 6. geperen. 7. hoffart. 10. endfreyenn.

4.

Meinem schnöden herzen gib ich schult,

wan das wold in dem himel haben kain gedult. es maint, es hiet sein klarhait von im selbe.

Ich was ein engel also klar

von rechter schon, das man mich hieß gots leuchte vor. nun pin ich laider worden schwarz und gelbe,

Rauch, hürnein, scheuzlich, ungestalt, mein krumpe nas ist

mein weiter giel ist fewres vol,

lange, Bl. 93.

mein weite augen rot, mein or gespitzt, und stüend es wol, so wär mein sorg das tausent tail ergangen."

5.

Sathan sprach: „lieber maister mein,

gehabt euch wol, last ewer langes trauren sein, nun seit ir doch alleine nicht verstossen.

Mein maul ist mir auch groß und weit,

mein krumpe nasen mir so hoch gemuete geit,

die meinen oren den ewren wol genossen,

Zwai antlitz hab ich an den knien, zwai an den ellenpogen,

zwai hab ich an den achslen mein.

hört, hört, lieber maister, solt ich dar umb traurig sein? und tet ich das, daran wär ich betrogen."

6.

Er sprach: Sathan, nun sag mir ploß,

seit das mein jamer und mein trauren ist so groß,

das ich nit waiẞ joch wes ich sol beginnen,

Dar über gib mir deinen rat,

seit das mein herz also in grossem kumer stat.

thuestu des nicht, so mueß ich doch von hinnen.

Ich fuer hin an des meres grund und lag immer an ende.

mein herz ist mir groß, als ain turn,

und frist mich in dem leichnam mein recht als ain wurm,
das uns hat pracht in dise missewende."

10. wer sarg.

4. 1. Deinem schuld. 8. gotzs leichte. 7. scheitzlich. 8. giell 5. 2. trawren. 10. betrogenn. Die Ausgabe von Vintlers Tugendblume (1486)

enthält Teufelsbilder mit mehreren Gesichtern.

6. 5. kümer. 7. fur. 8. turen.

7.

Sathan sprach: „lieber maister, lat

ewer langes trauren, ich wil euch geben ainen rat, seit uns das ungelück ist widerfaren.

Wir wellen uns pawen ain gemach,

das sol die helle haissen." Luciper der sprach: Sathan mein freunt, wir wellenz nicht lenger sparen. ir greifet kreftikleichen an und helft einander alle." Sathan der daucht sich da der pest.

er sprach: „so wil ich selber legen die grundes vest." da ward die hell erpaut mit reichem schalle.

8.

Da nun die hell erpawen was

Bl. 93b.

und Luciper gewaltikleich darinne sas bekrönet als ain künig in seinem reiche, Zu seinen dienern er da sprach:

,,nun hab ich überwunden all mein ungemach. ich mein nicht, das er leb, dem ich entweiche.

Seit das ich so gewaltig bin, so wil ich fürsten chiesen, die mir in trewen bei bestan.

der erste fürst sol sein mein lieber freunt Sathan.

so mag ich meines erbes nicht verliesen."

9.

Sathan sprach: „lieber maister mein,

wer sollen die andern fürsten in euren landen sein,

die des reiches krone sollen auf tragen?"

Da sprach Luciper also:

,,der ander fürste das sol sein her Astarot.

an meinem reich so solt ir nicht verzagen.

den dritten fürsten den wil ich euch hie wol nennen:

das sol sein künig Welzebueg.

an den drein fürsten hab wir alle gar genueg. setzt auf die kron, das man euch mug erkennen."

7. 2. will radt. 8. tauch. 10. das war.

8. 3. king. 4. dienneren. 9. frewnt. 10. verliesenn. 9. 5. Astriob. 8. soll. 10. setz.

« ZurückWeiter »