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den ersten Naturelementen der germanische Mythen über (S. 87-106). Der übrige Theil dieses ersten Bandes ist Wôdan (S. 107 ff.), Thunar — Thorr (S. 187), den übrigen Göttern (S. 233 ff.) und den Göttinnen (S. 269 ff.) gewidmet. Wir begrüßen dieses treffliche Buch, das geeignet ist dem Studium deutscher Mythologie einen weiten Kreis von Freunden zu gewinnen, mit wahrer Freude. Ein großer Vorzug desselben ist, daß der mit der indischen Litteratur und Mythologie sehr vertraute Verfasser viele Analogien beibringt und zahlreiche Punkte vergleichend behandelt. Es ist die ein glücklicher Schritt, die Früchte vergleichender Mythologie einem größern Leserkreise zugänglich zu machen. Bei all den Vorzügen des Buches muß ich einen Mangel desselben berühren. Hr. Mannhardt benützt die große Litteratur von Sagen, Bräuchen, Aberglauben in reicher und umsichtiger Weise, ja er hebt bezügliche Stellen oft wörtlich aus fremden Sammelwerken aus, ohne jedoch die Quelle zu nennen. Jeder, der sich mit der deutschen Mythologie näher beschäftigt und weitere Nachweise wünscht oder in den Quellen selbst nachsehen will, vermisst aber dabei die Angabe der benützten Sammlungen schwer. Es sind solche Verweisungen um so wünschenswerther, „da einigemal verschiedene Traditionen in der Darstellung in einander verflochten sind, welche der Forscher bei Untersuchungen auseinander zu halten hat“ (Vorrede S. II.), und man bei Untersuchungen, die durch das Buch angeregt werden möchten, stets auf die Quellen selbst zurückgehen muß. Zum Schlusse folgen hier einige Bemerkungen. Zu S. 96 der Wind gibt Birlinger einen erwünschten Beleg: „Ein altes Weib von Munderkingen pflegte dem Wind schwarzes Mus zu kochen und ihm zum Dachladen hinauszustecken: man müsse die Windhunde füttern" (Volksthümliches I, 191). Zu dem Mann, der die Stürme macht, S. 98 halte man die Wind fächelnden Wäch ter mit den Fledermausflügeln in Tiecks Elfenreich.

ZINGERLE

Jahrbuch für romanische und englische Literatur, unter besonderer Mitwirkung von F. Wolf, herausgegeben von Dr. Adolf Ebert, Professor an der Universität Marburg. Zweiter Band. Berlin, F. Dümm ler's Verlagsbuchhandlung u. A. Asher et Co. 1860. 8.

Der zweite Band des Jahrbuches, dessen erste Hefte wir in dieser Zeitschrift 4, 377 ff. besprochen haben, enthält mehrere Abhandlungen, die auch für die deutsche Philologie von besonderem Interesse sind. So namentlich derjenige, der den Band einleitet: L'Enéide de Henri de Veldeke et le Roman de Enéas, attribué à Benoit de Sainte-Moore; par Alexandre Pey (S. 1-45). Der Verfasser gibt eine eingehende Vergleichung beider Dichtungen, auf deren nahen Zusammenhang er schon früher in einem besonderen Schriftchen hingewiesen hatte. Ferner das von Tobler veröffentlichte 'Dit du Magnificat,' von Jean de Condé (S. 82-104), das denselben Stoff wie der dem Stricker fälschlich beigelegte 'König im Bade' behandelt. Es geht eine Inhaltsangabe der Hs. (bibl. Casanatens. B. III. 18) voraus, aus der Tobler jüngst Condets Gedichte herausgegeben hat.

Sodann: F. Lieb

recht 'ein weiterer Beitrag zur Geschichte der romantischen Poesie' (S. 121– 138). Liebrecht behandelt die weite Verbreitung mehrerer Sagenstoffe (z. B. der Legende von dem Manne im Brunnen, die im Barlaam u. S. W. Vorkommt, die Crescentiasage u. a. In einem andern Aufsatze (S. 314-334) handelt Liebrecht über die Quellen des Barlaam und Josaphat' d. h. der Legende. Dr. Sachs gibt Auszüge aus dem provenzalischen Lehrgedicht: Breviari d'amor (S. 335-357). Holland endlich gibt eine Inhaltsangabe des Roman de la Poire (S. 365-368), der noch ungedruckt ist.

K. B.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des germanischen Museums. Neue Folge. Siebenter Jahrgang (1860). 4.

Von den Artikeln dieses Jahrgangs verdienen folgende, als dem Gebiete der deutschen Alterthumswissenschaft nahe stehend, genannt zu werden: Über Dorfeinfriedungen und Grenzwehren von Marken, Gauen und Ländern (Nr. 1 u. ff.); zur Geschichte des deutschen Gildewesens im Mittelalter, (Nr. 2); über alte Gewichte (Nr. 2 ff.); ein Weisthum aus dem 13. Jahrhunderte (Nr. 3); Bruchstück des Wilhelm von Orange von W. von Eschenbach (Nr. 4); die ältesten Buchdrucker Nürnbergs (Nr. 4); zur Erklärung der heidnischen Bronceringe (Nr. 4); zur Geschichte der Musikinstrumente von R. v. Rettberg (Nr. 5 ff.); Lebensbedarf im 15. Jahrhundert (Nr. 7); Humpelschützen (Nr. 7); Verschiedenes zur deutschen Culturgeschichte (Nr. 8); das Kirchenportal der Abtei Petershausen (Nr. 8); Dreierlei zur deutschen Namenforschung (Nr. 9); zur Erbauung des schönen Brunnens in Nürnberg (Nr. 9); zu den Sprüchen von den deutschen Fischen (Nr. 9); alte Witterungsregeln (Nr. 10); zur Geschichte der Feuerwaffen (Nr. 11); zur Geschichte der Fechtschulen in Nürnberg (Nr. 11).

K. B.

Die Limburger Chronik des Johannes. Nach J. Fr. Faust's Fasti Limpurgenses herausgegeben von Dr. Karl Rossel. Wiesbaden bei Roth.

1860.

Von dieser für die deutsche Litteratur- und Sittengeschichte bedeutsamen Chronik giebt Dr. Rossel einen genauen Abdruck der ersten Ausgabe (von 1617); eine Hs. hat sich bekanntlich nicht erhalten. Die verbreitetste Ausgabe (von Vogel) ändert den Text und viele Namen willkührlich. Eine kritische Herstellung hat der Herausgeber nicht versucht; sie möchte aber, was die Mundart betrifft, nicht außer den Grenzen der Möglichkeit liegen.

K. B.

Die Pilgerfahrt des Ritters Arnold von Harff von Cöln durch Italien, Syrien, Ägypten, Arabien etc. herausg. von Dr. E. v. Groote. Cöln 1860. Heberle. LIII, 280 SS. gr. 8.

Der Ritter schildert seine Reise in den Jahren 1496 bis 1499, die einerseits durch ihren Inhalt, der viel Material zur Geschichte der Sitten,

des Handels, der Gewerbe und Künste enthält, andererseits durch die Sprache (sie ist niederrheinisch) anzieht. Ein kleines Glossar ist am Schlusse beigegeben. Der Herausgeber hat die Bilder, die sich in den drei benutzten Handschriften finden, in sauberen Holzschnitten wiederholt.

K. B.

Eye, Dr. A. v., und J. Falke, Kunst- und Leben der Vorzeit. Zweite nach chronologischer Reihenfolge zusammengestellte Ausgabe in 3 Bänden. Nürnberg 1860.

Die erste Ausgabe dieses populär gehaltenen, aber durch das mitge theilte Material auch dem Alterthumsforscher unentbehrlichen Werkes erschien 1855-1858. Die begonnene Zweite hat den Vortheil der chronologischen Anordnung. Derartige Werke sind in der Regel wegen ihres hohen Preises dem Privatmanne unerschwinglich; das vorliegende hat den Vorzug der Wohlfeilheit.

K. B.

Dietrichs erste Ausfahrt herausgegeben von Dr. Franz Stark. (LII. Publication des literarischen Vereins in Stuttgart). Stuttgart 1860. XX, 353 SS. 8.

Diese interessante Publication enthält eine von der bisher bekannten vielfach abweichenden Recension von 'Dietrichs Drachenkämpfen' oder 'Dietrich und seine Gesellen.' Sie ist namentlich auch desswegen wichtig, weil sie vielfach mit der verkürzten Bearbeitung im sogenannten Heldenbuche Kaspars v. d. Rön stimmt, deren Quelle verloren gegangen. Die Einleitung gibt eine genaue Darlegung des Verhältnisses der 3 Recensionen. Den Schluß bilden kritische Anmerkungen und ein sehr eingehendes Namenverzeichniss.

KARL BARTSCH.

Wion. Druck von Jacob & Holzhausen

ÜBER JOHANNES ROTHE.

VON

FEDOR BECH.

V.

Schon in der Beurtheilung der von v. L. herausgegebenen Chronik, in dem vorigen Jahrg. dieser Zeitschr. S. 235, wurde auf den abweichenden Text des gereimten Prologs hingewiesen, welcher sich nach einer Anmerkung Rückerts zu Köditz v. Salf. S. XVII im „,Cod. Goth. Nr. 180" finden sollte. Die um Vieles bestimmtere Art und Weise, mit der dort Rothe von seinen Schriften redet, erregte den Wunsch jene Stelle in ihrem Zusammenhange kennen zu lernen. Eine nähere Einsicht, zu welcher die Güte des Herrn Dr. Pertsch in Gotha verhalf, hat nun ergeben, daß die betreffende Vorrede nicht als eine bloße Variante zu dem von v. L. gelieferten Texte, sondern als ein zum Theil ganz anderes, für sich bestehendes Schriftstück anzusehen ist. Während nämlich das in den Text bei v. L. verwebte Akrostichon eine Dedikation an die Landgräfin Anna enthält, bringt das hier angebrachte folgende Widmung:

Deme gestrengin Brûnen von Teiteleibin amchtmane ûf Wartberg.

Nichts desto weniger kann man die Autorschaft auch dieser Vorrede niemand anders als Rothe zuschreiben. Denn daß Urban Schlorff, welcher am Schluß der angefügten Chronik f. 288a bemerkt: ûzgeschreben disse cronicken von mir Vrban Schlorffen zu Theneberg anno domini M. CCCC. LXXXVII. die czit schosßer daselbist am Sontage sent Johannes des toufers tage diese Verse nicht selbst verfertigt, sondern nur abgeschrieben hat, wird wohl bei Niemand.

GERMANIA VI.

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einem Zweifel unterliegen, schon darum nicht, weil der Text sehr lückenhaft überliefert ist und weil die Schlorff geläufigen Wortformen nicht durchgängig harmonieren mit denen des Akrostichon. Dagegen spricht für Rothe, daß die in diesen Strophen niedergelegten Gedanken fast gar nicht verschieden sind von denen, welche sich in dem Prolog der Ausgabe von v. L. finden, ja daß hier zum Bau des Akrostichon, so weit es die den Verfasser leitende Rücksicht auf dasselbe zuließ, dieselben Verse als Bausteine zum Theil wieder verwendet worden sind; so sind beiden Stücken gemein v. 1–12. 21-24, 45-60, 73-76, 81-96, 100-106, 120-123, 128-131*). Diese Annahme wird dadurch noch wahrscheinlicher, daß der erwähnte Brûne amichtmann ûf Wartberg ein Zeitgenosse Rothes und somit vielleicht eine einflußreiche Mittelsperson war zwischen ihm und dem landgräflichen Hofe. Dem Herrn Professor Rein in Eisenach verdankt der Verf. mit Bezug auf diesen Punkt folgende Mittheilung: Teiteleibin Toyteleuben Thuteleiben Toiteleben Dutelonben, jetzt Teutleben, Dorf bei Gotha, gab einer adlichen Familie den Namen, die seit dem Jahre 1114 erscheint und 1712 oder 1714 erlischt. Sie war reich begütert, namentlich bei Waltershausen im Hörselgau, Laucha, auch bei Langensalza und in Eisenach selbst. Mehrere Mitglieder bekleideten Amtmannsstellen, so in Thungsbrück, Gotha, Tenneberg, Herbsleben, aber nur einer, Bruno, 1419 auf Wartburg, wie die Eisenacher Rathsfasten (in der Bibliothek des geistl. Ministerium zu Eisenach) angeben **). Derselbe Bruno borgte im Jahr 1407 dem Landgrafen Friedrich 327 fl. (nach dem Copialbuch Nr. 32 im Dresdener Archiv). Zum letzten Male wird er 1428 neben seinem Bruder Heinrich genannt (Copialb. des Dresd. Archivs). Jedenfalls ein anderer ist Bruno, der als Burgmann von Tenneberg mit seinem Bruder Friederich 1371 genannt wird; doch ist das verwandtschaftliche Verhältniss nicht klar. (Auch diese Notiz stammt aus einem Dresdener Copialbuche).“

Da wir sonach zwei verschiedene Dedicationen zu scheinbar ein und demselben Werke und von ein und demselben Verf. haben,

*) Diejenigen Verse, welche in beiden Redactionen zugleich vorkommen, sind durch Cursivdruck vor den übrigen ausgezeichnet worden.

**) Diese Fasten hat Hr. Prof. Rein abdrucken lassen in der Zeitschr. d. Vereins f. thüring. Gesch. und Alterth. B. 2, S. 174-180; 3, 165–184. Bei dem Jahre 1419 findet sich die Bemerkung: advocatus in Wartburg Bruno de Toiteleben.

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