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einem Berge der Senndorfer Gemarkung. Unter den Liedern ist eine hübsche Romanze (S. 44) nennenswerth.

ZINGERLE.

Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreiches Bayern bearbeitet von einem Kreise Bayerischer Gelehrter. 1-8. Lieferung. München 1860. Literarisch-artistische Anstalt. 992 SS. 8.

Die uns vorliegenden Lieferungen enthalten manche recht werthvolle Beiträge zur deutschen Sagen- und Sittenkunde. Dazu gehören die Abschnitte: Haus und Wohnung von Felix Dahn (S. 278 u. 980 ff.), die baierischen Volkssagen von Konrad Maurer (S. 292 ff.), dem Herausgeber der isländischen Sagen der Gegenwart (vergl. Germania 5, 377), Volkssitte (S. 368 u. 990), die oberbaierische Volkstracht (S. 424) von Felix Dahn. Hervorgehoben müssen werden die Abhandlungen über die Volkssagen und die Volkssitte. Es sind dabei nicht nur die ausgezeichneten Werke von Leoprechting, Panzer und Steub bestens benutzt, sondern es ist darin auch viel

Neues geboten. So sind dabei die vom zu früh gestorbenen Lentner im Auftrage des Königs Max II. gesammelten Berichte über Volksleben in Baiern zum erstenmale verwerthet und der Öffentlichkeit theilweise übergeben. Das reichhaltige Kapitel „Hochzeit, Taufe und Begräbniss" (S. 388) rührt gewiss großentheils vom witzigen Dichter der Traubenkuren her, welcher für Volkssitte und Volkstracht die feinste Beobachtungsgabe besaß.

Für Freunde deutscher Sprachforschung ist der Abschnitt: die baierische Mundart in Ober- und Niederbaiern von Sebastian Mutzl (S. 339 ff.) beachtenswerth. Möchten die genannten Abschnitte über Volkssitte und Volkssagen auch abgesondert der Öffentlichkeit übergeben werden, da der Umfang und der hohe Preis der Bavaria einer Verbreitung derselben in weitern Kreisen nicht förderlich sind.

ZINGERLE.

Die Historie von der Pfalzgräfin Genofeva. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte und Mythologie von Julius Zacher. Königsberg

1860.

Der erste Theil behandelt die Sage von der Genofeva litterar. -historisch und weist den Ursprung derselben aus einer lateinischen Aufzeichnung nach, die schon vor der Mitte des 15. Jahrhunderts im Kloster Lach sich befand. Im Verlaufe der Untersuchung weist der Verfasser in der Genofevalegende die Niederschläge eines alten Mythus nach. Er findet in ihr den Mythus von Mitođin (s. Menzels Odin p. 84-87) und sieht in Siegfried Odin, in Genofeva Berchta, in Golo den Zauberer Mitodin. Die mit gewissem Scharfsinne geführte Untersuchung kann jedoch die Identität des alten Mythus und der Legende nicht bestimmt genug nachweisen.

ZINGERLE.

Sagen, Märchen, Schwänke und Gebräuche aus Stadt und Stift Hil desheim. Gesammelt und mit Anmerkungen versehen von Karl Seifart. Zweite Sammlung. Cassel und Göttingen. Georg Wigand 1860. XII u. 208 SS. 8.

Diese zweite Sammlung reiht sich würdig der ersten im J. 1854 erschienenen an. Unter den Sagen sind besonders die vom wilden Jäger (S. 15 ff.), von dem Hödeken (S. 41-50), von den Zwergen beachtenswerth. Die Sage vom w. Jäger enthält noch sehr alte, ungetrübte, großartige Vorstellungen: „der wilde Jäger ist der König von allen Gespenstern, er gibt sich selbst nicht leicht mit einem Menschen ab; um ihn zu strafen, dazu ist er viel zu vornehm und hält sich seine Leute dazu. Leute hat er genug. Wenn er in sein Horn stößt, so antworten ihm die Eulen neun Meilen Weges in der Runde, und dann muß sich alles, was den Hahnenschrei nicht ertragen kann, um ihn versammeln (S. 17). Wie der Rodensteiner Kriegsfahr anzeigt, so der wilde Jäger zu Hildesheim: Kurz vorher, ehe die französischen Völker in's Land fielen, zog der w. J., der sonst nur viermal im Jahre jagt, jede Nacht mit einem so wüthenden Lärm durch das ganze Stift, als ob hunderttausend Mann Fuß- und Pferdevolk durch die Luft rasselten. Auch über die Schlachtfelder fährt der wilde Jäger und liest sich die gefallenen Soldaten auf, welche ein gottlos Leben geführt haben; davon hat er seine große Mannschaft an Fuß- und Pferdevolk S. 18. Das Erscheinen der Hexe als Gans S. 58 mahnt an die Schwanjungfrauen.

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Auch die Gebräuche enthalten manche neue Belege. Das wilde Feuer war bis auf die neuesten Zeiten zur Verhütung von Viehseuchen üblich. An jeder Seite der zur Weide führenden Trift, wurde neben einigen aufgeschichteten Reisighaufen ein trockener Pfahl fest in die Erde gerammt, durch ein in den Pfahl gebohrtes Loch wurde ein flächsenes Seil gethan und dann dasselbe von rüstigen Männern so lange kräftig hin und hergezerrt, bis es in Brand gerieth. Mit dem so gewonnenen wilden Feuer wurden die Reisighaufen in Brand gesetzt und sämmtliches Weidevieh von dem zahlreich versammelten Volke durch die Flammen getrieben. Dieses Durchtreiben schützte nicht nur vor Seuchen, sondern auch vor anderen Gefahren, denen das Vieh draußen ausgesetzt ist. S. 136. Es würde zu weit führen, wenn wir auf mehrere derartige Mittheilungen näher eingehen wollten. Die Aufnahme des unechten Märchens: Prinz Habuttchen (S. 93. vgl. S. 178) können wir nicht billigen. Bei den fleißigen Anmerkungen hätte auf Panzer's und Rochholz's Werke öfter Rücksicht genommen werden sollen. Die Zwerglöcher (S. 165) finden sich auch sehr häufig in Süddeutschland. Der Name Hexe ist schon Geiler ganz geläufig.

ZINGERLE.

Die Weihnachtsspiele im sächsischen Erzgebirge. Von Gustav Mosen. Zwickau, Verein zur Verbreitung guter Volksschriften. 1861. 88 SS. 8. Diese kleine Schrift ist ein werthvoller Beitrag zur Litteratur der Volksschauspiele. Sie weist nach, daß zwei Arten der Weihnachtsspiele: die Engel

schaar und die Kö igsschaaren im sächsischen Erzgebirge bis auf die neueste Zeit sehr verbreitet und beliebt waren. Erst vor wenigen Jahren gelang es den unermüdlichen Anstrengungen der Polizei dieselben zu unterdrücken; die Erinnerung daran und die Sehnsucht darnach leben aber fort. Der Verfasser gibt ausführliche Berichte über den Text, die Ausführung und Costüme. Die Engelschaar, wie man sie in Hermannsdorf, Frohnau und Wiesa spielte, theilt er ganz mit (S. 22 ff.). Den zweiten Theil des Büchleins bilden Reformvorschläge und ein neuer Text. Bei letzterem können wir die Beseitigung der lustigen Person, die gewöhnlich der Wirth, ein Hirt oder ein Bedienter vertritt, nicht billigen. Das Volk will das komische Element auch bei heil. Stücken nicht ganz vermissen.

ZINGERLE.

Der Tannhäuser und der ewige Jude. Zwei deutsche Sagen in ihrer Entstehung und Entwickelung historisch, mythologisch und bibliographisch verfolgt und erklärt von Dr. J. G. Th. Grässe. Zweite vielfach verbesserte Auflage. Dresden Schönfeld's Buchhandlung 1861. VI und

130 SS. 8.

Der vielversprechende Titel passt nicht gut zur mangelhaften Schrift. Der erklärende Theil muß geradezu schwach genannt werden. Hollands Aufsatz über Tannhäuser ist ungleich gediegener, als diese oberflächliche Arbeit. Aber auch der bibliographische Theil lässt viel zu wünschen übrig. Bei derartigen Monographien ist jedermann berechtigt Vollständigkeit und Genauigkeit der bibliographischen Daten zu fordern. Beides findet man hier nicht. So scheint Hr. Grässe nicht einmal zu wissen, daß die auf Felicia bezüglichen Strophen (S. 17 und 30) dem Wartburg-Kriege (Simrock's Ausg. S. 111 u. 113) angehören. Bei dem S. 31 besprochenen Verhältnisse zwischen Meerfeien und Männern sollten wenigstens Wolfs Beiträge 2, 283 ff. und Schönwert's kostbare Mittheilungen aus der Oberpfalz (2, 194 ff.) berücksichtigt sein. Zu den Wanderungen des ewigen Juden vgl. Alpenburg Alpensagen S. 176. Birlinger 1, 211. Rochholz 2, S. 306-309. Tirol. Sagen S. 371 und den umgehenden Schuster in Lentner's Geschichten aus den Bergen. Simrock's Aufsatz über den ewigen Juden (Wolfs Zt. 1, 432) sowie die neuern Ausgaben des Volksbuches vom ewigen Juden scheint Hr. Grässe nicht zu kennen. Zu S. 112 (Paracelsus) verweise ich beispielshalber nur auf Alpenburgs Mythen S. 302-308. Tirol. Sagen S. 313. 417. Müllers Siebenbürgische Sagen S. 84 u. 198. Die Litteratur über den wilden Jäger S. 118 ist sehr mangelhaft. Die dem Tannhäuser zugeschriebenen Lieder S. 70-73 sind wörtlich aus der Germania 5, 361 abgedruckt und somit der Wiltener, nicht der Colmarer Handschrift entlehnt. Hätte Hr. Grässe Holland's S. 23 belobten Aufsatz aufmerksam gelesen, so hätte er sehen müssen, daß im Colmarer Cod. die besagten Gedichte S. 785, und nicht Bl. 101ab, wie er citiert, stehen.

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ZINGERLE.

Deutsche Alpensagen gesammelt und herausgegeben von Johann Ritter von Alpenburg. Wien bei Braumüller 1861. XIV u. 383 SS. 8.

Den Herausgeber der Mythen und Sagen Tirols (Zürich 1857), einmal innig eingelebt in die Zauberkreise der heimischen Sagenwelt, zog es unwiderstehlich dazu hin, weiter zu sammeln (S. III.). Frucht dieser Mühe ist die vorliegende neue Sammlung. Er hat dieses Mal seine reiche Lese anders, nämlich nach Ortschaften geordnet. Vom Salzburger Gränzlande ausgehend führt er uns durch Unter- und Oberinnthal nach Vinstgau und in's Etschland, den Schluß bildet eine abgesonderte Wanderung durch das Wipp- und Pusterthal nach Wälschtirol. Das hübsch ausgestattete Buch enthält viele, theilweise schon bekannte Sagen von wilden Fräulein, Zwergen und Riesen, Hexen und Geistern, Teufeln und Schreckgespenstern, Schätzen u. a. Darunter finden sich manche seltene und neue Züge. Ich verweise nur auf Nr. 186, 289, 319, 399. Werthvoll sind die Mittheilungen über den Ha selwurm (S. 373), der in Tirol die weiße Schlange der deutschen Sagen und Märchen vertritt. Der Sammler erzählt frisch und anziehend, und auch an heiterer Laune fehlt es ihm nicht, wenn er drollige Streiche berichtet. Zu wünschen wäre, daß er in den Anmerkungen die einschlägige Litteratur berücksichtigt hätte; nur auf seine Mythen und Sagen und Bechsteins Sagenbuch wird hin und wieder verwiesen. Dafür hätten einige Anmerkungen z. B. Abend bieten, so viel als grüßen S. 4, verzog verschleppte S. 101 wegbleiben können. Bedeutsamer freilich ist die Note zu Nr. 239: „die eigentliche () Volkssage sagt, daß es ein goldbeladener Esel gewesen. Ich habe ein Saumroß daraus gemacht, um unzeitigen Witz zu verhindern, daß ein reicher Esel die Stätte des altehrwürdigen Stiftes bestimmt habe.“ Die S. 261 mitgetheilte Legende ist Wolfs Zt. 2, 116 entnommen und be zieht sich auf den Wallfahrtsort Pinee (Tirol. Sg. S. 357) und nicht auf St. Felix. Gegen willkührliche Textveränderungen bei einem alten Liede wie scharfer st. scharfen, grünet st. bliedet, schön st. schien (wobei sogar der Reim verloren geht), Wunderbild st. des dem Volke geläufigen Mirakelbild muß Verwahrung eingelegt werden. Zu S. 266 muß bemerkt werden, daß im deutschen Südtirol nicht die Fack, sondern der Fack üblich sei. Fehlerhaft ist die Schreibung Pitze (S. 101). Warum ist S. 147 an das Wappen der thüringischen Stadt Waltershausen, und nicht lieber an das der tirolischen Herren von Heufler verwiesen worden? Doch derartige kleine Mängel thun im Ganzen dem Werthe des Buches keinen Abbruch, das wie Alles, was der Verfasser sinnt, thut und denkt, dem theuern Vaterlande gehört (S. IV). Ein ziemlich vollständiges Sachregister erleichtert den Gebrauch des Buches.

ZINGERLE.

Das bayerische Hochland von Ludwig Steub. München. Literarisch-artistische Anstalt 1860. VIII u. 570 SS. 8.

Dieß mit attischem Witze und großer Anmuth geschriebene Werk enthält vieles, was sich auf Sagenkunde bezieht. Zunächst wird uns manches über Sitten und Gebräuche mitgetheilt (S. 32-62), wobei uns schließlich

über die Verheerung des Volkslebens einige bedeutsame Winke gegeben werden. Die das Alte nivellierende Zeit und die Pique der sich langweilenden Beamten auf die Kurzweile der Bauern tragen die Hauptschuld daran (S. 62) in Baiern. In andern deutschen Gauen könnte man den Clerus als dritten im Bunde bezeichnen. In der Folge (S. 65 u. ff.) berichtet Steub über Sagen und erörtert dabei ausführlich die Sage von der Geburt Karls des Großen auf der Reismühle und jene von dem unterirdischen Fortleben dieses Kaisers im Untersberge (S. 80 ff.). Die baierischen Sagen von den drei Fräulein oder den drei Schwestern, die zuerst Panzer mit großem Fleiß gesammelt und richtig erklärt hat, kommen alsdann an die Reihe (S. 94 ff.). Andere Sagen finden sich zerstreut S. 311, 328, 342, 355, 362-378, 405, 407, 440, 445, 451, 453, 466, 470, 477, 479, 481, 494. Alte Bräuche werden 264, 313 u. 471 berichtet. Für die Freunde deutscher Heldensage hebe ich folgende Nachricht aus: das Wappen des Klosters Seon ist ein rothes Seerosenblatt in weißem Feld. Das Seerosenblatt spielt in der Heraldik der oberbaierischen Seegelände eine bedeutende Rolle, fast wie der Steinbock in den Wappen der Tiroler und Graubündner.. Seon, Chiemsee, Tegernsee haben es als ihr Zeichen gewählt und auch die edlen Geschlechter im Gau nahmen das schöne Laub sehr gerne auf in ihre Schilde“ (S. 306). Es erinnert dieß an die wolkenblauseidene Fahne Herwigs, von der es heißt: sebleter swebent dar inne Kudrun 1373. Zu dem über das Universalgenie Werinher von Tegernsee Gesagten (S. 187) verweise ich auf des Priesters Wernher driu liet von der maget" herausgegeben von Jul. Feifalik. S. XVI ff. Steubs baierisches Hochland muß jedem Freunde deutschen Landes- und Volkslebens bestens empfohlen werden.

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ZINGERLE.

Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker. Von Wilhelm Mannhardt. Mit zahlreichen Holzschnitten von L. Pietsch. Erster Theil. Die Götter. Berlin 1860. Verlag von Heinrich Schindler. II und 328

SS. 8.

Hr. Mannhardt, der sich durch seine Aufsätze in der Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, sowie durch seine Germanische Mythen (Berlin bei F. Schneider 1858) als einen der eifrigsten Forscher und der tüchtigsten Kenner deutscher Mythologie gezeigt hat, unternahm es im vorliegenden Werke die bedeutendsten Schätze der germanischen Götterlehre in einfacher und genau den Quellen folgender Darstellung den Gebildeten der Nation zugänglich zu machen. Er benützte dabei nicht nur die Werke von Grimm, A. Kuhn, Lilienkron, Petersen, Munch, Simrock, Uhland, Weinhold, J. W. Wolf u. A., sondern gibt viele, oft überraschende Ergebnisse neuer und eigener Untersuchungen. In der Einleitung spricht er sich über den Werth, die Eigenthümlichkeit und die Aufgaben der germanischen Mythologie aus und erörtert eingehend das Wesen der Mythen im allgemeinen und die Gesetze ihrer Entwickelung (S. 15-47). Eine kurze Geschichte der germanischen Mythologie folgt (S. 47-86), die gewiss das beste ist, was bisher über diesen Gegenstand geschrieben worden. An sie anknüpfend geht er zu

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