Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

ihn in die Glut, so dreht sich der Wind und das Feuer lässt nach oder ein Priester nimmt einen ausgehöhlten Laib Brot, und wirft ihn in's Feuer, das er segnet, so bleibt dieses stehen und kann nicht mehr weiter. Um Amberg wirft man einen warmen Laib Brot oder eine dreifarbige Katze 1) in's Feuer, damit es aufhöre; eine solche Katze mit schwarzen, rothen und weißen Streifen, heißt Feuerkatze, auch Fieberkatze, weil, wo sie im Hause ist, das Fieber nicht einkann (Schönwert 2, 85). Im Thale Stubai in Tirol pflegte man Nudeln oder Krapfen in die Flammen zu werfen, um das hungerige Feuer abzuspeisen (Tinkhausers Brixen 2, 66. Tirol. Sitten 133). An anderen Orten dient das Osterei als besänftigende Gabe, so bei Neukirchen in der Oberpfalz: „das Feuer hört auf, wenn man rückwärts ein geweihtes Osterei hineinwirft" (Schönwert 2, 85). Nicht als Opferbrauch, sondern als zauberübendes Mittel deute ich die Sitte, einen Judenmatzen) (Schönwert 2, 86) in das Feuer zu werfen. Dasselbe gilt auch von dem Aberglauben: „Sollte unversehends ein schnelles Feuer ausbrechen, so siehe zu, daß du ein ganz Hemde bekommst, wo eine reine Magd ihre Zeit innen hat, oder ein Bettuch, worin eine Frau ein Kind geboren hat, wirfs also zusammengewickelt schweigend in das Feuer, du wirst sehen, es hilft gewiss" (Wolf Beitr. 1, 236). Dagegen hat sich ein Rest der Feueropfer in folgender Sitte bis in dieses Jahrhundert erhalten. Am hl. Christabend wurden die Elemente gefüttert, indem man Mehl in die Luft streute, etwas von einer Speise in die Erde vergrub, und etwas in den Brunnen und in's Feuer warf. Letzteres bekam sein Futter am längsten. einem Hause wurde ungefähr vor vierzig Jahren noch dieser Brauch vollständig beobachtet. Waldfreund hat selbst noch ein altes Weib gekannt, das am hl. Abend beim Nachtmalkochen einen Löffel voll Speise in die Flammen schüttete (Wolf Zt. 3, 335). Ein ähnlicher Brauch war in einer Ortschaft des Salzburger Gebirges in Übung. Am Sonnenwendabend wurde vom Brei, den man als Nachtmal bereitete, ein bißchen in's Feuer und in ein fließendes Wasser geworfen, etwas in die Erde gegraben und etwas den Winden preisgegeben (ebend.). Ein altes Feueropfer liegt auch dem Gebrauche zu Grunde, Salz, die heilige Gabe, (Grimm Mth. 998ff.) in die Flammen zu

In

') Katzen wurden auch im Johannisfeuer zu Paris verbrannt Mannhardt, Götterwelt 201. Wolf Bt. 1, 43.

2) Judenmatzen schützen auch vor Wetterschlag. Meier 501.

[ocr errors]

werfen. Wenn das Feuer im Ofen braust, surrt, pfurrt, pfuchst, schnalzt, gibt es Streit und Verdruß im Hause. Dagegen wird Salz in den Ofen geworfen" (Schönwert 2, 88). Dieser Brauch findet sich auch in Waldeck: „Wenn die Feuerflamme im Ofen oder aut dem Heerde braust („schimpft"), so gibts Zank, den man verhütet, wenn man schnell etwas Salz in's Feuer wirft" (Curtze 410). Das Verdruß verkündende, oder erzürnte Element, soll durch diese Gabe besänftigt werden. Auf Feueropfer sind auch die Spenden zurückzuführen, die man zum Trost der armen Seelen in's Feuer wirft. In Tirol herrscht der Glaube, man solle die Brosamen ins Feuer werfen, damit sie den armen Seelen zukommen (Tir. Sit. 20). „Um Bernau, auch Treffenstein werden die Brosamen die ganze Woche über gesammelt und im Tischschube aufbewahrt, am Samstage aber für die armen Seelen zur Absättigung in den Ofen, in welchem Feuer brennt, geworfen" (Schönwert 1, 285). So oft die Bäuerin um Velburg Kücheln backt, gießt sie von dem Schmalze etwas in das Feuer für die armen Seelen, weil mit dem Schmalze über dem Feuer hart umgehen ist; so wird verhütet, daß das Schmalz brennend werde. Will sie das nicht, so wirft sie das erste Küchl in das Feuer" (Schönw. 1, 285). Wenn man Brot backt zu Spalt, wirft man hinter sich eine Hand voll Mehl in den Backofen für die armen Seelen, in Hambach ein Stückchen des angemachten Teiges" (ebd.). Daß hier das Opfer ursprünglich dem Feuer, und nicht den armen Seelen galt, zeigt uns deutlich der vorletzte Brauch, bei dem ausdrücklich bemerkt wird, man gieße Schmalz in das Feuer weil mit dem Schmalze über dem Feuer hart umzugehen ist." Es werde so verhütet, daß das Schmalz in Brand gerathe. Man will demnach durch diese Spende das Feuer befriedigen und sich geneigt machen. Daß die armen Seelen nur zufällig mit diesen Gebräuchen in Beziehung stehen, bestätigt uns auch folgende Mittheilung: „Zu Rötz wirft man, wenn es saust und bläst im Ofen, Brosamen oder Mehl hinein in Gottes Namen für die armen Seelen, welche ihre Bitten um Hilfe damit kund geben" (Schönwert 2, 88). Hier wird das Opfer für die armen Seelen gebracht, während sonst der gleiche Gebrauch ohne Bezug auf dieselben bekannt ist. Das Opfer, das dem Elemente gegolten, sollte durch die Hinweisung auf die leidenden Seelen dem Christenthume angenähert werden. Zu den Feueropfern zähle ich auch die Sitte, Palmkätzchen oder einen Theil des Palms in das Heerdfeuer zu werfen, um den Einschlag des Blitzes

[ocr errors]
[ocr errors]

221

abzuwehren. Sie ist in Tirol (Tir. Sit. 67), Baiern (Leoprechting 169. Bavaria 1, 371) und in Würtemberg (Meier 385) verbreitet und war schon Geiler von Kaisersberg bekannt; denn er sagt in seiner Emeis: „Darumb so sol man die palmen die geweiht seind eerlich, halten, in den hüszeren vfstecken vnd ist recht, das man sie brent, wan es wyttert oder hagelt vnd dunneret" (Stöber 56). Durch das dem Hausfeuer gebrachte Opfer wollte man ehemals den drohenden Blitz versöhnen und ferne halten. Gleichen Ursprung hat wohl auch der Brauch, durch Verbrennung geweihter Kräuter das Einschlagen des Blitzes zu verhindern (Montanus 39. Leoprechting 190. Panzer 2, 379). Die Mechtildenkränze, die in das Sunwendfeuer geworfen wurden (Panzer 1, 212-214), und die geweihten Sachen, die bei Erntefesten verbrennt wurden (Panzer 2, 212-214), möchte ich nicht als dem Feuer gebrachte Opfer auffassen. Sie galten nicht dem Elemente, sondern dem Gotte, dem das Feuer entzündet oder das Erntefest gefeiert wurde.

V.

J. Grimm (Mth. 165) verweist auf Frauenlobs Verse:

der smit ûz Oberlande

warf sînen hamer in mîne schôz (MS. 2, 339)

und bringt sie mit Donar in Beziehung. Auch Albrecht Lesch nennt in dem Gedichte „von der gepurt Christi" (Wilt. Hs. B. 27) Jesus einen Schmied. Die Stelle lautet:

verleich mir gnaden, junkfraw, das ich mug geloben

dich und dein kind den alten smid

so verr dort oben,

der dich ze muter hat erwelt,

der wunder ain held und aller tat.

du hast den wunderer getragen ff.

Auch in dem goldenen Schlosse bezeichnet er Gott als einen Schmied:

und:

das worcht er alls mit seiner hant

den smid aus Oberland (Wiltener HS. S. 23b)

Er ist ain künstereicher smit

im wonet alle weishait mit (ebendort.)

Aus diesen Stellen ergiebt sich auch, daß Albrecht Lesch Frauen

lobs Frauenleich gekannt habe.

KLEINE MITTHEILUNGEN.

ΤΟΝ

FEDOR BECH.

1.

Wenn auch das Akrostichon im Grunde und an sich kaum mehr ist als eine müßige eitele Spielerei, so kann es doch für uns oft zu erheblicher Wichtigkeit gelangen. Bei Ebernand und Rothe brachte es, nachdem es erkannt worden war, nicht bloß wichtige litterarische Notizen, sondern bot auch in seinen unverwischbaren sprachlichen Formen eine sichere Handhabe für den Kritiker zur Wiederherstellung des ursprünglichen Textes. In letzterer Beziehung von Werth kennt der Verf. dieser Zeilen noch zwei Akrostischen, auf welche die Aufmerksamkeit der Leser noch nicht verfallen zu sein scheint. Beide stellen ein und dasselbe dar, nämlich die bekannten Worte: Ave Marja, gratiâ plena, dominus tecum, benedicta tu in mulieribus et benedictus fructus ventris tui. Das eine ist zusammengesetzt aus den Anfangslauten der einzelnen Verse eines Gedichtes auf Maria („von einer Frau“ verfasst), welches Franz Pfeiffer gegeben hat im 8. Bande der Zeitschr. von Haupt S. 298 folg., und reicht von V. 1-83. Hier sieht man recht deutlich, was die alten Abschreiber schon zu leisten vermochten, um das Original zu verunstalten oder mindestens seine ursprünglichen Züge und Eigenheiten hie und da zu verwischen, sei es durch Zusätze oder durch Weglassungen oder durch Wortvertauschungen oder durch Umstellungen. Um nämlich das Akrostichon wieder in sein Recht einzusetzen sind folgende Änderungen des Textes nothwendig.

V. 10 bedarf eines r, daher vil zu streichen; ebenso bedarf V. 12 eines t, daher nú zu entfernen ist. V. 20 muß wahrscheinlich, um ein d zu bekommen, die predige gelesen werden. An die Spitze von V. 44 gehört ein n, daher vielleicht durch Umstellung nachgeholfen werden kann. V. 56 ist durch entriwen statt des hier verlangten triwen das Akrostichon gebrochen. V. 67 ist ein f nöthig, daher fî (phi) mich statt ei mich. V. 71 hieß es vielleicht den (die) kivel statt min kiver; von nöthen ist ein Wort das mitt (d?) beginnt. Endlich V. 73 lies sunder riuwe statt âne r. wegen des zu

Anfang unentbehrlichen 8.

Das zweite Beispiel dieser Art Spielerei bietet ein „Ave Maria“ überschriebenes Gedicht, unter den von Bartsch hinter der Erlosung aufgeführten kleineren Stücken das sechste, S. 196-206. Hier besteht das Akrostichon aus den Anfangsbuchstaben der verschiedenen Abschnitte und zwar aus den ersten Lauten folgende Verse: 1, 11, 21, 41, 50, 59, 69, 79, 83, 87, 91, 95, 99, 103, 107, 111, 115 u. s. w. Das Gedicht ist aber nicht bloß in seiner 5. und 6. Eingangsstrophe lückenhaft, wie Bartsch in der Einl. S. 33 richtig bemerkt hat, sondern, will man dem Akrostichon sein Recht wahren, auf dessen Grundlage doch der ganze Bau des Gedichtes aufgeführt ist, so muß man noch einen Ausfall von zwei Strophen annehmen und zwar nach V. 254, wo ein u, und nach V. 346, wo ein t als Anfangslaut hätte stehen müssen.

2.

Das den Styl und den Ton Hadamars von Laber nachahmende Gedicht, des Minners Klage, welches Schmeller in seiner Ausgabe Hadamars auf S. 147-162 zuerst hat abdrucken lassen, scheint bis jetzt nur nach der Heidelberger Handschrift „Nr. 326" (Pa) gekannt zu sein. Da es unter den älteren in der Titurelstrophe abgefassten Gedichten zu den besseren gerechnet wird (vergl. Gödeke, Grundriß zur Gesch. d. d. D. S. 78), ist es wohl der Mühe werth auf eine andere von Schmeller übersehene Quelle die Aufmerksamkeit der Leser hinzulenken. Diese findet sich nämlich in v. d. Hagen MS. Theil 3, S. 432-437. Das dort aus der Weimarer Handschr. Bl. 109b" mitgetheilte Gedicht enthält unter seinen 55 Strophen im Titurelston 29, welche den genannten bei Schmeller fast gleichlautend sind. Die Übereinstimmung findet in folgender Ordnung statt: St. 670 bei Schmeller

Strophe 1 bei v. d. H.

[ocr errors][merged small][ocr errors]
[ocr errors]
[merged small][ocr errors][merged small]
[ocr errors]
[ocr errors]
[merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][subsumed][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors]
« ZurückWeiter »