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Es versteht sich von selbst, daß nach 125, 10 noch geschrieben werden muß (als besondere Zeile)

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Mannhardt bemerkt in seinem Werke: Die Götterwelt p. 314: „Da St. Katharina mit einem Rade dargestellt wird, dies aber ein Bild der Sonne ist, ward später auf die Heilige übertragen, was früher von Sunna gegolten hatte, und so singt das Volk nun an manchen Orten, zumal in den Niederlanden:

St. Kathreine

Laß die Sonne scheinen,

Laß den Regen übergehn u. s. w.“

In seinen germanischen Mythen theilt er eine Reihe von Kinderliedern mit, in denen Katharina in Beziehung mit Witterung und Sonnenschein genannt wird (p. 7, 386-388, 524). Zu ihnen gibt eine Variante Kuhn in den Westfäl. Sagen 2, 90: „Um gutes Wetter zu bekommen, ist es ein untrügliches Mittel, die heilige Katharina mit folgendem Spruch anzurufen:

Lêve Katrine,

låt de sünnen schinen,

låt'n rägen övergån,

låt de sünnen wedder kåm'n."

Eine merkwürdige Bestätigung der Behauptung Mannhardts gibt eine tirolische Sage. Auf dem Mittelgebirge, das sich am linken Etschufer von Meran nach Botzen hinzieht, steht die alte Kirche St. Katharina in der Schart. Die ältere Kirche soll durch Brand zerstört worden sein; aber bald erstand ein neuer Bau, den Bischof Egno von Trient 1251 einweihte. Die Sage erzählt davon: In den heidnischen Zeiten war an der Stelle der Kirche ein Tempel, in

welcher der Sonne geopfert wurde. Die Heiden hatten ihn desshalb in diese hochgelegene Bergbucht gebaut, weil gerade dort oben die Sonne aufgeht. (Webers Tirol 2, 407, Schaubachs Alpen 4, 75). Auch im Schnalserthale steht auf der Spitze eines Felskegels eine alte der hl. Katharina geweihte Kirche, die schon vor 1326 erbaut war. (Web. Tirol. 3, 365). Die Gestalt des Felsen mahnt an die Sonnenspitze bei Lermoos.

II. ZWERGE MIT GEISELN.

Wie die Riesen stählerne Stangen oder eiserne Keulen als Waffen führen, so die Zwerge Geiseln. Viele mittelalterliche Gedichte geben uns dafür Belege. Ich führe nur einige an:

daz getwerc werte in den wec

(daz sach diu künegin unde Êrec),

daz ez sî mit der geisel sluoc,

die ez in der hant truoc,

über houbt und über hende. Erec 51 ff.

Erec der wolt ouch für baz,

wan deiz getwerc ims niht vertruoc:

mit der geisel ez in sluoc,

als ez der magt hete getân. ebd. 94 ff.

sî treip ein warc, der sî sluoc

mit sîner geiselruoten

daz sî über al bluoten. Iwein 4924 ff.

dô hielt ein getwerc dâ vor

ûf eime pferde blanc.

ein geisel fuort ez, diu was lanc. Lanz. 426 ff. sit im Maliclisier

daz twerc sîn vel unsanfte brach

mit der geisel da'z Gynovêr sach. Parz. 401, 14 ff.
Auch Alberich ist mit einer Geisel bewehrt:
Albrich was vil grimme, dar zuo stark genuoc;
helm unde ringe er an dem lîbe truoc

unt eine geisel swære, von golde an sîner hant:
dô lief er harte sêre, dâ er Sîfriden vant.

Siben knöpfe swære die hiengen vor dar an,

dâ mit er vor den henden den schilt dem küenen man sluoc sô bitterlichen, daz im des vil zebrast:

des kom in grôze sorge dô der wætliche gast. Nibel. 505.

In Sagen treten auch Zwerge mit Gerten und Peitschen auf. Das Hirtenmännlein hat eine Gerte in der Hand (Rochholz 1, 324). Die Erdmännchen kommen im Hirtenhemde daher, das Lecktäschli mit Viehsalz gefüllt über der Achsel, im Händchen eine lange Gerte (Rochholz 1, 326), das Graumännchen führt eine Peitsche (Sommer, thür. Sg. 110). Die Zwerge von Teichdamm hatten eine Ruthe (Pröhle, Unterharz. Sag. 61). Die Nörglein, die das Vieh hüten, (Tir. Sg. 43 ff.) müssen auch mit einer Geisel oder Gerte gedacht werden. Die Grasmännlein haben lange Geiseln, und peitschen wen sie erwischen (Tir. Sitten 138). Das Attribut der Peitsche hängt mit dem Glauben vom Zwergenschlag zusammen. Wer der Warnung der Herdmanli nicht folgt, wird mit dem Hexenschusse oder Zwergenschlage bestraft (Rochholz 1, 326). „Wen ihr Schlag trift, der ist verloren, „dvergslagen" heißt in Norwegen gelähmtes Vieh, dem sie es angethan haben" (Grimm Mth. 430). Der Glaube, daß Zwerge oder Elben dem Viehe schaden, ist heutzutage noch weit verbreitet, wenn auch die Ausdrücke „der Zwergenschlag, es ist vom Zwerg geschlagen" größtentheils verschwunden sind. v. Alpenburg theilt eine Sage mit, in der eine starre Kuh vorkommt. E sagt: ob nun das Wichtel, das im Hause mitwohnte, aus irgend einem Grunde die Kuh starr gemacht, das weiß man nicht, aber das weiß man, daß eines Abends Anton Dangls Tochter in die Stube trat und sprach: „Voater, d'starrete Kuh ist gestohl'n." — Die Tochter hatte Recht, denn das Wicht hatte die Kuh versteckt. (Mythen und Sagen 108). Aus der ganzen Sage lässt sich folgern, daß die Starrheit des armen Viehes vom Wichtel herrührte. Wenn ein Norg, der Grünstrümpfler genannt, in böser Absicht ein Stück Vieh berührte, so erkrankte dasselbe auf der Stelle. (Alpenburg Mth. u. Sg. 119). Auch in Passeier glaubt man, daß Nörglein Pflanzen und Vieh verderben (B. Webers Passeier 252). Wenn auf der Riffianer Alm das Vieh häufig am Rausche dahinfällt, heißt es, der Norg habe es gethan (Tirol. Sagen 57). B. Weber berichtet darüber Folgendes: „Auf dieser Alm (auch Valser Alm genannt) herrscht eine Viehkrankheit, hierzulande Rausch genannt. Sie befällt das Vieh zur Nachtzeit, es wird davon krumm und starr an allen Gliedern, und kann nicht mehr auf die Weide gehen. Oft bleibt es plötzlich todt liegen. Das Fleisch desselben ist, wenn es nicht gleich beim ersten Zeichen der Krankheit getödtet wird, ganz schwarz. Sie waltet mehr auf der Schattenseite als auf dem Sonnen

berg, mehr unter den Rindern, als unter den Schafen und Kühen. Sie rührt nach dem Passeirerglauben vom Valser Lorgg oder Nörgl her, welcher für Passeier günstiger gestimmt ist als für Riffian. Dieser naht im Dunkel der Nacht mit einem Licht in der Hand, die Hirten sehen ihn deutlich näher rücken. Er wischt unter geheimnissreichen Sprüchen über den Rücken des Viehes her, und davon wird es unheilbar angesteckt. Man darf über ihn nicht böses reden, sein Nachtwandeln nicht verlauten, sonst wird er noch zorniger und das arme Vieh muß es durch verstärkte Heftigkeit der Krankheit büßen. (Passeier 73). „Die Krankheit soll eigentlich von einem Kraute Rausch genannt, oder vom Bisse eines giftigen Wurmes herrühren").

Nach einer Sage, die Müllenhoff 282 mittheilt, starben einem Bauer, der ein Unterirdisches tödtlich verwundet hatte, Gänse und Lämmer auf dem Felde.

Auch in Island schreibt man den Elben schädliche Einflüsse auf das Vieh zu, denn eine Viehkrankheit trägt den Namen âlfabruni, Elbenfeuer (Maurer 4).

III. WINDOPFER.

„Den Sturmwind, sagt J. Grimm (Mthl. 602) stellt sich das Volk vor als ein gefräßiges, hungriges Wesen und sucht ihn durch in die Luft geschüttetes Mehl zu beschwichtigen." Dieser uralte Aberglaube, den Sturmwind durch Opfer besänftigen zu können, reicht bis zur Gegenwart heran. Panzer berichtet: „In mehreren Dörfern des Innviertels, z. B. in Siegharting, besteht noch folgender Brauch: naht sich ein schweres Gewitter, so stellt man das Weihwasser vor das Fenster, eine brennende Wachskerze auf den Tisch, und begiebt sich mit einer handvoll Mehl vor das Haus. Hier stellt man sich gegen Dann macht man das Zei

den Wind und streut Mehl in die Luft. chen des Kreuzes nach vier Richtungen: gegen den Wind, seitwärts und rückwärts und spricht dabei: „der Feind soll nicht schaden vor mir, nicht seitwärts, nicht hinter mir." Hierauf wird bei der brennenden Kerze dreimal das Johannisevangelium mit drei Vaterunsern gebetet" (2, 528). Das Ausstreuen des Mehls beruht hier auf alter heidnischer Sitte. Reiner hat sich der alte Brauch in der Oberpfalz erhalten. Wenn der Wind stark geht, sät man

') Vgl. Webers Meran 282.

eine Hand voll Mehl hinaus für den Wind und sein Kind zu einem Brei; dann hört er auf. Doch nur ein Sonntagskind vermag so den Wind heimzuschaffen (O. Bernried). Bei Velburg stellt man sich unter die Thüre und streut eine handvoll Mehl in die Luft mit den Worten: „Da Wind, hast du Mehl für dein Kind, aber aufhören mußt du" (Schönwert 2, 105). Auch in Tirol war diese Sitte bekannt (Tirol. Sitt. 74). Auf dieß dem Winde geopferte, von ihm entführte Mehl glaube ich Konrads v. Würzburg Verse beziehen zu

müssen:

und

reht als der windesbriute mel

kan er wol stieben über velt. Troj. 24716.

von Sparte Menelâus

die fürsten rotte fuorte,

diu zuo dem strîte ruorte

noch balder denne ein windesmel. ebendort 32045.

In Oberschwaben nannte man diese Sitte das Windfüttern.
Im Berner Lande scheint man dem Winde Essig ausgegossen
Darauf haben Rebmanns Verse Bezug:

zu haben.

Die Windsbraut ein Wind,

der aus den Wolken falt,

den Schiffleuten sonders g'fär,

wann ihm nicht Essich zwider wär,

den sie ihm sprützen stark entgegen,

davon er g'meinlich ist erlegen (Aarg. Sagen 2, 185).

IV. FEUEROPFER.

J. Grimm sagt: „Die Ehsten werfen in das Feuer, wie in's Wasser, Geschenke; sie opfern der Flamme ein Huhn, sie zu beschwichtigen" (Mth. 569). Die Sitte dem Feuer Opfer zu bringen kannten auch die Deutschen. Viele Volksgebräuche, die theilweise heute noch fortleben, bestätigen uns diesen Feuercultus. Am deutlichsten zeigt sich das Feueropfer im Volksglauben, das erzürnte, wüthende Element durch Gaben beschwichtigen zu können.

Ist in einem Hause Feuer ausgekommen, so wird es bemeistert, wenn man einen Laib Brot, dreimal geweiht, hinwirft (Schönwert 2, 84). Zu Waldmünchen zeichnet man, wenn es brennt, mit dreimal geweihter Kreide den Namen Jesu auf einen Teller und wirft

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