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erklärt der Hg. persefang durch 'Parzival'! Persefang ist das nicht selten in verschiedenen Formen vorkommende Persevant, vom französischen parsuivant, eine Art Herold, vgl. Frisch 2, 44, Schmeller 3, 191, mhd. WB. 2, 469.

S. 414 vermuthet der Herausgeber sochen (behut sie dort vor ewigen sochen) sei vielleicht so viel wie 'soden, sieden.' Die richtige Erklärung hätte er aus Schmeller 3, 191 nehmen können.

Das Fragezeichen auf S. 397 nach Ses, Zinck und das 'sic' auf S. 401 nach ehalten bekunden auch die Unkenntniss sehr bekannter Wörter.

WEIMAR, März 1861.

REINHOLD KÖHLER.

DIE WANDERLUST DER SCHWABEN,

mag nun der Name ursprünglich die Schweifenden bedeuten oder nicht, ist sprichwörtlich. Welches Land liefen die Schwaben nicht aus?",Die Schwaben und das böse Geld führt der Teufel in alle Welt" (s. Simrock, Sprichwörter Nro. 9302. 9304). Um so auffallender, daß von den bekannten zahlreichen Volkswitzen aus früherer Zeit (vgl. W. Wackernagel in der Zeitschrift f. d. Alterthum S. 258 ff) keiner dieser gewiss uralten Neigung der Schwaben, fremde Länder zu durchstreifen, gedenkt. Der Güte meines Collegen Miklosich verdanke ich den folgenden hübschen Spruch, der in launiger, gewiss volksmäßiger Weise erklärt, wie die Wanderlust dem Schwaben weniger angeboren als anerzogen ist. Die Verse stehen von einer Hand des 13. Jhd. auf dem letzten Blatte einer auf der Wiener Hofbibliothek befindlichen Handschrift (Cod. 2447. pag. 68b) eingezeichnet.

Quando Suevus nascitur,

tunc in cribro ponitur,
dicit ei mater

simul atque pater:
foramina quot cribro
hoc ordine sunt miro,
tot terras circumire
debes, sic vitam finire.

FRANZ PFEIFFER.

LITTERATUR.

1. Die vaterländischen Alterthümer der fürstlich Hohenzoller'schen Sammlungen zu Sigmaringen, beschrieben und erläutert von Ludwig Lindenschmitt, Vorstand des römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz. Mit 43 grav. Tafeln und 103 in den Text gedruckten Holzschnit ten. Mainz, Verlag von Victor v. Zabern 1860.

Ein hervorragendes, epochemachendes Werk. In dem obern Donauthal finden sich nahe beisammen, und meistens unberührt von der Bodencultur, Denkmäler der früheren Bewohner des Landes, von den Opferplätzen der Urzeit an bis zu den großen Friedhöfen der Alamannen der ersten christlichen Zeit. Im fürstlichen Museum in Sigmaringen sind, insbesondere durch die unermüdete Thätigkeit des Directors desselben, Herrn von Mayenfisch, die Ergebnisse sorgfältiger Ausgrabungen und Nachforschungen aus allen jenen Wohnplätzen, Opferstätten, Grabhügeln und Friedhöfen verschiedener Zeiten vereinigt und bieten dem Forscher in seltener Vollständigkeit und Zuverlässig. keit die Mittel zum übersichtlichen und vergleichenden Studium der Alterthümer des obern Donauthals. Auf Befehl des Besitzers des Museums, des Fürsten Carl Anton, wird diese besonders wichtige und lehrreiche Sammlung vaterländischer Alterthümer in dem vorliegenden schön ausgeführten Werk der Forschung in den weitesten Kreisen zugänglich gemacht, und die Beschreibung und Erläuterung derselben hätte schwerlich einem geeignetern Mann übertragen werden können, als dem thätigen und kundigen Vorstand des Centralmuseums in Mainz, Herrn L. Lindenschmitt. So vereinigt sich alles, um dieses Werk zu einem der wichtigsten für die deutsche Alterthumskunde zu machen. H. Lindenschmitt schlägt einen neuen Weg ein. Statt, wie gewöhnlich, von den ältesten Zeiten in die bekannteren herabzusteigen, beginnt er umgekehrt mit den sicher erkannten und in allen Beziehungen deutlichen Alterthümern der merovingisch-alamannischen Periode, und sucht von diesem festen Boden aus in die ältern dunkeln Perioden einzudringen. Offenbar ist in einem Gebiete, das noch so vielen Raum darbietet für unerwiesene Behauptungen und falsche Voraussetzungen, diese neue Methode, die vom Deutlichen und Sichern ausgeht, die vorsichtigere und darum bessere. Die Alterthümer aller germanischen Völker des fünften bis achten Jahrhunderts sind einander auffallend gleich; sie zeigen, daß das eindringende Fremde mit einem zähen nationalen Element zu kämpfen hatte, und sie berechtigen daher zu Schlüssen auf die ältern heidnischen Zeiten. Die Beschreibung der Waffen, der Kleidung, des Schmucks und der Geräthe der alten Alamannen, wie sie hier nach den Ausgrabungen aus den ersten christlichen Friedhöfen gegeben und mit reicher Belesenheit erläutert wird, muß nach dem Gesagten nicht nur für die Zeit und den Ort der Denkmäler, sondern für die gesammte germanische Alterthumskunde von der höchsten Wichtigkeit sein. Wir erhalten hier z. B. über jedes Stück der altdeutschen Bewaffnung eine ausführliche Untersuchung, die jeder deutsche Antiquar mit Nutzen lesen wird.

Aber auch 'die römischen Antiquare werden hier manches finden, was für sie von Werth ist, z. B. S. 22 die Untersuchung über das älteste römische pilum. Höchst interessant ist ferner die Herleitung eines eigenthümlichen Styls der Ornamentik aus altgermanischer Holzsculptur, und die Abweisung der von Ferdinand Keller und Waagen behaupteten Herkunft desselben aus Irland.

Indem Lindenschmitt auf die ältern Perioden übergeht, kann er nicht umhin, den gemüthlichen Alterthümlern entgegenzutreten, welche beim Anblick jedes Stückchen Erzes außer sich gerathen vor Ehrfurcht und Bewunderung für die großartige Cultur des Keltenvolkes, die von den barbarischen Germanen verwüstet worden sei. Es ist ein hauptsächliches Verdienst dieses Werkes, daß dieses Fantom eines von den Germanen grundverschiedenen, hochgebildeten Keltenvolkes, das aber doch wieder dasselbe sein soll mit der völlig wilden Urbevölkerung Irlands, hier von Seiten einer gründlichen und allseitigen Betrachtung der Grabalterthümer in sein Nichts aufgelöst wird. Die Keltenfrage ist in der Germania nicht behandelt worden, sie kann nicht gelegentlich in einer Anzeige erschöpft werden; ich hoffe anderwärts darüber zu berichten, nachdem ich lange genug im Vertrauen auf die stille Macht der Wahrheit geschwiegen habe, um nicht durch Erbitterung der Personen der Sache zu schaden. Ich begnüge mich daher, auf die einschläglichen wichtigen Untersuchungen Lindenschmitts, die mir zur besondern Freude gereichten, aufmerksam zu machen, und insbesondere die schlagenden Ausführungen über die angebliche uralte Metallurgie des Keltenvolkes zu empfehlen. Es ist mir wirklich überraschend, daß in diesem Punkte die Vernunft sich zuerst bei den Liebhabern und Sammlern alter Schwerter und Scherben Bahn bricht, früher als bei den Historikern und Philologen. Doch werden auch diese noch nachfolgen; man muß nur die Geduld nicht verlieren.

Schließlich beschreibt der Verfasser mit gleicher Umsicht und Besonnenheit die Reste der ältesten Culturperiode, die sich in Felsenhöhlen und in den Pfahlbauten der Schweizer Seen vorgefunden haben.

Das Werk wird ohne Zweifel mächtig dazu beitragen, der gemüthlichen Alterthümelei ein Ende zu machen, und eine wissenschaftliche Periode unserer germanischen Alterthumskunde herbeizuführen. Noch viel wichtiger in dieser Beziehung verspricht folgendes Werk desselben Verfassers zu werden.

2. Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, nach den in öffentlichen und Privatsammlungen befindlichen Originalien zusammengestellt und herausgegeben von L. Lindenschmitt. Verlag von Victor v. Zabern in Mainz.

Will man in Erforschung unserer Alterthümer über den gemüthlichen Dilettantismus hinauskommen, so ist vor Allem eine vollständige Übersicht des Vorhandenen nöthig. Diese wird hier angestrebt und, wie die sieben erschienenen Hefte zeigen, in erfreulicher Weise erreicht. In sehr saubern Abbildungen erhalten wir alle, in irgend einer Beziehung wichtigen Waffen, Geräthe, Schmucksachen, Gefäße und Sculpturen der heidnischen Vorzeit aus allen Sammlungen Deutschlands. Wir sehen der Fortsetzung des Werkes und besonders dem

Texte, dessen Anfang erst mit dem 10. Hefte ausgegeben werdeh soll, mit Verlangen und mit hochgesteigerter Erwartung entgegen,

Wir hoffen, daß der Verfasser ermuthigt wird, seinen Plan noch weiter auszudehnen, und auch die nordischen, englischen und französischen Alterthümer aufzunehmen. Insbesondere wünschen wir, daß nicht nur die in den Gräbern gefundenen Gegenstände beschrieben werden, sondern auch die Gräber selbst, die Denkmäler aller Art von Stein und Erde, die Bauwerke, die Steinringe, die sogenannten Druidenaltäre, Cromlech und Menhis, die Pictenburgen und Pictenhäuser, kurz alle die zum Theil erstaunlich großartigen Werke, die man unter dem Namen der druidischen oder keltischen zu befassen pflegt. Es ist bereits eine Menge vortrefflichen Materials vorhanden, aber es ist zerstreut in zahllosen ältern und neuern, insbesondere französischen und engli schen Büchern und Zeitschriften. Es ist ein dringendes Bedürfniss, daß auch diese Zeugen der Vorzeit in einem Sammelwerk vereinigt werden, und wir hoffen, daß das germanische Centralmuseum in Mainz wirklich der Vereinigungspuukt werde für alle Alterthümer des ganzen keltisch-germanischen

Stammes.

A. HOLTZMANN.

Origines Europaeae. Die alten Völker Europa's mit ihren Sippen und Nachbarn. Studien von Lorenz Diefenbach. Frankfurt. Verlag von Joseph Baer. 1861.

Es ist eine erfreuliche Folge der neu angeregten Fragen über das Verhältniss der Kelten zu den Germanen, daß man die erhaltenen gallischen Sprachreste sorgfältiger sammelt und erläutert. Den Anfang machte Bellognet

in seinem verdienstlichen, aber noch unvollendeten Buche ethnogénie gauloise. Ihm folgt Diefenbach, der um so mehr zu einer kritischen Sichtung des gallischen Wortvorraths sich gedrängt fühlen mußte, als er selbst durch seine ungenauen, zum Theil falschen Angaben in seinen celtica Irrthümer verbreitet hatte. Der eigentliche Inhalt der origines ist dieses berichtigte gallische Wörterverzeichniss, das jedoch, wie es die Natur der Sache mit sich bringt, nicht streng auf gallische Wörter beschränkt ist. Vorausgeschickt ist eine längere Abhandlung über Rassen, Sprachen, Kelten, Ligurer, Iberer, Germanen und viele andere Völker Europas und Asiens, in welcher man möglicher Weise irgend eine Notiz, die man anderwärts übersehen hat, zu seiner Belehrung finden kann. Nebenbei hat das Buch auch die Absicht, mein Buch: Kelten und Germanen, zu widerlegen. In die Sache selbst kann ich hier nicht eingehen; ich bemerke, daß Diefenbach mit aller seiner Gelehrsamkeit mich selbst nicht überzeugt hat, daß aber auch ich kaum noch hoffe, ihn zu meiner Ansicht zu bekehren. Andere werden schwerlich von diesem Buch eine große Einwirkung auf ihre Ansichten erhalten. Wenn ich z. B. und viele Andere meinen, das gallische Wort gaesum sei in allen deutschen Sprachen erhalten gêr, geir, gâr, so findet Diefenbach dieß gar nicht der Erwähnung werth, sondern behauptet, für gaesum lasse sich nichts deutsches beibringen, als altn.

kesia. Dagegen daß alauda brittisch sei, ist ihm kaum zweifelhaft, weil es ein kymrisches Wort allwed gibt, welches der Schlüssel heißt. Meine Erklärungen von Gaesati, Grannus, Ogmins u. s. w. werden auf die einfachste Weise beseitigt, durch Stillschweigen.

Diefenbachs Buch ist gewiss sehr verdienstlich; es gibt eine Menge von Stoff und Vergleichungen; und hat alle die schönen Eigenschaften, die Diefenbachs Bücher haben. Man hat diesen Stoff und diese Vergleichungen zum Theil nicht nöthig, zum Theil gehören sie nicht zur Sache; aber man findet immerhin vieles, wofür man dankbar ist, und manche dieser aufgehäuften Vergleichungen kann vielleicht auf die rechte Spur führen. Aber Niemand wird von Diefenbach eine mit Schärfe geführte Untersuchung, eine drängende und überzeugende Beweisführung erwarten. Für meinen Theil habe ich den anständigen Ton zu rühmen, wie ich ihn bei meinen Herrn Gegnern nicht immer finde.

A. HOLTZMANN.

1. Der Quellkultus in der Schweiz. Von H. Runge. Zürich, Verlag von Meyer und Zeller 1859.

2. Volksüberlieferungen aus dem Fürstenthum Waldeck. Von L. Curtze. Arolsen. Verlag von A. Speyer 1860.

3. Johannes Nasus, Franziskaner und Weihbischof von Brixen. Von Joh. B. Schöpf. Innsbruck 1860.

1. Runge weist aus den Überlieferungen und dem Glauben des Volkes nach, daß in der Schweiz Quellkultus in ausgedehnter Weise bestanden habe, und zeigt dann bestimmte gottesdienstliche Gebräuche auf, die sich auf das Wasser beziehen. Die Abhandlung ist mit großer Sachkenntniss und Umsicht geschrieben und gehört zu den besten Arbeiten dieser Art. Es ist nur zu wünschen, daß andere dem Beispiele des Hrn. Runge folgen und den in Sagensammlungen massenhaft zusammengetragenen Stoff zu wissenschaftlichen Monographien benützen und verarbeiten möchten. Glänzende und längst ersehnte Resultate würden nicht fehlen, und die Erforschung deutscher Sagenkunde und Mythologie würde dadurch um ein gutes Stück gefördert werden. Möchte der Herausgeber vorliegender Schrift den anderen Elementen und ihrem Kulte bald seine Aufmerksamkeit und ähnliche gediegene Schriften widmen. Da der Raum dieser Zeitschr. nicht erlaubt in's Einzelnste einzugehen, beschränkt sich Referent auf folgende Bemerkungen. R. weist mit vielen Belegen nach, daß es in der Schweiz heilige Brunnen, Heidenbrunnen, Zeitbrunnen, Hungerbrunnen, Jungbrunnen gebe. Bei den Quellen, die mit Legenden in Verbindung stehen, erfährt man, daß die drei h. Jungfrauen, von denen in Baiern und Tirol so oft erzählt wird, auch in der Schweiz bekannt sind. Auf dem Rigi ist der Schwesterbrunnen zu Kaltbad, bei welchem zur Zeit der Verfolgungen der habsburgischen Landvögte drei h. Jungfrauen sich niedergelassen haben sollen. Ein zweiter Schwesterbrunnen ist zu Rasp (Kanton Zürich) S. 11. Zur Stelle,,die Kirche weiß von der heil. Columba, der

GERMANIA VI.

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