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so wirstu selten liep

435 und heist doch ein hünerdieb.'

DER HENFLING.

'Gebt ewern mannen gewalte,

das sie sich vor den leuten behalte.
und heist sie kark und boes sein,

so meidet man den hof dein,

440 niemant schol kein guot von dir han,

da von man dir selten guotes gan.'

DER GREIF.

'Nim vast wa du es vermacht

und zuo got hab kein acht
und fürcht dir vor got nicht,

445 wie dir von got hinden nach geschicht,
so wirstu aller eren frei.

nu hærstu was mein lere sei.'

DIE SEL.

'Der bosten meid sel bin ich doch
und sih dem teufel in sein loch,

450 so macht mein große bosheit,
das mir. . . . ie was bereit.
wer lieb von mir begert,
des selben ich in gewert
und tet das er wolt

455 wie oft ich scholt.

und wer mich an legt die bet,
des selben willen ich gar gern tet,
und truog dennoch ain krenzlein
und wolt ie ein reine meit sein

460 als man ir noch vint vil.
die sint mein gespil

die gar gern eins willen tan

und wollen sein dennoch kein wort han.
den muoß auch als mir geschehen

465 und müßen dem teufel in sein ars sehen

27 b.

28a.

umb dise große mißetat,

das ir nimmer mag werden rat.'

DER TEUFEL.

'Die so bosen rat geben

schüllen in unsern hulden leben.
470 herr künig, tuot mein lere
und schintt die armen sere
und nemt vast unrecht geschos,
so wirt dein sele nimmer peinlos,
so verdient ir groß herzenleit,

475 das ist euch von den armen bereit.
hoho, herr künig, ir seit mein
und gehært zuo der helle pein.
des schüln wir alle sein fro.

nu schreien wir alle hoho!

480 wol her, ir künig, wir wöln euch geben
zuo lon ein jemerliches leben

da in der helle bitterlich

on ende und ewiklich.'

Hie hat das vogelgesprech ein end

485 das got uns allen sein huld send.

FRANZ PFEIFFER.

28b

ZUR LITTERATUR HANS ROSENPLÜTS.

Manche Leser der Germania werden es mir Dank wissen, wenn ich sie auf ein neuerdings erschienenes Buch aufmerksam mache, in welchem ungedruckte Dichtungen Rosenplüts veröffentlicht sind. Das Buch, in welchem niemand so leicht Rosenplütsche Gedichte suchen wird, führt den Titel: Das Königthum Georgs von Podiebrad. Ein Beitrag zur Geschichte der Entwickelung des Staates gegenüber der katholischen Kirche, zumeist nach bisher unbekannten und in Auswahl mitgetheilten Urkunden dargestellt von Max Jordan, Dr. phil. Leipzig, Breitkopf und Härtel 1861.' Hier finden wir unter andern Beilagen S. 394-427 aus der Dresdener Handschrift, welche

467. ir] in.

Keller Fastnachtsspiele S. 1326 ff. ausführlich beschrieben hat, fünf Stücke von Rosenplüt, und zwar

A. Der Turken Vastnachtsspil, S. 394-402.

Dieß Stück ist, obwohl der Herausgeber versichert, es sei noch nirgends gedruckt, schon von Gottsched im Nöthigen Vorrath 2, 48 ff. offenbar nach derselben Dresdener Handschrift und von Keller a. a. O. S. 288 ff. nach mehreren andern Handschriften herausgegeben. Die verschiedenen unbedeutenden Abweichungen bei Gottsched und Jordan müssen Lese- oder Schreibfehler des einen oder des andern sein.

B. Von den Turken, S. 403-408, bisher ungedruckt, angeführt von Keller S. 1340 und Gödeke Grundriss §. 94, Nr. 7.

Es ist ein Lied an den Adler d. i. den Kaiser, der zum Türkenzug aufgefordert wird, voll politischer Anspielungen, die unter allegorischer Hülle (Vogelnamen) versteckt sind. Die Dichtung gewährt auch manche Ausbeute für das Lexicon an einzelnen seltenen Wörtern und an Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten. Hervorzuheben ist auch Strophe 24:

Troyanus vnrecht hasset

des hat in eyn zirckel

in der helle in den ewigen frid gefasset,

eine Hindeutung auf die bekannte Geschichte vom Kaiser Trajanus (vgl. Massmanns Kaiserchronik 3, S. 753), und Str. 38

Darius der kunig

muss dorumb in menschen plut értrincken,

eine Verwechslung mit Cyrus.

C. Von hertzog Ludwig von Beyern, S. 408-414, bisher ungedruckter Spruch, angeführt bei Keller S. 1332 und Gödeke §. 94, Nr. 29, welcher mit Recht hinzusetzt 'für kunde Rosenplüts wichtig.' Der Dichter trifft im Gebirge eine Zwergin und stellt sich ihr folgendermaßen vor:

... Ich bin ein fremder abenteurer,

Zu fursten, zu herren, zu kunigen und zu keisern,

Und bin irer wappen nachreiser,

Nach Adams ere zu plasaniren

Und auch ir varb zu difidiren,

Und such an iren hofen mein narung.

Dann zählt er verschiedene Länder Africas, Asiens und Europas auf, die er durchreist habe: nirgends habe er einen Fürsten gleich

108

REINHOLD KÖHLER, ZUR LITTERATUR HANS ROSENPLÜTS.

dem Herzog Ludwig gefunden. Auch andre deutsche Fürsten werden dann noch gelobt und gepriesen, und das Gedicht schließt mit einem Gebet zu Gott für diese Fürsten. Aus letzterm hebe ich folgende Stellen hervor S. 413.

Gib (sc. Gott) in (sc. den Fürsten) zucht als dem kaiser Otten und S. 419

Gib in weisheit als dem Daniel,

Daß iglicher sein landt und leut regir
Als herzog Gottfridt von Pelgir,

Gib in ein gedechtnuss als kunig Eckhart.

D. Von der Hassenflucht, S.414-421, bisher ungedruckter Spruch, angeführt bei Keller S. 1330, Gödeke §. 94, Nr. 5 und im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1859, S. 329.

E. Ein Spruch von Beheim, S. 421-427, bisher ungedruckt, angeführt bei Keller S. 1330, Gödeke §. 94, Nr. 6 und im Anzeiger a. a. O. Beide unter D und E mitgetheilte Sprüche beziehen sich auf die Treffen von Tachau und Tauß und sind geschichtlich sehr interessant. Rosenplüt beschreibt die Treffen als Augenzeuge, wie aus der lebendigen Schilderung überhaupt und aus der Wendung 'da sahe ich' S. 422 und 423 hervorgeht.

Ich bemerke schließlich noch, daß der Text der mitgetheilten Stücke an einigen Stellen sehr dunkel und öfter entschieden verderbt ist. Daß Herr Dr. Jordan die Handschrift immer richtig gelesen hat darf man bezweifeln und eine nochmalige Vergleichung wäre wünschenswerth. Seine vollständige Unkenntniss der damaligen Sprache hat er durch einige Anmerkungen genügend verrathen. S. 406 heißt es:

der greif den kefer vber megelt (: außleget).

Dazu bemerkt der Herausgeber: 'Megeln lat. mejere.' Woher derselbe das Zeitwort megeln kennt weiß ich nicht, und wie er dann den Satz verstehen will begreife ich nicht. Offenbar ist zu lesen vbermeget, von übermügen, überwinden, Frisch 1, 668a, mhd. WB. 2, 11. S. 408 Str. 39 steht:

Herr adler bestellet eben
das man wol zu hute.

Der Herausgeber übersetzt: 'daß man wol zu haue.'!!
In der Stelle S. 410:

Kein persefangk so weit nie kam,
Das er des fursten gleichen funde,

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