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11. September 1909.

Bei der Vergasung des Oeles treten sofort alle genannten Gruppen in einem Verhältnis auf, das von der Eigenart des Rohstoffes abhängt. Im weiteren wirkt die Wärme nun zunächst auf die weniger widerstandsfähigen Verbindungen ein. Während das Azetylen zum größten Teil in seine Bestandteile zerfällt, gehen die höheren Glieder der Olefinreihe durch Addition von H- oder CH3-Atomen (im Karburator für Wassergas infolge der Anwesenheit freien Wasserstoffes) oder durch Abspaltung von C-Atomen (bei Wärmewirkung im abgeschlossenen Raum) in gesättigte Kohlenwasserstoffe, diese selbst auf gleiche Weise größtenteils in Methan über.

Der C-Gehalt der einzelnen Kohlenwasserstoffe bestimmt deren Leuchtwert, da die überschüssigen, nicht zur Verbrennung gelangenden Kohlenstoffteilchen durch Glühen am Rande der Flamme das Leuchten verursachen. Ebenso verhält es sich mit dem Heizwert, der ebenfalls mit wachsender Wasserstoffsättigung abnimmt. Daraus ergibt sich allgemein, daß zur Erreichung eines gewissen Leucht- und Heizwertes die Zersetzung nicht zu weit getrieben werden darf; ist sie anderseits nicht genügend vor sich gegangen, so finden sich höhere Glieder der Paraffin- und Olefin-Reihe und besonders ringförmige Kohlenwasserstoffe, die ihrem Charakter nach Dämpfe sind und deren Gehalt im Gase daher eine Funktion des Druckes und der Temperatur ist; diese kondensieren alsdann in den Kühlapparaten zu Oelgasteer und bei Verdichtung zu Kompressions-Kohlenwasserstoffen und bedeuten einen wirtschaftlichen Verlust: das erhaltene Gas ist

hochwertig, die Ausbeute jedoch gering. Obwohl die genaueren Vorgänge dieses Destillationsvorganges noch nicht einwandfrei und allgemein anerkannt festgestellt sind, so ist doch unzweifelhaft, daß die in der Zeiteinheit zur Vergasung aufgewandte Wärmemenge und die Temperaturen, bei denen die Vergasung stattfindet, bestimmend für den Grad der Zersetzung sind.

Die widerstandfähigsten Bestandteile sind, nach wachsender Beständigkeit geordnet: Aethylen, Methan, Benzol. Von diesen brennt das erstgenannte mit helleuchtender, das letzte mit rußender Flamme; beide haben einen höheren Heizwert als Methan, das bei einem unteren Heizwert von 7920 WE/cbm mit nichtleuchtender Flamme brennt (Aethylen 12920, Benzol 9590; vergl. Hütte 1908 Teil 1 S. 380 und Teil 2 S. 280). Da die fortschreitende Zerlegung sich vor allem auf die ungesättigten (schweren) Kohlenwasserstoffe (Aethylen zuletzt) erstreckt, wird der Leuchtwert des Gases verringert. Langsamer als dieser dagegen sinkt sein Heizwert durch den Einfluß des Methans, das keine Bedeutung für die Leuchtkraft, jedoch noch einen beträchtlichen Heizwert besitzt. Sein Gehalt im normal erzeugten Oelgas (Leuchtwert 9 bis 10 HK bei einer Flamme von 35 ltr/st Verbrauch; Heizwert etwa 9 bis 10000 WE; Ausbeute 54 bis 50) beträgt 40 bis 50 vH; er verringert sich vor allem bei erhöhter Vergasungstemperatur teils durch unmittelbaren Zerfall der höheren Kohlenwasserstoffe (ohne Uebergang in CH4), teils durch Zerfall des Methans selbst in die Bestandteile. Seine Annahme erfolgt jedoch langsamer und ist von geringerem Einfluß als diejenige der Lichtspender 1).

Diese Erscheinung und ihre Beachtung ist wichtig, weil die Verwendung des Gases in Schnittbrennern eine bestimmte Leuchtkraft, diejenige in Glühkörpern jedoch nur noch einen gewissen Heizwert erfordert.

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gehende Zerlegung bekundet. Da die Vergasung nur langvor sich geht (in einer Retorte werden etwa 10 bis 12 cbm/st Gas erzeugt), ist eine wirksame Beeinflussung leicht möglich. Das eintretende Oel wird auf einer Mulde verdampft, die es zunächst aufnimmt und eine Berührung der Flüssigkeit mit den glühenden Retortenwänden verhindert; die Oeldämpfe werden einerseits durch die hohe Raumtemperatur, anderseits durch Berührung mit den Wänden unter Abscheidung von Kohlenstoff zersetzt. Dieser bildet als Graphit an den Wänden der Retorte in zunehmendem Maße eine die Wärme schlecht leitende Schicht und verkleinert ihren nutzbaren Rauminhalt; beide Umstände beeinträchtigen die Gasausbeute und den Wirkungsgrad der Heizung. Daher müssen die Retorten täglich gereinigt werden, was teils mechanisch, teils durch Ausbrennen mittels zutretender Luft bei geöffneter Retorte geschieht. Nur wenn die Schwächung oder gar Zerstörung der Wände durch Abbrand eine Benutzung ohne Hülfsmittel nicht mehr gestattet, läßt man den Graphit als Versteifung stehen. Verbrauch an Brennstoff und Lebensdauer der Retorten müssen hierbei vom wirtschaftlichen Standpunkt gegeneinander abgewogen werden. Fig. 3 und 4 zeigen Retorten, die in großem Umfange durchgebrannt und an dieser Stelle mit Graphit zugewachsen sind.

Das Fettgas wird gewöhnlich in Retorten aus Guß-eisen oder Gußstahl hergestellt, die von außen geheizt werden. Die Vergasung wird durch den Oelzulauf und die Stärke der Heizung geregelt. Letztere und damit der Zustand der Oefen ist an der Glutfarbe der Retorte erkennbar, soweit sie nicht durch angesetzte Flugasche bedeckt ist. Das eigentliche Merkmal für eine richtige Vergasung ist jedoch die Farbe des erzeugten Gases, das an Probierhähnen unmittelbar hinter den Retorten abgelassen werden kann. An der eigentümlichen braunen Färbung des Gases zeigt sich ein zu großer Gehalt an unzerlegten schweren Kohlenwasserstoffen, während Farblosigkeit zu weit

1) s. a. Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 1902

S. 524.

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Wesentlich anders gestaltet sich die Vergasung bei der Verwendung von Generatoren nach dem Grundsatz, daß eine gewisse Wärmemenge während des Heizens aufgespeichert und während der Gasentwicklung an das nunmehr eingespritzte Oel zur Verdampfung bezw. Zerlegung abgegeben wird. Aus den Figuren 5 und 6 lassen sich sämtliche Apparate eines Satzes erkennen, so der Vergaser G, Ueberhitzer Ü, Oelvorwärmer O, die Tauch vorlage T und der Skrubber-Wäscher W. Die Apparate G und U sind mit Gitterwerk aus Schamottesteinen ausgefüllt, das gegen die Blechmäntel durch eingestampfte Schlackenwolle und starke Radial-Schamottesteine isoliert ist. Das Gitterwerk beginnt im Generator etwas unterhalb der Verbrennungskammer V, in die durch eine Dampfdüse der zum Heizen dienende Teer eingespritzt und die zum Verbrennen erforderliche Luft eingeblasen wird. Während dies geschieht (Warmblasen), ist die Klappe K am oberen Ende des Ueberhitzers geöffnet und läßt die Heizgase durch den darüber angebrachten Rauchschirm in den Schornstein entweichen; die Tauchvorlage, die dauernd durch Teer gekühlt wird, bildet hierbei

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deutscher Ingenieure.

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Fig. 7.

Satz in der Mitte angeordneten Hebelwerk gewährleistet; vor allem ist dabei die Bildung explosibler Gemische verhindert, die durch gleichzeitiges Einführen von Oel und Luft in die Apparate entstehen könnten. Neben den so gesicherten Schaltventilen s, Fig. 7, befinden sich in jeder Leitung Regelventile; durch sie ist es möglich, Vergasung wie Heizung in jedem Augenblick zu beeinflussen. Zur Beobachtung des Vergasers und des Ueberhitzers dienen Schaulöcher e, Fig. 5 und 6, und Pyrometer, die die Temperaturen am Ausgang jedes der beiden Apparate angeben.

Bedienungsstand.

einen selbsttätigen Abschluß gegen die Gasleitung. Sobald die gewünschte Temperatur erreicht, d. h. die erforderliche Wärmemenge aufgespeichert ist, werden Teer und Dampf und nach kurzer Zeit auch die Luft der Reihe nach abgesperrt. Nun wird die Gasentwicklung durch Zuführen von Oel zum Verteiler z, der das Oel in feinen, Spiralen beschreibenden Strahlen in den Generator schleudert, eingeleitet; beim Austreten der ersten Oeldämpfe an der Ueberhitzerklappe wird diese mittels Hebels H und Gestänges geschlossen, Fig. 7. Am Ende der Gasentwicklung wird nach Abstellen der Oelzufuhr das im Generator und Ueberhitzer befindliche Gas durch Oeffnen der Dampfleitung v, Fig. 5, in die Leitung gedrückt.

Hiermit ist ein vollständiger Gang beendet. Die ordnungsmäßige Reihenfolge der Schaltung wird durch entsprechende Verriegelungen an einem für jeden

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Eine Uebersicht über die Druckverhältnisse in sämtlichen Apparaten, die das Gas bis zum Gasbehälter durchstreicht, gestattet das Zentral - Manometer; Druckmesser für Dampf, Luft und Oel und ein Oelmesser zur Angabe der während einer Gasperiode vergasten Oelmenge sowie eine Uhr vervollständigen die zum regelrechten Betrieb erforderliche Ausrüstung. Fig. 7 und 8 zeigen den Bedienungsstand und die Verbrennungskammer. An dem Steuerbock sind die einzelnen Schaltventile, an der Kammer die Einlaufstutzen für Teer, Dampf und Luft deutlich zu erkennen.

Im folgenden soll nun das Verfahren in seinen Teilen genauer besprochen werden.

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11. September 1909.

1) Die Heizperiode.

Nachdem durch ein Holzkohlenfeuer, das auf dem kleinen Herde h, s. Fig. 5, an der Verbrennungskammer entzündet wird, die zum Entflammen des eingespritzten Teers erforderliche Temperatur erzeugt ist, muß weiterhin bei Beginn einer jeden Heizperiode eine Selbstentzündung eintreten; die Verbrennungskammer darf daher nicht zu kalt werden, weshalb sie so ausgebildet ist, daß sie von dem am Kopfe des Vergasers eintretenden Oel nicht getroffen und abgekühlt wird. Die Wärmeaufnahme beim Zerlegen des Wasserdampfes hindert das Auftreten zu hoher Temperaturen, die andernfalls die oberen Schamottesteine zum Schmelzen bringen könnten. Sehr wichtig für den

ver

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Verbrennungsvorgang ist ein geeigneter Dampfdruck, da dieser die Verteilung des Teeres, die Menge der Einspritzung und die Menge des eingeführten Dampfes bestimmt. Verbrennungskammer und Düse sind von Zeit zu Zeit von Rückständen zu reinigen, die aus nicht zur Verbrennung gelangten oder verkohlten Teerteilen bestehen.

Bei dem normalen Heizvorgang kommen die heißen Gase in den Ueberhitzer, nachdem się den Vergaser durchstrichen und einen großen Teil ihrer Wärme an ihn abgegeben haben. Es kann daher nötig werden, die Temperatur des Ueberhitzers allein ohne wesentliche Beeinflussung des Vergasers zu erhöhen. Zu diesem Zweck kann durch einen Schieber am Boden des Ueberhitzers Luft eingeblasen werden, wonach Teer, der dem Vergaser im Ueberschuß zuläuft und infolgedessen nicht in diesem verbrennt, erst hier verbrannt wird. Auch dieser Schieber ist in die früher erwähnte Verriegelung mit einbezogen, so daß er nur dann geöffnet werden kann, wenn dem Vergaser kein Oel zugeführt wird.

Verbrennungskammer.

1600

1500

1400 1300

1200

1100

1000

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ständig nach, aus denen der Teer mit natürlichem Gefälle nach den Verwendungsstellen fließt.

Bei Berücksichtiguug des Anheizens nach zehnstündiger Pause und der während des Betriebes ab und zu erforderlichen Temperaturerhöhungen durch längere Heizperioden werden ungefähr 30 kg Teer 1,135 spez. Gewicht bei 21°) zur Erzeugung von 100 cbm Gas gebraucht. Nimmt man wie bei der Retortenvergasung eine Teererzeugung von 30 kg auf 100 kg Oel, also 60 kg Teer bei 100 cbm Gaserzeugung (Ausbeute 50 vorausgesetzt) auch hier an, so ist mit einem Reingewinn von etwa 30 kg Teer für 100 cbm Gas zu rechnen.

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2) Die Gasperiode. Die Eigenart des Generatorverfahrens besteht darin, daß das Verfahren in Perioden unter Ausnutzung einer bestimmten vorher aufgespeicherten Wärmemenge, und zwar in erster Linie durch die Oberflächenwirkung des enggestellten Gitterwerkes, vor sich geht.

Während sich in der Retorte ein Gleichgewichtzustand einstellt, der bei richtiger Bedienung der Heizung und des Oeleinlaufes (mit Rücksicht auf den allmählich sich ansetzenden Kohlenstoff) erhalten wird, unterliegt die Gasperiode im Generatorverfahren wesentlichen Temperaturschwankungen. Diese treten fast nur im Vergaser auf, da hier die Vergasung des Oeles und die erste Zerlegung der Dämpfe, also die hauptsächliche Wärmeübertragung vor sich geht. Der sogenannte Ueberhitzer dagegen hat die Aufgabe, die

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900

800

100

600

500

Der natürlich auch bei dem Generatorverfahren sich abscheidende Kohlenstoff kann in leichtester Weise, so oft es notwendig erscheint, dadurch beseitigt werden, daß er mittels Durchblasens von Luft zur Verbrennung gebracht wird. Die hierbei erzeugte Wärme wird zum Teil von dem gut leitenden Gitterwerk aufgespeichert und erhöht so den Wärmewert der Anlage. Am wirksamsten wird der Graphit jedoch vollkommen selbsttätig in den Betriebspausen beseitigt, wenn die Apparate nach Oeffnen eines Verschlusses am Deckel des Vergasers und der Klappe am Ueberhitzer sich selbst überlassen werden. Der heißere der beiden Apparate veranlaßt dann durch schornsteinartige Wirkung, daß ein kräftiger Luftstrom zugeführt wird, wodurch der Graphit in dem andern Apparat verbrennt, bis dessen Temperatur so hoch geworden ist, daß die Richtung des Luftstromes sich umkehrt.

400 300

Der zur Heizung dienende, bei der Gaserzeugung als Nebenprodukt gewonnene Teer wird in Behältern b (Fig. 2) gesammelt; der aus der Vorlage abfließende, zur Kühlung benutzte und der in den Gasleitungen abgeschiedene Anteil gelangt unmittelbar in diese Behälter, während der im Scrubberwasser enthaltene Teer durch einen Wasserabscheider hindurchgeht. Das von Teer gereinigte Wasser wird durch eine besondere Pumpe den Wäschern wieder zugeführt und erforderlichenfalls mit reinem Wasser gemischt. Teerpumpen füllen die für Kühl- und Heizzwecke im Vergaserraum getrennt angeordneten Behälter (h, Fig. 7, und K, Fig. 8)

Fig. 9.

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Zersetzung in der früher geschilderten Weise weiter zu führon und die dampfförmigen Bestandteile in bleibende Gase zu verwandeln. In ihm scheidet sich daher im wesentlichen der Kohlenstoff ab. Außerdem gleicht er die Verschiedenartigkeit des in ihn eintretenden Gases, die durch die Temperaturschwankungen im Vergaser bedingt ist, aus. Das Diagramm Fig. 9, das mittels Thermoelemente und eines schreibenden Galvanometers aufgezeichnet ist, zeigt in der oberen Linie v die Temperaturen am Ausgang des Vergasers (bei I in Fig. 5), in der unteren ü diejenigen am Ausgang des Ueberhitzers (bei II) als Funktionen der Zeit. Die ausgleichende Wirkung des letzteren ist deutlich an der gleichbleibenden Temperatur zu erkennen, mit welcher er das Gas abgibt.

Die Luftzufuhr am Ende der Schicht (von 817 bis 828) hat in beiden Apparaten eine Temperaturerhöhung zur Folge, die besonders im Ueberhitzer bedeutend ist und auf eine weitgehende Verbrennung von Kohlenstoff schließen läßt. Der Verlauf des Verfahrens und der Wärmezustand der Apparate werden mittels der bereits genannten Vorrichtungen beobachtet. Ein recht sicheres Urteil über den Wert des Gases ergibt sich ferner durch Berechnung der Ausbeute, die in einem Gang erzielt worden ist; sie läßt sich aus den Ablesungen des Oelmessers und der Gasuhr feststellen; und steht für jedes Oel in einem bestimmten Verhältnis zur Güte des Gases.

Die übrigen Einrichtungen der Gasanstalt sind im wesentlich en die gleichen wie bei Retortenbetrieb.

Die Fernleitung.

Die Fernleitung, die das Gas unter Drücken bis zu 12 at fortleitet, wurde zunächst von Pankow über Gesundbrunnen (rd. 2000 m) bis zu dem Verteilnetz des Stettiner Bahnhofes (1500 m) im Anschluß an die dort vorhandenen Sammelkessel ausgeführt, Fig. 1. Zur Deckung des gestiegenen Gasbedarfes in den nicht mehr ausbaufähigen Gasanstalten wurde alsbald die Hauptringleitung in Angriff genommen, deren Zweig Gesundbrunnen-Grunewald (rd. 11000 m) mit dem Abzweig Lehrter Bahnhof (rd. 1300 m) bereits ausgeführt ist, während die Verbindung von Gesundbrunnen nach Lichtenberg (9500 m) demnächst fertiggestellt wird.

Mit Ausnahme der Abzweige nach Lehrter und Stettiner Bahnhof, die 48/38 mm Dmr. haben, hat hat die Leitung 76 mm äußeren und 64 mm inneren Durchmesser. Verwendet sind nahtlos gewalzte Stahlrohre, die zur Verhinderung des Rostens mit Jute umwickelt und geteert sind. Die einzelnen Rohre sind durch Muffen mit Rechts- und Linksgewinde verbunden; diese pressen die Enden der Rohre, von denen das eine zwecks einfacher metallischer Dichtung flach, das andre scharf gefräst ist, fest aneinander. Während der Verlegung wurde die ganze Leitung vom Anfang her unter einen Druck von 17 at gesetzt und so einige Zeit belassen; hierbei wurde die Dichtigkeit des zuletzt verlegten Stückes bei offenem Rohrgraben und vor Umwicklung der Muffenverbindungen mit Jute sorgfältig geprüft. Bei der Abnahme werden beide Leitungen (Pankow-Grunewald und PankowLichtenberg) getrennt unter einem Druck von 17 at wenig.

deutscher Ingenieure.

stens zwei Stunden lang belassen und die Druckveränderungen an den End- und einigen Zwischenpunkten beobachtet.

Die Leitung ist in Abständen von etwa 1000 m mit Absperrventilen ausgerüstet, die mit Stutzen für Kontrollmanometer zum Prüfen der einzelnen Strecken (zwischen zwei Ventilen) versehen sind. Ferner sind an den tiefsten Punkten der Leitung, die sich von selbst aus ihrer Lage neben den Gleisen und an den Dämmen ergaben, Fänger für flüssige Kohlenwasserstoffe eingebaut, die aus ihnen mittels Gasdruckes abgelassen werden. Die Ueberschreitung eines Bahndammes und das natürliche Gefälle der Gleisanlage waren für eine gründliche Beseitigung der Niederschläge bereits auf der Strecke bis zum Bahnhof Gesundbrunnen günstig. Auf dieser befinden sich drei derartige Sammler; die Beachtung der Niederschlagmengen in ihnen läßt auf einen >>trocknen« Zustand des Gases bei Gesundbrunnen schließen. Auf den weiteren Strecken wurden daher Sammler nur noch in größeren Abständen und vor allem in der Nähe der Gasanstalten (mit Rücksicht auf die gelegentliche Umkehr des Gasstromes beim Speisen der Leitung aus jenen) angebracht. An allen anderen Stellen, die als tiefste Punkte zum Ansammeln von etwa noch vorhandenen Niederschlägen Gelegenheit bieten, wurden nur Ventile zum Ablassen derselben eingebaut. Ausgleichrohre in der auch für Dampfleitungen üblichen Schleifenform gestatten Längenänderungen der einzelnen Abschnitte. An den Endpunkten der Leitung befinden sich (in den Pumpenräumen oder Gasanstalten) selbsttätig aufzeichnende Druckmesser, die Undichtigkeiten. der Leitung oder des Verteilnetzes oder Unregelmäßigkeiten der anderen Gasanstalten erkennen lassen 1).

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Ueber unrichtige Anwendung hydraulischer Sätze.")

Von Donát Bánki.

Bei den Anwendungen hydraulischer Sätze wird vielfach die Vorsicht versäumt, als Rechnungsgrundlage nur solche theoretische Folgerungen gelten zu lassen, deren Richtigkeit durch Versuche erwiesen worden ist. So sind Fehler in die Fachliteratur gekommen, die sich dort eingenistet und von Schrift zu Schrift fortgepflanzt haben.

Als Beispiele solcher Fehler sollen folgende angeführt werden:

1) Nach dem Satze von Borda-Carnot wird der durch eine plötzliche Querschnittserweiterung, Fig. 1, in jedem Kilogramm des strömenden Wassers entstehende Energieverlust (C1-C2)2 ausgedrückt durch Dieser Satz, der sich angeblich 2g

in verschiedenen Anwendungen als zutreffend erwiesen haben soll, fand eine für nützlich gehaltene praktische Anwendung 2) in der sogenannten Labyrinthdichtung nach Art von Fig. 2, bis Bach3) an dem Kolben eines selbsttätig schließenden Wasser

1) Sonderabdrücke dieses Aufsatzes (Fachgebiet: Mechanik) werden an Mitglieder postfrei für 40 Pfg gegen Voreinsendung des Betrages abgegeben. Nichtmitglieder zahlen den doppelten Preis. Zuschlag für Auslandporto 5 Pfg. Lieferung etwa 2 Wochen nach Erscheinen der Nummer.

2) F. Grashof: Theoretische Maschinenlehre, 1875 I. Bd. S. 475. 3) C. Bach: Ein üblicher Fehler bei gewissen hydraulischen Rechnungen, Z. 1891 S. 474.

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11. September 1909.

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Nach meinen Versuchen sind die Werte von für Rohre von viereckigem Querschnitt noch kleiner, als Gl. (4) angibt. Beim Vergleich der vorstehenden Zahlenwerte erscheint die An$3 2 nahme eines Stoßverlustes von als ganz unzulässig, was 2 g übrigens schon von Prof. R. Camerer ausdrücklich bemerkt worden ist").

4) Die Theorie setzt auch in dem Falle Stoß und der vorherigen ähnliche Geschwindigkeitsvernichtung voraus, in welchem die Flüssigkeit aus einer beliebigen Richtung vor die Oeffnung eines Kanales gelangt, der nur einen Teil der ankommenden Flüssigkeit durchläßt. Den einfachsten Sonderfall dieses Problemes bildet die Pitotsche Röhre, bei welcher die Einströmrichtung des Kanales in die Strahlrichtung fällt und durch den Kanal (Röhre) keine Flüssigkeit ausfließt, Fig. 5. Die vor der Rohrmündung mit der Geschwindigkeit c

1) Fig. 3 ist aus der Zeitschrift f. d. ges. Turbinenwesen 1909 S. 85 entnommen.

2) C. Bach: Versuche über Ventilbelastung und Ventilwiderstand, 1884.

3) s. Z. 1898 S. 1387.

4) Weisbach (Die Experimental-Hydraulik 1885), Boussinesq (Eaux courantes S. 597), Forchheimer (Enzyklopädie der mathem. Wi-senschaften IV, 20, S. 394) berechnen die Verluste aus der Kʊntraktion mit dem Borda-Carnotschen Satze.

5) Dr. G. Zeuner: Vorlesungen über Theorie der Turbinen, 1899

S. 39 bis 44.

6) Dr. J. Weisbach: Lehrbuch der theoretischen Mechanik, 1875 S. 1044.

7) Dinglers Polytechnisches Journal 1906 S. 640.

2 c2

auf der Annahme stetiger Ablenkung und der hierbei auftretenden Reaktionskräfte beruhen. So wird von einem Strahl, der auf eine zur Ablenkung von 90° genügend große Scheibe stößt, Fig. 6, mit großer Annäherung der in Flüssigkeitsäule gemessene Reaktionsdruck von h wirklich ausgeübt. Bei dem Pitot-Rohr entsteht der der Wassersäule h entsprechende Reaktionsdruck bei einer Strahlablenkung von

60o.

2

2 g

29

Diese angeführten und andre ähnliche Widersprüche mahnen zur größten Vorsicht und rechtfertigen das Mißtrauen gegen noch so einfache und einleuchtend erscheinende theoretische Grundannahmen. Aus dieser Auffassung sind die nachstehenden Untersuchungen entstanden.

1) Richtungsänderung im Winkel.

Die über Richtungsänderung von unelastischen Flüssigkeitstrahlen allgemein herrschende Auffassung wird treffend wiedergeben durch die folgenden Ausführungen von G. Herrmann 2).

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Fig. 7.

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»>Es möge zunächst ein rinnenförmiger Kanal vorausgesetzt werden, und es möge, um die Stoßwirkung zu untersuchen, angenommen werden, der Kanal sei von rechteckigem Querschnitt und habe im Längenschnitte die in Fig. 7 mit ABCD bezeichnete Gestalt. Nimmt man zunächst an, der Kanal sei unbeweglich und empfange durch die Mündung A1 A2 einen den ganzen Querschnitt ausfüllenden Wasserstrahl, welcher mit einer Geschwindigkeit c eintritt, die durch AB der Richtung und Größe nach vorgestellt werden soll. Sieht man von den Reibungswiderständen des des Wassers an den Kanalwandungen ab, so strömt das Wasser mit unveränderter Geschwindigkeit c durch das erste Kanalstück A1 B, wogegen beim Auftreffen des Wassers auf die unter einem Winkel 1

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1) Zeuner a. a. O. S. 119.

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2) G. Herrmann: Die graphische Theorie der Turbinen und Kreiselpumpen, Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen 1884. In Buchform erschienen 1887, 3. (ungeänderte) Auflage 1904 (S. 7).

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