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trug. Man lefe ferner den Eindruck, wels chen das Herschleppen des Perseus, und bez sonders seiner Kinder vor dem Wagen des Triumphators selbst in den Seelen der Rd. mer hervorbrachte. Plutarch. II. p. 312. Man gebe endlich Acht, was man bey den. rührenden Erzählungen der Hinrichtung der Kinder des Rleomenes u. s. w. oder der uns erhörten Grausamkeit der Boucaniers ems pfinden wird. Plutarch. IV. 605-7. Hiftory of the Boucan. L. p. 156.

S. 3.

Mitleiden wird auf der andern Seite durch mancherley Umstände vermindert, oder gar aufgehoben, und in ganz entgegengesekte Empfindungen verwandelt: nämlich so wohl durch die Lagen und Stimmungen der theil nehmenden a), als besonders durch das Ber tragen der leidenden Personen. Dies lektere kann so beschaffen seyn, daß das Unglück an derer Verachtung, Unwillen, und selbst eine gerechte Freude hervorbringt_b).

a) Man lese, was Isokrates über die Gefins nungen der Griechischen Insulaner bey den Mißhandlungen und Unterdrückungen der Spartaner, II. 179. Edit. Beattie: Cicero von dem Betragen der Begleiter des Poms pejus, als dieser seinem Lode entgegenschiffs te, Tufc. Quaeft. III. 6. und Montagne von Mönchen und Tyrannen fagt. VI. 9. La mediocrité, et le 'melange de la bonne

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et de la mauvaise fortune (feßt dieser groffe Menschenkenner hinzu,) donne de la douceur et de la pitié.

b) Man gebe auf seine Empfindungen Acht bey der Erzählung des Todes der Messalina, Tacit. Annal. XI. 32. des Betragens des Perseus, als er vor dem Triumph - Wagen des Aemilius Paulus hergeführt wurde, Plutarch. 298. 299. des Demetrius Polis orcetes während seiner Gefangenschafft: Plutarch. V. 98. 99. und endlich des Todes des Vitellius: Tac. III. 85. wo Tacitus sagt: deformitas exitus mifericordiam abftulit.

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Das Glück und die Freuden anderer Menschen bringen in uns eben so wenig, als ihr Unglück, dieselbigen gleichförmigen Empfin dungen hervor. Die Eindrücke, die dadurch in uns veranlaßt werden, werden am meisten durch den Werth, oder Unwerth der glücklis chen Personen, dann durch die Lage und Stim mung der Zeugen oder Hörer des Glücks, und endlich durch die Art des Glücks oder der Freus den bestimmt. Schon Sokrates bemerkte és, daß aufrichtige Mitfreude viel seltener, als Mitleiden sen a).

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a) Xenophont. Memor. Socratis III. II. TOAλοι όντως προς τινας εχεσιν, ώςε κάκως πρατ τοντας μη δυνασθαι περιοραν, αλλα βοήθεια ατυχέσιν, ευτυχοντων δε λυπείσθαι.

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Für Wesen, die gleich den Menschen an dem Glück oder Unglück ihrer Brüder lebhafs ten Antheil nehmen, können Handlungen, die dies Glück oder Unglück entweder befördern. oder hindern, unmöglich gleichgültig seyn. Uns sere eigenen guten oder bösen Handlungen, und Gesinnungen erregen in uns sehr zusammenges fekte Empfindungen von sehr verschiedenen Graden, die nicht alle mit besonderen Nas men bezeichnet sind. Es ist eben so sehr zu vers wundern, daß man das Gewissen für eine; blosse Hoffnung künftiger Belohnungen, und eine Furcht fünftiger Strafen a), als daß man es für den Richter und Beurtheiler der Güte, und Nicht: Güte von Handlungen gehalter hat b). Smith c) führt mehrere Reguns gen oder Erscheinungen des Gewissens an, die uns nothwendig zur Verehrung dessen, der die menschliche Natur einrichtete, bewegen müssen. Die Ausübung kluger, und unklus ger Handlungen bringt in uns Gefühle hervor, die denen wenn gleich nur in der Ferne ähnlich, sind, die auf gute und bose Thaten folgen.

a) Man sehe hierüber Shaftesbury's Characte rift. Vol. II. 51. et fq.

b) Beyspiele von irrigem Gewiffen findet man unter andern im Plutarch Vol. II. p. 179%, upd Hemens Hist. of Man II. 466.

e) Part. II. Sect. II. Ch. I. p. 221. der frans zösischen Uebersehung.

S. 6.

Die Handlungen und Gesinnungen andrer Menschen können entweder sie selbst, oder ih re Mit:Brüder glücklich, oder unglücklich mas chen, und in allen diesen Fällen bringen sie in uns angenehme, oder unangenehme sittliche` Empfindungen hervor. Die Schönheit oder Häßlichkeit von Handlungen anderer wird zwar hauptsächlich, aber doch nicht allein, durch die guten oder bösen Gesinnungen der Handelnden bestimmt, und eben daher machen unausgeführte Entschliessungen und Gesinnun gen nicht solche Eindrücke, als wirkliche Thas ten, die Früchte dieser Gesinnungen sind. Wenn wir die Gegenstände der guten oder bds sen Handlungen sind, so entstehen in uns Dankbarkeit und Rache, die beyde gleich nas türlich sind a). Je edler Menschen und Nas tionen sind, desto lebhafter ist ihre Dankbars keit, und desto gelinder ihre Rache: je thieris scher hingegen die ersten werden, desto unem pfindlicher sind sie gegen Wohlthaten, und des sto empfindlicher gegen Beleidigungen. Oft nehmen wir in uns Regungen der Dankbarkeit, so wie der Rache, gegen Gefühllose oder absichtlos handelnde. Gegenstände und Perso

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nen wahr. Auch Gesinnungen, Handlungen, und Charaktere können groß oder erhaben wers den; allein nicht alles Grosse und Erhabene ist gut b).

a) Smith T. I. P. II. S. III. Home Hiftor. Law- Tra&s p. 4. 5.

b) Beatties Differt Moral. and Critical p. 613. Neue Bibl. der sch. Wiss. XVI. S. 63. U. f.

Sechstes Capitel.

Von Schicklichkeit und unschicklichkeit, von Chrbarkeit und Anstand, von Wohlstand, Uebelstand, und Cos ftume, und den hierauf sich beziehenden Regeln der Kritik..

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S. t

nschicklichkeit in Reden und Handlungen von Personen beleidigen in den Werken des Genies nicht weniger, als in der wirklis chen Natur. Dieselbigen Reden und Hands lungen können in gewissen Personen und Lagen schicklich, und in andern unschicklich seyn a). Das gröste Gesetz der Schicklichkeit, welches, Dichter zu beobachten haben, ist die Behaups tung von einmal entworfenen, und bestimms ten Charakteren. So wie es oft zweyfelhaft

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