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R. JULIAN SACHERS

Der sensitive Mensch

und

sein Verhalten zum Ode.

Eine Reihe

erperimenteller Untersuchungen über ihre gegenseitigen Kräfte
und Eigenschaften

mit Rücksicht auf die praktische Bedeutung,

welche fie für Physik, Chemie, Mineralogie, Botanik, Physiologie, Heilkunde, gerichtliche
Medicin, Rechtskunde, Kriegswesen, Erziehung, Psychologie, Theologie, Irrenwesen,
Kunst, Gewerbe, häusliche Zustände, Menschenkenntnißz und das gesellschaftliche Leben
im weitesten Umfange haben.

Von

Karl Freiherrn von Reichenbach,

Phil. Dr. & a. 1. Mr.,

Ehrenbürger seiner Baterstadt Stuttgart, Ritter des kön, württ. Kronordens, Bisißer kaif österr, und kön. württ.
Berdienfimedaillen, Herrn zu Gutenbrunn und Raibling in Niederösterreich, zu Nisko in Galizien und auf dem
Gute Reisenberg nächst Wien, der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien, der naturforschenden Societäten zu
Halle, Breslau, Erlangen, Minden, Jaffy, ber geologischen Gesellschaften zu Berlin und Paris, ber Hufeland-
schen Gesellschaft zu Berlin und der der Wiener Aerzte, des böhmischen Museums, des Apothekervereins in Nord-
beutschland, der Gartenbaugesellschaft in Wien, des Alterthumsvereins zu Ulm, ber landwirthschaftlichen Vereine
zu Brünn, Wien, Stuttgart, der technischen Gesellschaften zu Prag, Frankfurt a. M., Wien, Mühlhausen,
Berlin u. s. w. Correspondent, Mitglied und Ehrenmitglied.

Erster Band.

Stuttgart und Tübingen.

3. 6. Cotta's cher Verlag.

1854.

EMBR. JULIAN SACK 1.)

1

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Vorrede.

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Die vorliegende Arbeit hat mich daß ich es unumwunden befenne ein volles Jahrzehent meines Lebens gekostet, während dessen ich mich ihr ausschließlich und mit fast gänzlicher Hintanseßung aller andern Obliegenheiten hingab. Das hohe Interesse des Gegenstandes riß mich gefesselt fort. Wie mehr ich mich in ihn vertiefte, erkannte ich klarer seine unendlichen Verzweigungen nach allen Seiten, durch alle Wissenschaften, in jede Einzelheit des praktischen Lebens, des sinnlichen wie des geistigen. So durchdrungen von dem Gefühle der weitumfassenden Bedeutung des erfaßten Stoffes fiel es mir nicht schwer, mich ihm mit allem Nachdrucke zu widmen. Ist es mir gelungen, viele bisher dunkle und verworrene Erscheinungen aufzuhellen und unter gemeinsamen theoretischen Gesichtspunkten in wissenschaftlichen Zusammenhang zu bringen, so verdanke ich dieß dem Reize, den die Besiegung jeder Schwierigkeit, den der Gewinn jeder neuen Aufhellung für den Naturforscher hat und der die Anstrengung und Ausdauer in Genuß und Gemüthserhebung verwandelt.

Die Aufgabe dieser Schrift ist die Darlegung einer weit verzweigten Untersuchung, nicht aber die Lieferung eines Lehrbuches, noch viel weniger eines Handbuches. Dieß möchte ich bitten beim Lesen einigermaßen gegenwärtig zu halten. So viel als thunlich habe ich mich zwar bemüht, den Gegenstand nach seinen verschiedenen Zweigen. zu ordnen und das Gleichartige in Versuchen und Folgerungen zusammen zu bringen, so daß eine erträglich systematische Anordnung hat zu Stande fommen können. Jedoch hat dem historischen Charakter, den jede Darlegung von empirischen Untersuchungen zu tragen hat, die Herrschaft über den ganzen Vortrag eingeräumt werden müssen, und diesen

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fortdauernden Conflikt zwischen Systematik und Geschichte, der durch das ganze Werk hindurchgeht und die Abfassung vielfach erschwerte, hie und da auch eine Tautologie unabweisbar machte, wird ein fritischer Leser erkennen und dem Autor zu gute halten.

Mancher wird denken, daß ich mich in den Beweisführungen da und dort hätte fürzer faffen können, und im Allgemeinen genommen bin ich der Meinung, daß er Recht haben kann. Aber in meinem besonderen Falle muß auf die ungewöhnlichen Verhältnisse Rücksicht genommen werden. Ich bin von Gegnern so heftig angefallen worden, und man hat meine Säße so gröblich bestritten, daß ich mehr als jeder andere Physiker in die Nothwendigkeit gesezt bin, meine Induktionen auf die breiteste Unterlage zu stellen und für jeden einzelnen Beweis, den ich zu führen habe, eine solche Menge von Thatsachen zusammen zu stellen, daß jeder Einwurf wo möglich bis an die Grenze, wo das Absurde beginnt, abgeschnitten ist. Daß ich nicht bloß mit unstichhaltiger, sondern wirklich mit ungereimten Angriffen mich zu zerkämpfen habe, weiß Jedermann, der unter Anderem nur Freiherrn von Liebigs sogenannte Eröffnungsrede seiner Vorlesungen an der Universität zu München zu Gesichte bekommen hat, die erst in den Zeitungen abgedruckt, dann in einer eigenen Ausgabe in die Deffentlichkeit gebracht worden ist. Unter andern seichten Einwürfen sagte dieser dort, die „neue Odwissenschaft habe keinen Eingang in die Naturforschung gefunden,“ fühlte aber nicht, daß gerade ihm von allen Menschen in der Welt am allerwenigsten eine solche Aeußerung auszusprechen zusteht, nachdem er selbst es ist, der diese neue Odwissenschaft in seinen Annalen der Chemie in zwei Heften vom März und Mai 1845 in das Gebiet der Naturforschung eingeführt hat. Wenn das Od keinen festen Boden in der Natur und in den Thatsachen hat, die ich den Männern der Wissenschaft vorgeführt habe, wie kommt der Hr. von Liebig dazu, leeres und grundloses Geschreibsel in zwei Ertraheften der Welt vorzusehen und sich damit bloßzustellen? Wenn er aber umgekehrt sich von der Gründlichkeit meiner Arbeiten überzeugt und ihr seinen Beifall gezollt hat, wie dieß nicht bloß durch seine Herausgabe von sieben meiner odischen Abhandlungen in seiner Zeitschrift dargethan, sondern auch durch Briefe, die ich von seiner Hand besize, klar nachzuweisen ist, wie kommt er jeßt, wo die Thatsachen meiner Forschungen in viel höherem Grade gereift und festgestellt sind, als vor zehn Jahren, wie kömmt, sage ich, Hr. von Liebig jezt dazu, die „neue Odwissenschaft“

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