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Lucinam noviens, noviens paritura, vocavit. 305 intumuit numero stolidarum turba sororum, perque tot Haemonias et per tot Achaïdas urbes huc venit, et tali committit proelia voce, "desinite indoctum vana dulcedine vulgus fallere; nobiscum, si qua est fiducia vobis, 310 Thespiades certate deae: nec voce, nec arte vincemur, totidemque sumus. vel cedite victae fonte Medusaeo et Hyantea Aganippe,

vel nos Emathiis ad Paeonas usque nivosos cedamus campis. dirimant certamina nymphae." 315 turpe quidem contendere erat, sed cedere visum turpius. electae iurant per flumina nymphae, factaque de vivo pressere sedilia saxo.

tunc sine sorte prior quae se certare professa est, bella canit superum, falsoque in honore gigantas 320 ponit, et extenuat magnorum facta deorum; emissumque ima de sede Typhoëa terrae

304. Lucinam, die ans Licht bringende Geburtsgöttin; Beiname der Diana und der Juno, die beide Göttinnen der Geburt sind. cavit, rief als Helferin herbei.

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306. Haemonias: s. zu 1, 568. Aus Macedonien ziehen die Töchter des Pierus durch Thessalien und Achaja südwärts nach Böotien zum Helicon.

310. Thespiades: Oɛoniai Stadt in Bootien am Helicon, wo der alte Sitz des Musencultus war.

311. totidem: neun Töchter des Pierus wie neun Musen nach der gewöhnlichen Annahme, schon bei Hesiodus Theog. 77 (Kλɛ, Evτέρπη, Θάλεια, Μελπομένη, Τερ ψιχόρη, Ερατώ, Πολύμνια, Ου ρανία, Καλλιόπη). Anfangs sollen auf dem Helicon nur drei Musen (Μελέτη, Μνήμη, Αοιδή) verehrt worden sein: Pausanias 9, 29, 2.

312. fonte Medusaeo: Hippocrene. Aganippe, eine andere Quelle am Helicon, in Böotien, daher Hyantea: s. zu 3, 147. Ueber den Hiatus in Hyantea Ag. s. zu 2, 244. 3, 184. Der Hiatus Medu

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saeó et (wie 8, 310 cumque Pheretiade et Hyanteo Iolao) wie die zu 3, 184 bemerkten Verlängerungen kurzer Silben. Vor demselben Vocale 14, 832 o et de Latió, o et de gente Sabina.

313. Emathiis, macedonischen. Ημαθία Name einer macedonischen Landschaft, auch des ganzen Landes.

316. iurant: wie Kampfrichter schwören musten nach Recht und Gewissen zu entscheiden.

317. vivo saxo: s. zu 3, 159. Virg. Aen. 1, 166 fronte sub adversa scopulis pendentibus antrum, intus aquae dulces vivoque sedilia saxo, nympharum domus.

318. sine sorte: ohne, wie sonst bei Wettkämpfen üblich ist, durch das Loos dazu bestimmt zu sein.

319. bella: mit den Giganten, über die zu 1, 151 gesprochen ist.

321 ff. Zu den Infinitiven ist aus dem vorhergehenden extenuat der Begriff eines Verbums von allgemeinerer Bedeutung, wie narrat, zu ergänzen. Von Verwandlungen lässt Ov., dem Zwecke seines

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caelitibus fecisse metum, cunctosque dedisse
terga fugae, donec fessos Aegyptia tellus
ceperit et septem discretus in ostia Nilus.
huc quoque terrigenam venisse Typhoëa narrat,
et se mentitis superos celasse figuris ;

"duxque gregis" dixit "fit Iuppiter. unde recurvis

nunc quoque formatus Libys est cum cornibus Ammon: Delius in corvo, proles Semeleïa capro, fele soror Phoebi, nivea Saturnia vacca, pisce Venus latuit, Cyllenius ibidis alis." hactenus ad citharam vocalia moverat ora: poscimur Aonides. sed forsitan otia non sint,

Gedichtes gemäss, auch die frevelnden Töchter des Pierus singen. Die Verwandlungen der vor dem Τυφωεύς oder Τυφών fiehenden Götter hatte nach Porphyrius de abstinentia Cap. 3 Pindarus in einem Prosodion und nach Antoninus Liberalis Cap. 28 auch Nikandros im 4n Buche seiner Erεootovuεva erzählt, wahrscheinlich in demselben Zusammenhange wie Ovidius. Apollodorus 1, 6, 3 θεοὶ δὲ ὡς εἶδον αὐτὸν ἐπ ̓ οὐρανὸν ὁρμώμενον εἰς Αἴγυπτον φυγάδες ἐφέροντο καὶ διωκόμενοι τὰς ἰδέας μετέβαλλον εἰς ζώα. Die Fabel entstand durch Vermischung mit dem Typhon der ägyptischen Mythen und aus der Kunde von der ägyptischen Thierverehrung und Symbolisierung der Götter durch Thiergestalten. Den Typhoeus kennt schon die Iliade 2, 782; die hesiodische Theogonie 820 ff. als riesigen Sohn der Gäa (emissum ima de sede terrae) und des Tartaros, mit hundert Schlangenhäuptern und furchtbarer Stimme, der der Weltherschaft sich zu bemächtigen droht, aber von dem Blitze des Zeus getödtet wird.

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vielleicht ist sie Erfindung des Ov. oder eines Vorgängers, veranlasst durch die Widderhörner des libyschen, von den Griechen als Zeus gedeuteten, Orakelgottes Ammon (vergl. zu 4, 670 f.)

329. Dem Apollo (auf Delus geboren) war der Rabe heilig: 2, 544 ales Phoebeïus. Bei Nikandros verwandelte sich Apollo in einen Habicht. Der Habicht wird als hieroglyphisches Symbol des ägyptischen Sonnengottes angeführt. - proles Sem.: Bacchus. Bocksgestaltig war der ägyptische Mendes (Mévons), den die Griechen mit dem Pan verglichen.

330. soror Phoebi: Diana. Der ägyptischen Mondgöttin Bubastis, in der die Griechen die Artemis (Diana) erblickten, war die Katze heilig. Die Verwandlung der Juno erinnert an die Kuhhörner der ägyptischen Hauptgöttin Isis.

331. In den Fasten 2, 459 lässt Ov. die Venus und den Cupido vor dem Typhon zum Eufrat fliehen und in Fische verwandelt werden. Hier haben syrische Mythen eingewirkt: vergl. die fischgestaltige Dercetis 4, 45. Cyllenius: s. zu 1, 713. Der Ibis (Bis) war dem ägyptischen Thoth (9) heilig, in dem die Griechen ihren Hermes wiederfanden.

333. Aonides heissen die Musen

nec nostris praebere vacet tibi cantibus aures.' 335 'ne dubita, vestrumque mihi refer ordine carmen' Pallas ait, nemorisque levi consedit in umbra. musa refert, 'dedimus summam certaminis uni. surgit, et inmissos hedera collecta capillos Calliope querulas praetemptat pollice chordas, 340 atque haec percussis subiungit carmina nervis. "prima Ceres unco glaebam dimovit aratro, prima dedit fruges alimentaque mitia terris, prima dedit leges; Cereris sunt omnia munus: illa canenda mihi est. utinam modo dicere possem 345 carmina digna dea: certe dea carmine digna est. vasta giganteis ingesta est insula membris Trinacris, et magnis subiectum molibus urguet

von ihrer Heimat Böotien: s. zu 1, 313.

336. levis, leicht und gelinde, heisst der Schatten im Gegensatze eines zu düsteren und schweren.

337. summam cert., den Inbegriff des Wettstreites, den gesammten Streit.

338. Der Epheu ist bacchischer (3, 664 f.) und, wie bacchische und dichterische Begeisterung als verwandt gedacht werden, auch dichterischer Schmuck: Hor. Carm. 1,1, 29 doctarum hederae praemia frontium.

339. querulas chordas wie Am. 2, 4, 27: querulus steht nicht bloss von klagenden, sondern auch überhaupt von leiseren Tönen, wie vom Gezwitscher der Vögel, dem Zirpen der Heimchen.

341-661. Dem frevelnden, die Götter höhnenden Gesange der Tochter des Pierus setzt die Muse Calliope einen Gesang auf die Menschenbeglückerin Ceres entgegen. Den Eingang (bis 358) bildet die Schilderung der Strafe des Typhoeus, den jene als den Schrecken der Götter gepriesen hatte.

Der

342. prima dedit leges: Virg. Aen. 3, 58 legiferae Cereri. Ackerbau führt zu geordnetem, gesetzlichem Leben; daher ward die

Demeter (mit der die Römer die ähnliche italische Göttin Ceres verschmolzen) als εoμopógos verehrt.

346 ff. Bei Hesiodus Theog. 820 ff. ist Typhoeus kein Gigant (s. zu 1, 151), aber ein Sohn der Gäa die ihn dem Tartaros gebiert nachdem Zeus die Titanen besiegt hat. In der Ilias 2, 782 liegt Typhoeus im Lande der Arimer (εἶν Αρίμοις) d.i. in einer Gegend Ciliciens, und Zeus peitscht die Erde in der er liegt dass sie aufstöhnt. Bei Hesiodus 868 schleudert Zeus den Typhoeus in den Tartaros; 301 ff. wird erzählt dass Typhaon mit der Echidna, die im Lande der Arimer in einer Höhle wohnt, die Chimära und andere Ungeheuer zeugt. Der Mythus von Typhoeus ist ein physicalischer, der aus der Erde hervorbrechenden Qualm (Tue) und Erderschütterungen bildlich darstellt. Daher ward allmählich die Stätte, wohin Zeus den Typhoeus gebannt, unter den feuerspeienden Aetna verlegt, schon von Aeschylus im Prometheus 364.

347. Trinacris: Trinacria alter Name Siciliens von seinen drei Vorgebirgen Πέλωρος, Πελωρίς (ἄκρα, bei den Römern auch Pelorum), der Nordostspitze, Aidúßaiov, der

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aetherias ausum sperare Typhoëa sedes.

nititur ille quidem, pugnatque resurgere saepe; dextra sed Ausonio manus est subiecta Peloro, laeva, Pachyne, tibi, Lilybaeo crura premuntur, -degravat Aetna caput: sub qua resupinus arenas eiectat flammamque fero vomit ore Typhoëus. saepe remoliri luctatur pondera terrae, oppidaque et magnos devolvere corpore montes. inde tremit tellus, et rex pavet ipse silentum, ne pateat latoque solum retegatur hiatu inmissusque dies trepidantes terreat umbras.

Hanc metuens cladem tenebrosa sede tyrannus exierat, curruque atrorum vectus equorum ambibat Siculae cautus fundamina terrae. postquam exploratum satis est loca nulla labare, depositique metus, videt hunc Erycina vagantem monte suo residens, natumque amplexa volucrem “arma manusque meae, mea, nate, potentia" dixit,

Westspitze, Iάxvvos (auch Pachynum) der Südostspitze.

350. Ausonio weil dies Vorgebirge der Südspitze Italiens gegenüber liegt die Ausones Ureinwohner des südlichen Italiens.

356. rex silentum, Dis (s. zu 4, 438), der König des Schattenreiches, in dem Schweigen herscht.

358. Virg. Aen. 8, 243 non secus ac si qua penitus vi terra dehiscens infernas reseret sedes et regna recludat pallida, dis invisa, superque inmane barathrum cernatur trepidentque inmisso lumine

manes.

359-384. Dis, in Sorge dass des Typhoeus Toben der Insel verderblich gewesen sei, umfährt Sicilien. Auf den Befehl seiner Mutter Venus, die es nicht länger dulden will dass Pluto und die Tochter der Ceres sich ihrer Macht entziehen, verwundet Cupido den Pluto mit einem seiner Liebespfeile. - Die Anknüpfung an die Bestrafung des Typhoeus und die Motivierung der folgenden Erzählung durch den Willen der Venus sind von Ov. erfunden.

360. Mit schwarzen Rossen und schwarzem Geschirr (404) fährt der Gott der finsteren Unterwelt.

363. Erycina Beiname der Venus von ihrem Heiligthume auf dem sicilischen Berge Eryx (monte suo).

364. natum volucrem: der Liebesgott ("Eows) kommt in der Ilias und Odyssee nicht vor; bei Hesiodus Theog. 116 ff. entstehen im Anfange der Welt zuerst das Chaos, dann die Erde (Gäa) und Eros, der aller Götter und Menschen Sinn bezwingt. Nach dem verbreitetsten späteren Mythus ist er Sohn der Liebesgöttin Aphrodite (und des Zeus oder des Hermes oder des Ares). Im altitalischen Götterglauben fehlte eine entsprechende Gestalt; daher ward im Latein amor und cupido durch Personification (wie auch "Eows Personification des Appellativums ist) zum Namen erhoben. Flügel gaben dem Eros die Dichter und Künstler zum Ausdruck seiner schnellen Macht und seiner Flüchtigkeit.

365. Du der du meine Macht, meine Waffen und Arme (Gewalt)

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"illa quibus superas omnes cape tela, Cupido, inque dei pectus celeres molire sagittas, cui triplicis cessit fortuna novissima regni. tu superos ipsumque Iovem, tu numina ponti 370 victa domas ipsumque, regit qui numina ponti. Tartara quid cessant? cur non matrisque tuumque imperium profers? agitur pars tertia mundi.

et tamen in caelo, quae iam patientia nostra est, spernimur, ac mecum vires minuuntur Amoris. 375 Pallada nonne vides iaculatricemque Dianam abscessisse mihi? Cereris quoque filia virgo, si patiemur, erit: nam spes adfectat easdem. at tu, pro socio, si qua est ea gratia, regno, iunge deam patruo." dixit Venus: ille pharetram 380 solvit et arbitrio matris de mille sagittis

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unam seposuit, sed qua nec acutior ulla

nec minus incerta est nec quae magis audiat arcus; oppositoque genu curvavit flexile cornum,

inque cor hamata percussit arundine Ditem.

Haud procul Hennaeis lacus est a moenibus altae,

bist. Nachahmung von Virg. Aen. 1,664, wo Venus den Amor anredet nate, meae vires, mea magna potentia solus, nate, patris summi qui tela Typhoïa temnis.

367. molire wie 2, 135.

368. cui - regni: dem das letzte (dritte) Theil des dreifachen Reiches (des Himmels, des Meeres, der Unterwelt) durch das Loos zufiel : s. zu 2, 291.

371. T. quid cessant? was ruht die Unterwelt (warum bleibt die Unterwelt allein von deiner Macht unberührt)?

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