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τις σὰς παρήειρε φρένας und quis tibi vecordem parat excitare rixam; νῦν δὲ δὴ πολὺς ἀστοῖσι φαίνεαι γέλως und an ut pervenias in ora vulgi quid vis? qua lubet esse notus optas angenommen werden. Der hier angeredete Nebenbuhler, Ravidus mit Namen, wird mit sehr grosser Verachtung behandelt, aber wir finden nicht, dass die longa poena, die ihm Catull dafür androht, „quandoquidem meos amores voluisti amare“ in dem vorliegenden Gedichte wirklich ausgeführt ist. Es muss das also in einem anderen Gedichte geschehen sein, ähnlich wie bei Gellius dem Aelteren, carm. 116. Da wir weiter keine Rivalen-Lieder von Catull besitzen, als die bisher angeführten, so muss eines der vorher besprochenen Gedichte diese longa poena auf Ravidus enthalten. Dies kann kein anderes sein, als carm. 56, wo der von Catull so hart Mitgenommene schlechtweg mit dem verächtlichen Namen pupulus bezeichnet ist. Ist dies Ravidus, so hat ihn das, was Catull über ihn an Valerius Cato berichtet, in der That von der unvortheilhaftesten Seite dem Publicum bekannt gemacht, und der Dichter hat seine Drohung „ut pervenias in ora vulgi? qua lubet esse notus optas? Eris“ in der eclatantesten Weise wahr gemacht. Der misellus Ravidus würde dann als identisch mit dem pupulus irrumatus in die Kategorie der pusilli des carm. 37 gehören und einer der mit ihm Händel suchenden contubernales des Egnatius sein; damit fände die vecors rixa u. s. w. ihre Erledigung. Wir wollen hierbei nicht weiter urgiren, dass die Anlehnung beider Gedichte an Archilochus sie auch äusserlich in Beziehung zu einander setzt. Man könnte die Hypothese aufstellen, dass ein auf Ravidus sich beziehendes Gedicht in unserer Sammlung verloren gegangen sei, aber da sich, wie gezeigt, carm. 56 mit gutem Recht als die Ausführung der in carm. 40 dem Ravidus angekündigten Strafe ansehen lässt, so fehlt uns zu jener Hypothese einer Lücke die Berechtigung.

Viertes Capitel.

Die übrigen Gedichte vor der Bithynischen Reise.

An Verannius, Fabullus und Asinius.

Aus der Zeit vor der Reise nach Bithynien besitzen wir ausser den beiden zu Verona geschriebenen Trauerbriefen an Hortensius und

Manlius und den gleichzeitig angefertigten Uebersetzungen aus Calli-
machus nur sehr wenig Gedichte, die sich nicht auf Lesbia beziehen.
Dahin gehört unbestreitbar eine scherzhafte Epistel an seinen Freund
Fabullus:

13. Cenabis bene, mi Fabulle, apud me
paucis, si tibi dii favent, diebus,

si tecum attuleris bonam atque magnam
cenam, non sine candida puella

5 et vino et sale et omnibus cachinnis.
Haec si, inquam, attuleris, venuste noster,
cenabis bene: nam tui Catulli
plenus sacculus est aranearum.
Sed contra accipies meros amores
10 seu quid suavius elegantiusve est:

nam unguentum dabo, quod meae puellae
donarunt Veneres Cupidinesque,

quod tu cum olfacies, deos rogabis,

totum ut te faciant, Fabulle, nasum.

In wenig Tagen, mein Fabull, du darfst die Götter preisen, dann spend' ich dir ein üppig Mahl, wenn selber du die Speisen und Wein und Würze liefern wirst, nebst sonst'gem Stoff zum Scherzen,

auch eine Hebe bring' dir mit von tolerantem Herzen. Wirst du dies liefern, ja - denn sonst kann kein Diner ich geben, dieweil in meinem Portemonnaie zur Stund die Spinnen weben. Doch höchst freundschaftlicher Empfang wird dir bei jenem Essen von mir zu Theil, und Schöneres noch: von allen Delicatessen das Delicatste, denn zum Mahl werd' ich die Salbe spenden, ich habe sie aus Lesbia's und die aus Venus' Händen. Ja, wirst du riechen diesen Duft, so lieblich und so wunderbar, dann wirst du zu den Göttern flehn: „Macht mich zur Nase ganz und gar!"

Auch in diesem Gedichte geschieht der Lesbia Erwähnung - denn dass die puella cui donarunt Veneres Cupidinesque niemand anders als

Lesbia ist, darf wohl als sicher angenommen werden

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aber sie ist nur in ganz beiläufiger Weise erwähnt; für uns jedoch ist diese Notiz deshalb wichtig, weil wir an ihr ein Kriterium haben, um die Abfassungszeit zu bestimmen. Catull steht hier mit Lesbia noch in gutem Einvernehmen: so hätte er gewiss, als er die Kämpfe mit den Rivalen führte, nicht schreiben können und das Gedicht kann deshalb höchstens etwas später als carm. 68 geschrieben sein, vielleicht ist es aber auch noch vor diesem Gedichte abgefasst. Wollte man in der Aufforderung: attuleris non sine candida puella einen Widerspruch mit des Dichters Versicherung in carm. 76, erblicken, dass er fortwährend der Lesbia treu gewesen und deshalb das Gedicht in eine spätere Zeit rücken, so würde man wohl etwas zu weit gehen. Im übrigen bedarf das Gedicht keiner Erläuterung. Es ist sichtlich eine Antwort an den Freund, der sich dem Dichter als Gast angeboten.

Zwei weitere Gedichte beziehen sich auf eine Reise, die Fabullus zusammen mit Verannius nach Spanien unternommen. Das eine von ihnen ist an den von dort zurückgekehrten Verannius gerichtet, ein froher Ausbruch unverstellter herzlicher Freude, die er bei der Anzeige, die ihm Verannius von seiner Ankunft bei den Seinen gemacht hat, empfindet :

9. Veranni, omnibus e meis amicis
antistans mihi milibus trecentis,
venistine domum ad tuos Penates
fratresque unanimos anumque matrem?
5 venisti. o mihi nuntii beati!

10

visam te incolumem audiamque Hiberum
narrantem loca, facta, nationes,

ut mos est tuus, applicansque collum
iocundum os oculosque suaviabor.
O quantum est hominum beatiorum,
quid me laetius est beatiusve?

Verannius, du trauter Freund, vor allen Freunden lieb und werth

und wäre tausend ihre Zahl: du bist nach Haus zurückgekehrt? zur Heimath, zu den Brüdern, die jetzt treu an's Herz dich drücken, zur greisen Mutter? Bist jetzt da? O Kunde voll Entzücken?

Ich werd' dich sehn gesund und frisch, werd' lauschen deinen Worten,

wenn du von Spanien erzählst, von Thaten, Völkern, Orten, wie du's so schön verstehst, ich werd' an deinem Halse hangen und küssen deinen Mund und froh den Kuss zurück empfangen. O wer von allen Glücklichen auf dieser Welt so gross und weit, wer ist so hoch erfreut wie ich, wer ist wie ich voll Seligkeit!

Das andere redet von einem Geschenke, welches ihm Verannius und Fabullus aus Spanien gesandt und das ihm jetzt der Bruder des jungen C. Asinius Pollio entwandt hat. Der Name Marrucinus, mit dem er denselben benennt, bezieht sich auf die Abstammung der Asinischen Familie: ein Marruciner Herius Asinius kämpft gegen die Römer im Bundesgenossenkriege, Liv. 73; Vellei. 2, 16; Appian 1, 40, und der Sohn des C. Asinius Pollio führt wieder den Namen Herius, Senec., excerpt. controv. 4, 4. 6 (p. 376 Burs.), wahrscheinlich soll der Zusatz Marrucine zugleich den Provincialen, dem die urbanae facetiae fehlen, bezeichnen. In v. 2 ist die von Klotz vorgeschlagene Interpunction statt der bisherigen, wonach erst hinter in ioco atque vino interpungirt wurde, aufgenommen.

-

12. Marrucine Asini, manu sinistra

5

non belle uteris: in ioco atque vino
tollis lintea negligentiorum.

Hoc salsum esse putas? fugit te, inepte,

quamvis sordida res et invenusta est.

Non credis mihi? crede Pollioni

fratri, qui tua furta vel talento
mutari velit: est enim leporum
disertus puer ac facetiarum.

10 Quare aut hendecasyllabos trecentos
expecta, aut mihi linteum remitte,
quod me non movet aestimatione,
verum est mnemosynum mei sodalis.
Nam sudaria Saetaba ex Hibereis
miserunt mihi muneri Fabullus

15

et Verannius: haec amem necesse est

ut Veranniolum meum et Fabullum.

Asinius, Marrucinerspross, du machst mit deiner Linken gar schlechten Spass: wir sitzen da, wir scherzen und wir trinken ganz sorglos und da stiehlst du mir mein Tuch von feiner Leinwand.

Das soll ein Witz sein? Ist das nicht ein lächerlicher Einwand! Nein, das ist schmutzig und gemein. Du glaubst mir nicht? Wohlan, so glaub

doch deinem Bruder Pollio, der ein Talent für deinen Raub hingäbe, wär' er nicht geschehn. So jung er auch an Jahren, kannst du von dem, was feiner Witz und Anstand ist erfahren. Drum ist ein bittres Spottgedicht, drei Ellen lang, dir zugedacht, erhalt ich nicht mein Tuch zurück. Denn was es mir so theuer

macht,

ist nicht der Preis: ein Angedenken ist's von lieber Freundeshand, die Tücher hat von Setabis aus Spanien mir hergesandt Verannius und mein Fabull. Ich halte diese Gaben werth, wie die geliebten Freunde, die sie zur Erinn'rung mir verehrt.

Dasselbe Freundespaar Verannius und Fabullus erscheint nun auch noch in zwei anderen Gedichten, wonach sie dem Statthalter Piso in seine Provinz gefolgt sind, 28 u. 47. Die früheren Erklärer haben dies combinirt, und daraus den Schluss gezogen, dass Verannius und Fabullus mit dem Statthalter Piso nach Spanien gezogen seien, und diesen Piso in dem Quästor Cn. Calpurnius Piso wiederzufinden geglaubt, dem Theilnehmer an der Conspiration des Catilina, dem man um ihn von Rom zu entfernen, für das Jahr 65 gegen die Ordnung die Proprätur von Spanien übergab. Hier wurde er wegen seiner Gewaltthätigkeit erschlagen, wie man glaubte, auf Veranstaltung des Pompejus, der der heimliche Veranlasser dieses Mordes gewesen sei. Sueton. Caes. 9; Sall. Cat. 19. 21; Dio Cass. 36, 27; Gruter 383, 5. Es ist ein grosses Verdienst von Jungclaussen, dass er Verannius' und Fabulls Reise nach Spanien und die mit dem Statthalter Piso unternommene Reise als verschieden von einander gesondert hat. In den Gedichten, worin von Spanien gesprochen wird, ist von Piso keine Rede, und wo wir von

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