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gen. Eine sehr genaue Übereinstimmung mit dem jedoch ausführlichern Ailred von Rievaux, welche also auf eine gleiche uns unbekannte Quelle schliessen lässt, zeigt sich bei der Erzählung von Eadmund Eisenseite. Ein auffallender Contrast mit allen übrigen mönchischen Chronisten, welche den Dunstan nicht genug preisen können, ist sein Lob des Königs Eadwy, sowie wir im Allgemeinen in Allem was dieser Schriftsteller berichtet und was er verschweigt, den vaterlandsliebenden, geistlichen wie weltlichen Unterdrückern abholden Angelsachsen erkennen. Daß er schon normannische Quellen benußte, liesse sich vielleicht aus seiner mit dem Roman de Rou übereinstimmenden Erzählung von den Söhnen der Königin Emma folgern 1), sowie den ihm unter den englischen Chronisten eigenthümlichen normannischen Nachrichten, z. B. 1047 über die Schlacht im Val des Dunes, 1066 Wilhelms Rede vor der Schlacht bei Hastings. Aus ähnlichen Werken sind vielleicht mehrere seiner altbritischen Nachrichten über die Prinzessin Helena u. 2., was fich weder aus unsern Handschriften des Nennius noch des Galfrid von Monmouth herleiten lässt, geschöpft. Heinrich widmete sein Werk demselben Bischofe Alexander von Lincoln, welchen auch jener in einigen Büchern seiner historia Britonum anredet. Eine Fortsehung des Heinrich von Huntingdon, welche seinen Namen führt, ist bis jezt nur in einer vom Jahre 1042 bis 1275 fortgeführten Handschrift vorhanden 2).

Roger aus Hoveden in Yorkshire, Capellan König Heinrichs II., Jurist und Professor der Theologie zu Orford, lebte noch im I. 1204. Er wird viel zu häufig angeführt, da er bis auf die letzten Jahre seiner annales bekannten Chronisten bis auf unbedeutende Zusäße nur nachgeschrieben hat, und zwar für die angelsächsische Periode dem Simeon von Durham und Heinrich von Huntingdon. Der Anfang des Werkes, mit Einschluß des Prologes bis zum Jahre 803 (frankfurter Ausgabe des Savile S. 401-407) ist aus Simeon S. 90-119. Das Folgende bis zum Jahre 849 S. 414 ist aus Heinrich von Huntingdon B. IV. S. 341 bis B. V. S. 348. Hiera

1) S. unten S. 487.

2) Cooper a. a. D. II, 165.

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auf bis zum Jahre 1122 S. 414-477 ist aus Simeons zweitem Werke S. 137-245; worauf Roger vom Jahre 1122-1148 S. 490 zu Heinrich von Huntingdon S. 382395 zurückkehrt.

Alvred, Thesaurarius des Klosters zu Beverley, hat in seinen von Th. Hearne zu Orford 1716 herausgegebenen annalium 1. IX. den Beda, Galfrid von Monmouth und Si meon von Durham ercerpirt. Er schliesst mit den Jahren, wo Letterer endet. Wir sind bei diesem Epitomator daher nicht zu dem Schlusse berechtigt, daß er in diesem Jahre schrieb, oder sogar weiter zu folgern, daß das Werk des Galfrid, dessen Erscheinung bekanntlich später als die des Heinrich von Huntingdon und Wilhelm von Malmesbury erfolgte, schon im J. 1128 erschienen sei. Zuweilen finden sich Spuren einer unmittelbaren Benutzung der angelsächsischen Chronik, wie b. d. J. 879 (883) über Ülfreds Sendung nach Indien. Die Reihefolge der angelsächsischen Könige, welche das sechste Buch enthält, ist, bis auf die Einleitung, aus dem Anhange, welcher sich beim Florenz von Worcester findet. Die eigenthümlichen Zusäße sind sehr gering und kurz.

Die vorstehenden sind die vorzüglichsten Werke, welche wegen engen Anschlusses an die ältesten Quellen der angelsächsischen Geschichte hier aufgeführt werden mussten. Doch sind in den ersten Jahrhunderten nach der normannischen Eroberung noch mehrere andere englische Geschichtschreiber aufgetreten, welche, der neuen Dynastie zugethan, vorzüglich des verderblichen Einflusses wegen, den sie durch normannische Vorurtheile und Unkritik auf die ältere Geschichte ausgeübt haben,- zuweilen jedoch auch durch unverdächtige eigenthümliche Nachrichten unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Das Werk, welches dem Ingulph, einem ums Jahr 1030 geborenen Engländer, der Geheimschreiber des Herzogs Wilhelm von der Normandie, spåter Abt zu Croyland in Lincolnshire wurde und im I. 1130 starb, zugeschrieben wird, muß hier zuerst angeführt werden 1). Dieses Werk enthält die Ge

1) Vgl. Ingulph, ad a. 1075, wo seine Lebensbeschreibung eingeschaltet ist.

schichte des Klosters Croyland, mit vielen eingeflochtenen Nachrichten über die Geschichte des Königreichs Mercien, sowie spåter des gesammten Englands bis zum Jahre 1091. Unechte Urkunden seines Klosters 1) würden uns die Echtheit des übrigen Inhaltes der Chronik so wenig wie große Parteilichkeit eines Geheimschreibers für seinen Fürsten seine Autorschaft verdächtig machen, und die Fortsetzung seines Werkes durch Peter von Blois, den bekannten Archidiaconus von Bath, scheint der Echtheit des Werkes einen unzweifelhaften Stempel aufzudrücken. Von der Gründung bis zu der im I. 870 durch die Dånen erfolgten Zerstörung des Klosters beruft Ingulph sich auf fünf åltere Chronisten Aion, Thurgar, Swetman u. A. 2); wer die Geschichte der Jahre 871–948 ausgefüllt hat, wird nicht berichtet; das Leben des Abtes Thurketul habe dessen Verwandter, der jüngere Abt Egelrich, geschrieben; diese habe er nur fortgefeht. Jedoch so wohl unterstüßt die Authenticitåt dieser Chronik demnach scheint, so nachgiebig wir gegen einzelne zu erwartende schwache Seiten derselben sein mögen, so möch ten sich dennoch wenige Werke finden, deren Echtheit durch die große Zahl von Irrthümern, welche in einem angeblich großentheils gleichzeitigen Schriftsteller unerklärlich sind, zweifelhafter erscheint. Selbst das Leben Thurketuls berichtet irrig, daß dieser den König Constantin von Schottland bei Brunanburg erschlagen, daß Kaiser Heinrich nach dieser Schlacht für seinen Sohn Otto sich um die englische Königstochter beworben habe. Besonders in den Nachrichten von Ülfred und Eadward dem Ülteren stimmt die Chronik, dem irrigen Inhalte und selbst den Worten nach, bis auf eigenthümliche Fehler in Chronologie und Thatsachen 3), so häufig mit dem spåtern Wilhelm von Malmesbury überein, daß es schwer wird diese Stelle nicht für die der croylander Chronik eingeschalteten Worte Wilhelms zu halten, wenn nicht eine von beiden gemeinschaftlich benußte Quelle hier nachgewiesen würde. Selbst die Nach

1) über diese s. Hickes thesaur. III, 73.

2) Ingulph. ad a. 974 und am Schlusse des Werkes.

3) Den Johannes von Ultsachsen nennt nur Ingulph Johannes Scotus. Vgl. in beiden Schriftstellern die Stelle von der Errichtung der hundreden durch Ülfred.

kappenberg's Geschichte Englands I.

richt über die Beerdigung zweier Verwandten des Thurketul im Kloster zu Malmesbury findet sich bei beiden Schriftstellern erwähnt 1), wobei Lehterer aber ein Geschichtswerk, in lateinischen Herametern geschrieben, als seine Quelle anführt. Sogar eine Urkunde von Malmesbury wird dort b. J. 974 vollständig abgeschrieben, vollständiger, als die gedruckte Handschrift des Mönches dieses Klosters fie kennt. Doch auch in dem Theile der Chronik, in welchem Ingulph von dem berichtet, was er selbst erlebt hatte, ist er höchst unzuverlässig. So b. d. J. 10562) und 1062, wo er den Grafen Radulf, Sohn der Goda, deren Gemahl nennt. So= gar die gleichzeitigen Übte des Klosters Croyland werden von Ingulph verwirrt 3). Auch Ailred von Rievaur scheint von ihm benuht zu sein. Sehr wahrscheinlich ist es daher, daß das echte Werk des Ingulph nicht auf uns gelangt ist, sondern daß schon früh das vorhandene Werk, zu welchem jener auch be= nugt ist, zusammengetragen wurde; gewiß aber darf jede Nachricht des vorhandenen Werkes nur mit der größten Umsicht benutzt werden. Es ist gedruckt in Saviles, besser in Fells Sammlung.

Ailred, Abt von Rievaur in Yorkshire, sammelte genealo= gische Notizen über die angelsächsischen Könige; von seinen andern Schriften ist hier nur noch das mit Legenden durchwebte Leben Eadwards des Bekenners anzuführen“). Sein Lob Eadgars, die Erzählung vom Tode Godwines erinnern lebhaft an Ülfred von Beverley.

Wilhelm, Mönch und Bibliothekar zu Malmesbury († 1141) schrieb mehrere, durch eigenthümliche Darstellung und eine von der chronologischen Form abweichende Anordnung sehr beliebte Werke: de gestis regum Anglorum 1. V. bis 1126, historia novella bis 1143 und de gestis pontificum 1. V. 5)

1) Ingulph. p. 39. Will. Malmesb. 1. II. 6. c. 6. p. 51. Vgl. auch bei Beiden die Stellen über Eadwin.

2) Vgl. unten S. 520 Note 1.

3) Hierauf macht der Verfasser des saxon chronicle dissected aufmerksam, ohne jedoch auf mehr als eine Mangelhaftigkeit ber abgedruckten Handschriften zu folgern.

4) Gedruckt bei Twysden.

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5) Sämmtlich, bis auf das fünfte Buch des legten Werkes, wel=

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Wenn er gleich manche bekannte Quellen kannte und benußte, von denen er im Prolog zum ersten Buche des Hauptwerkes spricht, so bemerken wir doch nicht, daß er sie ausschrieb, und möchten auch aus diesem Grunde den Ingulph nicht zu den von ihm benutten Schriften zählen. Neben vielen interessanten Nachrichten, welche er uns erhalten hat, findet sich bei ihm eine Fülle abgeschmackter und selbst seinem Stoffe durchaus fern liegender Mährchen. Diesen verdankt sein Werk jedoch einen großen Theil des Beifalls, welchen es fand; denn nach Beda und Galfrid von Monmouth ist kein älterer englischer Geschichtschreiber so viel von den Chronisten Englands wie des Continents benußt worden; unter den åltern der letzten nenne ich nur Alberich von Troisfontaines und Vincenz von Beauvais.

Dem Matthaus, Mönch der Westminsterabtei, wird ein aus mannichfaltigen Chroniken im vierzehnten, Jahrhunderte zusammengesetztes Geschichtswerk, welches flores historiarum betitelt ist, zugeschrieben 1). Diese Compilation ist verkehrter Weise sehr viel benußt worden, da man nicht bemerkte, daß die Quellen des Matthäus, namentlich, für die angelsächsische Periode, sich beinahe alle erhalten haben, und von Matthaus nur abgekürzt, oft ungeschickt zusammengezogen, und wenn bei jenen die chronologische Reihefolge fehlte, oft zu irrigen Jahren eingeschaltet sind. Als die uns für jest angehenden Quellen sind hier zu nennen: Beda, Asser, die angelsächsische Chronik, Florenz von Worcester, Nennius, Galfrid von Monmouth, Wilhelm von Jumieges (z. B. b. I. 887 aus I. I. c. 6-11. von Hastein und spåter von Rollo), Marianus Scotus, Wilhelm von Malmesbury, welchen Lestern er auch häufig nennt, z. B. 979, 1035. Vielleicht gehört auch Heinrich von Huntingdon hierher, doch sind einige zu dieser Vermuthung Anlaß gebende Stellen 2) des Lehtern, meistens das nördliche England und die Dånen betreffend, von Matthäus ausführlicher und also vermuthlich aus einer ähnlichen Quelle

des bei Gale und Whartons Anglia sacra, in abweichender Recenfion fich findet bei Savile.

1) Edit. Francofurt. 1601. fol.

2) Zu andern gehört auch die pugna avium a. 671.

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