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daß sein Plan nicht zur Ausführung kam, nur in der Voraussetzung zu bedauern, daß, falls derselbe sich erweitert hätte, auch noch andere Månner, als der von ihm dazu bestimmte John Pinkerton, welcher das Zutrauen der gelehrten Welt nicht unverdient verscherzt hatte, zugezogen sein würden.

Der erste Band der von der Recordcommission herauszugebenden Materialien oder Monumente der älteren englischen Geschichte ') enthält, nach Auszügen aus den griechischen und römischen Geographen und Historikern, den Gildas, Nennius, Bedas Chronik und Kirchengeschichte des englischen Volks, die angelsächsische Chronik, Assers Leben des Ülfred, die Chroniken des Üthelweard, Florenz von Worcester, Simeon von Durham, Heinrich von Huntingdon, des Geoffrey Gaimar estoire des Engles, annales Cambriae, das dem Caradoc von Llancarvan zugeschriebene Werk Brut y Tywysogion, alle diese Chroniken jedoch nur bis zum Jahre 1066, ferner noch das carmen de bello hastingensi. Vier Bånde find noch bestimmt um Alles zu umfassen, was die Geschichte Englands bis zur normannischen Eroberung beschreibt oder erläutert.

Die Hoffnung des Geschichtsforschers, aus walisischen Nachrichten bedeutende Aufschlüsse über die älteste Geschichte Bris tanniens zu erhalten, ist nicht erfüllt worden. Allerdings ist die Geschichte der Reiche von Wales und Cornwales erläutert,

1) Als die Handschrift dieses ersten Bandes der großbritannischen Geschichte dem Drucke übergeben werden sollte, hatte der Verfasser noch die Freude, durch, die ausgezeichnete Güte seines geehrten Freundes, Hrn. C. P. Cooper, den ersten Band der materials for the history of Great Britain oder scriptores rerum anglicarum, welchen die Herren Petrie und der kürzlich verstorbene Price besorgt haben, soweit derselbe Band bis dahin abgedruckt war, geliehen zu erhalten. Die Ausführung scheint uns den billigen Erwartungen an ein solches Werk zu genügen. Wenn wir nun freilich sehr zu bedauern haben, daß die Einleitung, welche die Nachrichten und Bemerkungen über die abge= druckten Werke, deren Verfasser und Handschriften enthalten soll, nicht gedruckt ist: so segte uns doch das Mitgetheilte in den Stand, sowohl unsern Ansichten über den Zusammenhang der bekannten englischen Geschichtsquellen fester zu vertrauen, als auch einige der Geschichtsfor schung bisher unbekannte neue Quellen zu benugen,

noch

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und sehr schäßbar ist es, das sehr hohe, vielleicht zum Theil bis in das sechste Jahrhundert nach Christi Geburt hinaufreichende Alter der Gedichte der Barden Uneurin, Taliesin, Llywarchhen und Merdhin erkannt zu haben). Doch liefern diese anziehenden poetischen Gaben mehr den Gegenstand als eine Erläuterung der Geschichte ihrer Zeit; wohl aber finden wir in ihrer glühenden Vaterlandsliebe, in dem verzehrenden Haffe gegen die Angelsachsen, in dem Überschwellen kräftiger, dem Gegenstande fich überhebender Begeisterung, der mit dem Verfalle der Größe von Ehemals stets prunkhafter sich gebährenden Ruhmredigkeit, die Keime jener Sagenwelt, welche die ́ Waliser der nachfolgenden Jahrhunderte anstatt einer Geschichte Britanniens eingeschwärzt haben. Wenn wir diese und ähnliche scandinavische Machwerke betrachten, so muß uns der volle Werth der Wahrheitsliebe unserer christlich bescheidenen Mönchschronisten sich vergegenwärtigen, im Gegensaße zu der Unwahrheit des in der weltlichen Poesie seiner Tage fortlebens den Heidenthums, der in derselben vorwaltenden Abenteuerlichkeit, Sinnenluft und Schmeichelei. So knechtisch jene Treue erscheint, so leicht der Ernst und die Kraft des Glau bens verkannt werden, welche den redlichen Chronikenschreibern vor allen Tugenden galten, so lächerlich die Genauigkeit ist, mit welcher sie sich kein Jota ihres Vorgängers ersparen, und wenngleich, wie aus der Tugend, wenn geistesbar, ein Laster, so aus ihrer geistlosen Treue, die abgeschmackteste Pedanterei und die gröbste Unwahrheit entstehen konnte und oft entstan= den ist; so verdanken wir doch dieser Schülertreue allein den chronologischen Ariadnefaden durch das Labyrinth des Mittels alters, die Brücke welche über den dahinrauschenden, ewig beweglichen, neuerglänzenden Wellen des Zeitenstromes die alte mit der neuen Welt verbunden hält, und diese auf ihre Keime und ihre früheren Metamorphosen, auf das was sie ihren Vorfahren und der Vorsehung verdankt, stets neu wieder hinweist.

1) Diese Schåge der altbritischen Literatur nebst andern sind ge= Sammelt in the Myvyrian Archaiology of Wales, a collection of historical documents from ancient Mss. 3 Vol. 8. London 1801-7. Vgl. Turners Abhandlung über das Alter jener Gedichte in der history of the Anglosaxons,

Die historischen Triaden der Waliser enthalten manche geschichtliche Auskunft, doch bedürfen sie zum Verständnisse noch mancher fehlenden Erläuterung. Die Anhänglichkeit an eine ursprünglich tiefgedachte Form konnte bei der ganz unpassenden Anwendung nur dem Zwecke der in Abgeschmacktheit ausartenden Zusammenstellung entgegenwirken 1).

Der älteste uns bekannte walifische Geschichtschreiber, wenn er anders durch sein liber querulus de excidio Britanniae, auch historia genannt, auf diesen Namen Anspruch machen kann, ist Gildas Cormac 2), der, im J. 516 geboren, ein Schüler des H. Iltut und Mönch zu Bangor, nach theils auf Reisen oder Pilgerschaften, theils in Einsamkeit verlebten vierundfunfzig Jahren im Kloster zu Malmesbury starb. Ihm wird noch eine Epistel zugeschrieben, worin er sich in Jeremiaden über die Verderbtheit seiner Zeit ergeht 3). Die historia ist im I. 560, die Epistel vor dem Jahre 547 abgefasst, in welchem der daselbst erwähnte König Maglocun von Gwynedh starb. Beda, Alcuin, Lupus führen Gildas, genannt den Weisen, schon an *). Galfrid von Monmouth bes ruft sich auf ein größeres Geschichtswerk des Gildas, welches

1) S. auffer der Myvyrian Archaiology, Edw. Lhuyd archaeologia britannica. Oxford 1707. Edw. Davis celtic researches. London 1804. 8. Edw. Williams lyrical and pastoral poems. London. 1794. 12. Vol. 2.

2) 6. unten S. 135. Er war im Jahre der Schlacht bei Bath geboren, welches Beda aus einem Misverståndnisse der histor. Gildae c. 26. in das Jahr 493 segte.

3) Beide Werke s. bei Gale Th. I., ersteres auch in C. Bertrami britannicarum gentium historiae antiquae scriptores tres, Havniae 1758, 8. Gildas ist jedoch schon seit der ersten Ausgabe durch Polydor Virgilius (London 1526. 8.) sehr häufig gedruckt. S. Fabricii bibl. med. aevi.

4) S. auch Guil. Malmesb. de antiq. glaston. apud Gale I, 300. Zwei alte Handschriften, Caradoci Gildae sapientis vita und vita sanctissimi atque doctissimi viri Gildae, follen nächstens gedruckt werden. S. Cooper a. a. D. II, 162. Gedruckt ist vita Gildae scripta a monacho ruyensi in der bibliotheca floriacensis. Lugdun. 1645. 8.

wir nicht mehr befizen, falls es nicht in der des Nennius Namen tragenden historia Britonum verborgen sein sollte 1).

Dieses Werk, auch eulogium Britanniae betitelt, wird gewöhnlich dem Abte zu Bangor Nennius, einem Schüler des Erzbischofs von Gwynedh, Elbod, zugeschrieben. Wenn daher dessen Abfassung in das Jahr 688 gesezt ist, so kann diese Zeit nur auf die ursprüngliche Gestaltung sich beziehn, in welcher wir jenes Werk nicht mehr besigen, das, mit mancherlei Einschiebseln und Zusäßen versehn, auf unsere Tage gelangt ist. Die Vorrede der gewöhnlichen Handschriften segt die Abfassung in das Jahr 858, eine Angabe welche mit dem Todesjahre des Elbod, nämlich 809, vereinbar ist. Eine werth volle vaticanische Handschrift dieses Werkes, aus dem zehnten Jahrbunderte, welcher die meisten jener fremdartigen Zusäße fehlen, nennt Marcus den Unachoreten als den Schriftsteller oder vielleicht nur Abschreiber im J. 945. Eine mit lehrreichen Anmerkungen versehene Ausgabe dieser Handschrift haben wir durch W. Gunn erhalten 2); dem älteren Abdrucke des Nennius bei Gale, sowie bei Bertram, ist ein schåßbarer Anhang angelsächsischer Genealogien beigefügt, welche ein spåterer Abschreiber in einer alten Handschrift vollständiger fand, jedoch auf den Rath seines Lehrers, des Presbyter Samuel Beularius, (also nicht, wie angenommen worden ist, des Nennius Lehrer) abkürzte. Nennius nennt als seine Quellen die annales Romanorum, chronica s. patrum et scripta Scotorum Anglorumque et traditio veterum. Die welschen Triaden, werden zu letterer gehören, denn sein Werk ist voll von Trilogien 3). Es ist der für die Kritik wichtige Umstand übersehn worden, daß ein großer Theil dieses Werkes von

1) Dieses ist Turners Meinung. History of the Anglo-Saxons I, 201.

2) The historia Britonum etc. by Mark the Hermit. London 1819. 8.

3) Cap. VII. Drei Söhne der in Irland landenden Spanier mit 30 Schiffen und 30 Frauen. Cap. XXV. 3×3 römische Kaiser in Britannien. Cap. XXVII. drei Niederlagen der Römer durch die Briten. Cap. XXVIII. drei Schiffe der Sachsen. Cap. XLVII. 800 Sachsen und 500 Briten u. a. m.

Heinrich von Huntingdon und oft wörtlich in seine Geschichte eingetragen ist, ohne jedoch weder den Nennius oder Marcus zu nennen, sondern nur quendam authorem S. 300 3. 56 vgl. Nennius cap. 26. quidam S. 310 3. 55 vgl. Nennius c. 44.; und sogar S. 313 3. 51: Gildas historiographus '). Die Chronologie, welcher Nennius folgt, ist keine andere als die des Eusebius, wenngleich die Handschriften, namentlich die des Marcus, dieselbe auch sehr verstümmelt haben.

Jeffrey (Galfridus) ap Urthur, zu Monmouth geboren, 1152 Bischof zu St. Asaph, ist der englische Milchbruder des dånischen Saro Grammaticus. Im zierlichsten Latein seiner Zeit gab er eine Geschichte der Briten, welche, aus dichtem Sagenstoffe und einigen historischen Anklången zusammengewebt, durch classisch gravitåtischen Anstrich die englische Geschichtsforschung mit schüchterner Befangenheit gelähmt hat. In neueren Zeiten hat man sich zu unbedingter Verwerfung des ganzen Werkes vereint und dabei übersehn, daß viele seiner Angaben durch ans derweit erhaltene Nachrichten unterstüßt sind 2), welche nicht nur bei Jeffrey, sondern auch bei manchen von einander ganz unabhängigen Schriftstellern fich finden. Er selbst behauptet sein Werk nur aus einer in britischer Sprache geschriebenen Chronik überseht zu haben, welche der Archidiaconus von Orford, Walter 3), in der Bretagne gefunden und ihm mitgetheilt habe, genannt Brut-y-Brenhined, die Geschichte der Könige von Britannien. Für das Original dieses Werkes wird der dem Tysfilio zugeschriebene Brut gehalten, welcher in der Welsh Archaeology T. II. gedruckt und von P. Roberts überfest ist, unter dem Titel: a chronicle of british kings. London 1810. 8. Doch bleibt noch immer einiger Zweifel, ob

1) Die Stellen des Nennius, welche sich bei Heinrich von Huntingdon wieder finden, find vorzüglich aus Cap. 2-4, 9, 10, 16, 23, 28, 36, 38, 47-49, 51, 54, 61, 62. Einige Stellen des Heinrichs schliessen sich näher an die vaticanische Handschrift, z. B. S. 313. Arthurus belliger.

2) Vgl. unten S. 42 Note 2.

3) Nicht der jüngere Walter Mapes, wie gewöhnlich gesagt wird, sondern ein ålterer Walter Calenius. S. Douce zu Warton hist. of english poetry T. I. p. 199.

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