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er, wie man leicht einsieht, sich nicht so zu dem Kranken gesellen, daß er ihm die gleichnamige Seite bietet, er darf sich also nicht neben seine Füße stellen, wenn er ihm das Antlig zukehrt; er muß sich neben seinen Oberleib oder Kopf stellen oder seßen, und über ihn hinunterschauen: in dieser Richtung bietet er ihm die ungleichnamige, die odisch freundliche, kühlig wohlthuende Seite, und in dieser kann er ohne Nachtheil einige Zeit verweilen. — Noch weniger als hier, darf er beim Ergreifen des Armes zum Pulsfühlen fehlen: nie darf er eine gleichnamige Hand erfassen. Wenn er dieß bei Hochsensitiven thäte, würde er unverzüglich Krämpfe, Steifheiten, Schlottern, selbst Katalepse erzeugen können; bei minder Sensitiven wenigstens alle Wirkungen eines Rückstriches hervorrufen, Ameisenlaufen, Magenweh, Migräne 2c. Er muß also wohl auf der Hut seyn, nur an der ungleichnamigen Hand die Finger an den Puls zu legen und da auch thunlichst kurz zu verweilen, weil er auch hier gewisse nachtheilige Folgen nicht vermeiden kann, die ich beim Theilstriche auseinander sehen werde. Schon beim ersten Pulsfühlen also wird man den Höhergebildeten vom minder unterrichteten Arzte unterscheiden können.

Nach alle dem wird man Ursache finden, den Ausstellungen der Kranken gegen nebensitzende oder stehende Personen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und wird anerkennen, daß es nichts weniger als gleichgiltig für ihre Ruhe und ihre Herstellung ist, daß Jemand in falscher odischer Richtung sich in ihre Nähe seze; man wird die von mir oben entwickelten Gesetze zu ihrer Erleichterung beachten und zur Linderung menschlicher Leiden in Anwendung bringen.

§. 151. Jetzt werden wir vollständiger und genauer als früher (Dyn. §. 233) im Stande seyn, ein Urtheil zu fällen über die Stellung, welche Stühle, Bänke, Sopha, Ruhebetten, Schlafstellen und Lagerstätten aller Art für sensitive Menschen, und da die Sensitiven in geringern Graden überaus zahlreich sind, überhaupt alle Ruheorte für alle wechselnden Inhaber haben sollen. — Daß dabei die Längenrichtung der Menschen im Meridiane sich befinden, und darin mit dem Kopfe nach Norden gerichtet seyn sollen, wissen wir schon. (Dritte und fünfte Abhandlung der Dynamide.) Aber den Grund wußten wir damals noch nicht gehörig; jezt ist er genau ausgemittelt: er liegt offenbar darin, daß unsere odische Längenare in ihrem Kopfpole odnegativ ist. Sie muß also, wie die Magnetnadel, die an ihrem gen Norden zeigenden Pole auch odnegativ ist, die Richtung auch nach Norden haben. Der odpositive Nordpol des Erdballs und der obnegative Bol der menschlichen Longitudinalare, der Kopfpol, sind freundliche ungleichnamige Pole, und müssen ihrer Natur nach einander zugekehrt seyn.

§. 152. Auf gleiche Weise springt es nun ins Licht, warum die Sensitiven nicht nur liegend mit dem Kopfe gen Nord gerichtet seyn müssen,

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sondern auch sizend, stehend und selbst fahrend und gehend, (Frl. Nowotny Dyn. §. 68) den Rücken nach Norden kehren und mit dem Gesichte nach Mittag schauen müssen, wenn sie gut bestehen sollen. Die Ursache hievon liegt offenbar in der Natur unserer Transversalare, Quer- oder Dickenare, die wie wir gefunden haben, auf dem Hinterkopf und Rücken ebenfalls ednegativ, auf der Gesichts-, Brust- und Bauchseite aber odpositiv ist. Unsere negative Rückenseite aber ist wiederum pólarfreundlich mit dem positiven Erdnordpole, also in demselben Falle mit dem Kopfpole unserer Längenare und muß daher für den Sinn der Sensitivität ebenfalls nach Norden zugekehrt seyn. Später werden wir zu der Kenntniß kommen, daß die Sensitiven noch andere Richtungen einhalten müssen, wenn ihre Wohlfahrt geborgen seyn soll, z. B. daß sie nur auf der rechten Seite liegen können; daß sie, wenn ihre Ruhestätte an einer Mauer liegt, mit dem Gesichte ihr müssen zugekehrt seyn können, unbeschadet der übrigen Richtungsbedingungen u. s. w. Tem allem werden wir besser unten begegnen; ich werde die innern Ursachen davon aufdecken und dann an die so eben nachgewiesenen anreihen.

§. 153. Die relativen Temperaturverhältnisse im menschlichen Leibe werden von den odischen Bewegungen auf eine merkwürdige Weise influenzirt. Ich habe gezeigt, wie durch Odgleichnamiges die bezüglichen Glieder wärmlich und durch Ddungleichnamiges kühlig betroffen werden. Wenn nun auf den ganzen Leib oder doch auf große Strecken desselben in Einem Sinne etwa odpofitiv eingewirkt wird, z. B. dadurch, daß einer nahe stehenden Person mehrere andere die linke Seite zukehren, so wird sie links lau, dann warm, gleichzeitig rechts kühl sich angegangen fühlen. Verharren nun die Leute in dieser Stellung einige Minuten gegen einander, so steigt das Gefühl dieser Temperaturdifferenz verschiedener Körpertheile und wird widerlich, endlich unleidlich. Hr. Klein (43) kannte es längst an sich und erzählte es mir als eine sonderbare Eigenschaft, daß er sich häufig darüber überrasche, daß seine eine Seite warm sey und gleichzeitig die andere kalt; dieß erstrecke sich oftmals bei ihm vom Kopfe bis zu den Fußzchen hinans. Das eine Ohr sey dann eiskalt und blaß, während das andere brennroth; die eine Leibesseite wohlbehaglich warm, die andere mit Gänsehaut überzogen. — Wenige Tage später bekam ich Gelegenheit, mich selbst hievon zu überzeugen. Hr. Klein (7) arbeitete einige Zeit mit mir unterm Einflusse auf Tischen umherliegender großer Krystalle, welche ihm ihre negativen Pole zukehrten. Nach einiger Zeit sah ich, wie er rechts warm und roth geworden, links entlang herab kalt und blaß war. Sein rechtes Ohr fühlte ich warm, das linke auffallend kalt. Unter andern Umständen fühlte er (7) denselben Unterschied zwischen Vorderseite und Hinterseite eintreten, so daß er vorn Wärme und hinten Kälte empfand. Es ist einleuchtend, daß im ersteren Falle die Latitudinalare, im lettern die Transversalare betroffen wurde. Erscheinungen

v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

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dieser Art kennen im Leben bei Sensitiven gewiß häufig genug vor; man hört oft sagen: „cs hat mich dabei heiß und kalt überlaufen“; „es ist mir eiskalt über den Rücken gelaufen“ zc.

5) Untergeorducte Polaritäten einzelner Glieder.

§. 154. Wir haben uns bis hierher mit den edischen Polaritäten des ganzen Menschen, mit seinen Hauptaren beschäftigt. Nunmehr wollen wir seine einzelnen Organe betrachten und untersuchen, in wie weit sie einerseits Träger der Polarität jener Hauptaren sind, anderseits in sich selbst subordinirte, secundäre Aren besigen. Zunächst wollen wir die Arbeiten vornehmen, die ich durchgeführt habe über:

a) Die Hände.

§. 155. Unsere Latitudinalare ist bekanntlich die am stärksten odisch polarisirte, und unsere Hände sind, wenn wir beide Arme nach der Breitenrichtung ausstrecken, die äußersten Enden derselben, in ihnen liegen also die beiden Punkte der größten Intensität, die Pele der Breitenare nämlich. Unsere Hände sind darum in Beziehung auf unsere edische Natur Organe von erster Wichtigkeit. Sie haben deßwegen im thierischen Magnetismus seit den ältesten Zeiten, schon von den Indiern her, die größte Rolle gespielt; nur hat man bis jetzt den Zusammenhang der Erscheinungen, die Gesetze ihrer Wechselwirkung und ihre Bedeutung nicht gekannt.

a) Die Hänte ter untersuchten Sensitiven.

§. 156. Wenn ich mich der Frl. Krüger (130) aus der Ferne näherte, so war die erste odische Empfindung, die ich ihr verursachte, ein leises Gefühl von Kühle in der Höhle der linken Hand. Dieß begann schon, ehe sie an der rechten irgend eine Sensation hatte. Es war die Einwirkung in distans von meiner Rechten auf ihre Linke, und zwar bei diesem Individuum auf acht bis zehn Schritte Abstand, je nach dem Grade ihrer jedesmaligen Reizbarkeit.

§. 157. Trat ich zu ihr (27) hinan und hielt meine Hand an die ihrige, die Rechte in die Linke, jedoch ohne sie zu berühren, nur indem ich meine Weiche nahe an ihre Weiche hinhielt, so fühlte sie Kühle; brachte ich auf gleiche Weise meine Linke in die Nähe ihrer Linken, so empfand sie Wärme. -Dieselben Versuche gaben mit Frl. Nather (77) ganz dieselben Ergebnisse; diese, welche die erste Veranlassung zu dieser Methode gegeben hat, glaubte dadurch die Unterschiede viel genauer zu empfinden, als bei wirklicher Berührung der Hände. Ich habe auch diese Weise seitdem beibehalten, weil sie in der That leichter und feiner reagirt, und sie in Anwendung gebracht

bei Friedrich Bollmann (5), den Herren Rabe (5) und Ragsky (2), sowie der Frl. Dorfer (), Zinkel u. v. a. Alle haben dieselben Erklärungen abgegeben.

§. 158. Wir haben schon früher (Dyn. §. 177) vielfach die Wirkungen kennen gelernt, welche Körper aller Art auf sensitive Hände ausüben. Wir haben (Dyn. §. 234) ausgemittelt, daß sie dadurch in eine edchemische Reihe gleich der electro-chemischen gebracht werden können. Aber dazumal als ich diese Untersuchungen vernahm, war ich noch nicht so weit in der Erkenntniß dieser Gegenstände vorgedrungen, daß ich gewußt hätte, daß die Körper einmal nach ihrer odischen Verschiedenheit erkannt, auch umgekehrt zur Unterscheidung unserer eigenen Hände und ihrer verschiedenen Beschaffenheiten dienen können. Davon wollen wir nun hier Gebrauch machen. Wie ich oben §. 74. eine Mauerwand und einen Spiegel benügt hatte, um mittelst ihrer Beschaffenheit die odischen Werthe der Vorder- und Rückseite des Menschen auszumitteln, so will ich hier verschiedener Körper mich bedienen, um bei ihnen Bestätigungen und weitere Ausführungen für die polaren Qualitäten unserer beiden Hände insbesondere zu holen. Ich sage Bestätigungen, denn im Allgemeinen ist ihre odpolare Stellung durch die Untersuchungen über die Latitudinalare schon bestimmt worden.

§. 159. Porzellan ist, als ein reichlich sauerstoffhaltiger Körper odnegativ. Eine Kaffeeschaale davon gab ich der Frl. Weigand (23) in die Hände. In ihrer linken Hand gehalten, fand sie sie so sehr kalt, daß das Kältegefühl nicht bloß die Hand, sondern nächst dieser den ganzen Arm ergriff, ja in kurzem die ganze linke Seite den Schenkel hinab bis in den Fuß und die Zehen hinauslief. Nahm sie nach kurzer Frist die Schaale mit der rechten Hand, so empfand sie von alle dem nichts. Ich legte ihr eine Anzahl Körper vor, um sie in jeder Hand besonders zu prüfen: Sie fand Gold (eine Uhrkette) in ihrer linken Hand warm; in ihrer Rechten kühlig;

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Alle diese Körper also erschienen links wärmer als rechts. Sie waren sämmtlich odpositive, mußten also in der odpositiven Hand lauwarme Empfindung erregen und dieß war die Linke. In der Rechten waren sie ungleichnamig und erzeugten ihrer Negel gemäß Kühle.

Einen ähnlichen Versuch machte ich mit der Frl. Azmannsdorfer. Dieser gab ich viele negative Stoffe, Flußspath, Schwerspath, `Kalkspath u. a. m. Sie fand sie außerordentlich kalt in ihrer linken Hand, erfrischend für ihren

ganzen Arm und Leib (linke Seite). Sehr erstaunt über sich selbst aber war sie zu finden, daß diese Körper alle, nachdem sie sie zu kurzer Ruhe auf den Tisch gelegt hatte, um die odische Ladung vergehen zu machen, die sie von ihrer linken Hand empfangen hatten, in ihrer rechten Hand ganz und gar nicht dieselbe Kälte besaßen, sondern hier sogar wärmlich und widerlich sich anfühlten. Sie wollte mir eine Erklärung darüber, wie dieß zuginge, nicht erlassen, und bezeugte sich ganz ungläubig gegen meine aufrichtige Versicherung, daß ich dieß so ziemlich selbst nicht wüßte. Sie erkannte mit Verwunderung, daß sie zweierlei Hände hatte, und da ich ihr dieß durch das einfache Experiment bewiesen hatte, ohne nur ein Wort dabei zu reden, so wollte sie nicht begreifen, daß ich am Ende auch nicht viel mehr als sie wüßte, nämlich daß sie eben zweierlei Hände habe. Was innen liegt, ist verborgen; das aber ist es, was ich hier in neuer Form bestätigt haben wollte.

B) Die Hände der untersuchenden Nichtsensitiven

§. 160. Vorstehendes galt von den Händen der Sensitiven. Nun aber meine eigenen Hände. Diese zu bestimmen, gab ich der Frl. Weigand (1) ein Glasrohr in die linke Hand, etwa ein Meter lang. Nach kurzer Pause berührte ich es am andern Ende mit meinen rechten Fingern; sie fand, daß das Rohr davon kalt werde. Dann faßte ich es mit meinen linken Fingern; jezt erklärte sie, daß das Rohr warm werde. Ein andermal legte ich ihr (7), einige Stückchen gewöhnlichen Rohrzucker auf einen unpolirten tannenen Tisch. Nach einiger Frist gab ich ihr ein Stückchen, das ich mit meiner rechten Hand aufgefaßt hatte, in ihre Rechte. Sie fand es lauwidrig. 3ch gab ihr ein anderes Stückchen mit meiner Linken; sie fand es kühlig. Mit zwei andern Stückchen verfuhr ich ebenso in ihrer Linken und erhielt nun gerade die entgegengesetzten Antworten. Alle vier Versuche wiederholte ich mit der größten Eilfertigkeit meiner Hände, so daß die Zuckerstückchen durch meine Finger nur hindurchflogen; der Erfolg war aber ganz derselbe. Endlich gab ich ihr einen kurzen Kupferdraht in die Häude, in die eine nach der andern, und legte mit meinen Händen aufgefaßte Zuckerstückchen nur an den Draht an. In allen vier Fällen empfand das Mädchen die nämlichen lauen und kalten Eindrücke aus dem Drahte, wie sie es aus dem Zucker unmittelbar gefühlt hatte.

Meine rechte Hand war also odnegativ, meine Linke odpositiv; ebenso waren es die Hände der sensitiven Person.

§. 161. Theils um diese Erfahrungen zu befestigen, theils um ihre Allgültigkeit nachzuweisen, habe ich Händeprüfungen mit sehr vielen Sensitiven wiederholt, mit einer Anzahl derselben nur an der einen Hand, mit einer andern an beiden. Diejenigen Zeugen, mit denen ich sie nur an der

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