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Gefühl, etwa von Läue oder Kühle u. s. f. zu erkennen vermochten, daß jene folglich der unterste Anfang der odischen Sensationen sind; was also dort von Unangenehmem ausgeführt wurde, das gilt hier von Angenehmem.

§. 1601. Beruhigend nannte dieß Hr. Gustav Anschütz (") im Gegensage gegen die Unruhe, die ihm die Bewegung verschiedener Menschen, oder auch nur meiner allein verursachte, wenn man um ihn in verschiedenen Richtungen hin- und herging. Diese mancherlei Stellungen um ihn her und Gänge an ihm vorbei waren lauter auf einander folgende bald foretische, bald nemetische, bald stärkere, bald schwächere, bald dieses, bald jenes Organ erfassende Angriffe auf das odische Gleichgewicht in seinem Körper, also fortwährende Aufregungen in rascher Folge anf einander, die seine Ruhe beeinträchtigten. Begab ich mich nun neben ihn, ungleichnamige Seiten einander zugekehrt und verharrte ich in dieser Stellung, so brachte ich mit der Annehmlichkeit ihm zugleich das Gefühl einer gewissen Beruhigung hinzu, die so deutlich sich geltend machte, daß sie bei ihm, bei Frl. Azmannsdorfer und bei manchen andern Sensitiven zum Bewußtseyn gelangte.

§. 1602. Bald darauf folgte das, was Hr. Gustav Anschütz (1) ge= sellig, andere erheiternd, zutraulich nannten und was wohl immer im Gefolge der Behaglichkeit in Gesellschaft sich fühlbar macht.

§. 1603. Frische ist der nächste Grad nemetischen Gefühls, we nämlich in die Behaglichkeit schon die Wahrnehmung der ersten Spuren feiner Kühle sich einmengt, das Wohlkühle. Frl. Maix (50) und Frl. Nowotny (131) verglichen die Wirkungen, die in ihrer Hand ein Draht hervorbrachte, den ich am andern Ende in den Sonnenschein vor ihren Fenstern brachte, mit frischer Mailuft. Dieses Mailuftgefühl ergriff bald den Arm und sofort die ganze linke Seite. Wandte ich das Spectrum an, so ergoß sie sich in die Linke der Frl. Azmannsdorfer, Krüger u. a. aus dem blau und violetten Lichte, besonders aber aus den chemischen Strahlen.

§. 1604. Die steigende nemetisch odische Einwirkung erzeugt nun die Empfindung von Kühle. Frl. Azmannsdorfer fand Schwerspath, Flußspath, Kalkspath in ihrer linken Hand sehr kühl. Frl. Beyer (233) fand die vom Feuer ausgehende Radiation sehr kühl. Frl. Dorfer u. v. a. nannten meine Rechte in ihrer Linken kühl. Freifräulein von Seckendorf (2) fand eine Porzellantasse, nachdem ich sie eine Minute in meiner Rechten gehalten hatte, viel kühler geworden, als sie zuvor gewesen. Alle darüber befragten Sensis tiven fanden am Volta'schen Element die Zinkseite rechts fühl im Vergleich mit der Kupferseite.

§. 1605. Nun kommen die Empfindungen von einer gewissen eigenthümlichen Leichtigkeit zum Vorschein, die mit den Anziehungs- und Abstoßungsphänomenen zusammenhängen. Frl. Azmannsderfer schienen die negativen Späthe, die so eben genannt wurden, in ihrer Linken so seltsam

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leicht, daß sie ihr wie Flaum vorkamen. Freifräulein von Seckendorf (2) sprach sich auf gleiche Weise über die Porzellangefäße aus, deren ich so eben Erwähnung gethan. Max Krüger (5) fand alle ungleichnamigen Gegenstände leicht. Frl. Sturmann verglich Aehnliches mit Schaum.

§. 1606. Frl. Reichel nannte jede odnegative Einwirkung auf ihren linken Arm entleerend, leermachend, im Gegensatze gegen Odpositives, das sie füllend, vollmachend hieß. Viele andere Sensitive theilten diese Ansicht.

§. 1607. Zu diesen beruhigenden, kühligen, leichtmachenden, alle Sorgen verscheuchenden Empfindungen gesellte sich allmälig die Schläfrigkeit und sofort nach kurzer Weile der große Sorgenbrecher, der Schlaf, früher bei höher Sensitiven, später bei schwächern. Wenn ich mich mit ungleichnamiger Seite neben Frl. Apmannsdorfer seßte, so dauerte es nicht lange, daß sie die vorstehenden Grade durchlaufend, schläfrig wurde. Ebendieselbe (379) verfiel in Schlaftrunkenheit, wenn sie einen langen Draht, der in der Richtung des Meridians lag, am genNordende eine Weile in der Hand hielt. Frl. Beyer (17) gerieth in Schläfrigkeit, wenn sie mit der linken Seite kurze Zeit neben einer (odnegativen) Mauerwand stand. Ebendieselbe (129) wurde von frischem Schneefalle unwiderstehlich schläfrig. Ja schon der Eintritt feucht-trüben Wetters reichte hiezu bei ihr hin. Hr. Rabe wurde schläfrig, so oft er sich auf seinen Sopha setzte, der mit dem Rücken gegen Nord gekehrt war; auf keinem anderen Sessel begegnete ihm dieß sie hatten aber alle eine andere Richtung.

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§. 1608. Bei Personen von sehr hoher Sensitivität, solchen die an Somnambulismus leiden, tritt hier ein eigener Umstand ein, dessen Erklärung noch in einiger Ferne liegt, dessen aber hier am Orte Erwähnung geschehen muß. Wenn Frl. Reichel, Nowotny, Azmannsdorfer, Sturmann, Lederer in der Periode ihrer Krankheit längere Zeit einen halben oder ganzen Tag ihren Arzt nicht sahen und keine Fortstriche von ihm empfingen, fühlten sie sich matt und schwach geworden und dürsteten nach Strichen. Wenn sie sie dann empfingen, so schliefen sie zwar dabei gewöhnlich schnell ein, aber sie rühmten, daß sie sich dadurch überaus gekräftigt fühlten. Namentlich Frl. Azmannsdorfer, wenn sie Morgens erwachte, fühlte sich oftmals so matt, daß sie kaum die Glieder bewegen zu können glaubte. Kam ich dann zu ihr, stellte oder seßte mich neben ihr Bette, oder es kam auch nur ihre junge kräftige Wärterin, so fühlte sie von dieser gefunden Nachbarschaft so viel Magnetismus wie sie es nannte auf sie überströmen, daß sie merklich an Kraft zunahm und Fähigkeit gewann, sich in ihrem Bette zu wenden und aufzurichten. Kam dann der Arzt und gab ihr einige Striche, so schlief sie zwar augenblicklich ein, allein ward in diesem Schlafe munter, kräftig, scherzte, stand auf und kleidete mit geschlossenen Augen sich an, mit

einem Worte, die odisch-nemetische Behandlung brachte Kräftigung ihres gesammten Nervenbaues herver, die dann, abnehmend zwar, fast den ganzen Tag noch vorhielt. Wenn ich ihr (103), zu jeder Zeit, meine beiden Hände reichte, so daß sie ungleichnamig in die ihrigen zu liegen kamen, so erkräftigte sie sich daran. - Frau Kienesberger (242) fand ich von den kühlen Emanationen der Elektrifirmaschine überaus gestärkt und gekräftigt. So ungefähr fand ich es bei Frl. Beyer und bei allen höher Sensitiven; sie lechzten nach den Fortstrichen ihrer Aerzte, um zu neuer Kraft durch sie erhoben zu

werden.

Was den Grund dieser Erscheinung anlangt, so muß man sich erinnern, daß die Lagerung im Bette, wo ein Kranker nicht von der Stelle kömmt, für eine hochsensitive Person eine ziemlich unvortheilhafte ist. Das ganze Bette wird odisch geladen und geräth in einen Zustand, in welchem es den Kranken in hohem Grade unleidlich werden und auf ihn in einer Weise rückwirken muß, die wir noch nicht nach allen Seiten kennen. Wenn nun eine auswärtige nemetische Einwirkung eintritt, so begreift sich, daß dieß dem darin gefangen liegenden Kranken in hohem Grade angenehm, erfrischend und sofort fräftigend werden kann.

§. 1609. Ziehend nennen die Sensitiven gewisse Empfindungen, die jezt als nächste Stufe nemetisch-edischer Einwirkung sich kundgeben. Schwefel ist seine Substanz, welche überall, wo sie mit Händen erfaßt wurde, nach kurzer Zeit dieses Ziehen verursachte. Es ist eine theilweise Affection einzelner Nervenbündel, die bald da, bald dort statt hat. Frau Kienesber ger (251) fühlte das Ziehen von Schwefel in den Fingerspißen. - Fräulein Mair (99) und Tischler Klaiber (56) fanden den violetten Strahl des Sonnenspectrums, den ich durch einen Draht zu ihrer Hand leitete, überaus kalt und ziehend. Auf die Handfläche der Frl. Sturmann (15) und Nowotny feßte ich senkrecht den genNordpol eines Magnetstabs; er verursachte beiden neben Kälte ein peinliches Ziehen, das bei Ersterer (34) einem engen Zusammenschnüren unten am Geäder des Armes gleich kam. Der Frl. Reichel (29) verursachte meine rechte Hand, wenn ich sie ihr gab, fliegendes Ziehen bald da, bald dort. Es war um so stärker, je kühlender meine Hand wirkte und dauerte auch nach Entfernung meiner Hand noch kurze Zeit fort. Freifräulein Elise von Seckendorf (1) fand die Einwirkung aller odnegativen Stoffe auf ihre rechte Hand ziehend. - Der Frl. Aymannsdorfer (95) gab ich einen Kupferdraht in die linke Hand und ließ sie Gewöhnung davon nehmen. Sie fand ihn lauwidrig. Dann ergriff ich das andere Ende desselben mit meinen rechten Fingern; nun wurde für sie der Draht kalt und erzeugte Ziehen in Hand und Arm. Als ich nun den Draht in meine Linke genommen, verschwand das Ziehen, aber statt dessen trat warmes Toben ein, das sie mit Fingerschlägen auf die Hand, mit tak-tak-tak bezeichnete. Ziehen

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und Toben waren also einander direct entgegengesetzt, das Erstere nemetischer, das Andere foretischer Einwirkung zugehörig. An der Elektrisirmaschine und an den Volta'schen Apparaten fand nicht bloß Frl. Apmannsdorfer (874.414), sondern alle andern Sensitiven vom Zinkpole aus, so wie vom positiven Conductorstrome dieses eigenthümliche Ziehen ausgehen.

§. 1610. Weiter fortschreitend in der Stärke der Einwirkung oder der Höhe der Reizbarkeit ging das Kühle in das Gefühl von Kälte über. Die reizbare Frau Kienesberger (242) fand die positive Emanation vom Conductor und der Glasscheibe der Elektrifirmaschine in einiger Nähe eiskalt, wie sie sich ausdrückt. Frl. Krüger (31) fand den veilblauen Sonnenstrahl im Spectrum angenehm kalt. Frau Lederer (29) fand die negativen Pole von Gypskrystallen eiskalt auf ihre Hand wirkend. Friedrich Weidlich (10) em= pfand kleine, aber intensiv magnetische Stahlnädelchen auf seiner linken Hand am negativen Pole lebhaft kalt. Alle nemetischen Striche nannte er (2) kalt, sehr kalt. — Frl. Azmannsdorfer (276 b), Beyer, Nowotny, Girtler, Weigand, Reichel, Frau Kienesberger, Krebs u. v. a. fanden alle den Magnetstrich nah und ferne kalt, oftmals eiskalt.

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Das Kalte zerfällt in zwei Unterarten, in ein Solches, das die Sensitiven fließend, strömend, blasend, windig, windigkalt nennen, und in eines, das sie hartkalt, steifkalt, unangenehm, widrigkalt heißen. Auf Leßteres werde ich bald zurückkommen, hier will ich nur von Ersterem reden. Fließend oder windigkalt nannte Frl. Aşmannsdorfer (277) die Ausflüsse meiner rechten Finger auf ihre linke Hand, besonders wenn sie sich über einen in ihr liegenden Gegenstand, ein Porzellangefäß verbreiteten, dann floß die Kühle wie eine feine Flüssigkeit darüber hinab in ihre Hand und verbreitete sich darüber. Ebenso schilderte dieß Frl. Krüger (89), wenn ich auf diese Weise auf eine kleine Blechbüchse wirkte, die sie in der Hand hielt. Frl. Mair (43. 24) bezeugte solche fließende kalte Gefühle, wenn ich in ein Trinkglas, das sie in der Hand hielt, den genNordpol eines Magnetstabs, oder den negativen Pol eines Gypsspathes, oder meinen Zeigfinger, oder nur ein Stück Schwefel oder Phosphor oder Tellur hinein stellte. Frl. Nowotny (13) mit allen höher Sensitiven nannten die kalte Wirkung der Magnete auf sie windig. Frau Kienesberger (22), Frl. Reichel u. a. m. nannten die Kühle, die die Nähe eines positiv elektrisirten Conductors erzeugte, windigkühl. Den ersten Strich, den ich der Frl. Maix (2) mit einem kleinen Gypsspathe über die Hand hinab gab, nannte sie kalten Wind. Hr. Gustav Anschüß (213) fand alle genNordpole der Magnete, alle rechten Finger, alles was stark negativ auf ihn reagirte, windig und blasend, und hob dabei lebhaft den Unterschied zwischen dieser und der foretischen lauwidrigen Wirksamkeit heraus, welche niemals blafend, sondern immer lau und träge erscheine. Ebenso erklärte Hr. Raffelsberger, Hr. Dr. Köller u. a. m. meine großen Gotthardter

v. Reichenbach, der sensitive Mensch. I.

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Bergkrystalle an ihren negativen Polen blasend. — Als ich einen todtgewordenen Finger meiner Tochter Hermine (17) mit Fortstrichen behandelte, fühlte sie einen kühlen Wind darüber wehen. Ich könnte die Belege hiezu nicht nur hundert sondern tausendweise aufführen, es mag aber an diesen genügen zur Feststellung der Thatsache, daß alles Odnegative, wenn es rein ist, nemetisch angewandt wird und einige Stärke hat, in seiner kühlgebenden Wirkung ein Gefühl von Flüssigkeit, von windähnlichem Wesen mit sich führt, was den unter manchen Sensitiven geläufigen Ausdruck „windigkalt“ hervorgerufen hat, mit dem immer Gefühl der reinen sensitiven Behaglichkeit verbunden ist.

§. 1611. Das Fasrige, auf das Frl. Apmannsdorfer (278 b) zuerst als Beigefühl des Kühlen von den Magnetpolen und den Händen aufmerksam machte und wovon ich schon oben (§. 1094, 1163) Meldung that, wurde nur von Hochsensitiven, wie von dieser, dann von Frl. Nowotny, Sturmann, Maix empfunden; schwächer Sensitive vermochten die Sensationen nicht innerlich so deutlich zu unterscheiden; auch mußte hiezu die Einwirkung schon von einiger Stärke seyn.

§. 1612. In den höheren Graden geht das Ziehen, das über größere Stellen ausgedehnt ist, in ein solches über, das auf kleinere Flecke sich beschränkt, mehrfältig wird und so endlich in eine Art von Stechen übergeht. Dahin gehören nun die Schwefelstiche, die von doppelt chromsaurem Kali, welche Frl. Reichel (34), Sturmann, Nowotny, u. a. an negativen Substanzen empfanden.

§. 1612. Zuletzt geht das Kältegefühl bei Hochsensitiven in die höchsten Grade über, die man von sogenanntem innerlichen Froste nur irgend sehen kann. Von einem starken genNordpole eines Magnets, in die linke Hand der Frl. Zinkel (108) gebracht, sah ich diese, während Menstruen, vor Frost, den er ihr den Arm hinauf verursachte, ganz zusammenschauern. Andermale sah ich, wie Frl. Zinkel von nemetischen Einwirkungen über den ganzen Einen Arm, den linken, mit einer sogenannten Gänsehaut bedeckt Bei Frl. Beyer (326) geschah es nicht selten, daß ich sie in unwillfürliches volles Zähneschlottern gerathen sah, wenn ich stark odnegativ in nemetischer Richtung auf sie einwirkte, z. B. wenn ich ihr das Ende eines Glasstabes in die Linke gab und dann mit meiner Rechten heftig auf das andere Ende drückte. Auf Frau Lederer (29) wirkte der negative Pol eines großen Bergkrystalls so heftig kaltmachend, daß ihr der linke Arm vor Kälte halb steif wurde und sie dabei vor Frost in Zittern gerieth.

wurde.

§. 1613. Endlich tritt Somnambulismus ein. Er erfolgt bald früher, bald später, läuft die vor ihn liegenden Grade zuvor alle oder nur einzelne durch, oder er tritt plötzlich ohne alle Vorläufer ein, je nach den Hinneigungen der verschiedenen Sensitivitätsgrade.

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