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§. 1567. 3m weiteren Verfolge tritt ein Zustand von Bangigkeit und sofort das ein, was man Beängstigung nennt. Dieß besteht in einer gewissen Beklemmung des Herzens, wobei die Pulsschläge etwas langsamer, aber stärker und dumpfer anpochen und ein Gefühl erzeugen, als ob das Herz anschwölle. So fanden es Frl. Beyer (126), meine Tochter Hermine (23), Mar Krüger (5) u. v. a.

vor.

§. 1568. Das Gefühl von Läue schreitet sofort zu dem von Wärme 3hr Eintritt ist nicht mit einem scheinbaren Luftzuge, einem Wehen oder Blasen verbunden, wie dieß bei der stärkern Kühle der Fall ist, sondern die Sensitiven, namentlich Hr. Gustav Anschütz (213) fühlen sie nur schleichend herankommen. Gekreuzte Hände erzeugten der Frl. Maix, Agmannsdorfer (108), Beyer (10), Martha Leopolder (116) Wärme, die, wenn man mit ihnen in dieser Haltung anhielt, nach und nach ins Unerträgliche stieg. Frl. Ahmannsdorfer (405) fand die Erstwirkung eines großen 1⁄2 Elle langen Gypsspathes am positiven Ende auf ihrer linken Hand lebhaft warm; ebenso fand Freifräulein von Seckendorf (3) eine Porcellantasse in ihrer Linken warm, wenn sie sie aus meiner Linken empfing, oder wenn ich fie mit meiner Linken berührte; Frau Baronin ven Natorp (99), wenn sie mit dem Rücken neben einer Mauerwand lag oder stand; Tischler Klaiber (5), als er einen Draht in der Hand hielt, der vom rothen Lichte des Sonnenspectrums beschienen wurde u. s. w.

§. 1569. Hierauf folgt in zunehmender Stufenfolge die Empfindung von Peinlichkeit. Fräulein Jos. Geraldini (59), Frau Cecilie Bauer (9), Frl. Zinkel und Beyer, Jos. Czapek (35) fanden das Tragen eines halberwachsenen Kindes auf dem Rücken auf die Dauer peinlich. Die Beklemmung und die Bedrückung reiht sich zunächst daran an.

§. 1570. Pamstig (ein Ausdruck in der bairisch-österreichischen Mundart, der im Hochdeutschen kein Ersagwort findet, etwa pelzig im Schwä bischen) wird die Hand von Mittelsensitiven, wenn ungleichnamige Finger auf ihre Schultern gesetzt werden; so der Frl. Rupp (47).

§. 1571. Wenn leyteres zunimmt, so erwächst das Wurlnde daraus, ebenfalls ein eigenthümlicher und in andern Mundarten schwer ersetzlicher Wiener Ausdruck für das Pamstige, wenn darin eine eigene innere weichlichgriebelnde Bewegung stattzufinden beginnt.

§. 1572. Magendrücken folgt jetzt. Wenn Frau Baronin von Natorp (9) mit dem Rücken einer Mauerwand zugekehrt lag, so gefellte sich der Wärme, die sie befiel, bei einiger Andauer Magendrücken bei. Wenn Frl. Zinkel einige Zeit mit Kupfergeräthe umging, wenn Jos. Czapek (5) längere Zeit stehen mußte, wenn Hr. Gustav Anschütz (13) nur kurze Zeit vor einem großen Spiegel stand, so trat Magendrücken bei ihnen ein.

§. 1573. Das Grufeln (wieder ein Wiener Ausdruck aus der

bairischen Mundart, vielleicht Grieseln im Schwäbischen und Rieseln im Hochdeutschen) ist ein gesteigertes Wurln, wo dessen innere Bewegung zunahm und schärfer wurde. Dieß kam häufig vor, besonders in Händen und Füßen. Frl. Zinkel bekam Gruseln in der linken Hand, wenn sie sie auf die Glasfläche eines Quecksilberspiegels legte.

§. 1574. Dem zunächst war das Ameisenlaufen, eine Jedermann bekannte Empfindung, die jedesmal unterhalb eines gedrückten größeren Nervenbündels entsteht. Frl. Azmannsdorfer (405) erhielt es als Zweitwirkung eines großen Gypsspathes auf der linken Hand; Frl. Reichel (110), wenn sie die linke Hand auf die Kupferfläche eines Voltaschen Elements legte; die sehr reizbare Frau Kienesberger (221), schon dann, wenn ich meine linke Händ eine zeitlang in ihre linke legte; Frl. Krüger (86) von der Reibung, wenn sie eine Porzellanröhre in ihrer Linken hielt und eine gleiche daran gerieben wurde; Frl. Mair (161), wenn ich sie einen Kupferdraht in ein Gefäß voll heißen Wassers tauchen ließ.

§. 1575. Ueber dieses hinaus trat stärkeres Magendrücken, sogenanntes Magenweh auf. Viele Sensitive bekamen dieß vom Waschbiegeln, besonders mit messingenen Biegeleisen, z. B. Frl. Beyer, Zinkel, oder von warmen Bädern, wie Frl. Beyer (248), besonders aber von warmer Kalilauge, wenn sie (267) längere Zeit mit den Händen darin beschäftigt war, oder von Bädern, in denen Schwefelwasserstoffgas sich befindet, wie in Baden bei Wien, namentlich Frau Johanna Anschütz.

§. 1576. Das Stechen in den Händen ist der Zustand, der als Calor mordax empfunden wird. Er steigt in seiner höhern Entwicklung auf zu dem Klopfen oder Pochen, wo die Punkte, die sich zu regen scheinen, nicht mehr in feiner und stechender Zerstreuung, sondern schon in gröberer Saat vorhanden sind, weniger zahlreich, aber kräftiger sich fühlbar machen. Frl. Reichel (34) in den höchsten Stadien ihrer nervösen Anfälle fühlte dieß Klopfen vorzugsweise deutlich und zwar schon, wenn ich ihr meine Rechte in ihre Rechte eine Zeitlang legte. Sie schilderte es, wie wenn aus meiner Hand mit einzelnen Stecknadelköpfen schnell nach ihrer Hand hingetupft würde und dann das stoßende Körperchen langsamer sich zurückzöge, als es angeprallt war. Mit den Pulsschlägen hatte es weder an Zeit noch Ort irgend eine Gemeinschaft. Es glich einer stellenweisen Entladung von einer Hand in die andere von irgend einem unbekannten Agens. In meiner Hand zählte sie ungefähr zehn verschiedene Punkte, von welchen die Stöße ausgingen, und die von einem Stoß zum andern verfließende Zeit betrug ungefähr 1, meiner Pulsschläge, die ohnehin um Vieles langsamer gingen als die des sensitiven Mädchens und damit nicht einmal commensurabel waren. Besonders deutlich empfand Frl. Reichel (36) dieß Klopfen, wenn sie die Hand über meinen Kopf legte, und zwar am reichlichsten entlang des Scheitels. Auch Metalle, namentlich

Kupfer, mehr noch Messing, erzeugte ihr (165) dieß Gefühl des Klopfens in ihrer Linken. Frl. Zinkel (1077) empfand es vielfältig, am stärksten aber an meiner Tochter Ottone, zur Zeit da diese in den Masern lag. Sie erfannte es jetzt nicht bloß, wenn Ottone ihre Linke in ihre Linke legte, sondern auch von ihrer Rechten fühlte sie es ausgehen, nur milder, schwächer. Die Empfindung fand nicht nur auf den Berührungsstellen der Hand statt, sondern den halben Arm der Sensitiven hinauf. Sie ist also für diese von subjectiver Beschaffenheit, und zwar noch stärker, wenn die sensitive Person (1061) selbst krank ist, in Menstruen, an Masern 2c.

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§. 1577. Wenn dieses anpochende Gefühl an Stärke zunimmt und in eine mehr wallende Bewegung übergeht, so nennt es die Wiener Sprache Toben. Alles, was in der Hand der Frl. Mair (34, 35) stark odgleichnamig reagirte, das gab ihr ein Gefühl, das sie mit Toben bezeichnete. Als ich der Frl. Krüger (6) eine Porzellanröhre, die sie am Ende in der Hand hielt, längere Zeit mit einer gleichen stark rieb, stieg die Empfindung bis zum Toben den Arm hinan. Bei Frl. Azmannsdorfer (405) ging die Wirkung eines großen Gypsspathes auf ihrer Hand bei längerer Ausdauer vom Ameisenlaufen stufenweise ins Toben über. Wenn bei der Genannten (262) dieß Toben in den Fingern beginnt und die dasselbe erzeugende Ursache fortdauert oder sich verstärkt, so schleicht es an den Fingern über die Hand in den Vorderarm; langsam erreicht es den Ellbogen. Wenn nun die Erregungsursache aufhört, so nimmt es, immer langsam, denselben Weg zurück; es zieht nach dem Vorderarm, dann nach der Hand, in die Finger, weicht Glaich für Glaich (Phalanx), bis es zuletzt die Fingerspitzen erreicht, verläßt und aufhört. Hat aber die Erregungsursache nicht aufgehört, sondern zu wirken fortgefahren, so steigt das Toben vom Vorderarm in den Oberarm hinauf, schrittweise bis zur Achsel, und hat es einmal diese erreicht, so kann es durch Aufhören der Erregungsursache nicht mehr durch den Arm zurück und hinabgehen, sondern jetzt ergießt es sich in einigen Augenblicken über den ganzen Körper, zuletzt den Rücken hinab und nun entsteht ein plögliches Zusammenschaudern im ganzen Leibe, ein augenblickliches Schütteln vom Innersten heraus und damit endigt alles, als ob es durch eine solche Zuckung mit einemmale aus dem Leibe hinausgeschleudert worden wäre. Von diesem Hergange war ich der oftmalige Augenzeuge. Wir treffen auch hier, was wir schon öfters bei andern gefunden haben, eine Abwicklung, die aus dem Hirne nach dem Rückenmarke und sofort durch dessen Nervenzweige ausläuft und endigt.

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§. 1578. Kopfdruck, der bei Manchen schon früher eintritt, häufig Migräne, nimmt nun überhand. Frl. Maix (165) bekam von einem Fläschchen voll Kalium, das ich ihr in die Linke gab, nebst andern Uebeln Kopfdruck. Frl. Apmannsdorfer (452) wurde durch die Wirkung eines geheizten

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eifernen Ofens von Kopfdruck ergriffen. Manche schwach Sensitive fanden sich von dem Beschauen des Odlichtes im Finstern angegriffen und klagten über Andrang des Blutes nach dem Kopfe und Kopfdruck, z. B. Herr Prof. Huß (2) aus Stockholm, Herr Dr. Machold (99), auch Dr. Nied.

§. 1579. Es folgte bei vielen ein eigenthümliches häufiges Gähnen, das als Vorläufer heftigerer Erscheinungen sich meldete. Bei Frl. Aßmannsdorfer (405, 424) meldeten sich damit immer nahbevorstehende Krämpfe an. Wenn das Toben bei ihr bis zur Achsel gestiegen war, folgte das Krampfgähnen. Wenn ich sie mit Quecksilber einige Zeit beschäftigte, so verfiel sie jedesmal in dieß Gähnen, dem bald Uebelkeit folgte.

§. 1580. Um diese Periode stellte sich bei vielen Sensitiven Augenbrennen ein. Hr. Gustav Anschütz (207) durfte nur längere Zeit vor der Staffelei siten, wobei die Maler den Rücken nach West kehren, also in der für Sensitive allerschlimmsten Richtung sich befinden, so lief er der Reihe nach eine Widerwärtigkeit um die andere durch, bis er beim Augenbrennen anlangte. Wenn er nur von einer Straße nach der andern geht und eine Zeitlang jene Richtung einhalten muß, wird er vom Augenbrennen geplagt. Ich durfte (208) feinem Gesichte meine Hände, Krystalle, Magnete mit gleichnamigen Polen gegen die Augen gerichtet entgegen halten, so befiel ihn Augenbrennen. Mit starken Polen ging es in Augenstechen über. (209) Frl. Zinkel (885) war bei jedem Westwinde, dem sie sich aussette, davon ergriffen. Wenn ich gekreuzte Hände gegen ihre Augen hielt, trat augenblicklich Augenbrennen bei ihr auf.

§. 1581. Ueberfließen der Augen, Augenwässern folgte hierauf bei einiger Andauer der obgleichnamigen, der foretischen Reizwirkung, alsbald bei Frl. Azmannsdorfer (405, 452). Sie durfte z. B. nur in die grüne Farbe des Sonnenspectrums schauen, so überflossen ihre Augen alsbald so sehr, daß sie nicht mehr sah. Blickte sie dann nach der blauen und violetten Farbe, so war die Herstellung alsbald gemacht. Ein großer Gypsspath, ihr gleichnamig einige Zeit über die Hand gehalten, versetzte sie in Augenwässern. Sie besuchte bisweilen in meinem Hause das Zimmermädchen, deren Wohnzimmer mit einem eisernen Ofen geheizt wurde. Wenn sie vor demselben einige Zeit verweilt hatte, so mußte sie davon laufen unter rinnenden Thränen.

§. 1582. In diesen zunehmenden Stadien ging das Kopfdrücken häufig in vollen heftigen Kopfschmerz über. Frau Kienesberger (326) wurde davon beim Einnehmen jeder odpositiven Substanz ergriffen. Thee, Kaffee, Chinin, Nikotin, Tabaksgeruch, Holderthee, Ammoniak, Opium, Mohn, Gerüche von Datura, Hyoscyamus, Belladonna, selbst nur Blaukohl, dessen Base noch unbekannt ist, versezte sie in Kopfschmerz. Es würde mit einer so feinfühlenden sensitiven Person ein Leichtes seyn, in der kürzesten Zeit im Felde, oder in einem Gewächshause, vielleicht schon in einem Herbar eine

Menge Pflanzen aufzufinden, welche Alkaloide enthalten, und wenn einmal die Zeit gereift ist, wo die Chemiker über meine Lehren zur Erkenntniß gekommen seyn werden, die ihnen dermal noch fast überall abgeht, so werden sie sich begierig nach Hochsensitiven umsehen, um Fingerzeige über verborgene Mischungsverhältnisse von ihnen zu erlangen, die sie auf keinem andern Wege eben so leicht und so schnell erhalten können. Bei Frl. Beyer (248) bedurfte es nur eines warmen Bades, um augenblickliches, heftiges, andauerndes Kopfweh davon zu tragen. Frl. Zinkel bekam während Ostwinden regelmäßig Kopfschmerz. Hr. Tirka empfand bei jeder anhaltenden odpositiven Reaction auf seiner Linken Kopfschmerz.

§. 1583. Nun folgt zunächst Uebelkeit, oft unendliches Wehseyn, in welchem die Kranken überaus leiden. Der Frl. Kynast (7) konnten schon starke Gerüche, wenn sie ihnen einige Zeit ausgefeßt war, übel machen. Von positiv geodetem Wasser klagten viele, daß es ihnen fast Uebelkeit verursache. Wasser, im rothen Lichte des Sonnenspectrums geodet, fand Frl. Martha Leopolder zum Uebelwerden ekelhaft.

§. 1584. Das Erbrechen folgte der Uebelkeit unmittelbar nach. Als ich der Frl. Zinkel (1345) ein Glas Wasser zu kosten gab, in das ich eine Glasröhre gesenkt hatte, die ich an einem auf der Drechselbank laufenden Schleifstein trocken einige Minuten gerieben hatte, fand sie es so stark odpositiv geladen, daß ihr gleich nach dem Trinken übel wurde und in Kurzem mehrmaliges Erbrechen eintrat.

§. 1585. Es fingen jetzt einzelne Glieder, an welche stark odischgleichnamige Reize längere Zeit angebracht waren, an ins Dumpfe und Empfindungslose überzugehen.

§. 1586. Das Toben ging nun in das sogenannte Wurmge fühl über. Dieß bestand darin, daß jenes immer massiger wurde, immer einen größeren Theil der Hand zugleich ergriff und so in ein allgemeines fanftes Wallen überging, welches die Empfindung hervorbrachte, als ob der Körper, der gehalten und geprüft wurde, elastisch oder gar lebendig würde und aus lauter fich regenden Würmern bestünde. Diese Erscheinung kam häufig bei Frl. Maix (29. 32, 121) vor, die eine der empfindlichsten Personen war, die ich jemals sah. Ein Taster von Packfong in ihrer linken Hand mit linken Fingern berührt, wurde nach einiger Zeit weich und lebendig, wie wenn er aus Würmern bestände, die sich langsam bewegen; ebenso ein Fläschchen, worin reines Osmium in Pulverform sich befand; eine Flasche, worin Quecksilber, Blei, Kadmium, Titan, Pallad, Chrom, Kupfer, gaben alle links Wurmbewegung. Eine Kupferplatte, mit der Fläche ihrer Hand entgegengehalten auf Entfernung einer halben Armlänge, bewirkte unten am Handgelenke anfangend ein feines Laufen, wie wenn ein langer Wurm ihren Arm hinauffröche. Frl. Sturmann (34) hatte dieses Wurmgefühl häufig in der

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