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war so distinct, daß es sich nach halben und ganzen Stunden noch erkennen und unterscheiden ließ. Dieß ist gewiß etwas Erstaunenswerthes. — Weiter bin ich bis jezt hierin nicht eingedrungen, aber die interessante Beobachtung habe ich oftmals zu machen Gelegenheit gehabt, daß diese individuellen Beschaffenheiten der Odausgabe gesunder Menschen einen gewissen Parallelismus mit ihren geistigen Eigenschaften befolgt, und Physik und Physiologie hiebei ganz nahe an Psychologie heranstreifen, so sehr, daß ich glaube, es liege hier eine sehr ausgiebige Fundgrube für Psychologie und Psychiatrik, die der nahen Zukunft vorbehalten ist. Es kommen hier Erscheinungen vor, die für die öffentliche Mittheilung mir noch nicht reif scheinen, die aber ganz überraschend sind.

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c) Wirkungsarten odischer Reize.

§. 1555. Zu Herstellung größerer Deutlichkeit will ich es noch versuchen, die Art der verschiedenen Reize, wie sie odische Einwirkungen auf das sensitive Wahrnehmungsvermögen ausüben und durch dasselbe zur sinnlichen Erkenntniß bringen, nach der Ordnung der zunehmenden Stärke hier zusammen zu stellen. Diese Darstellung macht keinen Anspruch an Vollständigkeit, so wenig als alles andere, was ich in diesem ersten Vorläufer einer weitaussehenden wissenschaftlichen Doktrin vortrage; aber es muß einmal ein Anfang gemacht werden in der Systematik dieses großen Gegenstandes und meine Nachfolger mögen ihn vervollkommnen.

§. 1556. Die Einwirkungen des Odes auf den sensitiven Sinn, wenn ich ihn einstweilen so nennen darf, zerfallen zuerst in zwei Hauptabtheilungen, in die welche vom positiven Ode ausgeübt werden, und in jene, welche negatives Od bewirkt.

§. 1557. Dieß gilt in solchem Wortlaute aber nur dann, wenn sie auf einen und denselben Leibesfleck des Sensitiven und unter sonst unveränderten äußern und innern Umständen angebracht werden. Nendert sich irgend etwas Wesentliches oder Accessorisches, so ändert sich auch die Art der Empfindung und der ihr folgenden Erkenntniß. Dann aber unterscheidet sich, von einem andern Gesichtspunkte aus genommen, jede odische Einwirkung in

a) eine anstauende, aufhäufende, wo wir uns vorstellen, das Od werde zusammen gedrängt, vereinigt, condensirt und die ich die foretische naunte, hergenommen von Zoopɛía, das Häufen; und in

P) eine abfließende, auseinander gehende, wo wir uns denken, das Od oder die Anhäufung desselben werde auseinander geführt, zertheilt, verdünnt, und die ich die nemetische genannt habe, abgeleitet von véuo, nehmen, wegnehmen, zertheilen.

Diese Erstere, die foretische, entsteht, wenn einem Sensitiven ein

Rückstrich von den Füßen oder von den Händen aufwärts gegen den Kopf hin geführt wird. Es kann dieß einhändig, zweihändig, mit Magnetpolen, Krystallpolen und auf tausend andere Art geschehen. Wir stellen uns dabei vor, daß das Od, ähnlich einem Mitteldinge zwischen Magnetismus und Elektricität, von den Extremitäten und den Nervenenden an aufwärts an den Nervenbündeln hinfort gegen den Kopf und dort ins Nervencentrum hinein geleitet werde, wo es einigermaßzen haste, sich häuse und verdichte. Das sind bildliche Vorstellungen, mit denen wir unserem Mangel an sicheren Begriffen von Wesen der Dynamide zu Hülfe kommen und die wir uns einstweilen gefallen lassen müssen, so lange wir etwas Besseres an deren Stelle zu sehen, aus Mangel an tieferer Einsicht in die Natur dieser drei Kräfte, nicht im Stande sind.

Die Zweite, die nemetische, entsteht, wenn dieselben Striche vem Kopfe herab über den ganzen Leib hinfort durch die Füße oder Hände hinaus geführt werden. Wir bilden uns dabei ein, das im Kopfe angehäufte Od werde vom Centrum nach der Peripherie geleitet und dort durch die Nerven zerfaferungen in der Haut endlich nach außzen in die Luft abgeleitet.

Dieß sind die Verhältnisse, auf die größte Einfachheit reducirt; aber so einfach bleiben sie in der Wirklichkeit und in der Ausübung nicht, sondern fie compliciren sich und die Verwicklungen gehen ins Unendliche. Ich habe oben (§. 534) gezeigt, daß wenn ich auf die linke Schulter eines Sensitiven meine rechten Finger seßte, ich hier Kühle erzeugte, gleichzeitig aber in der Hand desselben Läue hervorbrachte, und daß wenn ich meine Finger streichend über den Arm herabführte, ich hinter mir her kalt, vor mir her aber warm machte. Hier wirkte ich mit meiner Hand auf den sensitiven Arm zu gleicher Zeit foretisch und nemetisch: ersteres stauend, anhäufend gegen die Hand hin; leyteres, ableitend, zertheilend von der Schulter herab. — Ein Strich vom Kopfe bis über die Füße herab ist nichts anderes. Wenn er von oben beginnt, so wirkt er auf alle Leibestheile, zu denen er noch nicht gelangt ist, zunächst stauend, foretisch, auf alle die er schon vorübergegangen, ableitend, nemetisch. Gesetzt also, ein Strich sey (wie ihn die Franzosen häufig machen) vom Kopfe bis zum Bauche geführt und dort abgebrochen worden, so ist der Oberleib nemetisch behandelt, der Unterleib aber sammt den untern Extremitäten in foretischen Zustand gebracht und so sich selbst überlassen wor den. Was geschah aber während dessen in den Armen? der Strich ging über Brust und Schulter an den Armwurzeln vorbei und überließ den Arm sich selbst. Wir haben aber so eben gesehen, daß eine ungleichnamige Berührung der Schulter den ganzen Arm unterhalb derselben in Zustand der Anhäufung versette. Ein Fortstrich also, der am Bauche endigt, muß nicht nur die untern, sondern auch die obern Extremitäten in ent gegengeseßten Zustand von dem versehen, was er in Kopf und

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Leib bewirkte. Man sieht aus dieser Auseinandersetzung, wie viel fehlt, daß solche Striche, die doch nur nemetische Behandlung beabsichtigen, rationell wären. Wir haben aber auch oben gesehen, daß die Frl. Beyer u. a. wenn sie Fortstriche über den Leib erhalten hatten, am Ende immer noch um einige Striche über die Arme baten. Der Grund hievon leuchtet jetzt ein. Wir wissen aber mehr; wir wissen, daß außer der Längenare des Menschen auch noch eine odische Breitenare, und eine Dickenare vorhanden sind, die alle beim Striche in Mitleidenschaft gezogen werden. Ja noch mehr, wir erinnern uns, daß über die ganze Oberfläche des Menschen hier eine Menge Gruppen und Fäden rückläufiger Nerven gesäet sind, die soretisch afficirt werden, wenn der Strich über die Nervenstämme nemetisch hinweggeht. Und so erkennen wir, daß bei jedem Striche, welche Richtung er auch haben möge, stauende und ableitende Einwirkung sich ins Unendliche compliciren.

§. 1558. Man sieht nun hieraus aufs Neue, wie wenig man mit dem Ausdrucke: „odpositiv und odnegativ“ auszureichen vermöge, wenn die Zustände der Sensitiven bezeichnet werden sollen, welche odische Einwirkung unter verschiedenen Umständen erzeugt. Sie können von negativem Ode ebensogut wie von positivem soretisch, so wie umgekehrt nemetisch influencirt werden. Mit positiv und negativ bezeichnen wir die polaren Werthe des Odes, mit foretisch, und nemetisch die damit erzeugten Zustände der Nerven.

§. 1559. Hier nun, wo von der Art der odischen Einwirkungen auf die Nerven die Rede ist, will ich so gedrängt als thunlich zusammenstellen, welche Empfindungen die häufenden, foretischen, und welche die ableitendzertheilenden, die nemetischen Einflüsse auf den menschlichen Leib hervorbringen. Ich schreite vom schwächern zum stärkeren fort.

a) Die soretischen Einwirkungen.

§. 1560. Die schwächste Einwirkung auf einen starksensitiven, oder eine stärkere Einwirkung auf einen schwachsensitiven Menschen, wenn sie aufstauender, foretischer Art ist, beginnt mit einem Gefühle von geringfügiger Mißbehaglichkeit, die kaum erst wahrgenommen wird, und worin noch keine Erkennung von laulich oder kühlig liegt. Wenn ich mich mit gleichnamiger Seite neben Hrn. Dr. August Stainer (*), Professor Ragsky (31), Professor Unger (s. 15. 16. 19), Prof. Huß (2), Hütter (2), Kratochwila (25), Eckenstein (12), Dr. Pfretschner (29), Dr. Diesing (9), Mauch (17) stellte, so fanden diese Herren alle meine Nähe mißbehaglich, und erkannten dabei entweder gar nichts von Wärme, oder wenn irgend, toch nur zweifelhaft und spät. Frau Josephine Fenzl (54) fühlte in allen Richtungen, in denen ich mich um v. Reichenbach, der sensitive Mensch. I.

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sie her stellte, sehr bald und klar heraus, welche Stellungen ihr angenehm oder unangenehm waren; jene waren immer die odisch ungleichnamigen, diese die gleichnamigen. Bei Hrn. Dr. Friedrich zu München (3.6), Prof. Huß (7. 11. 13), Dr. Diesing (32, 34, 36), Dr. Fröhlich ("), Dr. Stainer (7.), Fichtner (10, 12, 16), meiner Tochter Hermine (“. 54) war dieß in mancherlei ähnlichen Fällen ebenso. Die Erkenntniß solcher Einwirkung war dann auch gewöhnlich langsam und die Leute bedurften oftmals einiger Minuten Zeit, ehe sie sich bestimmt und mit Sicherheit aussprechen konnten. Die Mißbehaglichkeit ward aber dann bei allen diesen Schwachsensitiven deutlich und entschieden empfunden. Allen den genannten und noch vielen andern z. B. Herrn Leopolder, Ritter von Rainer (17), Sturm (17), Czapek (46), Dr. Goldberg (5) war das Sißen mit dem Rücken nach Süden oder Westen einfach mißbehaglich, sie erprobten dabei sonst kein anderes Gefühl. Hr. Steiger (70), Baron Oberländer finden das Sißen auf dem Pferde, gleiche Seiten von Mensch und Thier einander zugekehrt, mißbehaglich. — Man sieht hieraus: für die einfach e Mißbehaglichkeit war die Reizbarkeit noch größer, als für jede andere odische Reaction; sie ist der Anfang der odischen Gefühle.

§. 1561. Diese Mißbehaglichkeit nimmt bei manchen Personen einen abgeänderten Charakter an. Wie alles Unangenehme ist es zugleich aufweckend, lebendig machend; es ist ein schwaches Reizmittel, das mäßig aufregt und geht dann dadurch bisweilen ins Erheiternde über, wie mancher schwache Stimulus. Hr. Director Nabe (49) fand den Siß nach Nord unangenehm, weil er ihn schläfrig machte, wogegen er, ein jovialer Mann, überall kämpfte; den Sig nach Süd fand er deßwegen viel besser, und den mit dem Rücken nach West gekehrt gar am angenehmsten. Meine Betroffenheit löste sich aber, als er erklärend hinzusetzte, dieser Siß verscheuche ihm die Schläfrigkeit, wecke ihn auf, mache ihn lebendig und damit heiter. Aehnliches hörte ich von Frl. Krüger, Hrn. Dr. Pfretschner. Neben eine Mauerwand gestellt empfand Frl. Beyer (117) dieselbe einschläfernd, wenn sie ihr die linke Seite zukehrte, aufweckend aber, wenn sie ihr die rechte zuwandte, d. h. die odgleichnamige.

§. 1562. 3ft die Reaction nur ein klein wenig stärker, so gesellt sich der Empfindung von Mißbehaglichkeit schwache Läue, das Lauliche bei, und ich habe dieß dann laulich widrig genannt. Wir sind ihm auf jedem Blatte dieser Schrift begegnet. Dieselben Seitenstellungen, welche obige Herren nur mißbehaglich gefunden hatten, wurden lau und mißbehaglich lau gefühlt von allen etwas höher Sensitiven, namentlich von Herrn Gustav Anschütz (47), Fernolendt (9), Weidlich (*), Hrn. Fichtner (1), Enter (5o), Frau Johanna Anschütz (1), Fräulein Ernestine Anschütz, Reichel (63), Nather (33), Kynast (9), von Weigelsberg (40), Zinkel (352).

§. 1563. Nun traten die Erscheinungen ein, welche bei vielen wie ein

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Gefühl von Anfüllung, von Vollheit wie Verdickung, Vermehrung ihrer ganzen Person an Masse, wie eine ihnen aufgebürdete Zunahme sich aussprachen. Wenn ich der Frl. Azmannsdorfer (335 336 337) den negativen Pol eines Gypsspathes, den genNordpol eines Magnetstabes, oder einen Finger meiner rechten Hand senkrecht auf ihre Rechte hielt, so sagte sie, es werde und sey ihr, als ob ich ihr etwas gebe, etwas in Hand und Arm hineinfülle, den Bestand des ganzen Arms vermehre.

§. 1564. Damit vergesellschaftet sich dann unmittelbar das Gefühl von Schwere, von Belastung, von Trägheit. Wenn ich mit meinen linken Fingern mich der linken Hand der Freifräulein von Seckendorf (3) näherte, so ward ihr die Hand schwer. Wenn ich der Frl. Azmannsdorfer (278) irgend ein kleines Gefäß, eine Schale, eine Blechbüchse, in die rechte Hand gab und meine rechten Finger darein hielt, ohne sie jedoch zu berühren, so wurde ihr das Gefäß schwer. Sie schienen ihr schwerer zu werden, als sie an sich waren. Als ich Friedrich Weidlich's (*) rechte Hand unterhalb dem gen= Nordpol eines Stabmagnets und unterhalb des negativen Endes eines Gypsspaths brachte, klagte er, daß ihm die Hand schwer werde. So sprachen Frau Kienesberger (160), Hr. Dr. Nied (7) u. v. a.

§. 1565. Um diese Zeit tritt etwas ein, das den Spinnweben der Elektricität gleichkommt. Die Beobachtung davon wird man nicht von jeder sensitiven Person, sondern nur aus dem Munde gebildeter Leute, deren Aufmerksamkeit für seinere Beobachtungen geschärft ist, vornehmen. Hier war es Hr. Delhez (156), der mich (December 1847) zuerst darauf aufmerksam machte. Wenn ich den negativen Rücken meiner rechten Hand über die Weiche seiner linken hielt und kurze Zeit in dieser Richtung aufwärts gekreuzt verweilte, so machte sich, nicht in seiner Hand, sondern auf dem abgewendeten Rücken derselben foretische Wirkung fühlbar, und diese ging langsam in ein feines Gefühl über, wie wenn er seine Hand in Spinnweben legte. Dasselbe trat wieder ein, wenn ich meinen Handrücken über seine Handweiche abwärts parallel richtete. In dieser lettern Richtung machte mir auch Frl. Beyer dieselbe Bemerkung.

§. 1566. Mit der Zunahme der Stärke der odischen Einwirkung wächst die Temperatur; die Wärmeempfindung geht vom Laulichen in das Laue über. Es tritt jetzt eine gewisse Beunruhigung ein, und damit einige Aufreizung zur Ungeduld. Dieß geschieht, wenn z. B. Jemand nahe hinter oder vor einer sensitiven Person in gleicher Richtung steht; längere Zeit dicht neben ihr sigt; wenn warme Fußbäder genommen werden; wenn die Lage im Bette mit dem Kopfe gegen West gerichtet ist; wenn eine unangenehme, gleichförmige Arbeit mit wenig Bewegung lange fortdauert; besonders wenn die Kleider durch Ruhe sich odisch laden; wenn lange auf demselben, besonders weichen, Size verweilt werden muß.

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