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ich in dieser alsbald die Hagenbußenstiche und zwar dann am stärksten und reichlichsten, wenn dieß mit meiner Linken in ihrer Linken geschah. Sie verbreiteten sich an ihrem Arme hinauf bis gegen die Schulter und hatten eine Andauer von einer halben Stunde. Ja so weit ging dieß, daß die Stiche, die hier von meiner Hand in ihre Hand verladen worden waren, noch einmal eine zweite Verladung erfuhren: sie brachte zufällig ihre damit beladene Hand ins Gesicht und kaum war dieß geschehen, so bekam sie Schwefelstiche an den Stellen ihres Gesichtes, die sie berührt hatte. Noch ein andermal, als ich Schwefel in der Hand gehabt hatte, faßte ich ihre Hand so, daß ihre seidene Schürze zwischen ihrer und meiner Hand blieb; dennoch erhielt sie die Hagenbußenstiche des Schwefels, wovon ich nichts fühlte, von der meinigen in die ihrige herüber; hier fand also nicht einmal Contact, sondern nur Annäherung und Durchleitung durch Seide statt.

§. 1418. Wie weit dieß mittelst bloßer Annäherung geht, zeigt folgender Versuch): ich ließ die Frl. Zinkel (1573) ihre linke Hand auf Abstand von einer Spanne über ein Stück Schwefel von etwa 5 Pfund hängen. Bald wurde sie darin von Schwefelstichen ergriffen. Der Schmerz veranlaßte sie unwillkürlich, die Hand zurückzuziehen und sie mit der andern zu reiben. Aber statt sich damit zu helfen, fühlte sie alsbald das Uebel durch Berührung und Reiben auch auf ihre Rechte übergetragen und beide Hände waren nun von diesem Stechen und Beißen ergriffen. Gleich darauf geschah es, daß sie mit der rechten Hand an die Wange gerieth (1556), und unverzüglich ward auch diese von Schwefelstechen ergriffen. So übertrug sie diese Empfindung wie eine ansteckende Pest von Stelle zu Stelle. Die bloße Annäherung also brachte eine Verladung zuwege, stark genug, um von ihr wieder weitere Verladungen bewerkstelligen zu können. Als dieser Versuch beendigt war, ergriff heftiges Magenweh die Frl. Zinkel (1574) und zwar dießmal von ganz eigener, nie gefühlter Art, stechend und schneidend im Leibe. Es war die Reaction auf die rechte Seite des Solargeflechtes im Sinne der Schwefelstiche. Durch einige Fuß- und Zehenstriche stellte ich sie jedoch schnell wieder her.

§. 1419. Die Schwefelstiche sind also etwas, das der odis schen Kraft des Schwefels specifisch anklebt, ihr innewohnt, vielleicht in der Art wie die Farbe einem Lichtstrahle und werden links und rechts empfunden.

§. 1420. Bei Versuchen hierüber mit der Freifrau Isabella von Tessedif (2) wurde eine eigene Beobachtung gemacht. Sie hatte die Hand über die Spitzen einer Schwefelkrystallengruppe gehalten, ohne diese jedoch zu berühren. Sie fand sie sehr kalt, hatte jedoch nicht so lange darüber verweilt, bis es zu Schwefelstichen gekommen wäre. Es geschah gleich darauf, daß sie dieselbe Hand über die negative Spite anderer Krystalle, Gypsspathe

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und Quarze zu halten kam: jezt traten die Schwefelstiche ein. Es waren dieß aber die nämlichen Krystalle, die sie schon oft auf solche Weise geprüft und dabei niemals irgend etwas empfunden hatte, das Stichen ähnlich gewesen wäre. Es waren also dieß offenbar Stiche, die von der vorangegangenen Schwefeleinwirkung herrührten und jetzt erst durch die Zuthat anderer negativer Krystallpole zum Ausbruche gebracht wurden.

Ich suchte mir von der Richtigkeit dieser Erscheinung sogleich durch Wiederholung bei Frl. Zinkel (542) Bestätigung zu verschaffen. Sie hielt die rechte Hand über die negativen Krystallspitzen einer Schwefelgruppe und brachte sie, bevor Stiche eintraten, über den negativen Pol eines starken Gypsspathes; die Schwefelstiche fanden sich in der That alsbald ein. Nach einiger Zeit wiederholte ich den Versuch mit der Abänderung, daß ich die von der negativen Schwefelkrystallspige odisch geladene Hand über den positiven Pol desselben Gypsspathes halten ließ: jest blieben die Stiche aus. Nun ließ ich den Versuch umkehren; ich führte die sensitive Hand über die umgekehrte Schwefelkrystallgruppe, nämlich über die positive Bodenseite derselben, lud sie und führte sie jezt über den positiven Pol des Gypsspathes: die Stiche traten auch hier ein; änderte ich aber auch hier in dem Sinne ab, daß ich die neuerdings vom Schwefel odpositiv geladene Hand über den negativen Pol des Gypsspaths leitete, so blieben die Stiche abermals aus.

§. 1421. Diese Versuche zeigen wohl schlagend, daß die Stiche weder positiver, noch negativer Beschaffenheit an sich sind, sondern daß sie von gleichnamiger Odreaction herrühren, rückstrichartiger, häufender Natur sind.

§. 1422. Andere negative Körper, wie Phosphor in seinen beiden Zuständen, Kohlenstoff in drei Gestalten, als Kohle, Diamant und Graphit prüfte ich zu verschiedenen Zeiten mit Frl. Zinkel (1884). Beide erstere fand sie in der Reaction auf ihre Hände so nahe ähnlich, daß sie in der odischen Reihe neben einander zu liegen kamen, gleichwohl unterschied sie sie nach ihren Gefühlseinwirkungen: der rothe Phosphor war von merklich schwächerer Odwirkung als der gelbe. Aehnliches Verhältniß fand sie (1294) bei den Kohlenstoffen, alle drei fand sie, ohne zu wissen, womit sie zu thun hatte, se ähnlich, daß sie sie unmittelbar an einander reihte; dennoch unter sich nicht ident, sondern durch gewisse Verschiedenheiten charakterisirt, die ich indeß vordersamst nicht weiter verfolgt habe.

§. 1423. Noch habe ich den gewagten Versuch gemacht, einige Gase auf ihren odischen Werth der Prüfung durch das sensitive Gefühl zu unterwerfen.

Durch die Güte des Hrn. Prof. Redtenbacher in Wien besaß ich drei dünne Glasflaschen, in denen Sauerstoffgas, Chlorgas und Wasserstoffga8 zugeschmolzen waren. Jede war so groß, daß sie mit einer Hand

halb umschlossen werden konnte. Die erste und die leßte Flasche gab ich Hru. Richard Schuler ("") zugleich in die Hände, die Eine in die Rechte, die an dere in die Linke. Ich stellte ihm, der den Unterschied beider Substanzen nicht kennt, nunmehr die Frage, welche von beiden Haltungen ihm die behaglichere, die zuträglichere, wenn man will angenehmere sey, die wo Sauer stoff in der Rechten, Wasserstoff in der Linken sich befinde, oder umgekehrt? Nach mehrmaligem Wechsel sprach er sich dahin aus, daß die Sauerstoffflasche links, die Wasserstoffflasche aber rechts seyn müsse, wenn er sich leicht und behaglich fühlen solle, die umgekehrte Haltung erzeuge ihm eine eigenthümliche Art von Beschwerung in den Armen und eine dumpfe Mißbehaglichkeit. Als ich dann der Sauerstoffflasche die Chlorflasche substituirte, hielt er gleichwohl seinen Ausspruch fest, Wasserstoff mußte in seiner Rechten bleiben. Ließ ich ihn hierauf jede Flasche für sich allein rechts und links prüfen, so fand er Sauerstoffgas (85) und Chlorgas (7) angenehmer in der Linken, unangenehmer in der Rechten, dagegen Wasserstoffgas (**) angenehmer in der Rechten und unangenehmer in der Linken. Diese Versuche wiederholte ich mit Hrn. Klein (200) und erhielt die nämlichen Aussprüche. — Etenso nahm ich sie mit Frl. Zinkel (1556 1557) vor, auch sie fand Sauerstoffgas und Chlorgas links, Hydrogengas rechts angenehmer. Aber nicht nur angenehmer fand diese reizbare Sensitive diese Haltung, sondern noch mehr, sie hielt Sauerstoff rechts und Wasserstoff links in die Länge gar nicht aus; es wirkte leztere Haltung so sehr und so nachtheilig auf sie, daß sie die Reaction bald im Magen fühlte und den Eintritt von Krampf gewahrte. Früher hatte ich ähnliche Versuche mit Frl. Nowotny (97. 107), Sturmann (3. 13), Reichel, Mair (1) und Azmannsdorfer gemacht, bei denen ich, der Verhältnisse noch wenig kundig, diesen Hochsensitiven eine Sauerstoffflasche nur in die rechte Hand gab. Sie wurde aber von allen so eigenthümlich unangenehm, heiß, wie elastisch wurmig empfunden, daß sich alle sträubten, sie zum zweitenmal in die Hand zu fassen. — So stark vermochten solche überaus geringe Mengen hoch in der Reihe stehender Substanzen auf das sensitive Gefühl zu wirken!

§. 1424. Es folgt aus allem dem, daß das Sauerstoffgas und Chlorgas odnegativ, das Wasserstoffgas aber odpositiv ist.

§. 1425. Nach solchen Erfahrungen wollte ich den Versuch wagen, einer sensitiven Hand verschiedene chemisch einfache Körper verzulegen, nicht bloß um sie in warme und kalte zu theilen, sondern um zu sehen, ob sie dieselben nicht nach Abstufungen von mehr oder minder warm und kalt zu unterscheiden vermöchte, und wenn dieß der Fall wäre, die Körper von ihr womöglich in eine Reihe bringen zu lassen, worin sie von der größten Wärme fortschritten bis zur stärksten Kühle. Ich war begierig zu sehen, was da herauskäme, nach welcher Ordnung sich die einfachen Stoffe hiebei aneinander fügen würden?

Ich hatte früher den Frl. Nowotny, Reichel und Mair ganze Sammlungen von Präparaten vorgelegt, wie ich dieß im ersten Bande der „Dynamide 2c." angegeben habe. Dieß lehrte schon, daß die Körper ihre odischen Kräfte nach gewissen unbekannten Abstufungen befäßen, die einigen Parallelismus mit den elektrochemischen befolgten. Aber es waren der geprüften Körper zu viele und zu mancherlei; sie mußten zuvor auf gleichen chemischen Rang gebracht seyn, dann erst ließ sich aus dem Ergebnisse einige Aufklärung erwarten. Ich machte mir daher eine Sammlung von einfachen Stoffen zurechte, so gut als ich sie zusammen zu bringen im Stande war, wo nur immer thunlich in Pulverform, und füllte damit Glasröhrchen von nicht völlig Kleinfingergröße. Die trockenen verstopfte ich mit Kork, die flüssigen und flüchtigen Körper schmolz ich ein. So vorgerichtet gab ich Hrn. Dr. Natterer (123) ein Gläschen mit Osmium in Pulverform und ein anderes mit Ueberchlorsäure gefüllt in die linken Finger. Er fand bald das Erstere lau, die Lettere kühl. Achnliche theilweise Versuche stellte ich mit Baron August von Oberländer, Friedrich Weidlich, Katharina Rupp und andern Sensitiven an, die ich aber übergehen und zu dem Hauptversuche eilen will, den ich theils mit Frl. Anna Beyer, hauptsächlich aber und am vollständigsten mit Frl. Josephine Zinkel (1301. 1595) angestellt habe.

Ich fing damit an, ihr zwei von diesen Fläschchen in die linke Hand zu geben, und sie aufzufordern, dieselben mit den Fingerspitzen zu befühlen, Hatte sie so z. B. Bleigrenaille und Graphitpulver verglichen, so erklärte sie mir bald, das Blei wärmer, den Graphit kühler zu ́empfinden. Gab ich ihr dann Kobalt, und ließ ihn mit dem Blei vergleichen, so fand sie wiederum Blei wärmer, Kobalt kühler; ließ ich sie dann den Kobalt mit dem Graphit vergleichen, so war er umgekehrt wärmer als dieser. Der Kobalt gelangt folglich in eine Mittelstellung zwischen Blei und Graphit. Ließ ich sie aber Silber mit Blei vergleichen, so erkannte sie das Erstere dem Blei an odischer Wärme weit überlegen, es gelangte also auf eine Stelle, auf der es allen Genannten an Wärme voranging. Gab ich ihr statt dessen Tellur zur Vergleichung mit Graphit, so empfand sie dieses wieder kälter als alle Vorgenannten, es stand also an Wärme allen Vorgenannten hinten. Auf diese Weise war ich schon zu einer kleinen Reihe gelangt, in der voran Silber stand, dann Blei folgte, sefört Kobalt, Graphit, Tellur sich hinter einander ordneten. Diese Aufeinanderfolge ließ mich schon durchblicken, wohin ich bei weiterer Fortsezung solcher Stoffprüfungen gelangen würde. Und in der That, nachdem ich mit möglichster Sorgfalt eine Anzahl disponibler einfacher Stoffe nacheinander hatte prüfen lassen, so war ich mit Frl. Zinkel zur folgenden Reihe gelangt, fortschreitend von der größten odischen Wärme zur größten odischen Kühle:

Kalium,
Natrium,

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Wo waren wir nun hingerathen? ich kann das Erstaunen nicht verbergen, das mich ergriff, als ich Schritt für Schritt eine elektrochemische Reihe sich herausbilden sah, welche die höchsten Mittel der Wissenschaft nicht genauer zu erbauen im Stande sind. Und nicht mit Aufwand von unendlichen Studien, die ein halbes Jahrhundert lange die größten Geister darauf verwendet

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