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jenem Wege ihre relative Stellung in der natürlichen Aufeinanderfolge viel sicherer erkennen wird. Schen auf der vorliegenden Tafel ersieht man, daß manche davon schwerlich ihren richtigen Plaß haben.

§. 1393. Auf dieser Tafel übersieht man nun mit aller Klarheit, daß alle elektropositiven einfachen Stoffe, so weit sie hier der Prüfung unterzogen worden, auch odpositiv, alle elektronegativen auch odnegativ am sensitiven Gefühle durch das Experiment sich ausweisen. Man sieht auch, daß die Körper, die auf der elektrochemischen Indifferenzlinie schweben, mir auch bei den Sensitiven mehr eder minder schwankende Ergebnisse lieferten; Antimon z. B. wurde von verschiedenen Beobachtern bald laulich, bald kühlig erkannt, ja ein und dieselbe Person, Frl. Nather, empfand es zu verschie denen Zeiten einmal lau, das andere Mal kühl, wahrscheinlich herrührend nur von einer kleinen Verschiedenheit zufälliger Nebenumstände, vielleicht nur der Hand, mittelst welcher ich ihr das Metall vorlegte oder etwas ähnliches. Aber das Gesammtergebuiß wird dadurch nicht geschwächt, es wird eher befestigt, daß nämlich die Gefühle der Sensitiven von den einfachen Körpern ziemlich genau in derselben Folge odpositiv oder odnegativ, lau oder kühl, widrig oder angenehm, afficirt werden, wie sie von der Chemie für elektropositiv oder elektronegativ ausgemittelt werden sind. Dieß Ergebniß ist gewiß von hohem theoretischem Interesse.

§. 1394. Und da wir hier von Berzelius reden, der als Schöpfer des elektrochemischen Systems schon 1802 öffentlich auftrat, so wird es vielleicht nicht am unrechten Orte seyn, wenn ich hier eine kleine Erzählung einlege, die alle diese Dinge unmittelbar berührt. Als Berzelius im Jahre 1845 Karlsbad besuchte, um für seine schwankende Gesundheit Hülfe zu suchen, lud er mich von Stockholm aus ein, dort mit ihm zusammenzutreffen, um den Gegenstand des Odes, den ich dazumal bekannt gemacht hatte, und woran er lebhaft Theil nahm, mit mir durchzusprechen. Ich hatte dort mehrere Tage über den Gegenstand mit ihm verhandelt und suchte eine sensitive Person in Karlsbad zu finden, um ihm meine Säge thatsächlich beweisen zu können. Es fand sich endlich durch die gefällige Vermittlung des ausgezeichneten dortigen Badearztes, Herrn Hofrath Hochberger ein Frauenzimmer von hoher Sensitivität, Freifräulein Elise von Seckendorf aus Sondershausen, welche die Freundlichkeit hatte, uns eine Stunde zu geben. Hr. Dr. Hechberger führte Berzelius und mich auf ihr Zimmer. Sie erzählte uns eine lange Reihe wunderbarer somnambuler Begebenheiten, die sie erlebt hatte und die ich durch die Bemerkung unterbrechen mußte, daß dieß psychische Erscheinungen seyen, wir aber, die wir sie besuchten, Physiker seyen, es nur mit sinnlichen Vorgängen zu thun hätten und jene Dinge den Psychologen überließen. Ich stellte nun verschiedene Versuche mit ihr an. Unter anderem hatte ich eine Tasche voll verschiedener chemischer Präparate mitgebracht, jedes

Kalium.

Zink.

Kobalt

Kadmium

Eisen

Nickel

Blei

Zinn

Wismuth

Kupfer

Einfache Körper.

(Messing) (Packfong) Silber Quecksilber..

Pallad

Rhodium

Platin

Frid.

Gold

Osmium

Titan

Tellur

Antimen

Chrom

Kohle, Diamant, Graphit

Arsen

Phosphor

Jod .

Brom

Selen

Schwefel

ven gemäß.

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+++++++++++++++++++++ Zinkel (389 1035). ++: : : +++: : +: ++:

:+Klein (201).

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derselben in Papier eingewickelt: fie sahen aus, wie in Papilloten gewickeltes Naschwerk eines Zuckerbäckers. Niemand konnte außen ihren Inhalt erkennen oder auch nur vermuthen. Ich streute sie ohne Ordnung auf einem Tische aus, so daß sie einzeln etwa eine gute halbe Spanne weit auseinander lagen und fragte nach einigem Zuwarten das Fräulein, ob sie, wenn sie mit der flachen Hand langsam darüber hinschwebte, in dem Abstande von etwa zwei Fingerdicken, nicht irgend einen Unterschied unter diesen Dingen fühlte? Sie that's mit ihrer Rechten und erklärte alsbald, daß einige von diesen Papilloten eine ziehende Einwirkung auf ihre Hand übten, andere dagegen nicht. Auf meinen Wunsch machte sie nun eine Auslese von ziehenden und von nicht ziehenden Stückchen. Als von beiden Seiten ein Häuschen beifamınen war, ergriff ich das Eine mit der einen, das Andere mit der andern Hand und legte sie vor Berzelius nieder: „diese da ziehen“ sagte ich ihm, „und jene da ziehen nicht; öffnen wir nun die Papierhüllen und schauen, was darin ist." Als dieß geschehen war, ergab sich die merkwürdige Thatsache, daß alle Nichtziehenden elektropositive, und alle Zichenden elektronegative Stoffe enthielten. Jene waren Rhodium, Nickel, Frid, Kaffein 2c., diese Schwefel, Selen, Antimon, Weinsäure 2c. Der große Meister der elektrochemischen. Theorie war nicht wenig überrascht, im sensitiven Nerv ein ganz neues Reagens zu finden, das seiner Schöpfung einen frischen Grundpfeiler liefern mußte. Von diesem Augenblicke an war er für meine Ansichten davon gewonnen und hat dieß bekanntlich in einer öffentlichen Rede zu Bonn und später in seinem Jahresberichte von 1846 laut ausgesprochen. Der edle Schwede ist todt, aber der Zeuge dieser kleinen, jedoch nicht folgenlosen Begebenheit, Hr. Hofrath Hochberger, lebt wohl und gesund zu Karlsbad.

§. 1395. Das Ziehen der odnegativen Körper in der rechten Hand ist eine Erscheinung, die nicht immer, aber häufig bei höher Sensitiven vorkommt. Weil sie nicht constant auftritt, habe ich daven feinen öffentlichen Gebrauch gemacht. Sie ist eine Vorempfindung, welcher bei längerer oder stärkerer Einwirkung meist schmerzloser Krampf folgt. Die ziehenden Gefühle sind wahrscheinlich die ersten vorläufigen Spannungen, welche die odisch afficirten Nerven auf die Muskeln ausüben, die Einleitung zum Krampfe. Als ich der Baronesse Seckendorf mit dem negativen Pole eines Gypsspathes über die rechte Hand ging, klagte sie über Ziehen und jene wurde nebst dem ganzen Arme steif; unmittelbar darauf verfiel fie in Somnambulism.

§. 1396. Die meisten der auf der Tafel verzeichneten Reactionen wurden nicht durch unmittelbare Berührung, sendern vielfältig nur durch Annäherung der innern Handfläche an dieselbe gewonnen, indem sie auf einem Tische, Buche, Polster lagen, wie bei Fräulein von Seckendorf; so bei Frl. Dorfer (5), Hrn. Hütter ("), Baronin von Natorp u. a. Ebenso befanden sie sich bei vielen in Papilloten, namentlich bei Hrn. Hütter (9),

Sturmann, Nather u. a. m. Bei vielen wurde die Probe der einen Hand durch die andere controlirt; z. B. Frau Kienesberger (") fand Quecksilber, Cadmium, Nickel, Rhodium, Frid, Wismuth, Pallad, Zink, Blei warm in ihrer Linken, aber gleichzeitig kühl, wenn sie sie in die Rechte nahm. — Fräulein Azmannsdorfer fand eine Menge Stoffe, wie Flußspath, Schwerspath, Kalkspath, Gypsspath, sehr angenehm kühl in ihrer Linken; ganz anders aber wars wenn sie sie in ihre Rechte herüber nahm, wo sie sie in Kurzem lauwidrig fand. Frl. Beyer (64. 374) konnte Kupfergeld wohl einige Zeit in ihrer rechten Hand halten, aber keinen Augenblick in ihrer linken, ohne davon bis in Magen betroffen zu werden und bei kurzem Verweilen Uebelkeit und Krampf zu wagen. Ein andermal (266) fühlte sie Kupfergeld in

der Linken warm, fast heiß gebend, in der Rechten kühlig. Frl. Geral dini (6) fonnte messingene Thürschnallen mit der Rechten ungestraft ergreifen, mit der Linken ward es ihr peinlich. Der Frl. Zinkel (1259) gab ich einen runden Klumpen Blei zum Ueberfühlen; sie hielt die inneren Handflächen ungefähr zwei Fingerdicken hoch darüber. An ihrer Linken empfand sie lauwidrige Einwirkung, an ihrer Rechten kühlig angenehm. Dann gab ich ihr ein Glasstäbchen in die Hände, mit welchem sie den Bleikles betasten sollte; sie fühlte denselben, ein Ende am Blei, das andere zwischen den Fingern, links lauwidrig; rechts kühlig und behaglich. Das Blei reagirte also vollständig odpofitiv. Ein andermal legte ich der Frl. Zinkel (1338) Schwefel vor und ließ sie denselben mit einem Glasstabe berühren; in der Linken fand sie ihn kühl, in der Rechten aber laulich; der Schwefel wirkte also odnegativ. Frl. Dorfer (55) empfand einen metallenen Fingerhut auf den rechten Fingern auf kurze Zeit kühl, leicht und behaglich, auf den linken aber lauwidrig, schwer und mißbehaglich. — Ein recht niedliches und auschauliches Beispiel von edpositiver Polarität der Metalle in ihrer Einwir kung auf Menschen gab folgender Versuch. Ich habe schon erzählt, daß die Sensitiven nicht zwischen zwei brennenden Kerzen aushalten wollten, sondern sie beide auf ihre linke Seite schieben, aus Grund der Negativität der Flammen. Wenn nun die Kerzen, die in versilberten Pakfongleuchtern stacken, links ausgeblasen waren, so beschwerten sich Hr. Fichtner (186), Gustav Anschüß (250), Ritter von Siemianovski (24), Frl. Geraldini (200), Beyer (4) und Zinkel (1275) aufs Neue; sie wollten die Leuchter nicht links stehen haben, sondern schoben sie beide auf die Rechte. Das odpojitive Bakfong machte nun seine gleichnamige Po larität links geltend, die nur rechts, als hier ungleichnamig, ertragen wurde. — Frl. Krüger (81) fühlte sich von einer eisernen Blechplatte auf der linken Seite wärmer angestrahlt als auf der rechten, wo sie sie fast gar nicht empfand. Daraus entstand das sonderbare täuschende Gefühl, als ob ihr die Platte links näher wäre, als rechts: eine Erscheinung die man in der Art, wie man von einem optischen Betrug spricht, einen odischen Betrug nennen muß.

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