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erzeugte eine Kälte, die, wenn es in der Linken geschah, Eiseskälte genannt wurde.

§. 1381. Den Fräulein Mathilde und Louise von Unchrechtsberg (75), Frau von Hauer setzte ich ein Glas Wasser vor, an dessen Grunde zerbröckelter kohlensaurer Kalf lag. Jeder von den Sensitiven gab ich einen Glasstab als Fühler in die Hände. In das Wasser geß ich nun etwas Schwefelsäure. Als jene die Stäbe in die Flüssigkeit steckten, so fühlten sie sie kühl werden, wenn es mit der linken Hand geschah, lau aber, wenn sie es mit der rechten thaten.

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In einen Glaskolben gab ich einige Stückchen Kalkspath, goß Wasser darüber und steckte einen Glasstab hinein. Dann tröpfelte ich etwas Salzfäure hinzu, ohne die Flüssigkeit irgend zu bewegen, und ließ, als das Aufbrausen in Gang gekommen, die Frl. Zinkel (1355) beide Hände hängend über den Glasstab halten. Sie fand, daß er gegen ihre linken Finger Kühle, gegen ihre rechte Läue ausströmte, die in Gruseln überging, den ganzen Arm ergriff und endlich Magenweh erzeugte. Nun ließ ich sie den Glaskolben mit beiden Händen zugleich erfassen. Sie fand ihn in der Linken kühl, in der Rechten warm, bis ins scheinbar heißze gehend, stark gruselnd. Auf gleiche Weise ließ ich sie (1356) eine Flasche gährenden Weinmost, da wir gerade Weinlese gehabt, mit beiden Händen zugleich befühlen. Sie gewahrte wieder an der Linken Kühle, an der Rechten Läue aus der gährenden Flüssigkeit ihr zugehen. - Also überall negative Odmanifestationen aus chemischen Hergängen.

§. 1382. Die odische Wirkung chemischer Hergänge suchte ich mittelst Durchleitung darzuthun. So stellte ich vor die Frl. Weigand (71), Mair (49 67.71) einen Kelch mit Lösung von doppelt kohlensaurem Natron, und ließ sie das eine Ende eines Eisendrahtes hineinstecken, dessen anderes Ende sie in der Hand hielt. Dann goß ich etwas Weinsteinsäure hinzu. Alsbald, wie das Aufbrausen begann, stieg Kühle den Draht hinauf und gab sich in den haltenden Händen lebhaft zu fühlen. Den gleichen Versuch machte ich mit Frl. Weigand (109) und Aßmannsdorfer (100) und erseßte den Draht durch einen Glasstab und hatte denselben Erfolg, nur etwas deutlicher. Der Frl. Reichel (26) und Nather (106) gab ich einen Kelch mit Wasser, warf ein Stückchen Zucker hinein und ließ sie die Lösung mit Eisendrähten prüfen; sie fanden Bildung von Kühle. In verdünnte Schwefelsäure ließ ich die Frl. Reichel (7) einen Messingdraht, die Frl. Nather (104 107) einen Kupferdraht, die Frl. Mair (162) einen Stahldraht eintauchen; alle fanden, sowie der Angriff der Säure auf das Metall geschah und Wasserstoffgas sich entwickelte, die Drähte kalt werden, in der linken, wie in der rechten Hand, nur viel stärker in Erfterer. Aeßender Kalk in Wasser geworfen gab der Frl. Reichel (79), während er kochte, am Drahte Kühle.

§. 1383. Oben im Kapitel von der Wärme (§. 1222) habe ich mit= getheilt, wie Frl. Azmannsdorfer, Hr. Fichtner, Frau von Littrow und andere Sensitive es nicht vertrugen, wenn eine brennende Kerze zu ihrer Rechten gestellt wurde. Vielleicht mit größerem Rechte, als zu den odischen Wärmeeinwirkungen auf den Menschen, könnte man diese Erscheinung zu den odischen Wirksamkeiten des Chemismus zählen und deßhalb will ich hier, mit Aufzählung neuer Beispiele, darauf zurückkommen. Wie dort die Obgenannten, so auch Frl. Karhan (9), die Frl. Mathilde und Lenise von Unchrechtsberg (2), Frau von Hauer, Hr. Dr. Köller (136), Klein (60. 202), von Offenheim (5) vertragen es alle nicht gut, daß von zwei vor ihnen brennenden Kerzen die eine links, die andere rechts stehe, sondern sie alle schieben beide Kerzen auf die linke Seite allein. Als ich den Versuch mit Hrn. Gustav Anschütz (249) machte, so duldete auch er keine brennende Kerze rechts, sondern brachte beide auf seine linke Seite zusammen. Und als ich später beide Kerzen ausblies, machte er die sehr zutreffende Bemerkung, daß er etwas empfinde, wie wenu. es dadurch wärmer im Zimmer geworden wäre. Dabei erzählte er dann weiter, daß er in Winterabenden seiner Frau vorzulesen pflege, während diese an einem kleinen Tische ihm gegenüber sißend sich mit weiblicher Arbeit beschäftige. Wenn nun zwei brennende Kerzen aufgestellt werden, so möchte er sie gerne beide auf seiner Linken haben. Die Frau, noch sensitiver als er, wollte sie ebenfalls auf ihrer Linken haben; dadurch kommen aber gar beide auf seine Rechte, was er nicht auszuhalten vermöchte. So blieb dann nichts anderes übrig, als daß sie sich auf Eine Tischseite dicht zusammen. setzten, um beide die Lichter auf der Linken zu haben. Die Kerzenflamme ist ein chemischer Hergang, der negatives Od entwickelt; auf der rechten Seite würde er odgleichnamig seyn; er muß also auf die Linke Behuss ungleichnamiger Paarung, und so allein wirkt er kühl und angenehm. jedes andere Feuer.

§. 1384. Wenn wirklich Od bei chemischen Vorgängen frei wurde, so mußte es sich auch frei verladen lassen. Zu dessen Erprobung wählte ich wieder ein Glas Wasser, das immer ein ebenso brauchbares als einfaches Reagens abgibt. Ich stellte es in ein größeres Glas Wasser hinein, das ich so gefüllt hatte, daß das Wasser außerhalb und innerhalb des ersten Glases ungefähr gleich hoch stand. Dann suchte ich in dem äußern Wasser irgend einen chemischen Vorgang zu bewerkstelligen; ich wählte dazu wieder ein Brausepulver. 3m äußeren Wasser löste ich einen Antheil doppeltkehlensaures Natron auf, stellte das Glas mit dem reinen Wasser hinein, und trug nun in bebrochenen Antheilen langsam gepulverte Weinsteinsäure hinein. Dieß leitete ich so, daß ein mäßiges Aufbrausen sechs bis acht Minuten lang fortdauerte. Nun hob ich das innere Glas mit dem reinen Wasser heraus und gab es neben einem Glase gewöhnlichen Wassers den Sensitiven

zu kosten. Das Erstemal geschah es bei Frl. Maix (") (im Juni 1844); zu verschiedenen Zeiten bei Frau Josephine Fenzl (7), Frl. Krüger (22), Aßmannsdorfer (100), Zinkel (1273), Josephine Geraldini (289), Anna Beher (325), dann bei Herrn Gustav Anschüßz (3o), Enter (74), Fichtner (126), Leopolder (133). Alle diese Leute fanden das so behandelte Wasser, in Vergleich mit gewöhnlichem Wasser, durch und durch negativ odisch geladen, kälter, frischer, erquickender, als das daneben befindliche gewöhnliche Wasser, und durch die Eingeweide eine eigenthümliche Kühle verbreitend. Die sehr reizbare Frl. Beyer (325) fand es so stark geodet (magnetisirt), daß sie es nicht trinken konnte. Ich vermischte es mit einer gleichen Menge gemeinen Wassers, jetzt fand sie es ihr angemessen, kühl, schmackhaft und trank es ganz aus.

§. 1385. Damit ist nun unzweifelhaft dargethan, daß der chemische Proceß Od nicht nur bei Zerseßungen in Bewegung fest, sondern auch es nicht in den Produkten wieder bindet, vielmehr frei seinen Umgebungen mittheilt; in den bis jezt beobachteten Fällen war es allemal negatives Od.

K. Die Verdunstung.

§. 1386. Einige wenige Versuche, die ich über Verdunstung gemacht habe, mögen hier ihren Plaß finden. Ich hing eine trodne Leinwand an eine gläserne Barometerröhre und an einen Holzstab, gab sie der Fräulein Mair (50, 51, 96), Josephine Geraldini (246), Zinkel (1335, 1386), Beyer (451) in die Linke und ließ sie davon Gewöhnung nehmen. Dann nahm ich die trockene Leinwand ab und hing eine bereit gehaltene ähnliche, aber nasse auf den Stab. Die Sensitiven versicherten, die nasse gebe Kühle. Wenn sie dann damit sanft hin und her wedelten, wodurch die Verdunstung beschleunigt wurde, verstärkte sich die Kühle, und wenn sie wieder stille hielten, nahm sie wieder ab. Frl. Beyer (451) versuchte dieß mit beiden Händen in Normalstellung; sie empfand in der rechten Hand Läue, in der Linken Kühle.

Frl. Martha Leopolder (133) fand einen am Holzstabe geschwungenen nassen Leinwandlappen in linker Hand Kühle geben, die beim Stillehalten jedesmal wieder verschwand, in der rechten Hand geschwungen Lauwidrigkeit entwickeln, die beim Ruhigbleiben aufhörte. — Dasselbe fand Hr. Klein (120) an einem Glasstabe; die Läue an der rechten Hand stieg bei ihm bis zum Prickeln mit Fingerverdickung. Der Frl. Mair (9) setzte ich ein flaches Becken mit Wasser erfüllt vor, und gab ihr einen Kupferdraht in die linke Hand, dessen Ende ich ins Wasser legte. Sie empfand schwach kühliges, wie von feuchter Leinwand; als ich aber über dem Wasser mit einem Fächer wedelte und die Luft in Bewegung setzte, also die Verdunstung verstärkte,

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nahm diese Kühle rasch zu. (Hiebei sprach Frl. Mair, die äußerst reizbar war, wiederholt von einer Nebenempfindung wie von feuchter Luft.)

§. 1387. Verdunstung von andern Flüssigkeiten versuchte ich mit Frau Kienesberger (260), Jehanna Anschütz und Frl. Agmannsdorfer. Ersterer gab ich ein flaches Porzellangefäß in die linke Hand, und geß nach einander darauf concentrirte Essigsäure, Salpetersäure, Salzsäure, Essigäther, Holzgeist. Sie fand alle diese Dinge, an sich schon kühl, während der Verdunstung noch viel fühler werden. - Frau Anschüß (138) fand dieselben Körper am Stiele einer Porzellanschüssel bei der Abdunstung kalt geben, auch Aether, den ich ihr hinzufügte. — Frl. Aymannsdorfer (219) nahm einen hölzernen Kechlöffel in die linke Hand, auf den ich Aether goß. Es geschah dieß im Freien auf dem Balkon. Kühle ergriff sie bald so stark, daß Krampf sich ihrer Finger bemächtigte, und sie so heftig um den Stiel des Holzlöffels schnürte, daß sie ihn nicht mehr loslassen konnte; bald wurde der ganze Arm daven ergriffen. In der rechten Hand gehalten, geß ich ihr (276) Alkehol und Ammoniak auf den Holzlöffel, hier fand sie ihre Verdunstung lauwidrig wirkend.

§. 1388. Verdunstung von trockenen Körpern prüfte ich bei Frau Johanna Anschütz (136) und Frau Kienesberger (260) an Kampfer; beide lobten die angenehme Kühle, die er ihnen auf der linken Hand erzeuge. - Der Frl. Zinkel (1641) stellte ich eine verschlossene Flasche auf die linke Hand, deren Boden mit Jockörnern gelegt war. Sie fand sie mäßig kühl, solange sie verschlossen blieb; als ich sie aber öffnete, nahm die Kühle bedeutend an Stärke zu.

§. 1389. Allenthalben demnach, soweit wenigstens diese vorläufigen Versuche reichen, sehen wir die Verdunstung von flüssigen und festen Körpern unter Entwicklung von negativem Ode vor sich gehen.

Wieviel von diesen Wirkungen auf die Verdunstung an sich komme, oder auf Rechnung der bei der Verdünstung latent werdenden Wärme, oder endlich auf die der dabei vorgehenden elektrischen Bewegung, sofern bekanntlich Dünste positiv elektrisch entweichen und die Flüssigkeit negativ elektrisch hinterlassen, bleibt fünftigen Forschungen vorerst anheimgestellt.

L. Die gesammte Körperwelt.

§. 1390. In der sechsten Abhandlung der „Dynamice" zc. habe ich (von §. 174 bis §. 214) gezeigt, daß sämmtlichen Körpern, natürlichen wie künstlichen, odisches Kraftwesen innewohnt, ungefähr in der Weise, wie ihnen Wärme innewohnt, wie Elektricität, wie Kraft überhaupt zu ihrem Bestande gehört, mögen wir nun alles dieses verstehen und erklären können oder nicht. Weiter habe ich dort dargethan, daß die Körper in dieser ihrer edischen

Beschaffenheit nicht gleich sind, sondern daß sie ihrer innern Natur nach mit einem specifisch verschiedenen Odgehalte begabt sind; daß die einen eine stärfere, die andern eine schwächere Ladung davon besißen und daß diese auch in ihrem polaren Werthe in verschiedenen Körpern verschieden ist, so daß die einen odpositiv, die andern odnegativ von vorne herein sind; endlich daß sie in dieser Eigenschaft einen Parallelismus mit ihrem elektrochemischen Zustande befolgen, den ich den odchemischen zu nennen mir erlaubte. Mit dieser ihrer eigenthümlichen Natur wirken sie auf die sensitiven menschlichen Sinne und dieß ist es, was ich nun hier zu größerer Bestätigung und zu weiterer Ausführung zu bringen habe.

§. 1391. In dieser Absicht habe ich so viele hunderte größerer und kleinerer Versuche angestellt, daß ich es mir versagen muß, auch nur den größeren Theil davon hier zu verwenden. Um mich so kurz als immerhin thunlich zu fassen, will ich nur eine Auslese davon mittheilen, und diese abtheilen in eine Zusammenstellung und Betrachtung einfacher Körper; dann in aphoristische Betrachtungen über eine Anzahl zusammengesetter Stoffe; endlich über einige gemengte Materialien.

1) Einfache Körper.

§. 1392. Soweit ich solcher in zureichender Menge habhaft zu werden vermochte, habe ich versucht, sie nach ihrer odischen Polarität zu prüfen und die Ergebnisse weitläufiger Arbeiten in eine Tafel kurz zusammenzubringen getrachtet. Man sieht auf ihr einerseits die Namen derselben, anderseits die Namen der sensitiven Personen, welche die Gefälligkeit hatten, sich der von ihnen erbetenen Prüfung zu widmen. Ich habe nicht mit jeder Person jeden der genannten Stoffe geprüft, sondern nur jene und so viele, als Zeit und Umstände mir jedesmal erlaubten. Dieß ersieht man aus den Lücken auf der Tafel. Einige stark im Gebrauche stehende Legirungen, wie Messing, Pakfong, habe ich mir erlaubt, dazwischen einzuschalten. Wo die Körper odpositiv auf den Beobachter wirkten, ist das Pluszeichen + gesezt worden; wo sie odnegativ reagirten das Minuszeichen. Die Körper sind nach der elektrochemischen Reihe von Berzelius geordnet, wie er sie in der letzten deutschen Ausgabe seiner Chemie Bd. I. S. 118 aufgestellt hat und wozu er nicht ihren absoluten elektrischen Polarwerth, sondern ihre Relation zu einem bestimmten Körper, dem Sauerstoff, als dem elektronegativsten, den wir kennen, zu Grunde gelegt hat. Berzelius sagt selbst, daß diese Reihe der einfachen Stoffe in Vielem nach Gutdünken habe geordnet werden müssen, sofern unsere Kenntniß ihrer Eigenschaften noch lückenhaft sey. Es ist möglich und mir nicht ohne Gründe wahrscheinlich, daß eine Zeit kommen wird, wo man die odchemische Reihe an die Stelle der elektrochemischen seßen und auf r. Reichenbach, der sensitive Mensch. I.

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