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zwei an Umfang sehr ungleiche Hälften entstehen. Ich habe daher vorgezogen, den Vortrag meines Stoffes in fünf Hauptstücke zu zerfällen, von denen das erste sich mit den odischen Gefühlserscheinungen am sensitiven Leibe, das zweite mit den Gesichts- und Lichterscheinungen, das dritte mit Geruchs, Geschmacks- und Gehörserscheinungen beschäftigen soll; im vierten werde ich mich mit allgemeinern Eigenschaften des Odes beschäftigen und im fünften von dem Bisherigen Anwendung auf die allgemeinern und die psychischen Eigenschaften der Sensitivität machen.

Erstes Hauptstück.

Odische Gefühl se r s cheinungen.

§. 6. Die Untersuchungen über die Gefühlserscheinungen will ich ab= handeln in zwei Abschnitten, wovon der erste sich verbreiten soll über die odischen Dauerzustände im menschlichen Körper, wo nämlich odische Sondereigenschaften bestimmten Organen oder gewissen Theilen des menschlichen Leibes dauernd inhäriren, wie duale Polaritäten; der zweite soll auseinandersetzen die odischen Wandelzustände, infoferne sie vorübergehend und von dem Einflusse fremdartiger Agentien in und außerhalb des Leibes zeitweilig hervorgerufen werden.

Erster Abschnitt.

Cdische Dauerzustände oder die odpolaren Beschaffenheiten des menschlichen Leibes.

§. 7. Diese lassen sich betrachten unter zwei verschiedenen Ge= sichtspunkten, erstens unter dem, wo das Od sich in den Organen in einem gleichgewichtigen Beharrungszustande befindet und den man Od is che Statik nennen könnte; zweitens unter dem, wo das Od in diesen Organen in gewisse Fluktuationen, in eine Ab- und Zunahme, in quantitative Veränderungen geräth und den man einen bedingten Bewegungszustand oder eine Odische Mechanik nennen könnte.

I. Odpole in der Ruhe oder odische Statik des menschlichen Leibes.

§. 8. Auch diese ordnet sich in drei verschiedene Abfäße, zuerst in Betrachtung des Menschen überhaupt als Gegenstand odischer Untersuchung; dann als Subjekt odischen Dualismus, endlich als naturhistorischer Einheit.

A. Der Mensch als Gegenstand odischer Untersuchung überhaupt.

§. 9. Eines Tages führte ich Hrn. Gustav Anschütz (232) in meine Dunkelkammer, in welcher absolute Finsterniß hergestellt war. Er war der Meinung, wir sehen da allein. Ich hatte aber heimlich zuvor Jemand in die Nähe der Stelle gebracht, wohin ich ihn führte, und der Person den Auftrag gegeben, sich vollkommen stille zu verhalten, so daß man nichts von ihrer Anwesenheit merken könne. Sie erfüllte dieß auch sehr genau; denn ich selbst, obwohl ich von ihrer Gegenwart in Kenntniß war, vermochte nicht das Geringste von ihr zu vernehmen. Kaum war Hr. Anschüß an der bestimmten Stelle befindlich (also lange zuvor ehe sein Auge das Geringste im Finstern zu sehen vermochte), als er anfing, unruhig sich zu geberden; und bald brach er mit auffahrender Beängstigung in den Schrei aus: „hier im Zimmer ist ein Mensch!"— Man lachte und gab sich zu erkennen. Hr. Anschütz schilderte uns nun die sensitiven Gefühle, die überall durch die Nähe eines Menschen in ihm erregt würden, er möge von seiner Gegenwart Kenntniß haben oder nicht.

§. 10. Hr. Anschüß (202) erzählte dann Züge aus dem Soldatenleben, die hieher gehören. Er war in früheren Jahren Cadet und Officier unter den österreichischen Jägern gewesen. Als er, nachdem er für sich allein exerciren gelernt hatte, in einer Compagnie in Reih und Glied gestellt wurde, also zum ersten Male zu beiden Seiten dicht neben sich, und vor und hinter sich mit Mannschaft zusammen gedrängt wurde und so marschirte, fiel er auf der Parade zu Prag ohumächtig um und mußte hinweggetragen werden. Nach kurzer Frist erholte er sich, stand auf und reihte sich wieder ein. Die widrige Erscheinung war bloß veranlaßt worden durch das ihm in jeder Zeit seines Lebens peinlich gewesene dichte Zusammenstehen mit Menschen.

Als er sich wieder einstellte, wurde hin und her marschirt, die Reihen erweiterten und lüfteten sich, die Richtungen wechselten und dieß ertrug er nun ohne weitern Unfall, obwohl stets mit großem Mißbehagen.

Bald wurde er Charge und erhielt nun eine Stellung mitten in den Reihen, so daß er immer von allen Seiten mit Männern umstanden war. Dieß war ihm fast unausstehlich widrig, am allermeisten, wenn stille gestanden werden mußte; doch fiel er nicht mehr in Ohnmacht.

Später bekam er eine Stellung in einer hintersten Reihe, im dritten Gliede, wo er Niemand mehr hinter sich hatte, sondern nur Leute vor sich. Dieser Zustand war ihm merklich leidlicher, obwohl immer noch drückend genug.

Eine Zeitlang stand er als Flügelmann, bald auf der rechten, bald auf der linken Seite seines Gliedes. Jezt erst lebte er wieder zu einiger Behaglichkeit auf.

Auf den Wachstuben im Wachdienste zwischen andern Soldaten in voller Montur auf der Pritsche liegend, empfand er die peinlichsten Beklemmungen. Wenn seine Nebenmänner sich bald rechts, bald links umdrehten, fühlte er fich jeden Augenblick anders affizirt, ohne zu wissen aus welcher Ursache.

Erst als er zum Offizier vorgerückt war, ward er von allen diesen odischen Peinlichkeiten befreit, die ihn überall in gedrängtem Zusammenleben mit andern Menschen befallen.

§. 11. Es wollte Jemand die Frl. Josephine Zinkel (998) in meiner Gegenwart in der Dunkelkammer auf die Probe seßen, und als sie noch eben ins Finstere eingetreten war, begab er sich ganz langsam und leise in ihre Nähe. Er hatte aber kaum den halben Weg sich herangeschlichen, als jene seine Annäherung schon empfand, die Absicht merkte und sie laut verspottete.

Die Hrn. Dr. Machold (5o), Mechanikus Leopolder (56), Klein (56), Hr. Enter (4), Dr. Köller (7), Richard Schuler (33), Hr. Steiger (57) erkennen im Finstern die Gegenwart eines ihnen nahe befindlichen Menschen überall, wenn dieser sich auch noch so unbeweglich und stille verhält. Sie erkennen dieß durch ein dunkles Gefühl, das sie nicht zu beschreiben im Stande sind, und waren meist verwundert zu hören, daß andere Menschen nicht dieselbe Erkennungsfähigkeit besigen; sie hatten in der Meinung gelebt, Jedermann würde in der Finsterniß nahe Menschen erkennen wie sie. Ebenso äußerten sich Fräulein Geraldini (148), Fräulein von Unchrechtsberg (65), von Weigelsberg (5), Poppe (7), Frau von Hauer (65) u. a. m.

§. 12. Hr. Fichtner (so), Fabrikbesißer in der Nähe von Wien, war zwar nie in den Fall gekommen, auf ruhende Menschen im Finstern zu stoßen, aber mehrmal war ihm dieß mit Pferden begegnet. Die Fälle werden in Beziehung auf die dabei in Anregung gekommenen Grundkräfte dieselben seyn, und deßwegen erlaube ich mir, sie hier beizuziehen. Zu verschiedenen Zeiten nämlich war es geschehen, daß er in der Finsterniß in Pferdställe sich begab. Plötzlich fühlte er, ohne das Geringste gehört zu haben, im Gange vermöge lauwarmer, eigenthümlich ihn bedrückender Empfindung die Nähe eines lebendigen Wesens. Er ging zurück und kam mit der Laterne wieder. Jedesmal ergab sich, daß ein Pferd von der Halfter losgeworden, aus seinem Stande herausgegangen war und im Gange stand. Er hatte seine Nähe empfunden, ohne es weder zu sehen, noch zu hören und war selbst darüber verwundert, weil er sich keine Rechenschaft über die Art der Wahrnehmung zu geben vermochte. Pferde und Menschen werden um den physischen Theil ihrer Lebenskraft qualitativ wohl nicht verschieden seyn.

§. 13. Hr. Med. Dr. Stainer (5), Frau Baronin von Natorp und viele Andere erkennen es augenblicklich, wenn Jemand sich nahe hinter sie stellt. Wenn dieß in großen lauten Gesellschaften, auf Bällen, im Lärmen der Musik und dem Geräusch der Tanzenden geschieht, so daß das

Herbeikommen schlechterdings unhörbar ist, so empfinden sie es doch immer zuverläßig, wenn Jemand nahe hinter sie geräth, fühlen sich veranlaßt, sich umzudrehen und nach dem neuen Nachbar zu schauen.

§. 14. Herrn Med. Dr. Nied (36), sein Gesicht gegen Süd gerichtet, ging ich aus einiger Entfernung langsam entgegen. Als ich mich ihm auf 20 Fuß genähert hatte, fing er an, eine eigenthümliche Einwirkung von mir zu empfinden. Die Sensation war um so deutlicher, je näher ich ihm kam, ja mit jedem Schritte empfand er die Zunahme derselben. Wie sie mit meinem Herbeikommen angewachsen war, so nahm sie mit meinem Rückgange wieder ab und hörte in derselben Entfernung wieder auf, in der sie angefangen hatte. Da zufällig der Mechaniker, Hr. Ekling zugegen war, so verdoppelte ich versuchsweise die Masse meiner Person durch Hinzufügung der seinigen zur meinigen, wir näherten uns ihm dicht hintereinanderstehend vereint; in der That erklärte Hr. Nied die Wirkung hievon für aufs doppelte angeschwellt.

Professor Endlicher (13) befand sich bei mir an dem einen Ende eines größeren Zimmers, ich an dem andern, er in Normalrichtung mit dem Gesichte gegen Süd, ich mit dem Meinigen ihm zu, also gegen Norden gerichtet. Von da aus ging ich langsam auf ihn zu. Er empfand steigend mit meiner Annäherung ein zunehmendes, wärmliches, leise dunkle Peinlichkeit erzeugendes Gefühl, das er nicht näher zu beschreiben vermochte, und das bei meinem unmittelbaren Herantreten an ihn auf sein Maximum gestiegen So wie ich nun ebenso langsam zurückschritt, trat ein Gefühl von frischer Kühle und behaglicher Erleichterung bei ihm ein. Es konnte nicht strahlende animale Wärme von mir aus gewesen seyn, denn diese wäre auf die angewandte Entfernung nicht fühlbar gewesen, und wenn sie es gleichwohl gewesen wäre, so wäre sie bei der Kühle des Tages wohlthätig gewesen und hätte in keinem Falle Peinlichkeit hervorrufen können.

war.

Denselben Versuch wiederholte ich mit vielen stärker und schwächer sensitiven Personen und erhielt allenthalben dieselben Ergebnisse, z. B. bei Herrn Professor Unger (1213), Ritter von Sidorowicz (4), Professor Rösner (". 19), Med. Dr. Diefing (''), Frau von Peichich (24), Frau von Varady (35), Frau Baronin von Tessedik, Frl. Krüger (56), Frau Hofräthin Besque von Püttlingen ("), Frau Kienesberger (1), Tischler Klaiber (60), Hrn. Delhez (3), Mechaniker Sturm (30), dem blinden Bollmann, Hrn. Gustav Anschütz (159), Mechaniker Leopolder (57), Sartorius (1), Kratochwila (23) u. a. m.

§. 15. Andere empfanden zwar meine Annäherung, aber in Sensationen, über deren Art sie sich nicht bestimmt auszudrücken wußten. Sie nannten sie bald lau, bald kühl, bald unangenehm, bald bedrückend, bald angenehm. So z. B. Frau Lederer fühlte meine, und mehr noch ihres Arztes, Hrn. Dr. Horsts Annäherung auf große Ferne und in ungewöhnlicher Stärke.

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