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Abends wohl war. Frl. Krüger (37) schlief, so lange sie bei mir wohnte, - jeden Mittag somnambul ein, und dieß kam mit solcher Gewalt, daß sie mir mitten in der Arbeit plötzlich unfähig wurde, fortzuarbeiten, und in Schlaf überging, dann aber sehr heiter mit mir plauderte und scherzte. Frau Jos. Fenzl (77) bekam ihre Anfälle von Migräne nur Morgens 8 bis 9 Uhr, wenn sie schwach sind, aber schon um 5 bis 6 Uhr in der Frühe, wenn sie stärker sind, aber niemals zu einer andern Tageszeit.

§. 1329. Bei Einigen zeigte sich eine solche Periodicität im Wechsel zwischen Tag und Nacht. Frau Kienesberger (3) war lange Zeiträume ihres Lebens über immer Morgens um 10 bis 11 Uhr in Schläfrigkeit verfallen, gegen Mittag unterlag sie ihr, schlief dann gewöhnlich fort bis Abends und flagte bitter, daß sie den größten Theil ihres Daseyns verschlafen müsse. Dann aber, wenn sie Abends erwacht war, blieb sie den größten Theil der Nacht über munter und konnte keine Ruhe gewinnen, wenn Alles um fie her schlief. Frl. Azmannsdorfer (13) schlief lange Zeit hinfort Vormittags somnambul ein und erwachte regelmäßig Abends bei Sonnenuntergang wieder. Wenn die Senne am höchsten stand, war ihr Schlaf am tiefsten. Sonnenaufgang empfand sie drückend und peinlich (30). Sonnenuntergang machte sie leidenfrei und heiter, der Kopfschmerz verschwand. Dieß war, so lange ihr Krankheitszustand hoch stand; in einer andern Jahreszeit, als sie sich besser befand, befolgte die Periodicität ihrer nervösen Zustände eine andere Ordnung (143) und sie fielen sie Nachts an, während sie dann Tags Ruhe hatte.

Ein sehr sprechendes Beispiel lieferten die täglichen Anfälle der Frau Preinreich (6o). - Sie folgten das ganze Jahr über genau dem Aufgange und Untergange der Sonne. Wenn die abendliche Dämmerung eintrat, wurde sie an Händen und Armen von Zittern und krampfhaften Anwandlungen befallen; dasselbe wiederholte sich wenn die Sonne aufging, und dauerte jedesmal über eine Viertelstunde. Und wie der Tag länger oder kürzer ward, wie die Sonne früher oder später auf- oder niederging, ebenso traten auch diese Anfälle, genau an die Sonnenüberschreitungen des Horizontes gebunden, früher oder später ein. Frl. Azmannsdorfer (145, 179) hatte ihre kataleptischen Anfälle immer bei Nacht oder Abends, nie am Tage oder Morgens. Wenn sie im Bette lag und sie fühlte, daß sie ihr drohten, so eilte sie aus dem Bette, suchte sich lebhaft zu beschäftigen und Tagesthätigkeit in sich zu beleben, dann gelang es ihr, die Katalepfe am Ausbruche zu verhindern und zu verscheuchen. Die Frl. Sturmann (27) sah ich nur Vormittags in sogenannten Todtenschlaf gerathen. - Die Todtenschläfe der Frl. Azmanusderfer (272) begannen immer Morgens mit Sonnenaufgang und endeten gewöhnlich mit Sonnenuntergang, waren also ein reines Sonnenerzeugniß. Die somnambulen Anfälle der Frl. Weigand (6) traten regelmäßig Morgens 7 Uhr und Abends 7 Uhr ein. Frau Josephine Fenzl (28) wurde so weit

ihre Rückerinnerung reicht, täglich Nachts 9 Uhr von einer eigenthümlichen Art von Vangigkeit befallen, ähnlich den Wirkungen des Rückstriches, die sie noch jetzt alle Nacht durchmachen muß und vor deren Entwicklung sie nicht einschlafen kann. Ist dieß vorbei, was mit einem gewissen Durchschütteln im Innersten geschieht, so schläft sie augenblicklich ein.

§. 1330. 3d warf mir die Frage auf, ob die Lichtstrahlen und die odischen Strahlen der Sonne gleichzeitig oder ungleichzeitig auf unserem Planeten eintreffen und unterzog sie einer vorläufigen Prüfung. Dazu wartete ich den Augenblick ab, in welchem die Sonne über den Horizont trat. war ein schöner klarer Sonnenaufgang, als ich Frl. Zinkel (892) im Augenblicke, als die ersten Strahlen hervorbrachen, sie mit einer Papierrolle in der linken Hand auffangen ließ. Sie empfand sogleich odische Kühle, anfangs schwach, dann zunehmend stärker, in eben dem Maaße, wie die Sonnenscheibe weiter hervor kam; endlich in gewohnter Stärke, als das Sonnenbild sichh vollständig gestaltet hatte. Odstrahlen erscheinen also unmittelbar und gleichzeitig mit den Lichtstrahlen unseres Tagesgestirnes.

§. 1331. Wie zwischen Tageszeiten im Kleinen, so auch zwischen Jahreszeiten im Großen befolgen die odischen Anfälle der Sensitiven eine mit dem Sonnenstande wechselnde Periodicität. Die meisten Sensitiven haben eine Vorliebe für den Herbst und das Spätjahr überhaupt, wo sie sich am meisten von ihren kränklichen Empfindlichkeiten frei fühlen. So Freiherr August von Oberländer (1), Hr. Dr. Diefing (35), Hr. Professor Rösner, Hr. Kratochwila (27), Professor Endlicher (73), Frau Josephine Fenzl. (*) u. a. m. Bei höher Sensitiven fand ich häufig das Gegentheil, sie fanden sich im Frühjahre gesünder und ihre Anfälle traten reichlicher im Spätjahre ein; so Frl. Apmannsdorfer (286), Frl. Nowotny u. a. Fast alle Sensitive aber befinden sich weit wohler im Winter, als im Sommer, namentlich Frl. Nowotny (33), Friedrich Weidlich (25), Frl. Maix, Reichel, Girtler, Zinkel, Azmannsdorfer und viele andere, von deren Angaben ich kein Vormerk machte; Frl. Beyer (200) nennt sich im Sommer krank, im Winter gesund.

Etwas eigen verhält es sich mit Frl. von Weigelsberg (2), welche sich Sommers und Winters frank fühlte, d. h. von sensitiven Affektionen geplagt, im Gegensatz von Frühjahr und Spätjahr, in denen sie stets gesünder war.

§. 1332. Jedermann weiß, daß wir mit all unserem Thun und Lassen, mit unserem Schlafen und Wachen, mit Wetter und Wärme und mit tausend physischen Banden an den Wechsel von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, mit Einem Worte, an den Lauf der Senne und ihrer Strahlen gekettet sind; es ist auch allmänniglich bekannt, daß fast alle Krankheiten, jedes Fieber, jeder Schnupfen sogar mit den Tages- oder Jahreszeiten aufund abwogen. Insoferne könnte man vielleicht sagen, daß nichts bemerkens»

werthes darin wahrzunehmen sey, daß auch die eigenthümlichen Leiden der Sensitiven einer rhythmischen Bewegung der Art folgen. Allein mich will es bedünken, daß gerade in dieser Gemeinschaft des Schwankens der Fieber 2c. und der odischen Affectionen etwas liege, was wir auf der einen, wie auf der andern Seite noch nicht verstehen. Das Licht und die Wärme, welche die Sonne aussendet, können es nicht seyn, was diese Periodicität hervorbringt; die Sonnenwärme schon gar nicht, weil wir diese künstlich ebenso gut hervorbringen und der Ofen für die mangelnde Sonnenwärme vollkom men befriedigend vicarirt; das Licht aber auch nicht, denn ein Fieber wird Abends zunehmen, der Kranke mag im Finstern oder in der Helle liegen, dieß wird ganz gleich seyn; alte Wunden, Leichdorne, Frostbeulen 2c. werden schmerzen, wenn Witterungsveränderung noch nicht da ist, sondern nur erst bevorsteht, sie mögen an barfüßigen Beinen seyn oder in der Finsterniß von Strumpf- und Stiefeleinhüllung stecken. Die Periodicität der Krankheitswandlungen hängt von etwas ab, das die Sonne mit sich herbringt und wieder fortnimmt, so viel ist unbestritten; aber dieses Etwas ist ein uns bis nun ganz Unbekanntes, ein gänzlich Verborgenes und Unbegriffenes, das wir seit Jahrtausenden vergeblich suchen. Wenn man nun sieht, wie die sensitiven Zustände mit dem Kommen und Gehen des Sonnenscheins gleichen Schritt halten; wenn man aus gegenwärtigen Untersuchungen weiß, daß die Sonne außer Wärme, Licht 2c. noch eigenthümliche odische Strahlen mit sich führt; wenn man sieht, wie mächtig diese odischen Strahlen auf die Sensitiven einwirken, indem sie sie z. B. im Grün bis in bewußtlose Zustände und die schwersten Krampfparorismen stürzen; wenn man also erkennen muß, daß das Od des Sonnenlichts, das durch Manern nicht sehr viel schwieriger als durch Luft durchdringt, gerade auf unser physisches Befinden, auf Krankheits- und Gesundheitszustände den mächtigsten Einfluß hat; wenn man endlich durch die lange Reihe der hier gegebenen Beispiele den Beweis vor sich liegen hat, daß alle einigermaßen höher sensitive Menschen solchen periodischen Einwirkungen der odischen Sonnenstrahlen unmittelbar und mit aller Evidenz unterliegen; so fühlt man sich mit Nothwendigkeit hingetrieben zu der Ansicht, daß am Ende großentheils die räthselhafte, vom Stande der Sonne abhängige Periodicität der Krankheiten wohl den odischen Einflüssen dieses Gestirus und und zunächst seinen Odstrahlen wird beigemessen werden müssen. Ich bin weit entfernt, nach dem Wenigen, was bis jetzt meine beschränkten Kräfte mir eríaubten, hierüber zu sammeln und zusammen zu stellen, einer solchen Ansicht das Gewicht einer Behauptung beilegen zu wollen; aber das Wahre darin liegt nach diesem Allem schon so durchleuchtend vor uns, daß es wohl nur der weiteren Studien und einer fortgesetzt fleißigen Forschung bedarf, um hier Naturgeseze ans Tageslicht zu ziehen, die für die Physiologen und die Heilkunde von dem höchsten Interesse werden müssen und uns über bis

jest unzugängliche Erscheinungen in der Pathologie Aufschlüsse von unschäßbarem Werthe darreichen dürften.

§. 1333. Als festgestellte Thatsache aber habe ich hier zum Schlusse zu registriren: die mancherlei eigenthümlichen Krankheitszustände der Sensitiven sind großentheils von den periodisch erschei nenden und schwindenden odischen Strahlen der Sonne abhängig, und das Zeitmaß ihres Eintritts und ihres Aufhörens ist an die rhythmische Folge von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, von Gegenwart und Abwesenheit des Sonnenscheins gebunden.

2) Das Mondlicht.

a) Vollständiger Mondstrahl.

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§. 1334. Hatten mir die Sensitiven das Sonnenlicht im Wesentlichen fühl und angenehm beschrieben, so schilderten sie mir das Mondlicht um sehr vieles anders. Frl. Reichel (23 60) sagte mir schon im Jahre 1844 oftmals, daß der Mond sie nicht kühl, sondern immer sehr warm auscheine. — Hörte ich die Frl. Nather (13), so versicherte sie mich aufs entschiedenste warmer Empfindung, die ihr die Mondstrahlen verursachen; oft, wenn es im Winter kalt gewesen, habe sie die Mondstrahlen aufgesucht und sie warm gefunden, selbst wenn die Gegend tief von Schnee bedeckt war. Hr. von Rainer (24) erzählte von seinen sensitiven Schwestern, daß sie im Familienkreise oftmals die Angabe der Physiker bekämpft haben, die Mondstrahlen seyen wärmelos, da sie ganz klar den Mondschein stets warm empfanden. Er selbst fühlte dasselbe und bestätigte die Behauptung seiner Schwestern. Frau Hofräthin Vesque von Püttlingen (6), Frl. Aymannsdorfer (29), Poppe (13), Caroline Ebermann (33), Hr. Delhez (2), Ritter von Sidorowicz (3) und Fichtner (72) gaben mir alle an, daß sie sich auffallend lau und wärmlich über den ganzen Leib angescheint fühlen, wenn sie in die Strahlen des Mondes gerathen. Wir wissen zwar, daß die älteren Versuche von Davy u. a., wornach die Mondstrahlen durchaus wärmestrahlenfrei angenommen wurden, durch Melloni (Compt. rend. 1846. 12. p. 541) widerlegt worden sind, und daß das Mondlicht nach Bouguer (Pogg. Ann. Vd. 68. S. 220) wenn es voll ist

1 von der Wärme des Sonnenlichtes enthält; allein dieß ist eine für

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unsere Sinne nicht mehr wahrnehmbare Größe, und wenn daher so viele Zeugen finden, daß der Mondschein auffallend Wärme über ihren ganzen Leib ergieße, so muß die Ursache davon sicherlich anderswo liegen.

§. 1335. Wir haben oben gesehen, daß der Sonnenschein auf

verschiedene Sensitive so sehr einschläfernd wirkte, daß sie mir selbst am hellen Tage auf den Feldern meines Gutes hier einschliefen, wie Frl. Azmannsdorfer, Frau Kienesberger (3) u. a. Niemals aber hörte ich von irgend einer sensitiven Person, daß der Mondschein sie schläfrig gemacht oder gar eingeschläfert hatte, obwohl der Mond vorzugsweise nur Nachts beobachtet wird; vielmehr gerade das Gegentheil, daß der Mond sie am Schlafe hindere, das ist mir fast unzählige Male geklagt worden. Die Frau Baronin Marie von Augustin (3), Josephine Fenzl (32, 102), Kienesberger (9), Preinreich (25), Heintl (*), Johanna - Anschüß (36), Anna Krebs (5), Frl. Rosalie und Mathilde von Unchrechtsberg (33), Poppe (13), Bernazke (1o), Barbara Hek (47), Zinkel (238), Martha Leopolder (12. 125), Caroline Ebermann (33), Beyer (19), Lehrbaß (6), Dorfer (39), Glaser (22), Karhan (85), die Herren Gustav Anschütz (227), Dr. Goldberg (15), Kratochwila (26), Dr. Tillich (), Stephan Kollar (19), Ritter von Rainer (2) mit seinen Geschwistern, Herr Prälat Freiherr von Schindler (27), Baron August von Oberländer (), von Siemianovski (7), ́ Dr. Pfretschner (34), Prof. Ragsky (16), Sartorius (6), Sturm (3), Czapek (3. ") von Offenheim (12), der Gesandte Hr. Steiger (39), Ingenieur Major Philippi (*3), Dr. Machold (5*), Leopolder (1), Richard. Schuler (92) ich thue mir Einhalt in fernerer Aufzählung aller der Sensitiven, die mir die Mittheilung gemacht haben, daß sie den Mondschein beim Schlafen nicht vertragen können; daß, wenn er ihnen aufs Bette oder ins Schlafzimmer" scheine, sie nicht einzuschlafen vermögen; daß, wenn er sie im Schlafe erreiche, er sie aufwecke, daß sie aufstehen und die Fensterläden genau verschließen müssen, damit nirgends mehr Mondschein eindringe, und daß er sie überhaupt peinlich beunruhige. Hr. Fichtner (7) kennt den Mond nur als Schlafstörer; wenn er in sein Zimmer leuchtet, kann er nicht einschlafen; schläft er schon, wenn er kömmt, so wacht er auf und kann nicht mehr einschlafen, solange bis er durch Fensterläden vollständig abgewehrt ist. Hr. Dr. Heinrich Löw (30) wacht in der Nacht niemals vom Schlafe auf; wenn er aber erwachte, so war es allemal, wenn der Mond ihm ins Schlafzimmer schien. — Frau Heintl(), die ohnehin äußerst unruhig schläft, bemerkt, daß ihre Schlafunruhe immer zunimmt, wenn die Zeit dem Vollmonde sich nähert. Freiherr von Oberländer (54) gegen seine Gewohnheit, erwachte mitten in der Nacht. Er fand die ihm gegenüberliegende Wand vom Monde beschienen, der Reflex davon hatte ihn aufgeweckt. Der Eindruck davon auf ihn war so andauernd widrig, daß er es so, rechts liegend, nicht aushalten konnte, er mußte sich wenden und das Gesicht abwenden. Es war aber umsonst, er konnte keine Ruhe mehr finden, und, chne Läden vor seinen Fenstern außer Stande, das Mondlicht abzuwenden, kam er nicht eher wieder zur Ruhe bis der Mond von selbst sich wieder aus dem Zimmer verlor.

§. 1336. Man kann eine andere Gruppe von Sensitiven zusammen

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