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Die Angaben über die Gefühle in der rechten Hand waren öfters etwas schwankend, und wurden nicht selten denen der Linken ähnlich, obwohl an Stärke weit nachstehend angegeben. Es kam dabei viel darauf an, daß die Stäbe richtig in der Hand gehalten, die Finger niemals zur Faust geschlossen und die Fingerspitzen immer an die Stäbe, und nicht an die obere Handweiche anliegend gehalten wurden. Im Falle der Nichtachtung hierauf erschienen sogleich verkehrte Angaben.

§. 1300. Zu einem der sprechendsten Versuche gibt das Wasser Gelegenheit. Zwei Trinkgläser füllte ich jedes halb mit Brunnenwasser und stellte das eine in das blaue Licht des Spectrums, das andere in das rothgelbe. So ließ ich sie fünf Minuten stehen. Frl. Martha Leopolder (*) kostete nun beide. Das aus rothgelbem Lichte fand sie lauwidrig, das aus dem blauen angenehm und kühl schmeckend. Ebenso sprach sich darüber ihr Vater, Herr Joh. Leopolder (165) aus. — Da die Gläser etwas zu hoch waren und am obern Rande von den darüber befindlichen Farben getroffen wurden, die durch Leitung ihr Od mit dem Wasser mischen konnten, so nahm ich zwei niedere Porzellanfchälchen und wiederholte den Versuch mit Frl. Martha Leopolder, Frl. Zinkel und Hrn. Joh. Leopolder. Erstere fand das Wasser aus dem rothgelben Lichte höchst lauwidrig, ekelhaft bis zum Erbrechen und vermochte das widrige Gefühl lange nicht wieder aus dem Munde zu bringen, das aus dem blauen Lichte sehr angenehm, frisch und kühl. Dieselben Gefühle sprach der Lettere davon aus. Hr. Klein (129) fand das Letztere fühl, lieblich, das Erstere lauwidrig, ekelhaft und Erbrechen erregend.

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Das Wasser wird also vom blauen Sonnenstrahle negativ, und vom gelben und rothen positiv odisch geladen.

§. 1301. Auch einige feste Körper, Holzstückchen, Glasröhrchen, legte ich in blauen und rothen Strahl des Sonnenspectrums; Frl. Martha Leopolder (1) fand erstere in der linken Hand kühl, in der rechten laulich; ebenso Hr. Joh. Leopolder (16).

§. 1302. Auffallend und gewiß überaus merkwürdig ist die Wirkung des Grün im Spectrum auf das menschliche Gefühl. Wir sind gewohnt, die Farbe, in welche sich die ganze vegetabile Natur gekleidet hat, als die

uns angemessenste, augenehmste und wohlthuendste zu betrachten, und nun tritt sie hier auf einmal als die widerwärtigste und gefährlichste in ihren Wirkungen auf Hochsensitive hervor. Die erste Bemerkung dießfalls machte ich bei Frl. Krüger (143) (Oktober 1845) am Mondlichte, und zwar an einem matten Spectrum davon. Ich habe darüber schon oben §. 985 einiges mitgetheilt und hier Weniges zuzuseßen. Als das Mädchen mit einem Stabe die Farben des Spectrums von oben herab langsam durchlief, die Wirkungen mir in die Feder gab, und in die grüne Farbe kam, stürzte sie so schnell bewußtlos zu Boden, daß ich nicht mehr Zeit hatte, sie aufzufangen. Ich wußte nicht, aus welcher Ursache dieß geschah, und als ich innerhalb einer halben Stunde ihre Krämpfe beschwichtigt und sie wieder zurecht gebracht hatte, wollte ich meine Arbeit am Spectrum fortseßen. Sie führte jezt ihren rechten Zeigfinger durch Roth und Gelb langsam, das früher darüber Gesagte bestätigend und kam nun bei Grün an. Ich sah, wie erst der Saum ihres Fingers in diese Farbe eingerückt war, daß sie schon anfing zu beben, bewußtlos zu werden, so schnell wie vom Blize getroffen und umzustürzen ; ich fing fie taum noch auf. Kaum kann Blausäure einen Menschen schneller vernichten, als ich es hier von der grünen Farbe des blassen Mondlichtes sehen mußte. An welchen unfaßlich seinen Fäden hängt ein menschliches Leben! Der bloße Mondschein, ja nicht bloß dieser, schon ein aliquoter Theil desselben ist im Stande, das Bewußtseyn zu vernichten, niederzuwerfen, und in die heftigsten Convulsionen zu stürzen! Wenn es irgend etwas in der Natur gibt, was das Staunen des Weltweisen noch erregen kann, so muß es gewiß diese ungeheure Thatsache seyn, die hier vor uns liegt. Ich dachte im Anfange, daß dieß aus irgend einer eigenthümlichen Reizbarkeit des Individuums hervorgehe, das ich gerade unter meinen Händen hatte; allein bald sah ich, daß dem keineswegs so war, und daß die Eigenheit, die dem grünen Lichte innewohnt, auf alle höher Sensitive, ja sogar auf ziemlich Mittelsensitive in ganz ähnlicher Weise sich geltend machte. Tischler Klaiber (56), nur mittelmäßig empfindlich, fand einen Eisendrath, mit dem er die Farben des Spectrums durchlief, im grünen Lichte ganz unerwartet widrig; es befielen ihn schmerzliche Empfindungen im ganzen Leibe, die er mit denen verglich, die man hat, wenn man ein Fieber zu bekommen beginnt. -Frl. Poppe (50) fand Grün weder lau noch fühl, viel widriger aber als Roth, und so peinlich in Hand und Arm, daß sie mit dem leichten Stabe, den sie hineinhielt, jedesmal in Beben gerieth, so oft sie ihn hineinhielt und so lange er darin weilte. - Der Frl. Geraldini (164, 165) wurde Grün peinlich bis zu Erzeu gung von Magenweh. — Hr. Gustav Anschütz (136) fühlte sich im Magen und im Kopfe so schmerzlich angegriffen, daß er sich von Ohnmacht bedroht glaubte.

Frau Johanna Anschütz (*) erzeugte Grün ein Uebelbefinden, wovon sie fühlte, daß es ihr bald Ohnmacht bringen würde und die mehrmaligen Proben

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damit erzeugten ihr einen Anfall von Krämpfen. Grün vom Mondspectruni machte ihr (2) Magenweh. -Frl. Zinkel (496) bekam davon Augenbrennen; bei andern Versuchen (778) war sie daran, vom Grün des Spectrums durch den Holzstab in Uebelkeit zu versinken. - Frau Kienesberger (25) erlitt schmerzlich zuckende Empfindungen durch den Holzstab; ein andermal (195) mit Eisen= draht das Grün befühlend bekam sie Ziehen im Nacken, dann Kopfweh und sofort Schmerzen den ganzen Rückgrat hinab, die am empfindlichsten in dem Augenblicke der Trennung von Grün wurden. Frl. Kynast (30) bekam von Grün Kopfschmerz. Frl. Azmannsdorfer (136) mit einem Glasstabe in der Hand beklagte sich bitter über die Schmerzlichkeit, die ihr der grüne Strahl des Spectrums verursacht. Ich sah sie mit Schaudern an diese Prüfung gehen, auf die ich drang. Wie sie den Glasstab entlang Grün brachte, war die unheilvolle Wirkung fast blißesschnell, wie bei Frl. Krüger oben. fuhr ihr augenblicklich in den Kopf, ins Innerste des Hirns, ergriff drehend die Schläfe und lief hinab (am n. vagus) in den Magen, wohin sie Wehseyn brachte und bald Ohnmacht erzeugt haben würde. Dann wurden die Augen umnebelt und sie verlor die Stimme. Die Hand bebte und die Mienen gaben den Ausdruck des peinlichsten Zustandes. Ich konnte sie natürlich nur einige Sekunden darin erhalten. Sie eilte, so wie ich nur irgend nachgab, in Blau und über Veilblau mit ihrem Stabe zu kommen, und sich da zu erholen und von dem kühlen Wohlgefühl zu entschädigen für die erlittene Qual. Als ich bei einer andern Gelegenheit (492) sie einen Draht in das grüne Licht halten ließ, meldeten sich so schnell Anwandlungen von Krämpfen, daß ich augenblicklich aussetzen mußte. Fräulein Beyer (337, 494) sah ich nie den Stab in das Grün bringen, ohne daß sogleich ihr Arm angefangen hätte, nicht zu zittern - nein, zu beben in fingerbreiten O8cillationen, so daß sie bald die Farbe nicht mehr einhalten konnte. Augenbrennen, halbe Erblindung und Magenübel gesellten sich dazu. Es war in der That schauderhaft anzusehen und die kürzeste Fortsetzung nicht zu wagen aus Furcht vor gefährlichen Folgen, die auch jedesmal in einem Anfall von Tetanus ausliefen, besonders wenn die linke Hand zu den Versuchen verwendet worden war. Und so fand ich es, im Verhältniß zur Höhe der odischen Reizbarkeit bei allen höhern Sensitiven. Was ist nun der Grund dieser ganz eigenthümlichen Erscheinung der heftigsten Peinlichkeiten im Sinne odischer Reaction, die weder positiv noch negativ ist, und dieß ausschließlich nur in Grün, wie weithin bei keiner andern Farbe? ich weiß es nicht, und kann mir nur Vermuthungen erlauben. Roth besteht vielleicht aus Gelb und Blau, gerade wie Grün, aber nach einem andern Verbindungsgesetze, als das lettere. Daß dieses in der That nur eine der rohesten Mengungen von Gelb und Blau ist, das wissen wir. Indig und Gummigutt kann man gepulvert selbst trocken unter einander rühren,

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und dennoch hat man sogleich Grün vor Augen, während man mit dem Mikroskope noch die Mengtheile neben einander liegend wahrnehmen kann. Ja nicht so viel bedarf es; gelber und blauer Sand, womit die Zuckerbäcker Gemälde machen, mittelst eines Siebes untermischt, gibt beim Aufstreuen eine Färbung, die auf geringe Entfernung dem Auge schon vollkommen grün erscheint. So ist denn der grüne Strahl im Spectrum nichts als die Grenzvermengung von gelben und blauen Strahlen. Und da jeder von diesen entgegengesetzt auf die Nervenorganisation der Sensitiven wirkt, der eine odpositiv, der andere odnegativ, so muß es dieses Hin- und Herzerren der innersten Lebensthätigkeit seyn, welche so schmerzliche Wirkung hervorbringt.

§. 1303. Auch auf der Seite des Blauen gibt es einen Punkt, der zu Aufmerksamkeit auffordert, und dieß ist die veilblaue Zone im Spectrum. Die Frau Kienesberger, Frl. Zinkel (77), Beyer u. a. fanden, daß Violet minder kalt ist, als blau, und daß es weiter im farblosen chemischen Strahle wieder kälter, ja noch kälter wird, als es selbst im Blau ist. Das Roth im Veilblau ist also auch hier wärmlich, dämpft die blaue Kühle und wirkt hier in demselben Sinne odpositiv, wie es dieß im reinen Roth_thut, nur um so viel schwächer, als die Menge des Roth geringer ist. Ich habe schon früher (Dyn. §. 498. 513.) in der magnetischen Iris gezeigt, wie das Roth im Veilblau sich fammelt und so aussondert, daß es als reiner rother Gemengtheil erkannt werden kann. Veilblau ist also in der That ein Gemenge von Blau und Roth und damit ist die Art seiner Wirksamkeit auf das sensitive Gefühl zureichend erklärt.

§. 1304. Räthselhaft blieb nur die harte, steifmachende Kühle in Roth und unterhalb Roth, welche einige gute Sensitive, besonders Frl. Azmannsdorfer (93) beobachtet haben wollen, welche aber von andern eben so guten, wie Frl. Beyer (91) durchaus nicht erkannt ward, ungeachtet ich nachträglich sie ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht habe, was ich sonst bei den Versuchen niemals thue. Dieser Nebenumstand ist nicht im Reinen und bedarf noch weiterer genauerer Untersuchung, als ich ihm bis jetzt zu widmen vermochte.

§. 1305. Kehren wir nun nach diesen Betrachtungen zurück zur Reihenfolge unserer Versuche. Auch hier beim Terpentinölprisma wandte ich die Vorsicht an, zwischen dieß und das Spectrum noch Glasscheiben zu stellen, um die gemeinen Wärmestrahlen aus diesem auszumerzen. That ich dieß mit Frl. Krüger (32), so änderten sich die Ergebnisse nicht im Wesentlichen, sondern nur in so weit, daß sie glaubte, alles im ganzen Spectrum sey etwas kühler geworden. Frl. Azmannsdorfer und Anna Beyer (492 496) gaben dieselben Aussprüche, das ganze Farbenbild schien ihnen gegen Kühl hin fortgeschoben. Jezt fand selbst Frl. Beyer an dem Stabe ihrer rechten Hand Kühle in das Roth hineingekommen, das ohne die interponirte Glastafel befühlt warm empfunden worden war. Hiebei kommt nun freilich nicht bloß

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die Entfernung der thermoscopischen Wärmestrahlen, sondern auch die theilweise Polarisation des Lichtes in Betracht. Ohne hier tiefer einzubringen, ging ich zur Interposition von 10 Glastafeln über. Hiedurch waren die gemeinen Wärmestrahlen fast gänzlich, d. h. bis auf ungefähr ein Tausendtheil aus dem durchgelassenen Lichte ausgeschieden, über welches hinweggegangen werden konnte. Den Versuch machte ich mit Frl. Sophie Pauer (49), Krüger (52) und Aßmannsdorfer (44). Ihre Angaben stimmen nach meinen Vormerken in einigen Punkten nicht ganz überein. Erstere fand das Spectrum im durchgelassenen Lichte zwar merklich schwächer, doch die Ordnung der odischen Temperatur nur wenig verschoben. Die Zweite und die Dritte fanden dieß Spectrum ebenfalls geschwächt, von oben herab durch die Zonen der chemischen Strahlen, das Veil, das Blau und das Grün qualitativ unverändert, auch die Peinlichkeiten des Lettern fanden sie wieder vor. Gelb, Brandgelb und Roth fanden sie sehr schwach laulich, fast unfühlbar; etwas unterhalb Roth aber erst erkannten beide den Eintritt ziemlich lebhafter Wärme. Es scheint demnach, daß im gebrochenen Lichte die odische Wärme tiefer fällt, als im unveränderten Sonnenlichte, und die Brechung der Odstrahlen nicht zusammenfällt mit der der Lichtstrahlen, was wohl vorauszusehen war. Doch müssen diese Versuche mit guten Sensitiven wiederholt und mehr vervielfältigt werden, als es mir bis jetzt möglich war, um be stimmte und genaue Ergebnisse zu erlangen.

Soviel jedoch stellt sich als sicher heraus, und wir wollen es festhalten: die Odstrahlen des Sonnenlichtes werden von 10 Glastafeln nicht absorbirt, wie die Wärmestrahlen, sondern es geht ein guter Antheil von ihnen hindurch mit allen den Eigenschaften, welche das Gefühl bis jezt im einfachen Spectrum wahrgenom men hat.

Der andere Theil des Spectrums, das nicht durchgelassene, sondern zurückgeworfene Licht desselben, bildet wiederum ein Spectrum, das ich mit Frl. Krüger (33), Aßmannsdorfer (94) und Beyer auf seinen Odgehalt geprüft habe. Sie fanden alle die zurückgeworfene Iris schwächer von Odwirkung; aber gleichwohl erkannten sie nicht nur seine Gegenwart, sondern auch in der Hauptsache dieselbe Beschaffenheit und Wirksamkeit auf ihre Empfindung in den verschiedenen Farben; von den unsichtbaren chemischen Strahlen herab bis über Grün herrschte Kühle vor, und von Gelb an bis über die unsichtbaren chemischen Strahlen unterhalb Roth waltete Wärme vor.

§. 1307. Endlich ließ ich noch das von 10 Glastafeln zurückgeworfene und das durch sie durchgelassene Licht, jedes für sich durch das Prisma gehen. Frl. Azmannsdorfer (239) fand das Spectrum von der einen, wie von der andern Seite odhaltig, Kühle und Läue im Allgemeinen nach denselben Gesetzen darin vertheilt.

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