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einander, soweit dieß nämlich die einfachen Seitenwirkungen angeht, die aus der odischen Latitudinalare fließen; daß aber hiebei scheinbare Anomalien eintreten, welche sich jedoch ganz regelrecht einerseits aus den schwächeren Wire kungen der Polarität der Longitudinalare,`anderseits aus der odischen Einwirkung des Erdmagnetismus ableiten. Gleichnamige Seiten also geben dem Liegenden lauwidrige, ungleichnamige wohlfühle Empfindungen. Kommen gleichnamige Pole anderer Aren oder des Erdmagnetismus in Zusammen. wirkung mit ungleichnamigen Aren der Seiten, so entsteht ein Conflict der odischen Wirkung im Gefühle, und die Sensitiven empfinden lauwidrig und wohlfühl gemengt und gleichzeitig, gleichstark oder verschieden stark, je nach der odischen Intensität der in Berwicklung gerathenen Pole. So z. B. empfand Frl. Zinkel in der zweiten Lagerung bb lau und kühl zugleich, ersteres weil sie mit der Linken an der Linken lag, das andere weil sie mit dem Kopfe an meinen Füßen sich befand und weil sie mit der magnetischen Erdare rechtsinnig lag; Aehnliches begegnete ihr in der ersten Lagerung von dd, wo sie wieder lau und kühl gemengt empfand, und zwar ersteres, weil sie widerfinnig im Meridiane lag, letteres weit ungleichnamige Seiten an einander famen.

§. 128. Beziehen wir nun das gewonnene Gesetz der odischen Seitenwirkung auf häusliche Fälle des täglichen Lebens, so kann man sich nun einigen Begriff davon machen, was gesunde, sensitive Leute immerført für unangenehmen äußern Angriffen ausgesetzt sind, von welchen Andere nichts wissen, gar nichts ahnen, und wenn sie davon hören, es für üble Sitten halten. So gibt es eine Menge Menschen, welche einen Schlafkameraden auf demselben Lager und in demselben Bette entweder nur mit äußerster Ueberwindung oder gar nicht vertragen. Sie sind unter dem Ausdrucke mauvais coucheurs hinlänglich übelberufen. Frl. Reichel (49. 195) trat aus einem Institute, in welchem sie sonst gerne war, bloß deßwegen aus, weil sie gemeinschaftlich mit Jemand in Einem Bette schlafen mußte. Nie verträgt sie eine Bettkameradin, ihre liebste Freundin, wenn sie bei ihr schläft, wird ihr unerträglich. Frl. Beyer (50) beherbergte bisweilen ihre Schwester eine Nacht über bei sich in ihrem Bette, allein sie war dann nicht im Stande auch nur ein Auge zu schließen; sie mußte am Ende heraus aus dem Bette, sie hielt es nicht aus. Die Herren Dr. Natterer (56), Fichtner (63), Klein (5), Endlicher (3), Enter (52), Major Philippi (12), Köller (6), Delhez (1), Sturm (43), Ranftl (33), Sartorius (30), Schiller (2), Dr. Tillich (1o), Czapek (1), Leopolder (79), Dr. Machold (33), Professor Unger (2), Professor Schrötter (1), Weiner (19), Ritter von Berger (9), Professor Schabus (33), Ritter von Sidorowicz (1), Hr. Steiger (12), Alois Zinkel ("), von Offenheim (3), Ritter von Siemianovski (86), Dr. Heinrich Löw (13) erklärten alle, daß wenn jemals irgend ein Zufall sie in die Nothwendigkeit führte, mit

v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

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einem Schlafkameraden das Lager zu theilen, die Nacht für sie verloren sey, sie trieben sich in beständiger Unruhe herum, es wurde ihnen heiß und sie konnten durchaus nicht einschlafen. Eben so die Fräulein von Unchrechtsberg (63), Geraldini (5), Heck (“), Poppe (10), Bertha Fleischer (1), Schwarz (21), Bernazke (8) und Zinkel-Baier (33). Als die erträglichste Lage, wenn das Zusammenliegen nicht vermieden werden kann, z. B. in der Ehe, fanden Hr. Edenstein ("), Pauer ("), A. Müller (*), Rösner (5), Baren August von Oberländer (1), dann die Frau von Peichich (), Preinreich ("), Müller (5*), Frait von Varady (3), Anna Tschick (24), die Lagerung Rücken gegen Rücken gekehrt; dasselbe gab mir Herr Schuler (3), Dr. Nied (25) und Professor Unger (24) als die letzte Linderung in der Pein an. Dieß geht so weit, daß es auch dann noch seine volle Gültigkeit hat, wenn Ehebetten nur neben einander stehen und die Gatten dadurch auf eine nicht unbedeutende Entfernung von einander getrennt liegen. In anderer Lage, als Rücken gegen Rücken gekehrt, wachten diese Sensitiven immer auf und mußten sich umwenden. In diesem Falle werden nämlich ungleichnamige Seiten gegen einander gekehrt und die Köpfe weiter von einander entfernt, als wenn Antlig gegen Antlig liegt, weil man sich doch immer nach vorne einbiegt, daher erklärt sich dieß gut.

§. 129. Wenn Fräulein Geraldini (225) sich neben ein Fenster und zwar an den Mauerpfeiler desselben seßen sollte, so verlangte fie immer denjenigen von beiden, welchem sie ihre linke Seite zuwenden konnte; die Nähe des andern, an welchen sie mit ihrer rechten Seite sich gekehrt haben würde, vertrug sie durchaus nicht. Die Frl. Karhan (97), Barb. Heck (5), Zinkel-Baier (50) und Frau Auguste von Littrow (33) hierüber befragt, sprechen sich alle für die Wahl des Sizes am linken Fensterpfeiler aus. Aber auch Männer, wenn sie einen Stuhl am Fenster nehmen müssen, wählen denjenigen, wo sie die linke Seite der Mauer zukehren können; so Ritter von Sidorowicz (74), von Siemianovski (25), Hr. Klein (2), Sartorius (37). Dieß geschicht von ihnen nicht etwa des Lichtes wegen, das von dieser Seite bequemer einfällt, sondern der odischen Sensation wegen. Die Mauerwand ist nämlich, wie ich gezeigt habe, odnegativ. Ein Sensitiver kann ihr daher nicht seine ebenfalls odnegative Rechte zukehren, ohne unangenehm angegangen zu werden, sondern nur seine Linke, wo er in ungleichnamiger Paarung sich behaglich fühlt.

§. 130. Ein eigener Fall, der Hrn. Anschütz (150) begegnete, verdient, nicht übergangen zu werden. Er hatte seine Bettstätte neben einer Zimmerwand und schlief da immer leidlich gut, da er den Kopf nach Norden gerichtet hielt. Auf einmal bekam er unruhige Nächte. Da sich nichts in seiner Lebensart geändert hatte, konnte er die Ursache nicht begreifen. Es vergingen eine Nacht um die andere, die er halb schlaflos hinbrachte, alles

Nachsuchen nach den Gründen war vergeblich, aber ebenso vergeblich seine frühere Nachtruhe wieder zu gewinnen. Endlich erfuhr er, daß ein Dienstmädchen auf der andern Seite der Wand gerade da schlief, wo er sich befand, und daß dieses Mädchen auf den Einfall gekommen war, ihre Lage im Bette umzukehren. Früher lag sie mit dem Kopfe da, wo Hr. Anschütz seinen Kopf hatte; bei der Umkehr legte sie sich mit ihrem Kopfe zu seinen Füßen. Von diesem Augenblicke an hatte er schlaflose Nächte. Man veran= laßte sie, ihre alte Lage wieder anzunehmen, und Hrn. Anschüß's Ruhe war wieder hergestellt. Man wiederholte die Probe vor- und rückwärts, und hatte jedesmal die angegebenen Erfolge. Die Seite, auf welcher das Mädchen zu schlafen pflegte, ist leider in meinem Tagebuche nicht angegeben. Es läßt sich aber berechnen, daß sie links schlief, da Hr. Anschüß sich rechts legte. Von so äußerst geringen Umständen kann die Ruhe, Gesundheit und Wohlfahrt eines Menschen abhängig werden! Frau Preinreich (46), eine kräftige junge Frau, schlief von jeher ́allein. Kaum war sie die erste Woche verheirathet, als sie, was nie zuvor geschehen, von Krämpfen befallen wurde, die täglich heftiger ausbrachen. Sie war nicht schwanger. · Allein das ihr ganz ungewohnte Zusammenschlafen mit einem Manne hatte ihre Sensitivität so gesteigert, daß es damit zum Aeußersten kam.

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Man kann sich nun denken, welche Torturen manche Menschen Leiden, welche das Schicksal z. B. zu Soldaten im Kasernenleben verurtheilt hat, wo die gesammte Mannschaft paarweise in die Betten commandirt ist! Welche doppelte Strafe alle diejenigen Sensitiven trifft, die unglücklich genug sind, Armenhäusern, Strafhäusern, Galeeren und ähnlichen Zwangsanstalten zu verfallen, wo ohne alle Schonung die Menschen zusammengekoppelt und eng zusammengelegt werden! Wie aber auf Schiffen, in Kojen, in Fabriken, in Klöstern, in Versorgungs- und Waisenhäusern? ja überall, wo Handwerksbursche, Bauernknechte und Mägde in engen Räumen zahlreich neben einander schlafen müssen? wie bei der zahllosen Armuth, wo in Städten die unbemittelten Leute in den engsten Räumen zusammengedrängt leben? Alle, die da sensitiv sind, erleiden Zwang wider ihre Natur, sind Peinigungen, nicht selten Qualen unterworfen, die unnennbar sind, und die bis zu dieser Stunde in der weiten Welt nirgends gewürdigt, ja nicht einmal nur erkannt worden sind. Einer ruhelosen Nacht folgt ein kraftloser Tag mit müden Gliedern und erschlafftem Geiste; die Wirkungen davon sind wenige und mangelhafte Arbeit mit allen ihren unglücklichen, verarmenden, Mißmuth und Unfrieden mit sich führenden Folgen.

§. 131. Was wir nun von §. 113 bis hieher von unter Berührung seitlich neben einander Stehenden, seitlich neben einander Sißenden und seitlich neben einander Liegenden erforscht haben, das lehrt, daß in odischer Beziehung und

unter Ausschluß aller anderweitigen Einflüsse diese drei räumlichen Verhältnisse ganz gleiche Ergebnisse im sensitiven Gefühle hervorbringen, und somit ihrer Wesenheit nach für gleichbedeutend zu nehmen sind. Sie fallen mit den seitlichen Annäherungen theoretisch unter ein und demselben Gesichtspunkte zusammen, indem alle odgleichnamigen Paarungen lauwidrig, alle od ungleichnamigen aber wohlfühl sich ergeben.

b, Fälle der Dickenare.

§. 132. In eben der Weise, wie mit den unmittelbaren Berührungen bei den Seitenstellungen, verfuhr ich auch mit den Vorder- und Hinterstellungen um sensitive Personen. E. §. 70, 74. Ich stellte mich unmittelbar an diese vorn und rückwärts an, während sie im magnetischen Meridian standen, mit dem Rücken nach Nord gekehrt.

Mit dem Herrn Großhändler Tirka (4), dem Herrn Gustav Anschütz (23), der Frau Lederer (24) und der Frau Johanna Anschütz (1) machte ich den Versuch nur einseitig, indem ich mich mit meiner Vorderseite an ihren Rücken anlehnte. Sie erklärten die Berührung mit mir segleich lauwidrig, und Herr Tirka sprach sich dahin aus, daß meine Nähe ihn zum Umwenden. gewissermaßen nöthigte. Es ist bekannt, daß manche Klavierspieler es nicht vertragen, daß jemand sich nahe hinter sie stellt; dieß sind Sensitive, und hieher gehören die beiden Fräulein Geraldini (5), Frau Preinreich (12) u. A.

§. 133. Eine Anzahl meiner sensitiven Freunde, deren edische Reizbarkeit noch auf den untern Stufen steht, namentlich die Herren Dr. Med. Diefing (9), Dr. Med. Stainer ("), Dr. Med. Professor Ragsky (*), Dr. Med. Pfretschner (20), Dr. Med. Goldberg ("), Elger (''), Kratochwila (25), Mauch (*7) empfanden meine Stellung neben ihnen zwar deutlich und regelrecht, wie schon oben berichtet ist, aber über meine Nähe vor oder hinter ihnen vermochten sie nicht ebenso klar mit sich einig zu werden; ihre Angaben über lauwidrig eder wohlfühl schwankten oder blieben gar aus. Dieß dient zur Bestätigung meiner Abgabe oben, daß die odische Intensität der Transversalare (Dickenare, Querare) schwächer sey, als die der Latitudinalare (Breitenare) des menschlichen Leibes, und dann schwächer Sensitive über ihre Empfindung und deren Lokalisirung mit sich unklar werden.

§. 134. Die folgenden 53 Zeugen geben fast gleichlautende Aussprüche, ich kann sie demnach zusammenfassen. Nämlich die Frauen Professorin Fenzl (25), Ebermann (5), Baronin von Natorp (27), von Varady (*), von Hauer (4), Freifrau von Tessedik (*), Leopoldine Hek (1) und von Beichidh (37), die Fräulein von Unchrechtsberg (4), von Weigelsberg (40), Claudius (2), Hermine Fenzl (*), Nupp (52), Beyer (11), Sophie Pauer (3), Glaser ("),

Geraldini (128) und die Anka Hetmanek ($), dann die Herren Steiger (5), Fernolendt (), Gustav Anschütz (185), Hochstetter ("), Kotschy (*), Dr. Natierer (1), Dr. Med. Nied (10), Baron August von Oberländer (37), Superintendent Pauer (13), Ritter von Berger (6), Ritter von Rainer (1), Rabe (47), Professor Huß (24), Fichter ("), Elger (7), Weidlich (), Klein (2), Ritter von Sidorowicz (60), Sebastian Zinkel (*), Professor Rösner (), Sturm (29), Major Philippi (54) und die Knaben Max Krüger () und Stephan Kollar (*), Professor Schabus (31), Sartorius (29), Dr. Löw (59), Dr. Machold (26), Schuler (29), Leopolder (76), Alois Zinkel (4), Ritter von Siemianovski (93), Freiherr Heinrich von Oberländer (), Eduard Hütter (27) erklärten, als ich mich mit meiner Vorderseite an ihre Vorderseite, und mit meinem Rücken unmittelbar an ihren Nücken anlehnte, der Hauptempfindung nach davon fühlig und nicht unangenehm afficirt zu werden, dagegen es lauwidrig zu fühlen, wenn ich meinen Rücken an ihre Vorderseite oder meine Vorderseite an ihren Rücken aulehnte. Dazwischen hinein meldeten sich jedoch immer Anflüge von entgegengesetzten Gefühlen. Die Aussagen von allen diesen wichen unter einander nur dem Grade nach von einander noch ab, je nach, dem meine Einwirkung auf ihre größere oder geringere Sensitivität stärker oder schwächer reagirte. Einige Sensitive, die durch vielfältige Versuche in der Unterscheidung odischer Gefühle Uebung und damit schen eine Art von Ausbildung erlangt hatten, wie Frl. Zinkel (*6. 258) und Reichel, aber auch der ungeübte blinde Bollmann (9) und Frl. Dorfer (65) waren im Stande, mir die Stärke der Gefühle der verschiedenen Stellungen nach ihrer Abstufung anzugeben; nach ihnen sind die Berührungen von

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7) mein Rücken gegen ihr Antlig . . . lauwidrig,

d) mein Antlig gegen ihren Rücken.. die wärmsten und widrigsten, alle jedoch gemengt mit entgegengeseßten Empfindungen. Die Ursache davon liegt klar vor Augen: es sind die gleichzeitigen Wirkungen der Breitenare und der Längenage im Gemenge mit der Dickenare, in welche sie auch von jeder erfahrenen sensitiven Person aufgelöst werden.

§. 135. Es gibt Sensitive, die bei aller Gesundheit so reizbar für odische Einwirkungen sind, daß sie nicht einmal während des Gehens Leute vertragen. können, die nahe vor ihnen oder nahe hinter ihnen gehen. Der Tischler Bollmann (7) ist ein Beispiel; wenn jemand ihm folgt oder ihm nahe kömmt, so muß er, der ihm verursachten Lauwidrigkeit wegen, stehen bleiben. und jenen vorangehen lassen. — Dasselbe klagte mir Frl. Winter (19). Schon nahe vor ihr Gehenden mußte sie dadurch ausweichen, daß sie ihre Schritte verzögerte; hinter ihr Gehende war sie aber noch viel weniger im Stande zu ertragen eine Bestätigung der obigen Skale. Ebenso ergeht es der

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