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Frl. Krüger (108) gab ich eine Porzellanröhre an dem einen Ende in die rechte Hand, die ich am andern Ende über Lampenfeuer erhitzt hatte. Sie erschien ihr warm, und mit zunehmender Abkühlung immer wärmer, widrig stechend, zuletzt unerträglich; ich mußte sie ihr abnehmen. Frl. Dorfer (10) bei ihrem Abscheu gegen alles Warme findet sogar jede fremde warme Hand unerträglich widerlich, selbst dann, wenn sie ihr ungleichnamig gereicht wird. Sie versicherte, daß sie in ihrer Linken lieber noch eine falte linke Hand empfange, als selbst eine Rechte, wenn diese warm sey. Frl. Sturmann und Frau Krebs (18) stießen meine Hand beinahe zurück, wenn sie erkannten, daß sie warm war. Frl. Ahmannsdorfer sträubte sich geradezu gegen meine Hand, wenn sie warm war, während sie, wenn sie kalt war, verlangend dieselbe begehrte, als ihr odisch sehr wohlthätig. Frl. Zinkel-Baier (7), Geraldini (259), fanden alles Warme widrig anzurühren.

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§. 1214. Als Control hievon müssen einige Erfahrungen vom Gegensaße vom Kalten hier aufgeführt werden. Wenn die Frau Bauer (98) ein Kind auf den Rücken nahm und davon lauwidrig und odgleichnamig fo afficirt wurde, daß sie sich von Magenweh befallen fühlte, so griff sie zu einem Glase kalten Wassers und dieß wirkte so negativ auf sie, daß sie sogleich von dem Schmerze befreit war. Wenn Frl. Zinkel durch Beschäftigung mit Kupfer oder Messing von Magenbrücken befallen wurde, so half sie sich mit Trinken von Eiswasser. Wenn Frau Kienesberger (57) Nervenanfälle odpositiver Natur herankommen fühlte, so nahm sie Eis ein und bekämpfte sie damit. Wenn Frau Johanna Anschütz (19) bei mir von Beschäftigung mit odpositiven Stoffen der Ohnmacht nahe kam, so vermochte man sie daraus zu ziehen, wenn man ihr schnell genug kaltes Wasser reichte, ebenso wenn man sie (107b) mit kaltem Wasser bespritzte. Frl. Krüger (110) und Martha Leopolder (159) wurden oftmals am Rande von Krämpfen und Ohumacht durch schnelles Bespritzen mit kalt Wasser noch herausgerissen. - Daß man hysterischen Aufällen plötzlicher Ohnmachten durch rasches Bespriten mit kalt Wasser entgegentritt, weiß Jederinann; aber diese hysterischen Personen sind lauter Sensitive. — Auf die Frl. Apmannsdorfer (812) und alle ihre hochsensitiven Leidensgefährten wirkte jede Art von Abkühlung, auch wenn sie nur örtlich auf irgend einen Fleck des Leibes ausgeübt wurde, innerlich oder äußerlich, immer und überall wie odkühler Fortstrich, erleichternd, wohl= thätig, erfrischend. Frl. Barbara Hef (") und Hr. Klein (59) springen mit voller Lust in eiskalte Väder. Frl. von Unchrechtsberg (36), Louise Karhan (94), Hr. Sartorius (3), Schiller (47) u. a. suchen überall ihre Bäder so kalt wie möglich zu bekommen. Und endlich habe ich überall gefunden, daß wider hochsensitive Leiden es keine bessere Medicin gibt, als die zu welcher der Instinkt sie alle selbst hintreibt, fühles Regime und kalte Bäder. Durch die lettern sah ich die Frl. Reichel, Girtler, Azmannsdorfer, Beyer,

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Geraldini (196, 242), Hrn. Fichtner mit Riesenschritten der Genesung zuführen, während umgekehrt warme Bäder, wo man so unglücklich war, sie anzuwenden, die allerschlimmsten Folgen nach sich zegen, sie wirkten häufend, wie Rückstriche, z. B. Frau Johanna Anschüß, Frl. Geraldini u. a. m.

§. 1215. Unmittelbare Berührungen von warmen Körpern wirken demnach höchstwidrig häufend, odpositiv, rüdstrichartig auf sensitive Personen, während fühle umgekehrt fortstrichartige angenehme Wirkungen hervorbringen.

Ob dieß eine primäre Wirkung der mitgetheilten sogenannten trägen Wärme überhaupt ist, oder eine secundäre, indem durch Erwärmung der sensitiven Hand an sich odische eigene Gleichgewichtsstörungen erzeugt werden, muß fünftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben.

§. 1216. Anders verhält sich dieß, wenn die Wärme in festen Körpern nicht schon vorhanden ist, oder indem sie einzieht, wenigstens die fühlende Hand nicht erreicht, also bei der mitgetheilten Wärme.

Den ersteren Fall habe ich durch folgende Thatsachen zu constatiren gesucht. Einen schwachen Leiter der Wärme, wie mir ein solcher gerade zur Hand lag, eine Porzellanröhre (zu chemischen Glühversuchen bestimmt) stopfte ich an einem Ende mit einem Pfropfe zu, damit der Luftdurchzug abgehalten wurde, und gab sie verschiedenen Sensitiven in die linke Hand, zunächst zur vorläufigen Gewöhnung derselben an den Gegenstand, namentlich der Frl. Dorfer (17), Pauer (39), Glaser (149), Krüger (oo), Zinkel (''), der Frau Baronin von Natorp (8), Frau Kienesberger (7), Hrn. Hütter (1), Boll-. mann (72); andern gab ich sie in die rechte Hand, und zwar Hrn. Delhez (109), Frau Baronin von Tessedik (28) u. a. Dann sette ich ihnen eine brennende argandische Lampe vor die Füße, in der Form der befannten Lampe mit einem Uhrwerke und wies sie an, das andere Ende der Porzellanröhre über dem Zugschlote der Lampe zu erhißen. Da die Personen saßen, so hielten fie das Porzellan bequem fast horizontal, etwas aufwärts. Alle diese Versuche fielen dahin aus, daß die Sensitiven erklärten, die Röhre werde kalt in ihren Händen, sehr kalt in der Linken, kühlig nur in der Rechten und waren nicht wenig verwundert, Kälte auf ihre Hände hinten zuströmen zu fühlen, während sie doch vorne die Röhren stark erhitzten. Eine Porzellanröhre ist ein schlechter Wärmeleiter und die wirkliche Wärme fonnte während des Versuches die haltenden Hände nicht erreichen, für das Od aber ist es ein besserer Leiter, und dieses, insofern es durch die Erhizung erregt wurde, wurde sogleich in der Hand empfunden und zwar kühlangenehm und sehr erfrischend. Frl. Azmannsdorfer (270) war so erstaunt über die Kälte, die ihr bei diesem Versuche in die Hand floß, daß sie in der Uebereilung nach dem heißgemachten Ende mit der andern Hand griff, um zu erproben, ob denn dort das Rohr auch so kalt sey und sich dann natürlich die Hand v. Reichenbach, der sensitive Mensch. I.

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verbrannte. Andere Sensitive ließ ich den nämlichen Versuch mit der Abänderung machen, daß ich ihnen brennende Wachskerzen statt der Uhrlampe vorsetzte und sie an deren Flamme die Porzellanröhre erhißen ließ, namentlich die Hrn. Kotschy (65), Hubert Ritter von Rainer (26), Director Rabe (21), Friedrich Weidlich (185), Frau Kienesberger (7) und Frl. Azmannsdorfer (265) in einem zweiten Versuche; oder ich sette an die Stelle der Porzellanröhre eine armlange Glasröhre, namentlich bei Frl. Reichel, Nather (2) und Weigand ("); oder ich substituirte diesen einen metallischen Stoff, z. B. eine Säbelklinge bei Hrn. Delhez (110); dann bei ebendemselben, bei Frl. Weigand (") und Frl. Nather (2) eine armlange Eisenstange, und zwar bei jenem in der linken, dann in der rechten Hand; der Frl. Nather (92) einen dicken Kupferdraht und ein Bleirohr; alle diese Abänderungen führten zu keinem anderen Ergebnisse als zu dem, daß die Sensitiven segleich nach dem Beginn der Erhitzung Kühle an dem über die Flamme gehaltenen Rohre oder Stabe empfanden. Der Frl. Weigand (98) hing ich später an ihre Glasröhre einen eisernen Schlüssel, um ihn unbesorgt recht stark erhitzen zu können; sie erhielt davon solche Kälte auf sich zugeströmt, daß nicht bloß die haltende Hand und der Arm Kälte fühlten, sondern daß dieses hochsensitive Mädchen ihre ganze Seite bis zu den Füßen hinab Frost empfand.

§. 1217. Mit der Frl. Reichel (166) nahm ich am December 1844 den bekannten Versuch des Hrn. Pouillet vor, der eine Drahtspirale um eine Kerzenflamme zur Erforschung der elektrischen Eigenschaften des Feuers anbrachte. Ich bediente mich desselben Werkzeugs zu Prüfung der odischen Beschaffenheiten desselben. Das Ende der Spirale ließ ich in eine Draht= verlängerung auslaufen, die ich der Sensitiven in die linke Hand gab, während ich die Drahtschraube so an die Kerzenflamme leitete, daß diese davon gänzlich eingeschlossen, aber der Draht nicht in sie eingetaucht war. Das Ergebniß war Kühlegefühl. Als ich dann die Drahtrolle wirklich in die Flamme selbst eintauchen ließ, erfuhr das Gefühl keine Veränderung in seiner Art, sondern ward nur verstärkt in der Kühle. Später wiederholte ich den Versuch mit Hrn. Leopolder (126). Ich ließ ihn dabei beide Drahtenden mit beiden Händen fassen. Er empfand an der rechten Hand lau, an der linken kühl, und zwar in beiden Fällen, mochte er das obere oder das untere Ende mit den rechten eder linken Fingern halten. Die Flamme lud den Draht also durchaus odnegativ. Zuträglich fand er es jedoch wenn er das untere Ende mit der Linken hielt; dieß zeigt, daß unten am Drahte die odische Negativität größer war, als am obern Ende.

§. 1218. Schon Hr. Delhez (110) bemerkte mir, daß die rechte Hand nur schwache Kühle bei den Versuchen mit der Porzellanröhre empfinde im Vergleiche mit der Linken, wo die Kälte weit stärker ausgesprochen sey. Frl. Zinkel sagte mir bei verschiedenen Versuchen dasselbe und fand selbst

bei schwachen Graden der Erwärmung die Empfindung nur in der Linken fühl, in der Rechten fast laulich. Den Frl. Armida (2) und Josephine Geraldini (185), Frl. Poppe (78), Hr. Enter (75), Med. Dr. Machold (61), Leopolder (113), Fichtner (124), Dr. Löw (130), Steiger (59) gab ich in jede Hand eine Porzellanröhre und ließ sie dieselben zugleich über der Uhrlampe erhitzen. Sie fanden in genau wiederholten Versuchen die Röhre in der Linken sehr kalt, windigkalt werden, während sie über die Wirkung in der Rechten schwankten und sie bald schwach kühl, bald indifferent, bald schwach laulich angaben. - Endlich legte ich einen armlangen Eisenstab mit der Spize in ein Gluthfeuer und ließ es am andern, kaltgebliebenen Ende die Frl. Zinkel (1663) mit den linken Fingern erfassen. Solange die Erwärmung des Eisens vorne wuchs, fühlte sie dasselbe hinten zunehmend odkühl werden. Als es kirschroth glühte, ließ ich es sie aus dem Feuer herausziehen, und in einem bereit gehaltenen Topfe kalten Wassers rasch ablöschen. Augenblicklich durchfuhr Finger, Hand und Arm bis in die Schulter hinauf heftiges Ameisenlaufen mit allen Angehängen von Lauwidrigkeit, was alles unverweilt zu Magenweh führte. Denselben Versuch ließ ich sie mit der rechten Hand durchlaufen. Jetzt empfand sie den Stab am kalten Ende lau werden, unangenehm rückstrichartig auf die Hand wirkend in dem Maße, wie das Metall vorne im Feuer heißer wurde. Als es an der Spize hellroth glühte, ließ ich es sie ins kalte Wasser schlagen. Dieß gab ihr plözlich eine so fühle, angenehme, stärkende Odwelle, durch den ganzen Arm hinauf fühlbar, daß ihr Gesicht den Ausdruck der freudigsten Erheiterung unwillkürlich annahm. — Dasselbe wurde bestätigt von Hrn. Klein (228).

§. 1219. Aus allen diesen Beobachtungen geht das Resultat hervor, daß ein langer Stab von Porzellan, Glas, Kupfer, Eisen und Stahl, wenn er an dem einen Ende über Feuer erhigt wird, am andern Ende negatives Od liefert, so stark, daß es theils nahezu, theils völlig das eigene negative Od der rechten Seite des menschlichen Leibes überwältigt, bei plötzlicher Abkühlung aber ein sehr lebhafter Umschlag in das Gegentheil dieß Ergebniß bestätigt.

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§. 1220. Wenn die Erhizung solche Folge hat, so reihte sich daran die Frage, was die Verbrennung selbst unmittelbar an den brennenden Körpern fortgeleitet für einen odischen Effect haben würde? Die Beantwortung suchte ich auf dem einfachen Wege, daß ich den Sensitiven einen Span oder dünnen Holzstab an einem Ende in die Hand gab und sie anwies, ihn am andern Ende anzuzünden. Das Holz ist ein so schlechter Wärmeleiter, daß auf eine Armlänge von der Hand bis zum Brande an keine Fortpflanzung zu denken ist. So that ich denn mit den Hrn. Gustav Anschütz (63), Delhez (108), Hütter (*), Ritter von Rainer (25), Rabe (22), Weidlich (1), Sebastian Zinkel (31), mit Frau Johanna Anschütz (71. 77),

Kienesberger (250), Barenin von Natorp (7), von Tessedik (27) und den Fräulein von Weigelsberg (5), Glaser (148), Ernestine Anschütz (20), Dorfer (48. 78), Sophie Pauer (*); theils in der rechten, theils in der linken Hand den brennenden Span haltend thaten sie alle den Ausspruch, daß der Brand ihnen Kühle in die Hand liefere, kühler in die Linke, kaum kühl, nahezu unfühlbar, bis schwach laulich in die Rechte. Der blinde Bollmann (78) empfand die Kälte so stark, daß bei einiger Andauer der Verbrennung die Kälte nicht bloß seine Hand erfüllte, sondern nach und nach seinen ganzen Arm ergriff, endlich am ganzen Leibe ihn frostig durchschüttelte, was nachher noch über fünf Minuten lange anhielt. Hr. Kotschy (64), der im Orient war, erinnerte sich bei dieser vom Feuer gelieferten kalten Empfindung, die so auffallend für Jedermann war, eines Sprüchworts, das er in Persien gehört und dessen Bedeutung und Ableitung er dazumal nicht begreifen konnte und das so lautet: wenn ihr erfaßt habt einen brennenden Stab, so habt ihr einen falten" (Schema che gerefti jek tschub awé che gerefti). Man sieht hieraus, daß nicht bloß in unserem falten Norden, sondern mehr noch im warmen Oriente die Sensitivität zu Hause seyn muß, und zwar so sehr verbreitet und seit so alten Zeiten unter der Bevölkerung, daß er bis zur Bildung und Verbreitung von Sprüchwörtern sich geltend machen konnte. Meine in neuerer Zeit erst gemachten Versuche änderte ich mit Frl. Armida (12.13) und Josephine Geraldini (184), Josephine Poppe, Zinkel, Herrn Dr. Machold (6), Leopolder ("), Fichtner (123), Klein (9), Enter (7), Steiger (88) dahin ab, daß ich ihnen zwei Holzspäne gab, den einen in die linke, den andern in die rechte Hand und sie beide gleichzeitig anzünden ließ. Hiebei konnte der Gegensatz der linken und rechten Hand schärfer beobachtet und unterschieden werden. Bei dieser Anordnung erklärten alle, daß der brennende Span in der linken Hand starke Kühle, in der rechten aber schwache Läue hervorbringe, sogar bei Einigen in Letterer den Anfang von Prickeln und Gruseln erzeuge.

§. 1221. Nach dem einstimmigen Zeugniß von einigen und zwanzig Zeugen also liefert Holzfeuer, durch das brennende Holz negatives Od in die den Span oder Stab haltenden Hände.

§. 1222. Wir kommen zur Frage über die strahlende Wärme. Einige kurze Andeutungen habe ich schon früher (in der IV. Abhandlung der Dynamide §. 121 und in der V. §. 147) gegeben. Ich werde diese nun gründlich belegen und gegen jene feststellen, die sie anzweifelten. Wenn Hr. Professor Rösner (45) in große Abendgesellschaften der vornehmen Welt, in Ballfäle und ähnliche Orte kam, wo eine reichliche und glänzende Beleuchtung statthatte, so fiel es ihm oftmals auf, daß statt Wärme, er beim Eintritt eine eigenthümliche Kühle empfand, die ihn frostig ganz durchschauerte. Er konnte dieß nicht begreifen und achtete deßwegen darauf. Die Frau Baronin

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