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gewöhnlichen Glas Wasser zum kosten. Sie fand das elektrisch behandelte sehr schaal, ekelhaft, lau und widerlich. Es war durch diese Behandlung oben einem obpositiven Pole ausgesetzt worden. Denselben Versuch machte ich mit Frl. Azmannsdorfer (349) (Oktbr. 1845). Sie fand das auf gleiche Weise behandelte Wasser lauwarm, ekelhaft und bitterlich. Ich änderte nun dahin um, daß ich den Zinkpol unten in die Kupferspirale und oben den Silberpol einleitete. Nach einer Weile gab ich ihr dasselbe Glas Wasser wieder zum Kosten. Jetzt fand sie es ganz anders. Es schmeckte jett kühl, frisch, säuerlich-füßlich, pfefferartigwürzig, sehr angenehm. Hrn. Dr. Machold (69) umwickelte ich ein Glas Wasser mit 20 Drahtwindungen schraubenrechts, verband es mit einer Volta'schen Säule von 6 Smee'schen Zinksilberpaaren und setzte den Silberpol unten an. Nach einigen Minuten ließ ich ihn das Wasser kosten; er fand es lau, ekelhaft, besonders aber herb schmeckend. Ich wendete nun die Pole um und nach kurzer Pause fand er dasselbe wieder gekostete Wasser kühl, frisch, angenehm und wie säuerlich, nach Art eines Braufepulverwassers. Es versteht sich, daß er jedesmal nur einige Schlucke von oben nippte. Frl. Josephine Geraldini (194) fand ebenso behandeltes Wasser im ersten Falle, wo das Silber unten war, lauwarm, ekelhaft, bitterlich und abscheulich metallisch (wohl herb) schmeckend; im andern Falle frisch, kühlig, säuerlich, fast wie schwache Limonade. Ganz dieselben Ergebnisse lieferten die Versuche mit Hrn. Leopolder (108). Hrn. Fichtner (4) ließ ich einen noch directeren Versuch machen. Das umwickelte und durch Induktion geodete Glas Wasser ließ ich ihn nippen und als er es oben lau, laugenhaft, wie Sodawasser, also odpositiv gefunden hatte, gab ich ihm ein Glasröhrchen in die Hand und ließ ihn damit Wasser vom Boden des Glases heraufsaugen; dieß fand er kühl, säuerlich und ohne eine Spur von dem laugenhaften Geschmack des darüber stehenden Wassers, Darauf wechselte ich die Polardrähte des Stromes und ließ ihn dasselbe wieder oben kosten. Er fand es jezt kühl, frisch, säuerlich und angenehm, also odnegativ; dann ließ ich ihn wieder des Glasröhrchens fich bedienen, um Wasser vom Boden des Glases aufzusaugen; jest fand er es unten laugenhaft, wie schwaches Sodawasser, laulich und odpositiv; also jedesmal das untere Wasser am Boden des Glases entgegengesetzt schmeckend von dem, das auf der Oberfläche desselben sich befand. Die Erklärung gibt sich von selbst; das Wasser wurde odisch inducirt und dabei polarisirt. Wo das Silber in den Polardraht einströmte, erzeugte er durch den rechten Schrauben= wickel einen positiven Pol; da dieß bei Frl. Dorfer oben am Glase war, so bekam sie odpositives Wasser zu kosten, das sie dann auch lauwidrig fand, wie im gleichen Falle ihre Nachfolger. Ebenso war es mit Frl. Azmannsdorfer im ersten Falle; im zweiten dagegen, wo ich das Silber unten anbrachte, erzeugte ich unten im Glase den positiven Pol, oben aber den

negativen. Das wiedergekostete Wasser war jetzt odnegativ inducirt, also kühlangenehm. Die Versuche mit Hrn. Fichtner ergaben dieß auf das allerunzweideutigste. Es geht daraus ganz klar hervor, daß das Wasser seiner Höhenrichtung nach odisch polarisirt worden war, so kräftig, daß es beiderseitig stark auf die sensitive Nervenreizbarkeit wirkte. - Vielleicht wird der einfache Reibungsstrom hinreichen, dasselbe zu bewirken.

So wie nun hier das Wasser, so kann durch gleiches Induktionsverfahren jeder andere Körper odisch polar geladen werden. Davon wird einst die Medicin bedeutenden Nußen zu ziehen lernen.

Wir finden somit, daß durch die elektromagnetische Induktionsrolle in derselben Weise und in demselben Sinne, wie beim Durchgange elektrischer Ströme Magnetismus erzeugt, so auch Od erregt wird, und zwar überall in demselben. Polwerthe, der unter gleichen Umständen dem Magnetismus zufällt. Das auf diesem Wege in die Erscheinung getretene Od könnte man demnach auch dem Ode des Magnetismus überhaupt beizählen.

§. 1209. Alles dieß zeigt uns, daß die Elektricität ein Agens auf das Od ist und zwar auf das im menschlichen Körper thätige Od, das Biod, ein sehr starkes Agens; daß sie sowohl bei unmittelbarer Durchleitung durch den Körper, als auch bei bloßer Vorbeileitung mittelst Wickeldrähten, ja daß die bloße elektrische Atmosphäre auf verhältnißmäßig große Abstände odis che Bewegungen im Leibe hervorruft; daß sowohl der schwache Reibungsstrom der Elektrifirmaschine als die heftigsten Volta'schen Ströme dieß bewirken; daß die odischen Zustände im ganzen Leibe wie in einzelnen Organen durch Elektricität polarisirt werden können, wie in einem einfachen Glase Wasser oder jedem andern Körper.

D. Die Wärme.

§. 1210. Bei allen Sensitiven ohne Ausnahme, wenn ihre Reizbarkeit nur nicht allzuschwach war, habe ich gefunden, daß sie die Wärme scheuen, und im Allgemeinen ein kühles Regime verlangen und führen. Sommerliche Hiße ist ihnen außerordentlich zuwider, und im Winter ist ihnen in der Regel viel wehler: Frl. Nowotny (33) fühlte sich immer Sommers viel leidender als Winters und hatte aus ihrem Schlafzimmer den Heizofen wegnehmen lassen; ebenso Frau von Tessedik (68), von Beichidh (3), Kienesberger, Frl. Azmannsdorfer, Beyer, Dr. Diesing (3); Hr. Sturm (56) war bei heißer Witterung überaus erschöpft und erschlafft, krank und unfähig,

wogegen schon kalte Straßenluft ihn wieder erfrischte und aufrichtete. Erhizte Wohnzimmer sind für alle diese Personen eine Folter; so Frau Baronin von Augustin (2.13), die in kalter Jahreszeit ihre Fenster öffnet, um nur Kühle hereinzubringen; Frau Heintl (18), die im Winter jeden Tag wohl ein dußendmal ihre Fenster aufmacht und wieder schließt; Frl. von Weigelsberg (43), die jeden Tag in frischer Luft sich zu ergehen als unerläßliches Bedürfniß ansieht; Frl. Armida und Josephine Geraldini (6), Baronesse Caroline von Oberländer (8), Hr. Dr. Machold (31), Frl. Apmannsdorfer und Zinkel, die ich zu jeder Jahreszeit ihre Fenster offenhalten sah; ebenso Frau Ebermann (7), Leopoldine Hek (19), Frl. Caroline Ebermann (26), Zinkel-Baier (23), Hr. Major Philippi (37), Prof. Endlicher (19), Hr. Steiger (23), Schiller (15), Delhez (13); Hr. Fernolendt (13) ist nicht im Stande, in einem Arbeitszimmer auszuhalten, das eine Temperatur von 14° R. übersteigt. Hr. Enter (23.46) erzählte mir, daß seit drei Monaten seine Fenster Tag und Nacht niemals geschlossen worden seyen. — Hr. von Sidorowicz (53), von Siemianovsky (12), Gustav Anschütz (22), Leopolder (67), Ritter von Neuwall (24), Schuler (17), Hr. Prof. Huß (20), Prof. Rösner (43), Ritter von Perger (5), Sartorius (19), von Offenheim (28), Dr. Stainer ("), Mauch (25), Prof. Ragsky (17), Dr. Tillich (5), Dr. Mielichhofer (5), Bollmann (1), Weiner (12); Kratochwila (13), Alexander Baumann (27), Dr. Nied (29), Ranftl (6), Prälat Frhr. von Schindler (24), Frau Johanna Anschütz (35), Frau ven Littrow (17), Baronin von Tessedik (4), Sophie von Offenheim (1), Frl. Sturmann (12), Schwarz (15), Rupp (5), Karhan (73), Kynast (67), Barbara Hek (39), d. h. fast alle Sensitive hassen warme und lieben kühle Luft, kühle Zimmer, kühle Schlafgemache, kühles Regime überhaupt, webei manche bis zur Kälte Verlangen empfinden. Frl. Martha Leopolder (40) wird ungeduldig und ärgerlich in warmer Luft.

§. 1211. Was ich hier von warmer Luft gesagt habe, gilt auch von tropfbar flüssigen Körpern, namentlich Wasser. Ein einziges warmes Wannenbad, das der Arzt die Frl. Beyer (245) hatte nehmen lassen, war ihr eine schreckliche Aufgabe und richtete sie so zu, daß sie mehrere Tage brauchte, um sich von dem dadurch über sie gekommenen heftigen Magenweh und Kopfschmerz wieder einigermaßen zu erholen. — Frau Johanna Anschütz (121) war zu Stärkung ihrer Gesundheit in warme Bäder geschickt worden; dieß bekam ihr außerordentlich übel; sie wurde nicht bloß von heftigen Magenleiden und Kopfschmerz befallen, sondern da sie sich zwang, die Bäder fortzugebrauchen, so kam es dahin, daß sie Stunden und halbe Tage lange in Starrkrämpfe verfiel, so daß man sie mehr als einmal für todt nahm. Prälat Frhr. von Schindler (33) besuchte aus Gesundheitsrücksichten die warmen Bäder von Gastein; sie wirkten aber so nachtheilig auf ihn, daß er sein ganzes Nervengebäude nur langsam wieder in Ordnung und zu Ruhe zu bringen vermochte. - Frl. Poppe (82) und Hr. Klein (5o) fanden ein warmes Bad ganz unerträglich; sie

mußten, wenn sie in ein solches geriethen, sogleich herausspringen. Es verursachte ihnen Bangigkeiten, Magenweh, Athembeschwerden und Herzbeklemtmung. Frau Müller bekam von jedem warmen Bade Kopfschmerz. Hr. Dr. Natterer (5), von Offenheim (39), Ritter von Perger (67), Alois Zinkel (33), Josepha Schwarz (36) fühlen sich alle von warmen Bädern beengt und peinlich beschwert. Frl. Zinkel (1274), Martha Leopolder (24) vermochten sich nur wenige Minuten lange zum Aushalten in einem warmen Bade zu überwinden. - Als Erstere (1633) einigemal in ziemlich warme Bäder gerathen war, wälzte sie sich ganze Nächte, ja einmal zwei Tage lange in schmerzlichen Krämpfen. Der Frl. Barbara Hek (24) wurde in warmen Bädern immer übel. Aber es bedarf nicht ganzer Leibesbäder, schon ein warmes Fußbad bekam der Frl. Geraldini (127), Hrn. Enter (57), Dr. Machold (32), Ritter von Sidorowicz (59) u. a. immer übel. Frl. Beyer (24) und Frau Kowats (46) vertrugen es nicht, ohne langanhaltendes Magenweh sich zuzuziehen. — Der Frl. Martha Leopolder (24), Mair (166), Barbara Hek (23), Hr. Klein (49) verursachte ein laues Fußbad sogleich Kopfschmerz. Wenn die Frl. Zinkel vor Schlafengehen ein etwas warmes Fußbad bekam, so konnte sie die ganze Nacht vor Magenbrücken und Kopfeingenommenheiten feinen Schlaf finden. Zu anderweitigen Versuchen hatte ich Hrn. Delhez (173) bewogen, seinen rechten Arm zu entblößen und ihn mit Hand und Ellbogen in eine Wanne warmen Wassers einzusenken. Es ergriff ihn dabei sogleich Magenschmerz, dann Kopfschmerz und die eigenthümliche Eingenommenheit und Schwächegefühl im ganzen Leibe, wie wenn man von einer schweren Krankheit die Erstenmale wieder vom Lager aufsteht. Frl. Zinkel (205, 1048) veranlaßte ich mehrmals zu demselben Versuche. Wenn sie ihn mit ihrem linken Arme machte, so fand sie ihn lauwidriger und peinlicher auf sie wirken, als den stärksten odischen Nückstrich. Magen und Kopf wurden auf das Schmerzlichste davon ergriffen und auch sie gab an, von derselben Empfindung dabei eingenommen zu seyn, wie wenn sie nach längerem Liegen von einer Krankheit erstand. — Selbst das Eintauchen der bloßen Hände in warmes Wasser vertrugen Frau von Hauer, Frl. von Unchrechtsberg (35), Schwarz (36), Zinkel (1040), Martha Leopolder (23), Hr. Schuler (42) nur schwer, und da ihnen Händewaschen oder häusliche Arbeiten nicht selten die Nothwendigkeit davon auferlegte, so griffen sie dabei immer nur mit Selbstüberwindung zu. Anna Beyer (267) in der Lage, öfters bei häuslicher Wäsche beizuhelfen, fiel dabei oftmals bewußtlos nieder. -Der Frl. Josephine Geraldini (127) und Hrn. Dr. Machold (32) bekam es übel, wenn sie sich nur in ziemlich warmem Wasser die Hände wuschen. Eine ähnliche Beobachtung kam bei Frl. Maix (11) vor; ich stellte vor sie ein Gefäß mit heißem Wasser, senkte einen Kupferdraht hinein, und gab ihr denselben in die rechte Hand. Während der Hiße des Wassers wurde der Draht zwar nicht angenehm empfunden; als ich aber ein Stück Eis in das

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Wasser warf, und es dadurch zu rascher Abkühlung bestimmte, empfand sie von angenehmer Kühle ihre Hand und sofort ihren ganzen rechten Arm ergriffen. In ihrer linken Hand wirkte der warme Draht, widrig, krampfartig den Arm hinauf, also odpositiv. »

§. 1212. In der Absicht, den Polarwerth hievon genau festzustellen, veranlaßte ich Frl. Zinkel (1272) zu vergleichenden Versuchen mit der rechten und linken Seite. Zu dem Ende steckte sie beide Hände zugleich in ziemlich warmes Wasser. Die Wirkung davon war sehr widrig, ähnlich dem stärksten Rückstrich, ergriff zunächst den Magen, stieg von da schmerzlich in den Kopf und verbreitete sich von da hinab in den Rückgrat; aber die odische Widrigkeit sprach sich nur stark in der linken Hand und dem linken Arm aus, rechts empfand sie nicht viel Mißbehagen.

Hierauf ließ ich die Frl. Zinkel (1278) ein ziemlich warmes Fußbad nehmen, ebenfalls so, daß sie mit beiden Füßen zugleich ins Wasser ging. Hier sprach sich der Unterschied der Einwirkung noch stärker aus. Sie wiederholte mehrmals die Einsenkung; aber jedesmal ward sie ihr weit peinlicher im linken Fuß als im rechten. Die rückstrichartige Widrigkeit erschien sogleich im Magen, stieg dann in den Kopf, und lief von da hinab in den Rücken, und zwar hier mit umgekehrter Wirkung, nämlich kalt auf der linken Seite und warm auf der rechten. Sie meinte zu fühlen, es habe sich hinten im Kopfe gekreuzt und dann vom Rücken aus nach den entgegengesetzten Seiten ausgebreitet. Was sie fühlte ist anatomisch ganz klar: es ist die Kreuzung in der Medulla oblongata und beweist für die Feinheit und Genauigkeit ihrer Beobachtung. Harrte sie nun eine Viertelstunde im Fußbade aus, so besserten sich ihre unangenehmen Empfindungen, offenbar weil das warme Wasser sich abkühlte und jezt odnegativ zu wirken begann.

Frl. Josephine Geraldini (241) findet warmes Wasser, sey es als Handwasser oder als Fußbad, rechts nur wenig widrig, dagegen links außerordentlich peinlich. Ein Arzt hatte ihr warme Bäder verordnet. Sie stieg immer mit dem rechten Fuße zuerst hinein, soweit ging es erträglich; sowie sie aber auch den linken Fuß hineinseßte, glaubte sie die (sogenannten) Congestionen gegen den Kopf gar nicht aushalten zu können. Einsmals geschah es, daß ihr der Herzschlag eine Weile davon plötzlich stille stand und sie sterben zu müssen vermeinte.

Die warmen Bäder wirkten also alle heftig odpositiv und daraus wird ihre für manche Leidende so höchst nachtheilige Wirkung jezt ganz deutlich erklärlich. Die daraus hervorgehenden Congestionen" find gar nichts anderes als die heftige rückstrichartige positive Dowirkung.

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§. 1213. Auch feste Körper üben diese unangenehme Wirkung auf Sensitive aus, wenn sie bis auf einen gewissen Grad erwärmt sind. Ich habe dieses oft gehört, aber Vormerke davon zu machen versäumt.

Der

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