Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

gesezt werden kann, odnegative Fortstrichtühle entsteht; umgekehrt, daß wenn darin ein gen Südpol entstehen kann, odpofitive Rückstrichläue eintritt.

Oder mit kurzem anderem Ausdruce, unter den angeführten Umständen geht gleichen Schrittes:

M mit Od, und + M mit + Od.

§. 1199. Man sieht leicht, daß die Forschung auf obigem Wege, wo ich die Sensitive in Drähte einwickeln mußte, mit viel Mühseligkeiten verbunden war, und nur wenige sich bequemen mochten, zu solcher Procedur sich willig herzugeben. Um diesen lästigen Schwierigkeiten los zu werden, fann ich auf einen andern Weg zum Ziele. Ich ließ einige weite leinene Aermel machen, die man über die gewöhnlichen Kleider anziehen konnte und umwickelte sie mit 50 Kupferdrahtwindungen. Jede Windung, damit sie in der rechten Lage verharrte, ließ ich durch einige Nadelstiche festnähen. Ebenso ließ ich einen Leib mit Armlöchern und einen Fußsack zubereiten. Einige ließ ich schraubenrechts, andere schraubenlinks richten. Wollte ich nun Jemand in Drahtwickel versehen, so ließ ich ihn diese Ueberzüge über seine Kleider anziehen, und so war er ebenso schnell umwickelt, als er sich schnell ihrer wieder entledigen konnte, wenn sie ihm peinlich wurden. Es konnte so der ganze Leib, oder willkürlich nur einzelne Glieder in Wickel versetzt werden. Das Ding ließ sich bequem zusammenlegen, war leicht, gut transportabel und entsprach allen Anforderungen an Zweckmäßigkeit.

§. 1200. Die erste Anwendung davon machte ich bei Hrn. Gustav Anschütz (1), dem ich einen schraubenrechten Drahtärmel auf den linken Arm schob; als ich die Zinkanode einer Voltaschen Säule von der Hand aufwärts gegen die Schulter leitete, also unten einen muthmaßlichen gen= Südpol erzeugte, so wurde die Hand warm. Seßte ich den Zinkstrom oben bei der Schulter an, so wurde die Hand kalt. Zog ich ihm den Drahtärmel über den rechten Arm, Zinkanode unten, ward die Hand ebenfalls warm; Zinkanode oben, so ward sie kühl. -Mit Herrn Eduard Hütter (39) und dem Tischler Klaiber (6) wiederholte ich dieselben Versuche dreimal mit einem einfachen Smee'schen Elemente; jedesmal auf beiden Armen, auf jedem mit oben und mit unten angelegtem Zinkpolardrahte. Die Antworten fielen überall völlig übereinstimmend mit denen der Frl. Aßmannsdorfer und denen des Herrn Anschütz aus. Fünf Monate später nahm ich dieselben Versuche an ihm (4) mit einer Voltaschen Batterie von 40 Zinkkupferelementen vor, und zwar über seinen rechten Arm: das Ergebniß bestätigte nur das früher gewonnene. So mit Hrn. Kotschy (69. 70); die Einwirkung eines einzigen Smee'schen Elements auf den schraubenrechten Drahtwickel über seinem rechten Arme empfand er nicht; als ich aber 40 Zinkkupferpaare darauf spielen ließ, wirkten sie durchdringend auf sein Gefühl, und ich bekam auf

meine Fragen überall dieselben Antworten, wie sie seine Vorgänger gegeben hatten. Frl. Dorfer (73.75) gab dieselben Antworten als ich eine Smeeäule auf einen über ihren Arm geschobenen Drahtwickel wirken ließ. Frau Kienesberger (183) mit ihrem klaren. Gefühle sprach sich sehr bestimmt aus. Der schraubenrechte Drahtwickel auf ihrem rechten Arme mit einer starken Smeeschen Batterie von fast 5 Quadratfuß Silberfläche erzeugte ihr kalte Hand, wenn die Anode oben an der Schulter angebracht war, mit ziehendem Schmerze von dieser bis zum Ellbogen herab; der Arm erschien wie gelähmt und Gehirnschmerz gesellte sich hinzu. Warme Hand aber erhielt sie, wenn die Anode unten bei dieser angebracht war, mit demselben ziehenden Schmerze, nun von den Fingern bis zum Ellbogen und Gehirnschmerz. Frau Johanna Anschütz (140, 144, 145, 149) schloß die Reihe dieser Zeugenver suche mit einem mehrfach variirten Experimente über ihre beiden Arme mit schraubenrechtem Wickel, die bei auf und absteigenden hydroelektrischen Strömen erst aus einem einfachen Smee'schen Elemente, dann aus einer Smeeschen Säule von sechs handgrößen Silberplatten mit allen obigen Angaben aufs Erfreulichste in Einklang waren.

§. 1201. Bei so völliger Uebereinstimmung aller hydroelektrischen Ströme, selbst wenn nur ein einziges Element angewandt worden, wollte ich, obwohl fast ohne Hoffnung auf Gelingen, einen Versuch mit dem elektrischen Reibungsstrome wenigstens nicht unterlassen. Ich steckte der Frau Kienesberger (184) (April 1846) einen schraubenrechten Drahtwickel auf den rechten Arm und verband das obere und das untere Ende desselben mit Leitungsdrähten zu Conduktor und zu Reibzeug. War der positive Strom oben. angebracht, und von der Schulter über den Arm bei der Hand hinaus zum Reibzeug geleitet, so empfand dieß doch wirklich die Sensitive, obgleich die Maschine nicht mehr als einen Zoll lange Funken gab. Die Hand wurde in diesem Falle kühl gefühlt bis zum Ellbogen hin, mit Schmerz im Nacken und Hirn. War aber der positive Strom unten angebracht, und von da nach oben zum negativen Reibzeug geleitet, so wurde die Hand warm, gruselnd, widrig bis gegen den Ellbogen hin. Die Controlversuche machte ich mit Frl. Dorfer (74. 75); unter derselben Anordnung, wie soeben angegeben, empfand sie nach jedesmal fünf bis sechs Glasscheibenumgängen der Elektrifirmaschine laue Hand, wenn der positive Strom bei ihr hereinkam, kühle dagegen, wenn er bei der Schulter eingeleitet wurde. Die entgegengesetzten Empfindungen gab sie dann an, wenn die negative Ableitung an diesen beiden Punkten angebracht war. Es hatte folglich auf dem schraubenrechten Wickel der positiv elektrische Reibungsstrom bei seinem Eintritt im Arme einen odpo= sitiven Pol erzeugt, bei seinem Austritte einen odnegativen, also ganz analog dem unter ähnlichen Umständen in einer Eisenstange erzeugten magneto-nega= tiven genNord und magneto-positiven genSüdpol.

§. 1202. Also sogar ein schwacher Reibungsstrom, der sonst feine oder kaum merkbaren elektromagnetische Wirkungen mehr hervorzubringen fähig ist, ist doch noch recht wohl im Stande, analoge elektroodische Bewegungen zu erzeugen, welche schon mittelmäßig sensitive Personen sehr gut empfinden.

Elektricität erscheint somit von dieser Seite, selbst bei sehr geringer Intensität, als ein sehr mächtiges Agens auf das Od, und zwar darauf ungleich stärker, als auf den Magnetismus.

Und es ist die Wirkung des Reibungsstroms in Absicht auf Qualität der Wirkung ganz übereinstimmend mit dem hydroelektrischen Strome; die beiderlei positiven Ströme induciren mittelst des Drahtwickels dieselben odpolaren Werthe einer seits, wie die beiden negativen Ströme (im dualistischen Sinne gesprochen) anderseits.

§. 1203. In der großen Mehrzahl der Fälle ward durch einen Strom, der durch den Wickel von dem einen Ende eines Arms zum andern geführt wurde, sey es auf oder abwärts, an der Schulter die entgegengesette Temperatur und Empfindung überhaupt von der wahrgenommen, welche die Hard gewährt, d. h. der Arm wurde polarisirt. Dieß bedarf zwar keiner Erwähnung mehr, doch muß ich hier noch die Beobachtung mehrerer Sensitiven, der Frau Johanna Anschütz (149), der Frau Kienesberger, Frl. Dorfer u. a. anhängen, daß die Empfindung der Kühle immer die vorherr schende fürs Gefühl war, früher sich merkbar machte und im Arme weiter vordrang, etwa auf zwei Drittheile bis drei Viertheile seiner Länge, während die Empfindung der Läue matter war, später laut wurde, und vom Arme nur ein Viertel bis ein Drittel einnahm. Da, wo beide Gefühle zusammen kamen, war keine Indifferenzstelle merkbar, sondern ein Gefühl von Unruhe, eine Art von Kampf beider Gefühle, von Kühle und Läue durch einander, der sehr unangenehm, gribbelnd, wurlnd war.

§. 1204. Dieß dehnte ich noch weiter dahin aus, daß ich einen solchen Wickel für einen ganzen Leib verfertigen ließ. Er bekam 60 Windungen, eine Linie dicken Kupferdrahtes und reichte vom Halse bis auf die Schenkel herab; für die Arme waren zwei Schlupflöcher angebracht, so daß jene hier herausgebracht und frei werden konnten. Die Richtung war schraubenlinks, so also, daß die Windungen von der rechten Seite vorn über Brust und Leib nach der linken gingen, und in dieser Richtung abwärts liefen. Damit bekleidete ich zu verschiedenen Zeiten die Frau Baronin von Natorp (2), Frl. Zinkel (975), die Herren Delhez (146), Gustav Anschütz (170), Leopolder (112) und Fichtner (115, 116). Alle diese waren darin einstimmig, daß wenn ich den Zinkpoldraht einer Smee'schen Zinksilbersäule, von fast

fünf Quadratfuß wirksamer Silberfläche, oben anbrachte, den Silberpoldraht unten, dieß ohne Vergleich widriger, peinlicher, unerträglicher war, als die umgekehrte Richtung des Stromes; es machte den Kopf warm und die Füße kalt, namentlich nach den Aussprüchen der vier ersteren Sensitiven; Frl. Zinkel fand diesen Zustand peinlicher, als die stärksten Rückstriche, Freifrau von Natorp wollte nicht länger darin aushalten, auch Hr. Leopolder erklärte ihn in die Länge für unaushaltbar schmerzlich. Wechselte ich aber die Pole, so daß der Zinkpol unten und der Silberpol oben eingehängt wurden, so schlug alles sogleich um; der Kopf wurde jezt kühl, frei von allem Schmerz und die Füße warm; die Sinne wurden frei, das Bewußtseyn heiter, erfrischt, ein gewisser lebensfroher Muth bem ä chtigte sich der ganzen Person. Bei diesem Verfahren mit linksgewundenem Drahte mußte der hydroelektrische Strom oben positive Zustände induciren, wenn der Zink oben angebracht war, und dann ward der Kopf lauwidrig; umgekehrt, wenn der Zink unten anlag, mußte er oben negative Zustände bewirken, und machte den Kopf kühl angenehm; die Füße aber waren dann in beiden Fällen dem Kopf entgegengesett polarisirt. Diese Gefühlsergebnisse sind in der Hauptsache analog den Wirkungen des großen Mannmagnetstabes, je nachdem der genSüdpol oder genNordpol voran am Kopfe oder an den Füßen angebracht war; war er gleichnamig mit dem negativen Longitudinalpole am Kopfe, so erzeugte er widrige Gefühle; war er ungleichnamig damit, so fielen sie angenehm aus.

§. 1205. Dieser Versuch mußte aber auch starke Beziehungen zu der Latitudinalpolarität des Menschen haben. Darauf richtete ich die Aufmerksamkeit bei den Herren Leopolder (112), Fichtner (115) und Frl. Beyer (358). Bei letteren verdoppelte ich die Anzahl der Elemente, so daß die Säule, wenn die beiden Polardrähte über einander streiften, Flammenrosen gaben, wovon einzelne Funken über Fingerlänge weit aussprühten und die Drähte augenblicklich heiß wurden, ungeachtet sie 11⁄2 Linien Durchmesser hatten. Beide Herren. und das Mädchen fanden, daß wenn der Silberpol unten am Wickel angebracht, der Strom also aufwärts geleitet war, ihre ganze rechte Seite, vom Wirbel bis zur Zehe, langsam lau, die linke Seite aber kühlig wurde; und umgekehrt, daß wenn der Silberpol oben am Wickel angeheftet, der Strom also abwärts geleitet wor, die ganze linke Seite langsam lau, die rechte aber kühlig wurde.

§. 1206. Da der Versuch mit Hrn. Fichtner mit einer sehr starken Batterie angestellt worden und seine Mittheilungen von einem Manne kamen, dem geübter Beobachtungsgeist und physikalische Kenntnisse zu Gebote stehen, so will ich sie etwas ausführlicher hier niederlegen. Er fand nämlich im. schraubenlinken Leibwickel, wenn der Silberpol unten zugeleitet war, und der Strom aufwärts ging, im Ganzen links Kühle, rechts Wärme; im Einzelnen war der Verlauf innerhalb einer Viertelstunde folgender:

Zuerst und sogleich nach Herstellung des Stromes wurden seine linken Zehen kalt; dann der Fuß. Auch der rechte Fuß wurde einen Augenblick kalt, jedoch nur kurze Zeit, der linke aber gleichzeitig viel kälter. Nach ein paar Minuten wurde die linke Rückenseite kalt, dann der ganze linke Fuß; dann nach einander die linke Wade, linke Knie, linke Schenkel, sofort die linke Schulter und von da lief es kalt den linken Arm herab. In der achten Minute ungefähr schien die linke Leibseite in Läue übergehen zu wollen, es dauerte dieß aber nur einige Sekunden und schlug dann um so stärker in kalt um. Jest wurde auch das linke Gesicht fühl; endlich die linke Hode kalt und aufgezogen und so die ganze linke Seite in Zustand der Kälte verfeyt. Während dieß alles links vorging, wurde gleichzeitig die gesammte rechte Seite sammt dem Kopfe schwach warm, die rechte Hand pamstig und der Arm heiß.

War umgekehrt der Silberpol oben zugeleitet und der Strom abwärts gerichtet, so erschien im Ganzen rechts Kühle, links Wärme; im Einzelnen sodann wurden zuerst die rechten Zehen kalt, wie wenn er auf kalten Steinplatten stünde; dann kalt bis zum rechten Knöchel; kalt über das Schienbein; jezt ergriff die Nierengegend die Kälte; Kälte überall an Stärke wachsend; rechts Knie kalt; die rechte Hinterbacke kalt; eine ohnehin empfindliche Stelle unter den falschen Rippen schmerzlich ergriffen; Kälte wachsend und die rechte Kopfseite erfassend; rechte Rückenseite kalt und zwar vom Rückenmark durch die Intercostalnerven nach rechts strömend; im Gesicht rechts wie kalte Spinnweben; rechter Augendeckel ergriffen; rechte Kinnlade kalt; rechtes Ohr summend umflort; rechte Hode kalt aufgezogen, endlich die gesammte rechte Seite in Kälte versezt. Gleichzeitig wurden die linken Zehen, dann die linken Fingerspitzen warm, der linke Arm warm, die linke Hand pamstig, das linke Knie warm, allmälig die ganze linke Seite warm. Dabei war der Kopf ohne Drücken, frei, leicht, helle, vorherrschend kühlig, bei heiterem Wohlbehagen. Diese lettere Haltung, Silberpol oben, war bei weitem die angenehmere im schraubenlinken Drahtwickel, und zwar sehr erklärlich, weil der negative Pol nach oben zu liegen kam. Die Extremitäten und Hinterbacken, einmal kalt geworden, blieben es beständig fort während des ganzen Versuches, im Rumpfe aber war etwas Schwankendes, Fluktuirendes, bald schwächer, bald stärker Kaltes fühlbar. Der kühle Zug vom Rückenmarke gegen die Seiten strömte zuerst durch innere vegetative Nervenbündel nach innen, dann erst durch die äußern sensibeln über die Hautfläche her.

§. 1207. Auch Wasser ließ sich durch den Volta's chen Strom odisch laden, ja polarisiren. Auf ein Trinkglas wickelte ich schraubenLinks 50 seideübersponnene Kupferdrahtwindungen, füllte es mit Wasser, ließ ein einfaches Smee'sches Element eine Zeit darüber strömen, den Zinkpol oben, Silberpol unten und reichte es der Frl. Dorfer (1) nebst einem

« ZurückWeiter »