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blauen und violetten Lichte, den rechten Fingern u. s. w. entströme. Es war diese Kühle ganz ebenso einschläfernd für sie (162), wie jede andere odnegative Kühle es zu seyn pflegte, und hier so stark, daß sie sich des Schlafes nicht zu erwehren vermochte und mir Frl. Agmannsdorfer unter den Versuchen in der That alle Augenblicke einschlief, wie unter den Wirkungen der stärksten Fortstriche. Es schien keine schlagenderen Beweise für die odnegative Wirkung der positiven Elektricität aus Spißen auf den menschlichen Organismus geben zu können.

§. 1175. Die Tragweite dieser Kühle prüfte ich bei Frau Kienesberger (226) und Frl. Reichel (5). Erstere fühlte sie erst bei 45 Schritten Abstand erlöschen. Letztere empfand eine elektrisirte Eisenplatte auf die Entfernung von 50 Schritten.

Den negativen Elektrophorkuchen empfand Frl. Reichel (77) einmal auf 20 Schritte Abstand, ein andermal (17) bei geschärfter Reizbarkeit auf 50 Schritte Entfernung Läue entsenden.

§. 1176. Alle diese Versuche liefern uns jedoch nur die Erstwirkung und die vorwaltende Wirkung der jedesmaligen elektrischen Atmosphäre. Genauer geprüft, und beide Seiten des menschlichen Leibes, wie sie dem Conduktor oder dem Elektrophor gleichzeitig entgegengehalten werden, in Nücksicht gezogen, ergaben die Versuche, die ich dießfalls anstellte, bei Frl. Zinkel (1616), daß, wenn sie, dem geladenen Conduktor langsam entgegengehend und beide Körperhälften in gleichen Abständen ihm darbietend, bloß ihrem allgemein vorherrschenden Gefühle Gehör gab, sie nur Kühle zu empfinden meinte. Richtete sie aber ihre Aufmerksamkeit auf eine Vergleichung ihrer beiden Seiten, so überzeugte sie sich, daß sie diese Kühle nur auf ihrer rechten Körperhälfte fühlte, nicht aber auf ihrer linken, sondern daß hier vielmehr schwaches Läuegefühl statt hatte. Die Frl. Beyer (335) hielt ich einige Zeit in einem be= nachbarten Zimmer, trieb mittlerweile die Elektrifirmaschine um, zerstreute positive Elektricität in die Luft und ließ sie dann hereinkommen. Sogleich erkannte sie die gesammte Luft des Arbeitszimmers stark kühl und das Kühlegefühl nahm zu, wie sie sich dem positiv geladenen Conduktor näherte. Als ich sie aber ermahnte, ihre beiden Körperhälften zu beachten und zu vergleichen, erkannte sie sogleich die Kühle nur auf ihrer rechten Seite, wie kühlen einseitig wirkenden Zugwind, auf ihrer Linken aber schwaches Läuegefühl, das von dem lebhaften Kühlegefühl der Rechten nur überschrieen wurde. Verfuhr ich ebenso mit Hrn. Leopolder (207), so bekam ich ganz dieselben Erklärungen.

§. 1177. Zu dessen weiterer Bekräftigung ließ ich die Frl. Zinkel (1617), Beyer (334) und Hrn. Leopolder (205) im Finstern dem Conduktor mit ausgestreckten Fingern langsam entgegengehen und mit den Nägelspitzen Büschel auffangen, indem ich die Scheibe fortwährend umdrehte. Nun war die

Wirkung überall deutlich ausgesprochen, rechts kühl, links schwach lau ure gruselnd. Es folgt nun hieraus klar, daß die odpositive elektrische Atrosphäre ungleichnamig odisch auf die odnegative rechte Seite wirkte, indem sie sie kühl und angenehm influencirte, gleichnamig aber auf die odpositive linke Seite, indem sie sie lau anging, und daß somit + E und + Od, sowie E und Od, regelrecht Hand in Hand gehen.

§. 1178. Weitere Bestätigung hieven suchte ich noch auf andern Wegen zu gewinnen. Der Frl. Beyer (352) gab ich in jede Hand einen Kupferdraht, und ließ sie beide zugleich an den Conduktor anlegen, während ich die Elektrisirmaschine in raschen Gang seßte. Auf diese Weise mußte ihr in jede Hand positive Elektricität strömen. Sie fand daß ihre Linke lauwidrig, ihre Rechte kühl und erfrischend influencirt wurde. Dasselbe that ich mit Frl. Zinkel (1618). So wie ich die Glasscheibe umdrehte, fühlte sie im ersten Augenblick links kühl, rechts lau: dieß dauerte aber nur eine Sekunde als sie schon dauernde starke Läue links mit Gruseln eintreten fühlte, rechts aber eine feine Kühle.

Zur Gegenprobe isolirte ich das Reibzeug und leitete den Conduktor in den Erdboden ab. Als Frl. Beyer (353) und zwei Jahre später Frl. Zinfel (1519) mit zwei Metallstäben die negative Reibzeugseite berührte, empfingen beide die entgegengesetzten Einwirkungen: links kühl und rechts lau mit Gruseln. (Auch hier war die Erstwirkung einen Augenblick umgekehrt und dann erst trat die constante angegebene ein, wovon die Ursache mir nicht völlig flar ist.)

§. 1179. Eine vierte Methode, diese Verhältnisse aufzuklären schlug ich damit ein, daß ich der Frl. Geraldini (25) eine Kleistsche Flasche in beide Hände gab, diese gleichförmig an die äußere Belegung anlegen ließ und dann innen mit dem Conduktor verband. Während nun hier die Ladung der Flasche vor sich ging und dadurch der Abschluß positiver Elektricität auf der äußern Beilegung bewirkt wurde, empfand die Trägerin ihre linke Hand lauwidrig angeregt, die rechte aber kühl und angenehm ergriffen. — Ebenso ward dieser Versuch von Frl. Aymannsdorfer (13), Beyer (333), Zinkel (1621). dann von Hrn. Leopolder (101) und von Dr. Machold beantwortet. Und als ich eine innen positiv geladene Flasche der Frl. Zinkel (1620), Hrn. Leopolder (102), Dr. Macheld (66) in beide Hände gab, mich ihrem Knopfe mit einer Messerspizze näherte und so durch Aussaugung von positiver Elektricität von der innern Belegung der negativen Ladung der äußern Belegung positive Elektricität langsam zuführte, so empfanden die Sensitiven umgekehrt links Kühle, rechts Läue ihre Hände ergreifen; wo die Elektricität also aus den Händen herausgezogen wurde, bewirkte sie auf der positiven linken Hand mittelst negativer Reaktion Kühle, aus derselben Ursache auf der negativen Rechten Läue mit Gruseln. That ich nun dasselbe an dem negativ gemachten

Conduktor, so erhielt ich von Frl. Zinkel (1621); sowohl bei der Ladung, als bei der durch Aussaugung bewirkten Entladung der Flasche, dieselben Ergebnisse, aber alle mit umgekehrten Werthzeichen.

§. 1180. Aus allem diesem geht überall hervor, daß positive Elektricität im Zuflusse zu Händen und Armen positives Od in Thätigkeit seyt, negative Elektricität dagegen nega= tives Od.

§. 1181. Hier langen wir bei einer kurzen Untersuchung der unmittelbaren Durchleitung elektrischer Ströme durch den Leib und von einem Pole zum andern an. Betrachten wir zuerst den Reibungsstrom. Ich stellte Hrn. Leopolder (100) vor die Elektrisirmaschine und führte den Reibungsstrom durch ihn hindurch, indem ich seine rechte Hand mit dem Condukter, seine linke mit dem isolirten Reibzeuge durch Drähte verband. Sobald er sich über die dadurch erzeugten Empfindungen klar war, wechselte ich die Verbindungsdrähte in der Weise, daß nunmehr seine Linke mit dem Conduktor verbunden war, seine Rechte aber mit dem Reibzeuge. Auf die Frage nun, wie sich diese beiden Stromrichtungen zu einander verhalten, erklärte er die, wo der Conduktorstrom von der Rechten zur Linken nach dem Reibzeug ging, für die zuträgliche, ihm angemessene und behagliche; die andere dagegen, wo der Conduktorstrom - von der Linken zur Rechten nach dem Reibzeug geleitet wurde, für mißbehaglich, kopfeinnehmend und brustbeklemmend und überhaupt widrig. - Derselbe Versuch mit Frl. Zinkel (1624) vorgenommen, ergab ebenfalls bei der positiven Stromrichtung von der Rechten zur Linken angenehme Empfindung, bei der umgekehrten aber, von der Linken zur Rechten sehr widriges Gruseln und führte unverweilt zu Magenkrampf, so daß ich schnell den Versuch endigen mußte.

§. 1182. Dieß wiederholte ich aufmerksam und oftmals mit Frl. Armida (2) und Josephine Geraldini (189), Beyer (332), Zinkel (1622 1623), Agmannsdorfer (373, 378, 477), dann mit der Freifrau von Natorp (74), den Hrn. Kotschy (36. 67), Richard Schuler (17), Dr. Machold (63), Delhez (105), Klaiber (43), Leopolder (98. 99) und Friedrich Bollmann ("). Wenn sie so vor der Elektrisirmaschine standen, daß sie in der Rechten eine Drahtleitung vom Conduktor her hielten, in der Linken eine vom iselirten Reibzeuge, und ich die Maschine in Gang seßte; so erklärten alle einstimmig, daß sie in der rechten Hand vom positiven Conduktor her Kühle, in der linken beim Reibzeug Läue empfanden. Aber wenn ich die Drähte in den Händen wechselte, erhielt ich häufig damit nicht gut zusammenstimmende Erklärungen. Um diese zu heben, nahm ich mit Frl. Zinkel (1747) eine Revision mit aller Genauig keit vor. Hatte sie den Conduktordraht rechts, den isolirten Reibzeugdraht links, so war der erste Anstoß wider Erwarten allerdings rechts warm, links kühl; aber dieß dauerte nur einige wenige Sekunden, als es schnell

umschlug und dann bleibend und stark ausgesprochen rechts kühl, links lau blieb. Wechselte ich dann die Drähte in ihren Händen, so trat wiederum ein solcher erster Anstoß von wenigen Sekunden umgekehrt rechts kühl, links lau auf, um ebenfalls unverzüglich und bleibend rechts der Läue, links der Kühle Platz zu machen. Hieraus erklären sich nun genügend die zum Theil widersprechenden Angaben mehrerer schwächer Sensitiven, und es stellte sich das Geset heraus, daß +E rechts fühl, links lau, E rechts lau, links kühl erzeugen. Was es mit dem entgegengesetten ersten Anstoße, dem wir schon mehr begegnet sind, auch hier für eine Bewandniß habe, bleibt vordersamst dunkel, wird sich aber später aufklären.

§. 1183. Somit erhellt, daß der elektropositive Reibungsstrom, von der rechten Hand durch den Leib bis zur Linken geführt, ähnlich auf die sensitive Empfindung wirkt, wie ein odpositiver Fortstrich; von der Linken zur Rechten aber wie ein odpositiver Rückstrich.

2) Kontaktelektricität.

§. 1184. Gegenprobe hoffte ich nun vom hydroelektrischen Strome zu erlangen. Erst ließ ich ein einfaches Element, in beiläufiger Größe einer kleinen Hand, dann ein anderes von 1 Quadratfuß prüfen. Bei beiden war der Zink auf die eine von beiden Kupferflächen aufgelöthet. Hr. Professor Huß (“) befühlte das große Element mit bencßtem Daumen und Zeigefinger; er empfand wohl eine Einwirkung auf seine beiden Finger, eine strömende Regung darin, vermochte aber weder lau noch kühl zu unterscheiden. Hr. Dr. Huß steht aber auf den Stufen der schwächsten Sensitivität und wir finden bei ihm nur gerade den Anfang der odischen Wahrnehmungen. Hr. Delhez (1), schon etwas stärker sensitiv, bei gleichem Verfahren fand mit der rechten Hand die Zinkseite seinem Daumen feine Kühle einflößen, die Kupferseite fühlte er an seinem Zeigfinger nicht; mit den linken Fingern gab wieder die Zinkfeite kalt in seinen Zeigefinger, die Kupferseite wirkte auf den Daumen nicht merkbar. Frl. Ernestine von Martius (9) erfuhr an der rechten Hand ganz dasselbe. In beiden Fällen hatte also Zink Kühle gebracht, Kupfer aber war indifferent erschienen, aber wohl nur aus Schwäche der Reizbarkeit der Beobachter. Freifrau von Augustin (66), Frl. Maix (146), Geraldini (s. 245), Zinkel (747. 872), Glaser (137), Poppe (45), Beyer (57. 356), Azmannsdorfer (155, 414), Reichel (9), Hr. Steiger (45), Gustav Anschütz (161), Sturm (52), Klein (93), Alfred Geraldini (1), Freiherr A. von Oberländer (60), Dr. Löw (), Fichtner (25), Prof. Unger (4), Enter (79), Leopolder (105), alle diese Sensitiven, indem sie theils mit dem Daumen und Zeigfinger der rech= ten Hand, theits mit denen beider Hände nach einander das Element prüften,

erklärten, daß sie immer in jenem Finger kühler fühlten, der an das Zink angelegt war, lauliche Wärme aber in dem, der gleichzeitig die Kupferseite berührte. Mit Frl. Geraldini (24), Zinkel (672), Beyer (356 357), Hrn. Enter (79) und Leopolder (1) stellte ich den Versuch vierfach abgeändert an, nämlich mit der linken und der rechten Hand, und an jeder so, daß einmal der Daumen am Zinke und die Finger am Kupfer, das andermal umgekehrt, die Finger am Kupfer und der Daumen am Zinke anlagen. Immer aber bekam ich dieselben Antworten: der Zink wurde kühlig, das Kupfer laulich empfunden. Hr. Richard Schuler (115), der auf dieselbe Weise das Zinkkupferelement vierfach befühlte, fand es an seinen linken Fingern am Kupfer fühl, am Zinke gleichzeitig minder kühl; an seinen rechten Fingern am Zinke kühler, am Kupfer minder kühl.

§. 1185. Diese Versuche änderte ich dadurch ab, daß ich eine Anzahl Sensitiver ein Smeesches Element befühlen ließ, bestehend aus einer isolirten, mit Platinmoor überzogenen Silberplatte, deren beide Seiten unter sich verbundenen verquickten Zinkplatten gegenüber gehalten waren, ohne daß sie sich berührten, das Ganze in verdünnte Schwefelsäure getaucht. Die beiden Drähte, die von den Metallen ausgingen, legte ich in die Hände des Hrn. Gustav Anschütz (10). Hatte er den Zinkpol in der Rechten, den Silberpol in der Linken, se empfand er dort nichts, hier aber warm; wechfelte ich die Polardrähte in seinen Händen, so daß der Zinkpol in seine Linke kam, so fühlte er hier nichts, in der Rechten aber warm; immer also da, wo der nach dieser Anordnung elektropositive Silberpol lag, wurde er warm influenzirt, da wo der Zinkpol lag, erkannte er keine Anregung, d. h. am Zinke äußerte sich niederere Temperatur als am Silber. - Ich gab die Polardrähte in die Hände der Frau Baronin von Natorp (73), der Frl. Azmannsdorfer (364 379 411 412 413), Zinkel (521, 747, 872), Dorfer (72), Winter (**), Mair (6), des Hrn. Kotschy (1), Enter (6), Baron August von Oberländer (9), Bollmann (36), Weidlich (115) und zwar sowohl die Zinkpole in die Linke und gleichzeitig die Silberpole in die Rechte, als auch umgekehrt. In beiden Fällen wurde immer da Kühle empfunden, wo der Zinkpol sich befand und Läue wo der Silberpol; unberücksichtigt ob die Hand, welche die Polardrähte hielt, eine linke oder eine rechte war.

§. 1186. Dieß dehnte ich sofort auf kleinere und größere Voltasche Säulen aus. Der Frl. Maix (146) gab ich 9 Elemente, Apmannsdorfer 3, und 16 Elemente, dem Klaiber (49) 40; Friedrich Weidlich (155) 40 Zinkkupferelemente mit Salzfilzen von 1 Quadratfuß zu prüfen. Die Frl. Beyer (355), Zinkel (521) führte ich vor einen Smeeschen Apparat von 6 Elementen, jedes von ungefähr 1⁄2 Quadratfuß, ebenso Hrn. Leopolder (106), Frl. Geraldini (190) vor einen Smee mit 12 Elementen, Freifrau Pauline von Natorp (7), Hrn. Enter (66) nach einander vor ein Smeesches Element, dann

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