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Störungen und irrige Beobachtungen im Auge zu behalten sind, welche ich von §. 1172. bei den Emanationen der Magnetpole von lit. a big lit. r aufgezählt habe. Welch großen Belang jene von lit. k hat, welche sich auf die Entfernung der beobachtenden Hand vom Odquell bezieht, davon will ich hier einige Beispiele aus der Erfahrung geben. Hr. Delhez (18) fand die stärkste Wirkung an Krystallpolen nicht unmittelbar in deren Nähe, sondern jedesmal in einem Abstande von einer bis anderhalb Spannen; er meinte, es müsse da eine Art von Brenupunkt der odischen Wirksamkeit liegen. Frl. Sophie Pauer (") empfand an einem Bergkrystalle in der nämlichen Nähe von etwa 11⁄2 Spannen eine Emanationsänderung. Nach ihrem Gefühle hauchte der Stein an seinem negativen Pole in der nächsten Nähe wie auf Entfernung von ein paar Schritten immer Kühle aus, nur auf jenem Punkte nicht, wo ihr die Ausströmung laulich erschien. — Der Frl. Zinkel (1267) gab ich zu einer abendlichen Zeit, wo sie nicht sehr reizbar war, die Pole eines großen Bergkrystalls von sieben bis acht Pfund Gewicht zur Prüfung; er lag mit dem negativen Pole gen Nord gerichtet. Sie fand an ihrer Linken bis auf eine Spanne Entfernung blasend kalt, dann mit der Entfernung abnehmend schwächer kühl und bei etwa fünf Fuß Abstand unfühlbar. Zuleht, als die Kühle unfühlbar wurde, empfand sie lauliche Wärme und meinte, hier gehe die Wirkung des Steines ins Umgekehrte über. Ein andermal (1228), da sie in Menstruen und morgens bei scharfer Auffassungsgabe war, legte ich ihr einen trüben Amethystkrystall von beiläufig acht Pfund Gewicht vor. Sie fand feine negative Polspite an ihrer linken Handfläche kühl bis auf eine Spanne Abstand ungefähr; dann folgte ein lauliches Zwischenstück von etwa einer schwachen halben Spanne, das ihr schwäches Gruseln verursachte; und von nun an blieb die Empfindung abnehmend kühl, bis dieß wieder bei etwa fünf Fuß Entfernung verschwand und Läuegefühl Plaß machte. Man sieht, sie hat im erstern Versuche die kurze lauliche Stelle nicht beachtet, nicht wahrgenommen, vielleicht gar nicht empfunden. Als ich sie denselben Pol mit gleicher Sorgfalt an der rechten Hand befühlen ließ, bekam ich alle dieselben Erklärungen, umgekehrtnamig. — Auch Frl. Azmannsdorfer (497) erklärte Aehnliches, als ich ihr einen zwei Fäuste großen einfachen - Alaunkrystall vorlegte; an ihrer Linken fand sie seinen negativen Pol in der Nähe falt bis auf eine kleine Spanne, wo sie ihn laulich oder doch fast indifferent, dann aber schnell wieder fühl werden fühlte auf weite Abstände. Umgekehrt sein positives Ende fand sie links nah und ferne lauwarm, in gewiffer Nähe aber, etwa den Abstand einer starken halben Spanne, wollte sie ihn fast indifferent finden. Gleiche Depositionen machten die Fräulein Armida (1) und Josephine Geraldini. (186) Hr. Med. Dr. Nied (56. 57) machte ähnliche Angaben über einen wohl 20 Pfund schweren Bergkrystall, den ich ihn am positiven und negativen Pole mit seiner Linken und Rechten befühlen ließ.

Aehnliche Depositionen empfing ich häufig von höher Sensitiven, z. B. von den Frl. Mair, Sturmann, Nowotny, Beyer u. a., notirte sie aber nicht oder nur ungenau; weil ich sie noch nicht begriff, half ich mir, auch wie andere Leute, mit der bequemen Ausflucht, es werde diese Unbeständigkeit nur eine Selbsttäuschung der Sensitiven seyn. Diese vermeintlichen Täuschungen sind aber fast immer nur Täuschungen unserer gelehrten Voreingenommenheit und Unkunde in der Berwicklung der Thatumstände. Erst als ich mich aus den Farbenunterschieden der odischen Lichterscheinungen herausgefunden und ihren merkwürdigen Parallelismus mit den odischen Gefühlen. entdeckt hatte, wurden mir die Aussprüche der Sensitiven, die mir so lange verworren und unfaßlich erschienen waren, klar und in ihrem Zusammenhange deutlich. Und als mir Frl. Zinkel (448) in der Finsterniß meiner Dunkelkammer gezeigt hatte, wie verschiedene Odlichtfarben verschiedene Temperaturgefühle in den Sensitiven erregen, brach mir ein neuer Tag an für meine Untersuchungen und ich bat im Herzen meinen odischen Gehülfen das Unrecht. ab, das ich in meiner früheren Unwissenheit an ihnen begangen hatte. Den Leser aber muß ich noch für einige Bogen um Geduld bitten, da ich hierüber erst bei der Entwicklung der Gesichtserscheinung deutlich werden kann. Für jest bleibt so viel feststehen: die odischen Temperaturen der Magnet- und Krystallpole sind und bleiben im Allgemeinen so wie ich sie bis jetzt durch alle meine Schriften entwickelt habe; aber innerhalb des Gefühles von Lau und Kühl gibt es im Besondern noch Modifikationen, welche aus den Abständen vom Odquell entspringen und wo negative und positive Nebeneinflüsse subordinirte Varianten in die Gefühle einbringen, dergestalt, daß an einem kühlen Pole minder kühle und relativ laulich erscheinende Stellen, an einem warmen Pole umgekehrte, vorkommen können, deren Daseyn ebenso genau studirt als beachtet werden muß. Es gibt an jedem Odpole odische Zonen nicht bloß größerer und geringerer Intensität ihrer positiven und negativen Werthe, sondern auch stellenweiser Vermengung beider Werthe in mancherlei wechselnden Proportionen. Wegen des Nähern hierüber muß ich verweisen auf das weiter unten folgende Capitel über die odischen Zonen, §. 2590.

§. 1156. Welchen von beiden Polen irgend einer Axe eines Krystalles ich für odpositiv und welchen für odnegativ ansehe, darüber habe ich mich schon früher (Dyn. §. 229 bis 231) bestimmt erklärt. Die Erkennung der Polwerthe von einem krystallisirten Individuum aber seht hiebei jedesmal erst eine Untersuchung voraus. Um solcher Umständlichkeit überhoben zu seyn, entstand die Frage, ob es nicht ein empirisches und schnelleres Erkennungsmerkmal gibt? Allerdings habe ich ein selches aufgefunden. Es hat sich gezeigt, daß wenn ich eine schöne Schwefelkrystallisation, die ich aus Schwefelkohlenstoff besaß, mit den obern Spitzen der Befühlung mit der linken Hand aussette, sie zwar stets von allen Sensitiven für sehr kühl erklärt

wurde, daß aber, wenn ich dieß umgekehrt mit der Seite that, welche am Boden aufkrystallisirt war, der so sehr odnegative Schwefel für ziemlich stark warmgebend erklärt wurde und zwar von Friedrich Weidlich (84), Hrn. Kotschy (41), Bollmann (76), Hrn. Tirka (24. 25), Baronin von Tessedik (20), Fräulein Winter (1o) u. a. m. Ebenso ging es mit einem faustgroßen Alaunkrystalle, jedermann fand sein oberes zugespißtes Ende in der Linken kühl, aber die aufgewachsene Stelle fanden ganz gut warm Hr. Kotschy (''), Hr. Nikolaus Rabe (7), Frl. Azmannsdorfer (497) und Frau von Tessedik (20). Gypsspath erschien am obern freien Ende kühl, am aufgewachsenen Fuße lauwidrig den Frl. Krüger (*), Glaser (38), Baronin von Tessedik (20), Hrn. Rabe (7); ein großer Schwerspath ebenso dem Hrn. Leopolder (32); so Kupfervitriol dem Hrn. Gustav Anschütz (33); ein Schört und ein Turmalin der Freifrau von Natorp (94) und Frl. Glaser (33); ein Granat der Frl. Weigand (46); dann einige große Bergkrystalle der Frl. Nather (88), Winter (10), von Weigelsberg (20), Glaser (33), Krüger (*), Hr. Kotschy ("), Hütter (17) und zwei Herren aus den höchsten Ständen ("); weiter ein großer Kalkspath der Freifrau von Tessedik (20), ein Diopsid, ein Staurolith und ein Beryll Ebenderselben; endlich legte ich einige Gußpukel dem Friedrich Weidlich ($5) vor, von Blei und von Zinn; er fand sie am convexen Boden, von wo aus die Erstarrung begonnen hatte, in der linken Hand lau, oben aber kühlig; einen gegossenen Cylinder von Zink ließ ich nach der Are zersägen, Weidlich (85) fand links den ganzen äußern Umfang lau, das innere Mittel aber in der Richtung der Are kühl; dort hatte Erkühlung und Erstarrung begonnen, hier aber geendet.

Alle diese Versuche von nasser und von trockner Krystallisation, von natürlichen und von künstlichen Krystallgebilden, stimmen ohne Ausnahme darin überein, daß die Basis der Krystalle, wo sie angewachsen sind, odpositiv, die Spize aber, der Punkt der Anziehung für weitere Auflagerung der Molekeln odnegativ ist. Man kann demnach jeden Krystall, lose gebildete ausgenommen, auf den ersten Blick nach seinem positiven und seinem negativen Pole beurtheilen.

§. 1157. Aber auch für lose gebildete, an beiden Enden rein ausgeformte Krystalle z. B. für in Lehm entstandene Alaune und Gypsspäthe und ähnliche Vorkommnisse gibt es leicht Merkmale, nach denen man sogleich über ihre odischen Polarwerthe entscheiden kann. Ich besige ein Prachtstück von einem großen, ausgebildeten Schwerspathe, am negativen Pole in eine fingerLange Kante zugeschärft. Beide Ecken derselben sind abgestumpft. Aber die Abstumpfung auf der Einen ist viel größer, als die auf der andern. Die Sensitiven alle erkennen nun sogleich an der linken Hand, daß die kleinere Abstumpfung sehr kühl, die größere viel weniger kühl, fast laulich und bei Frl. Zinkel mit Anfängen von Gruseln verbunden ist. Ich nenne als Zeugen

Frl. Glaser (138), Claudius (14), die Hrn. Delhez (5), Klein (12), Dr. Nied (85), Director Rabe (50), Prof. Rösner (4) und Schrötter ("); viele andere, die dasselbe aussprachen, sind nicht verzeichnet. Mit beiden Händen kontrolirte

ich dieß durch Frl. Beyer (15); sie erklärte, mit ihrer linken Hand befühlt:

die kleine Eckabstumpfung

die große Eckabstumpfung

mit ihrer rechten Hand:

die kleine Abstumpfung

die große Abstumpfung

fühl,

laulich,

laulich,

fühl.

Es ist demnach die kleinere, also ausgebildetere Ecke odnegativ, die größere, also unausgebildetere, odpofitiv. Ein großer Alaunkrystall hatte zwei scharfe und zwei abgestumpfte Zuspigungskanten; Hr. Gustav Anschütz (113) erkannte die scharfen Kanten viel kälter, als die abgestumpften. Endlich gehört noch hieher die Klage der Frl. Aymannsdorfer (449), daß es aus einem Glase mit ungeschliffenem Rande weit nicht so angenehm zu trinken sey, als aus einem geschliffenen; sie empfand aus ersterem odpositive Widrigkeit, die sie nicht näher zu beschreiben vermochte, was an einem geschliffenen Rande nicht so sey. Ein Trinkglas besteht nach Hrn. Leydolds schöner Entdeckung zum Theil aus krystallisirter Substanz; doch wenn bei der Erkaltung beim Uebergang vom flüssigen in den starren Zustand der Glasmasse Tendenz, Richtung der innern Kräfte zur Bewerkstelligung der Krystallisation thätig werden, so wird dieß auch hier so sich polarisiren müssen, daß, wie oben bei den Gußpukeln und dem Zinkcylinder, positive Polarität auf der äußern zuerst erkaltenden Oberfläche und negative in den innern Räumen sich entwickelt, wo die Auflagerung, das Ankrystallisiren vorgeht. Wenn nun ein solches Glas ungeschliffen bleibt, so empfindet eine Hochsensitive, die es zum Munde führt, positive Reaction, wenn aber die ganze Oberfläche weggeschliffen wird, und die Innentheile an die Oberfläche kommen, so wird sie mehr oder weniger mit negativen Zuständen in Berührung kommen und mehr Annehmlichkeit empfinden.

§. 1158. Da also, wo die krystallinische Bildung weiter fortgeschritten, wo sie entwickelter und vollständiger ist, da befindet sich jedesmal der odnegative Pol; wo sie aber mangelhafter und minder ausgebildet, wo sie zurück ist, da ist der odpositive.

Eine Bestätigung und die Erklärung hievon gibt uns das bekannte und so höchlich interessante Neeff'sche Gesetz der Thätigkeit an den beiden Polen der Volta'schen Säule an die Hand, worauf ich später zurückkemmen werde. §. 1159. Die Tragweite und Fernwirkung, welche die Krystalle überhaupt auf das sensitive Gefühl ausüben, und die mit der Entfernung abnimmt, kann ich mit einer Menge neuer Beweise belegen, wovon ich nur

einige anführen will. Frl. Winter (") empfand einen zwei Spannen langen, zwanzig Pfund schweren Bergkrystall am negativen Pole auf 9 Schritte Abstand kühl; die Kühle einer Schwefelkrystallanhäufung auf 5 Schritt. Denselben Krystall fühlte Frl. Weigand (4) auf 12, Frl. Nather (35) auf 13 Schritte; Frl. Sophie Pauer (40) auf 14 Schritte, Frl. Aßmannsdorfer (279) auf 31, den positiven Pol aber nur auf 21 Schritte; Frau Kienesberger (216) den negativen Pol desselben Bergkrystalls auf 24 Schritte. Bei allen diesen Personen verlief sich aber die Fernwirkung an ihren Gränzen nicht ins Unbestimmte und Unsichere, sondern sprach sich ganz entschieden aus. Ein Schritt weiter und die Empfindung von der Kühle oder Läue des Krystallpoles war ganz erloschen; ein Schritt weniger und sie wurde wieder deutlich wahrgenommen; ich konnte diesen Schritt vor- und rückwärts oftmals wiederholen, immer mit der Wirkung der gleichen Deutlichkeit.

§. 1160. Daß aus Krystallen herrührendes Od, Krystallod, sich ganz ebenso auf dritte Körper verladen läßt, wie das vom Magnet, oder von Händen u. s. w. wird neuer Belege nicht bedürfen. An die beiden Pole eines starken Bergkrystalls stellte ich je ein Glas Wasser und gab sie dem Friedrich Weidlich (120) und Frau Kienesberger (258) zu kosten. Sie fanden das vom negativen Pole frisch und angenehm und nannten es das schmackhafteste magnetete Wasser, das ihnen je dargereicht worden sey; das vom positiven Pole fanden sie lauwidrig und ekelhaft, wie mit Letten gemengt. — Aber selbst der schwach sensitive Hr. Hütter (34) fand von zwei Gläsern Wasser, die an beiden Polen eines großen Bergkrystalls verweilt hatten, das vom negativen Pole frisch und kühl, das vom positiven matt und abgestanden. Als ich einsmals die Frl. Zinkel, welche krank geworden, besuchte, fand ich neben ihrem Bette eine Flasche Wasser und daran angereiht den negativen Pol eines größern Bergkrystalls. Auf diese Weise hatte sie sich selbst beständigen Vorrath von geodetem Wasser gemacht, das sie dem gemeinen Brunnen bei weitem vorzog.

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Die Verladbarkeit des Odes von Krystallen würde damit klar seyn, woferne ich sie nicht schon längst dargethan hätte (Dyn. §. 45).

§. 1161. Die Durchleitung desselben und die Wirkung davon auf menschliche Empfindung berühre ich nur mit ein paar Worten. Dem Friedrich Weidlich (185) gab ich einen Kupferdraht von 8 Fuß Länge in die Linke und sette an das andere Ende den negativen Pol eines großen Bergkrystalls. Nach ein paar Sekunden fühlte er den Draht kühl werden und sich selbst angenehm davon durchströmt. Kehrte ich den Krystall mit dem positiven Ende dem Drahte zu, so verging die angenehme Kühle und Lauwidrigkeit trat an ihre Statt. Hr. Gustav Anschütz (67. 7) legte seinen Degen in die magnetische Parallele und erfaßte die Spige mit den linken Fingern. Ich brachte das negative Ende eines großen, etwa acht Pfund schweren Fasergypses an

v. Reichenbach, der sensitive Mensch. 1.

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